Eyes like yours Teil 26 ENDE

Autor: Fullmoon
veröffentlicht am: 02.08.2007




Jane stand auf. 'So, ich glaube, ich muss Nicholas vom Kindergarten abholen. Bitte überleg es dir noch mal mit Dad. Er würde sich wirklich freuen.'
'Ich überlege es mir.'
'Ruf ihn noch heute Abend an, denn morgen kommt er schon vorbei.'
'Ja, mach ich.'
Lily begleitete ihre Schwester in den Flur.
'Gut.' sagte Jane und zog sich die Jacke an.
In diesem Moment klingelte es Sturm.
'Erwartest du etwa Besuch?'
'Eigentlich nicht. Obwohl ich nur einen kenne, der so klingelt.'
Liliane ging zur Tür. 'Jass, wie oft soll ich dir sagen-' Als sie sah, wer an der Tür war, hielt sie inne. 'Was tust du hier?'
'Klappe!' zischte Ian sie an und drückte ihr Jeamie in den Arm.
'Ist was mit ihr passiert?' fragte Liliane besorgt und vergaß ihre Feindseligkeit Ian gegenüber für einen Moment. 'Jeamie? Liebling?'
'Weck sie bloß nicht auf!'
'Was ist denn los, Ian?' mischte sich Jane ein.
Ian musterte sie voller Abscheu. 'Und so was nennt sich beste Freundin!'
Jane blieb vor Entrüstung der Mund offen. 'Was?'
'Tu nicht so, als wenn du es nicht wüsstest!'
'Wenn ich was nicht wüsste?'
'Das weißt du ganz genau! Genauso wie du, Lil!'
Liliane hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch. 'Jane, es ist wohl besser, wenn du gehst.'Jane nickte. 'Okay. Wir sehen uns. Und vergiss Dad nicht.'
Sie warteten bis die Tür ins Schloss fiel.
'Ich will dich hier nicht sehen.' sagte Liliane und drehte sich um.
Ian folgte ihr. 'Das interessiert mich einen Scheißdreck. Bring Jeamie nach oben.''Warum?'
'Tu es einfach!' rief er und der Ausdruck in seinem Gesicht veranlasste sie seiner Aufforderung nachzukommen.
Er wartete im Wohnzimmer auf sie.
Als er sie hereinkommen sah, erdolchte er sie mit seinem Blick.
Liliane verschränkte die Arme vor der Brust. 'Also?'
'Warum hast du mich angelogen?'
'Wie angelogen?' fragte sie.
Ian stieß ein verächtliches Schnauben aus. 'Tu nicht so unschuldig, du weißt ganz genau was ich meine. Oder soll ich es noch deutlicher machen?'
'Bitte.'
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. 'Weißt du, ich hab nie den Drang verspürt eine Frau zu schlagen, doch jetzt juckt's mir in den Fingern.'
'Wenn du nur gekommen bist, um mir zu sagen, dass du mich schlagen willst, kannst du auch gleich wieder verschwinden.'
'Ich verstehe einfach nicht, wie du mir noch unter die Augen treten kannst.' fuhr er fort und ignorierte ihre Bemerkung. 'Wenn du ein Mann wärst, hätte ich dich schon längst
windelweich geprügelt.'
'Kannst du nicht vernünftig mit mir reden, anstatt nur zu drohen?'
Er funkelte sie an. 'Wir hätten schon vor vier Jahren vernünftig reden sollen, als du gemerkt hast, dass du ein Kind von mir bekommst.'
Liliane zuckte zusammen und diese Reaktion befriedigte ihn zutiefst.
Sie ließ ihre Arme sinken und starrte ihn nur an. Alles drehte sich.
Natürlich war es naiv und töricht von ihr zu glauben, dass Ian nie erfahren würde, wer Jeamie in Wirklichkeit war, doch sie hatte sich immer daran festgeklammert.
'War es so schwer zu sagen: ‚Hey Ian, hör mir mal zu, ich bin schwanger'?'
'Als wir uns das letzte Mal sahen, hab ich es noch nicht gewusst.' antwortete sie aus
zusammengebissenen Zähnen.
'Ach, du wusstest es noch nicht? Aber du bist doch wieder nach Amerika geflogen, oder? Du lebst doch hier, hab ich Recht? Wenn mich mein Verstand nicht täuscht, dann ist Jeamie Amerikanerin, was heißt, dass sie hier geboren wurde. Das wiederum sagt mir, dass du lange vor der Geburt hier warst. Also warum hast du mich nicht angerufen? Warum hast du mir nichts gesagt? Denkst du, ich bin dumm? Denkst du das wirklich? Das Mädchen sieht genauso aus wie ich, als ich so alt war!'
'Ich wollte es dir nicht sagen.' sagte sie trotzig.
Er schnaubte. 'Ja, das hab ich gemerkt.'
'Du verstehst mich nicht!'
'Dann e r k lä r es mir doch, verdammt noch mal!'
Angesichts der Lautstärke zuckte sie wieder zusammen. 'Erinnerst du dich noch an die Worte, die du an unserem letzten Abend gesagt hast?' fragte sie. 'Du hast gesagt, dass ich aus deinem Leben verschwinden soll. Das habe ich getan.'
Ian fuhr sich aufgebracht durch die Haare. 'Aber du warst s c h w a n g e r! Das ist etwas ganz anderes! Großer Gott, wie kannst du nur so blöd sein?'
'Hör auf mich als blöd abzustempeln!'
'Tut mir leid, aber ich kann einfach nicht anders, weil du mir nicht den geringsten Beweis für das Gegenteil gibst, Miss Polite-Tussi!'
Ihren ‚Spitznamen' sprach er mit so viel Verachtung aus, wie er nur konnte. Es schien, als würde er ihr jede Silbe ins Gesicht spucken.
Weil sie darauf nichts erwiderte, fuhr er fort sie zu attackieren. 'Väter haben in Amerika bestimmte Rechte! Ich als Anwalt kenne sie nur zu genüge und ich könnte rechtliche Schritte einleiten, gegen das was du getan hast!'
Sie sah ihn geschockt an. 'Das tust du nicht.'
'Ach ja? Bist du dir sicher?'
'Ian, wir können vernünftig darüber reden.'
'Ich will jetzt aber nicht vernünftig reden!' rief er. 'Ich bin im Moment so wütend, dass es ein Wunder ist, dass ich dich noch nicht angeschrieen habe!'
'Vielleicht verwechselst du ‚anschreien' ja mit ‚Stimme heben'?'
'Wag es bloß nicht frech zu werden, Liliane! Ich bin dazu nicht in der Stimmung!'
'Ich lasse mich nicht in meinem eigenen Haus anschreien, hast du gehört?!'
'Wie schön für dich! Ich will, dass du mir sofort alles von Anfang an erzählst!'
Sie blitzte ihn an. 'Nein.'
Ian schloss für einen kurzen Moment die Augen, damit er ihr nicht an die Gurgel sprang.'Liliane, Jeamie ist auch mein Kind.'
'Du hast sie nie gewollt!'
'Wie kannst du so etwas sagen?' fuhr er sie an. 'Hätte ich von ihrer Existenz gewusst, dann hätte ich sie vielleicht gewollt!'
'Du hast keine Ahnung was für ein Arschloch du damals warst! Gratuliere, denn anscheinend bist du zu einem noch größeren Arschloch geworden!'
'Wie bitte?!'
'Du weißt doch gar nicht wie ich mich gefühlt habe, nachdem du mir gesagt hast, dass unsere Affäre dir nichts bedeutet. Meinst du, dass ich darüber einfach nur die Schultern gezuckt habe? Du hast überhaupt keine Ahnung von meinen Gefühlen!'
Beide funkelten sich an.
Schließlich fuhr Liliane fort: 'Erinnerst du dich noch an Thorsten? Ich dachte, wenn ich mit ihm schlafe, dann würde ich dich vergessen. Aber ich hätte nie gedacht, dass es danach noch schlimmer werden könnte.'
Ian musste an die vielen Prostituierten denken, mit denen er sich abgegeben hatte.
'Und während man den Freispruch an Cassandra Jenkins feierte, der nur dir zu verdanken war, saß ich hier mit einem Baby, das schrie, weil es gefüttert werden wollte. Sollte ich da etwa zu dir kommen und dir sagen, dass ich ein Kind von dir bekommen habe? Hätte ich das tun sollen, wo du dich doch gerade in deinem Ruhm gesuhlt hast?'
Ian sah sie lange an und sie hielt seinem Blick stand.
'Du warst nicht die Einzige, der es schlecht ging, Lil.' sagte er dann.
Sie erwiderte darauf nichts.
'Ich nehme Jeamie heute mit zu mir.'
'Was?' rief sie. 'Das kannst du nicht einfach so bestimmen!'
Liliane begegnete seinem kalten Blick und innerlich fröstelte es sie.
'Und ob ich das kann.' entgegnete er. 'Ich verstehe deine Gründe, warum du mir nichts von der Schwangerschaft erzählt hast, was aber noch lange kein Grund ist dir zu verzeihen. Immerhin habe ich über drei Jahre mit ihr verpasst und die will ich nachholen.''Das geht nicht. Mein Vater kommt morgen und verbringt mit ihr und Nicholas einen Tag.'Sie sagte es zwar nicht allzu gerne, aber es war besser als sein Vorschlag.
'Tja, dann erklärst du deinem Vater mal, dass seine Enkelin morgen nicht mitkann.''Jeamie bleibt heute nacht hier.' versetzte Liliane.
Ian schaute sie böse an. 'Lil, du schuldest mir drei Jahre!'
'Du kannst sie nicht einfach so mitnehmen, als wäre sie ein Objekt in einem Einkaufszentrum!'
'Ich will nur einen Tag, Liliane! Du hast sie mir drei Jahre vorenthalten, drei verdammte Jahre!'
'Seit wann liebst du mich?' fragte sie plötzlich.
Ian blinzelte sie verwirrt an. 'Was hat das damit zu tun?'
'Seit wann, Ian?' drängte sie ihn.
Er ließ die Schultern hängen. 'Ich weiß es nicht.'
'Erst seit den letzten Tagen, die wir zusammen verbracht haben?'
'Nein.' gab er müde zu.
'Also schon vorher?'
'Wahrscheinlich.'
'Hat es in Angelsent angefangen?'
'Vielleicht.'
'Ist das ein ja oder ein nein?'
'Ja.' antwortete er.
Der Schmerz in ihren Augen nahm zu. 'So lange liebst du mich schon.' flüsterte sie. 'Warum hast du mir das nie gesagt?'
Er fühlte sich unbehaglich. 'Lenk nicht vom Thema ab.'
'Das gehört noch sehr wohl zum Thema.' erwiderte sie. 'Und sag mir nicht, dass du damals nicht wusstest was Liebe ist, das ist einfach lächerlich.'
Wenn diese ganzen Umstände nicht wären, wäre er zu ihr hingegangen und hätte sie zärtlich in seine Arme genommen und sie geküsst, aber sein Stolz ließ das nicht zu.
'Ich glaube, ich hatte Angst dich nicht genug zu lieben.'
'Nicht genug für die Ewigkeit?'
'Ja, genau. Ich wollte nicht, dass du deine Heimat umsonst für etwas aufgibst... dein ganzes Leben wäre ruiniert gewesen... ich wollte, dass du eine... gesicherte Zukunft hast.'
'Wie kann deine Liebe nicht genug für mich sein, wenn sie doch so lange gehalten hat, Ian?'Er sah sie sprachlos an.
'Du bist doch Anwalt.' fuhr sie fort. 'Als Anwalt muss man ab und zu Risiken eingehen, oder? Wie kannst du etwas gewinnen, wenn du nichts wagst?'
'Ich... ich...'
'Ich habe einen Fehler gemacht, als ich dir nicht von Jeamie erzählt habe. Aber siehst du nicht, dass du ebenfalls einen Fehler gemacht hast? Jeamie hätte schon vor Ewigkeiten einen Vater haben können, wenn du nur bereit gewesen wärst ein kleines Risiko einzugehen.'Sie schwiegen sich an und Liliane fragte sich, wie er nun reagieren würde.
'Also ist es wieder meine Schuld?' fragte er schließlich sarkastisch.
'Das habe ich nicht gesagt.' antwortete sie fassungslos.
Hatte er ihr überhaupt zugehört?
'Aber gemeint?'
Sie seufzte. 'Unter anderem. Wir sind beide Schuld, okay? Ich wollte damit sagen, dass du mir nicht ohne Gewissensbisse unterstellen kannst, dir Jeamie vorenthalten zu haben. Du hast dich selbst vorenthalten. Nicht nur Jeamie. Sondern auch mir.' fügte sie leise hinzu.Ian fuhr sich durch die Haare. 'Du schaffst mich. Ehrlich.'
'Ich sage nur meine Meinung.'
'Und das so überzeugend, dass ich dir fast glauben könnte.'
'Ich lasse Jeamie nicht zu dir.'
'Hört sich fast so an, als glaubst du, ich würde sie vergewaltigen oder schlagen.'
Liliane wandte sich ab. 'Sie bleibt hier, Ian.'
Er stieß einen wüsten Fluch aus. 'Liliane, was hast du dagegen einzuwenden? Nenn mir doch wenigstens einen vernünftigen Grund!'
'Für sie bist du nur ein Bekannter. Meinst du, sie würde einfach so bei einem fremden Mann schlafen?'
'Ich besuche sie öfters im Kindergarten.'
'Ich weiß, Tracy hat es mir erzählt.'
Ian verfluchte Tracy leise und trat einen Schritt auf Liliane zu, während sie einen Schritt zurückwich.
'Verdammt jetzt bleib doch stehen!' herrschte er sie an.
'Wenn du mit mir schlafen willst, um deine Ziele zu erreichen, dann kannst du dir das gleich abschminken!'
'Denkst du, ich hätte in dieser Situation überhaupt Lust mit dir zu schlafen?' fragte er und auf seiner Stirn bildeten sich Falten.
Mit gemischten Gefühlen registrierte Liliane das Gesagte.
Es war vollkommen sinnlos sich noch weiterhin über Jeamie zu streiten, denn sie würde ganz sicher nicht ihre Meinung ändern. Außerdem konnte er nicht einfach so hereinspazieren und sie für sich beanspruchen.
Lily war enttäuscht, dass er nicht versuchte, ihr zu erklären, was in dem Restaurant vorgefallen war, denn eine Erklärung wünschte sie sich mehr als alles andere. Sie wollte wissen, warum er sie angelogen hatte und warum er sie liebte.
'Nein.' sagte sie. 'Und das ist auch gut so.'
Plötzlich fühlte sie wieder die tiefe Trauer in ihrem Herzen, die sie durch den Streit nicht mehr wahrgenommen hatte, weil andere Gefühle Momente lang stärker waren.Auch Ian spürte die Veränderung. 'Was ist?'
'Nichts.' antwortete sie aus Gewohnheit, weil man immer ‚Nichts' sagte, wenn man so etwas gefragt wurde.
Leider kam auch immer wieder die gleiche Entgegnung. 'Ich sehe doch, dass etwas los ist.'Sie war erschöpft. 'Ich habe daran gedacht, was zwischen uns schiefgelaufen ist.''Meinst du das im Restaurant?'
Sie nickte. 'Ja.'
Er sah ihr lange in die Augen, bis er sich wieder abwandte. 'Ich kann dir noch nichts erklären, Liliane.'
'Ich brauche aber eine Erklärung!' rief sie wild.
'Das weiß ich.' Jetzt war er derjenige, der ruhiger war. 'Aber ich muss mir selbst über so vieles klar werden. Eigentlich hatte ich gar nicht vor hierhin zu kommen.'
'Dann willst du mich also wieder warten lassen?'
Er drehte sich um. 'Es tut mir leid.'
'Was ist mit Jeamie?'
'Du bist eine Mutter und wenn sich eine Mutter etwas in den Kopf gesetzt hat, dann lässt sie sich nicht so leicht davon abbringen.'
'Hör auf, mit weisen Worten herumzutönen!'
Die ganze Zeit hatte sie mehr oder weniger einen kühlen Kopf bewahrt, während er wie wild auf sie eingeschrieen hatte, aber jetzt konnte sie sich nicht halten. Sie hatte viel zu große Angst ihn noch einmal zu verlieren. Sie durfte ihn nicht noch einmal verlieren...
Panisch beobachtete sie, wie er wegging.
'Du kannst mich nicht immer warten lassen!' schrie sie.
Er hielt inne.
'Ich will, dass du hier bleibst und dass alles wieder gut wird...' wisperte sie. 'Bitte.'Es zeriss ihr das Herz, als er, ungeachtet ihrer Worte, weiterging. Sie wollte ihm folgen und ihn weiter anflehen, doch sie drehte sich ebenfalls um und ging nach oben, damit sie nicht das leise Klicken der Haustür hören und einsehen musste, dass er gegangen war.
Einfach gegangen war.
Erst war er hineingestürmt und hatte sie wütend zur Rede gestellt, dann war er wieder gegangen, weil sie ihn auf ein Thema angesprochen hatte, das für ihn noch tabu war, für sie aber nicht.
Liliane blieb an Jeamies Türschwelle stehen und sah auf ihr schlafendes Gesicht.Sie würde bald aufwachen, das wusste sie. Und dann musste sie ihr auch endlich die Wahrheit über ihren Vater sagen. Jeamie hatte zwar nie wirklich gefragt, wo ihr Vater war und wenn sie mal eine kleine Andeutung machte, dann antwortete Liliane, dass er irgendwo in der Welt wäre und dass sie auf ihn warten mussten. Sie hatte gewartet und sie wartete immer noch.Sie warteten beide.

Ian wischte sich mit einer wütenden Handbewegung die Tränen aus dem Gesicht.Es war gut, dass er sich nicht nach Liliane umgedreht hätte, denn dann wäre er sicherlich schwach geworden.
Als ihre verzweifelten Worte an sein Ohr drangen, hatte er sich noch schlechter gefühlt, als sonst und er hatte fast vergessen, dass er sich wegen seiner Lüge schlecht fühlte.
Er war einfach fuchsteufelswild gewesen, als er gemerkt hatte, dass Lil ihn ebenfalls angelogen hatte. Großer Gott, Jeamie war sein Kind.
Das galt es auch erst einmal zu verarbeiten.
Doch zunächst musste er mit Cassandra sprechen.
Er hatte dazu noch keine Gelegenheit gehabt, weil sie jeden Tag eine Pressekonferenz hatte, um die Geschehnisse zu erklären. Ihr Bild war auf jeder Zeitschrift zu sehen und man munkelte, dass sie nur Werbung für ihren neuesten Film machen wollte. Vielleicht stimmte das ja, aber ihm war das egal.
An dem Tag, als die Zeitungen schrieben, dass er und Cass das Hollywoodtraumpaar seien, hatte er sie angerufen und nach einem kurzen Gespräch waren sie sich beide über eine Trennung einig gewesen. Aber nichtsdestotrotz mussten sie reden.
Er schuldete ihr als erstes eine Erklärung, weil sie die eigentliche Betrogene war.Als er eine Stunde später seine Wohnungstür aufschloss, spielte das Schicksal ihm eine Gelegenheit zu mit ihr zu reden.
Cassandra saß im Wohnzimmer mit einem Glas Wein in der Hand.
Sie blickte auf, als er hereinkam und obwohl sie dieses Treffen geplant hatte, war sie überrascht ihn zu sehen.
'Cass.'
'Ian.'
'Ich muss mit dir reden.' begann er und hängte seine Jacke auf.
'Deswegen bin ich hier. Wein?'
'Nein, danke.' lehnte er ab und setzte sich zu ihr.
Er wusste nicht, wie er anfangen sollte. Er beobachtete sie, während sie aus dem Weinglas trank und suchte nach einem Anhaltspunkt. Er brauchte etwas, womit er beginnen konnte. Womit auch sie etwas anfangen konnte.
'Erinnerst du dich an dem Abend, wo wir das erste Mal zusammen essen waren? Das muss irgendwann im Juni gewesen sein.'
Sie nickte. 'Ja, Mitte Juni ungefähr.'
'Zu dem Zeitpunkt ging es mir ziemlich dreckig, obwohl ich es mir nicht anmerken lassen wollte.'
Sie sah ihn über den Rand des Glases hinweg an. 'Du wirktest manchmal weggetreten.''Die Frau in dem Restaurant... sie heißt Liliane Joyce. Sie kommt aus Deutschland und wir hatten...' Ian brach ab. Was hatten sie gehabt? Eine Affäre, wie er sich damals einzureden versuchte? Nur eine seiner harmlosen, üblichen Affären oder war es doch etwas, das einer Beziehung ähnelte? 'Eine Affäre, wie ich dachte.' beendete er den Satz schließlich. 'Ich dachte, dass es nichts Ernstes wäre und dass es für sie auch nur eine unwichtige Sache war, die uns beiden Vergnügen bereitete, aber niemandem schadete.' Er sah Lilianes glückliches Lächeln, wann immer er sie heimlich beobachtet hatte. 'Aber das war nicht so. Für sie war es viel wichtiger als es mir später bewusst wurde. Ich wusste damals nicht, dass ich sie liebe... sie war mir schon wichtig, ich wusste nur nicht wie wichtig. Aber sie war nur zu Besuch hier, weil ihre Schwester geheiratet hat und irgendwann musste sie auch wieder gehen. Sie wollte nicht. Sie wollte bei mir bleiben.'
Er erinnerte sich an seine heftigen Worte und an ihren verletzten Gesichtsausdruck, als sie schließlich gegangen war.
'Hast du sie gehen lassen?' fragte Cass sanft. Sie spürte, dass er sich deswegen immer noch Vorwürfe machte und dass er immer noch unter dieser Entscheidung litt, obwohl ihm erst jetzt bewusst wurde, wie sehr.
'Ja.' antwortete er leise. 'Ich hatte Angst sie nicht genug lieben zu können und dass ich sie später enttäuschen würde. Ich wollte sie nicht verletzen. Ich wollte, dass sie nicht ihre ganze Heimat für nichts und wieder nichts aufgibt.'
Cassandra schwieg, doch ein mitfühlendes Lächeln spielte um ihre Lippen.
'Ich bin ihr vor ein paar Wochen wieder begegnet. Ich konnte es gar nicht glauben.' fuhr Ian fort. 'Da hab ich erst gemerkt, dass ich sie die ganze Zeit über gar nicht vergessen konnte... dass sie immer irgendwo tief in meinem Herzen war. Aber sie wollte mich zuerst nicht wiedersehen.'
'Ich hätte dich auch nicht wiedersehen wollen, nachdem was du ihr angetan hast.'
'Vielleicht sollte ich doch etwas trinken.'
Cass lachte und stand auf. 'Okay, ich hol dir was. Erzähl weiter.'
Überrascht schaute Ian ihr nach und wunderte sich, warum sie ihm nicht böse war.
'Ich liebe sie.' sagte er. 'Ich liebe sie so sehr.'
'Ja, das merkt man.' rief Cass aus der Küche. Sie öffnete den Kühlschrank und nahm die angefangene Weinflasche heraus.
'An dem Abend, als du in dem Restaurant aufgetaucht bist, wollte ich ihr sagen, was ich für dich empfinde und... ich wollte ihr auch die Wahrheit über dich und mich erzählen.''Ach, dann hast du ihr also nicht gesagt, dass du eigentlich eine Freundin hattest.''Cass, ich habe dich geliebt. Aber diese Liebe war nicht stark genug. Meine Gefühle Lil gegenüber waren einfach... stärker.'
Anders konnte er es wohl nicht erklären und außerdem wollte er sie nicht mehr anlügen.Cassandra reichte ihm sein Weinglas. 'Rechtfertige dich nicht für deine Liebe, Ian.''Bist du mir denn gar nicht böse?' fragte er verwirrt.
'Ich weiß nicht.' murmelte sie und sah auf den Teppich. 'Irgendwie schaffe ich es nicht böse auf dich zu sein.' Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht, bevor sie wieder zu ihm aufschaute. 'Ich verstehe dich, Ian. Ich verstehe dich sogar sehr gut und durch diese ganze Geschichte habe ich auch etwas von dir gelernt.'
Ian trank einen Schluck Rotwein. 'Was sollst du denn von mir gelernt haben?' fragte er lachend. 'Wie man am Besten lügt? Wie man jemanden betrügt ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben?'
Cass lachte nicht. 'Nein.' sagte sie. 'Dass wahre Liebe existiert, wenn man den Richtigen gefunden hat. Und dass es sich manchmal lohnt dafür kämpfen.' Ian wollte protestieren, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. 'Willst du mir jetzt weismachen, dass du dich nicht um sie bemüht hast? Es tut mir leid, dir das zu sagen, aber ich habe ein paar Nachforschungen machen lassen.'
'Nachforschungen?' wiederholte er und auf seiner Stirn bildeten sich Falten.
'Über dich. Seit die Presse die ganze Sache mit uns erfahren hat. Ich wollte wissen, was du die letzten Tage gemacht hast, da mein Manager dich nicht erreichen konnte, um eine Pressekonferenz einzuberufen.'
'Ich war die letzten Tage nicht zuhause.'
'Ich weiß.' erwiderte sie. 'Zuverlässige Quellen sagten mir, dass du dich öfters in dem kleinen Dorf Angelsent aufhältst.'
'Ich habe dort ein Haus.'
'Du warst im Kindergarten, Ian.' sagte sie. 'Du hast ein Mädchen namens Jeamie Noelle Joyce besucht.'
Er fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. 'Du hast mir nachspioniert?'
'Ja.' gab sie offen zu. 'Aber das habe ich dir doch gerade gesagt.'
Ian brauchte eine Weile, bis er das verarbeitet hatte. Er sah Cassandra an und in seinem Kopf arbeitete es. Und dann machte es Klick.
'Also hätte ich dir auch gar nichts erklären müssen? Hast du schon alles gewusst, bevor ich hierhin gekommen bin? Woher wusstest du denn, wann ich hier-' Er brach schnaubend ab. 'Ach ja, natürlich, dein Detektiv. Hat er auch Liliane nachspioniert?'
'Nein. Hör zu, es tut mir leid, aber ich musste wissen, wo du warst.' erklärte sie. 'Und was ich dir damit sagen wollte ist, dass du schon um Liliane kämpfst. Ich weiß, dass Jeamie ihre Tochter ist.'
'Verdammt, sie ist auch meine Tochter!' rutschte es ihm heraus.
Sie blinzelte ihn an. 'Was?'
'Nichts.' murmelte er.
'Jeamie ist deine...?' Cassandra blieb der Mund offen stehen. 'Ich komm nicht mehr mit. Ihr habt eine wirklich... außergewöhnliche Liebesgeschichte.'
'Sag nichts dazu, ich hab's auch noch nicht so richtig verarbeitet.'
Sie bemerkte die Bitterkeit und versuchte darüber nicht den Kopf zu schütteln.
'Das wichtigste ist doch, dass du sie liebst. Und dass sie dich liebt.' sagte sie.
Ian starrte in sein Weinglas. 'Ja, natürlich. Meine Liebe zu ihr ist so stark, dass-'
'Hast du ihr das Ganze mal gesagt?'
'Ich musste erst mit dir reden, Cass. Ich hätte ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn ich einfach so zu ihr hingegangen wäre, ohne dir etwas zu erklären. Hätte ich aber gewusst, dass du Detektive auf mich gehetzt hast, hätte ich mir das auch sparen können.'
Jetzt lachte sie. 'Ich habe nicht alles gewusst, wirklich. Ich bin froh, dass du mit mir geredet hast.'
'Irgendwie kommt mir das alles viel zu einfach vor.'
'Willst du jetzt nicht zu ihr hinfahren?'
'Das geht nicht. Noch nicht.' verbesserte er sich. 'Ich kann noch nicht zu ihr hinfahren, ihr alles erklären und mich entschuldigen. Und ich kann ihr noch nicht sagen, was ich für sie empfinde. Die Dinge sind noch zu kompliziert. Ich muss darüber nachdenken, wie es zwischen uns weitergehen kann.'
'Das ist typisch Mann.' seufzte Cassandra. 'Wieso müsst ihr erst nachdenken bevor ihr handelt? Kannst du nicht einmal spontan sein?'
'Ich bin beim Sex spontan.' verteidigte er sich beleidigt.
'Du bist manchmal wirklich ein Idiot, Ian, hat dir das schon mal jemand gesagt?'
'Mehr als genug.'
'Gut. Nimm's dir zu Herzen.' Sie sah auf ihre Uhr. 'Ich sollte nicht mehr länger bleiben.''Cass, warte.'
Sie hielt inne. 'Was?'
'Bist du mir wirklich nicht böse? Willst du nicht irgendwelche Vasen nach mir werfen?''Ich steh nicht so auf Gewalt.' entgegnete sie lächelnd. 'Mach dir um mich keine Sorgen. Denkst du, dass ich mich wegen dir umbringen werde?'
'Cass... ich will nicht, dass wir uns entfremden.'
'Das tun wir nicht. Nicht, wenn ich bald eine Einladung zu eurer Hochzeit bekomme.''Kennst du das Klischee, dass der Ex auch ein sehr guter Freund sein kann?'
'Kenne ich.'
'Und was hältst du davon?'
Cassandra lächelte. 'Sehr viel.'
Ian sah ihr zu, wie sie zur Tür ging und sich den teuren Mantel anzog.
Bevor sie hinausging, warf sie ihm einen gekonnten Blick über die Schulter und grinste.'Übrigens... ich glaube, dass ich Matt Damon wieder treffen werde.'
Die Tür fiel ins Schloss und sie sah nicht mehr, wie er kopfschüttelnd und schmunzelnd lächelte.

Jeamie drückte das Kuscheltier fester an ihre Brust, während sie in dem Buch herumblätterte.Sie konnte zwar noch nicht lesen, aber an den Bildern konnte sie den Verlauf der Geschichte erahnen. Eigentlich war es noch nicht mal so schwer, denn sie hatte den Film dazu schon gesehen. Sie hob den Kopf, um ihre Mummy anzuschauen, doch sie bemerkte sie nicht, sondern schaute nur mit leerem Blick aus dem Fenster.
Als sie von ihrem Mittagsschläfchen aufgewacht war, hatte ihre Mummy sie nach unten getragen und ihr dabei manchmal den Kopf gestreichelt, aber sie hatte dabei nichts gesagt.Sie hatte schon eine ganze Weile nichts mehr gesagt, deswegen hatte sich Jeamie von ihr losgemacht und ein Buch aus dem Regal herausgekramt.
Sie hatte ihre Mutter nach dem Kuscheltier gebeten und sie hatte es ihr wortlos gebracht.Jeamie blätterte eine Seite weiter, doch ihr Interesse verlor sich.
Wenn ihr doch jemand vorlesen könnte. Sie traute sich nicht ihre Mutter zu fragen, denn sie war heute so komisch.
Seufzend klappte sie das Buch zu und brachte es zurück.
Ob sie zu Mummy gehen sollte? Nervös steckte Jeamie den Daumen in den Mund und saugte daran.
Sie folgte den Blick ihrer Mutter, doch draußen schien nichts Bewegendes zu sein. Nur die Straße und Häuser. Ob ihre Mummy überhaupt richtig hinsah?
Sie ging einen kleinen Schritt auf sie zu, doch sie drehte sich nicht nach ihr um.
'Mummy?' Sie hatte immer noch den Daumen im Mund.
Langsam wandte sie sich zu ihr um. Sie blinzelte, als hätte sie Jeamie gerade erst gesehen.'Hast du mich vergessen, Mummy?'
Endlich streckte Liliane den Arm nach Jeamie aus und Jeamie rannte zu ihr hin und kuschelte sich eng an ihre Brust.
'Entschuldige, mein Schatz. Ich war nur in Gedanken.' erklärte Lily und drücke Jeamie einen Kuss auf's Haar.
Dann griff sie nach den kleinen Fingerchen ihrer Tochter und zog daran, sodass sie nicht mehr am Daumen lutschte.
'An wen hast du gedacht?' fragte Jeamie.
'Niemand besonderes.' log sie.
'Hast du an Ian gedacht?' bohrte Jeamie weiter.
Liliane erstarrte. Was hatte das Kind andauernd mit Ian?
Als sie nicht antwortete, fuhr das Mädchen fort: 'Ich hab manchmal an Ian gedacht.'
'Warum?' Sie wollte nicht so vorwurfsvoll klingen, doch sie schaffte es nicht.
Jeamie sah lächelnd zu ihr auf. 'Weil er immer so lieb zu mir ist.'
Sie biss sich auf die Unterlippe. Sie wusste, dass sie ihrer Tochter die Wahrheit sagen musste.Dass sie einen richtigen Vater hatte. Sie hatte nur Angst auf die Reaktion.
Würde Jeamie wütend sein? Würde sie weinen, weil sie sie mit dieser Offenbarung so überrumpelte? Oder würde sie doch ganz anders reagieren?
'Jeamie, Liebling...' Liliane setzte Jeamie so auf ihren Schoß, dass sie ihr ins Gesicht schauen konnte. 'Mummy muss dir etwas Wichtiges sagen.'
Das Lächeln auf Jeamies Gesicht verblasste und sie erwartete Schlimmes. Sie sagte nichts.'Es ist wegen Ian.'
Das Mädchen sagte noch immer nichts, sondern sah sie nur mit großen Augen an. Liliane konnte die Angst und gleichzeitig die Neugier darin sehen.
Sie versuchte es mit einem Lächeln und es kam ihr wie eine Grimasse vor.
Ihre zitternde Hand streichelte Jeamies Haar.
'Also...' Sie holte tief Luft. 'Bevor du geboren wurdest, war ich schon einmal in Amerika. Du weißt ja, dass ich in Deutschland geboren bin, oder?'
Jeamie nickte.
'Deine Tante Jane hat damals Onkel Matt geheiratet und sie hat mich zur Hochzeit eingeladen. Ich bin die Trauzeugin gewesen, zusammen mit Ian, weil der Onkel Matts bester Freund war und es immer noch ist.'
'Was ist eine Trauzeugin?'
'Das ist ein Mann oder eine Frau, die sagen können, dass jemand verheiratet ist.'
'Kannst du also sagen, dass Tante Jane mit Onkel Matt verheiratet ist?'
'Ja, kann ich.'
'Und Ian?'
'Ian kann das auch.'
Wieder nickte Jeamie und Liliane erzählte weiter.
'Ian und ich, wir haben uns sehr gemocht. Wir waren vielleicht so wie Tante Jane und Onkel Matt, nur das wir nicht verheiratet waren.'
'Habt ihr euch auch geküsst wie Tante Jane und Onkel Matt?'
Liliane zögerte. 'Ja, haben wir.' antwortete sie schließlich. 'Ich habe mich damals in Ian verliebt, aber ich habe ja in Deutschland gelebt und habe sozusagen nur Urlaub bei Tante Jane gemacht. Aber weil ich Ian so... geliebt habe, wollte ich bei ihm bleiben. Verstehst du das?''Vielleicht.'
'Aber Ian wollte das nicht.'
'Warum denn nicht?'
Liliane hatte gewusst, dass Jeamie viele Fragen stellen würde, doch es war schwer Antworten zu finden, die sie auch verstand.
'Weil... weil er nicht wollte, dass ich meine Heimat für ihn aufgebe. Wir haben uns gestritten und dann bin ich wieder zurück nach Deutschland geflogen.' Sie machte eine kleine Pause, um sicherzugehen, dass Jeamie bis hierhin alles verstanden hatte. 'Und zuhause habe ich gemerkt, dass ich ein Baby bekomme.'
'War ich das Baby?' fragte Jeamie.
'Ja, mein Schatz, das Baby warst du.'
'Bin ich einfach so in deinen Bauch gekommen?'
Liliane hatte ein paar Mal versucht Jeamie die Herkunft der Babys in einer jugendfreien Version zu erklären, doch das Meiste kam eher aus dem ‚Bienchen-und-Blümchen-Prinzip'.'Nein, nicht einfach so...' sagte Liliane lahm.
'Wie dann?'
Lily seufzte leise. 'Wenn sich zwei Menschen sehr, sehr lieb haben, dann...' ‚Oh mein Gott, sie ist doch noch nicht einmal vier!' dachte sie bestürzt. '... schlafen sie miteinander. Ich werde dir jetzt nicht sagen, wie das geht, aber sie tun es einfach. Sie machen Liebe. Und daraus bist du dann entstanden.'
'War ich eure Liebe?'
Jetzt lächelte Liliane. 'Ja, mein Schatz.'
'Hatte Ian dich denn sehr, sehr lieb?'
'Ich weiß nicht.' sagte sie leise. 'Vielleicht.'
Sie sah Jeamie einen Augenblick gedankenverloren an, bis sie wieder fortfuhr.
'Ich will dir damit sagen, dass Ian dein... dein Daddy ist.'
Schweigen.
Tausend Gedanken flogen in Lilianes Kopf herum. Sie hätte es ihr nicht sagen sollen.Aber sie konnte sie nicht ihr ganzes Leben lang anlügen.
War das nun richtig? Hatte sie das Richtige getan?
Oder nicht?
Jeamie starrte sie immer noch mit großen Augen an. Ihre Arme schlangen sich fester um das Kuscheltier.
'Mein Daddy?' wiederholte sie schließlich.
Liliane nickte langsam. 'Ja. Dein Vater.'
Jeamie hatte sich schon immer einen Daddy gewünscht. Das hatte sie bei Tante Jane und Onkel Matt gesagt. Und sie wollte, dass Ian ihr Daddy war und plötzlich war er es.Aber sie hatte Angst, dass er sie nicht haben wollte.
'Mummy?'
'Ja?'
'Darf ich auch ‚Daddy' zu ihm sagen?'
Liliane liebkoste die Wange ihrer Tochter mit dem Handrücken. 'Ich weiß es nicht, Liebling.''Weiß Ian, dass er mein Daddy ist?'
'Ja.'
'War er glücklich?'
'Er hat es mir nicht gesagt.' antwortete Lily. 'Er war böse auf mich, weil ich ihm nicht gesagt habe, dass du seine Tochter bist.'
'Ist er immer noch böse auf dich?'
'Wahrscheinlich.'
'Bist du böse auf ihn?'
'Einbisschen. Aber aus anderen Gründen.'
Jeamie sah traurig aus dem Fenster. 'Ihr dürft nicht böse aufeinander sein. Ich hab dich nämlich lieb, Mummy. Und ich glaube, dass ich ihn auch lieb habe.'

Liliane zog den Reißverschluss von Jeamies Jacke nach oben und hängte ihr noch einen Schal um den Hals. Eine Bommelmütze schützte ihre Ohren vor der Winterkälte und sie trug dicke Fäustlinge.
'Vertrag dich mit Nicholas, okay, Jeamie?'
'Mh. Wenn er mich nicht ärgert.' gab sie zurück.
'Er ärgert dich nicht, wenn du ihn auch nicht ärgerst. Kein Streit, hast du verstanden?''Ja, Mummy.'
Es klingelte pünktlich an der Tür.
'Ich geh schon!' rief Jeamie und rannte zur Tür. Anders als bei Liliane, hatte sie eine sehr gute Beziehung zu Bill.




Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz