Eyes like yours Teil 14

Autor: Fullmoon
veröffentlicht am: 11.07.2007




Die ganze Fahrt über hatte sie sich mit Jane und Matts Hochzeit abgelenkt und ihre ganzen Pläne durcheinander gebracht. Wie konnte sie nur daran denken, die Hochzeit in rot und weiß zu gestalten? Ihr war eine viel bessere Idee eingefallen.
Am liebsten hätte sie über sich selbst gelacht, weil sie sich mit Dekorationen und Farben ablenkte, nur um nicht an das zu denken, was Ian ihr gesagt hatte.
Schließlich stand das Auto vor dem Haus ihrer Schwester.
'Wir sind da.' sagte Ian überflüssigerweise, aber sie reagierte nicht darauf.
Wie durch einen Schlag war die Hochzeit in ihrem Kopf verschwunden und es blieb nur noch Fragen: Werden wir uns wiedersehen? Was ist mit uns? Hat sich jetzt irgendetwas verändert?Ian stieg aus und öffnete den Kofferraum. Er seufzte innerlich, als er Lilianes Tasche herausholte und ihr die Autotür öffnete. Als auch sie endlich ausstieg und er sie noch bis zur Veranda begleitete, hatte sie das merkwürdige Gefühl zu ersticken. Sie wusste nicht warum, aber es war einfach so.
Sie standen sich wie zwei schüchterne Teenager gegenüber und wussten nicht, was sie sich sagen sollten. Gab es überhaupt noch etwas zu sagen?
Lily sah in seine blaugrünen Augen. 'Willst du mich nicht küssen?' fragte sie leise.
Sie merkte wie er zögerte, bevor er ihr einen kurzen Kuss auf den Mund hauchte.
Du hast mir meine Frage nicht beantwortet., dachte sie. Zweifellos war seine Handlung eine Antwort gewesen, doch musste sie ihn bei ihrem nächsten Treffen genauso fragen? Und was war mit ihrer anderen Frage?
Sie klingelte und Matt öffnete ihr die Tür.
Er lächelte, doch sie war im Moment nicht in der Lage zurück zu lächeln.
Ohne ein weiteres Wort, ohne einen weiteren Blick zu Ian, ging sie hinein.
Da wusste Matt, was Ian ihr gesagt haben musste. Dieser erwartete so etwas wie ein kurzes Nicken und ein wenig Dank. Er war verwirrt, als Matt ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Fassungslosigkeit ansah.
'Was ist los?' wollte Ian wissen.
'Am besten du gehst jetzt.' antwortete Matt.
'Was habe ich jetzt schon wieder gemacht?' rief Ian wütend. 'Hast du mir nicht gesagt, dass ich es ihr sagen soll? Habe ich das nicht getan? Verdammt Matt, ich hasse es andauernd vor dir wie ein kleiner Schuljunge zu stehen, während du mich anguckst, als hätte ich eine Sechs in Chemie!'
'Musste es unbedingt heute sein?'
'Meinst du nicht, je früher desto besser?'
'Ihr Geburtstag ist eine eindeutige Ausnahme. Sie hat sowieso schon viel auf dem Hals.''Und das wäre?'
'Du musst zur Arbeit, geh jetzt.'
Ian drehte sich schnaubend um. 'Manchmal bist du echt ein Arschloch!'
Diese Worte trafen Matt nicht im Geringsten. Natürlich war er derjenige der Ian dazu gedrängt hatte, Liliane zu sagen, dass diese Art von Beziehung wahrscheinlich nicht lange halten würde. Aber wenn er in Ians Lage wäre, hätte er es nicht heute gesagt. Nicht an diesem Tag. Aber vielleicht lag es nur daran, dass er und Jane etwas wussten, und die anderen nicht.Kopfschüttelnd schloss er die Tür. Er war von Anfang überzeugt gewesen, dass das keine gute Idee war, aber Jane hatte darauf bestanden.
Von oben hörte er, wie Jane auf Liliane einredete.
'Du bist doch gerade erst gekommen!'
'Ich muss aber wieder los, bevor ich vergesse, was ich kaufen will!'
'Kann das nicht bis morgen warten?'
'Ihr müsst mich auch nicht hinbringen, ich nehme mir ein Taxi oder so.'
'Wofür nimmst du dir ein Taxi?' rief Matt nach oben und ging die Treppe hinauf.
'Lily will in die Stadt!' sagte Jane vorwurfsvoll. 'Sie will alleine nach New York City! Alleine, Matt!'
'Jane, ich weiß wirklich nicht, wo das Problem liegt!' mischte sich Liliane ein. 'Ich bin sechsundzwanzig und eine erwachsene Frau! Ich bin nicht mehr sechzehn, okay?'
'Ich trage aber Verantwortung für dich!'
'Tust du nicht! Ich habe die letzten fünf Jahre alleine gelebt, ich bin alleine einkaufen gegangen, ich putze alleine meine Wohnung und ich gehe alleine zur Arbeit! Meinst du nicht, dass du mir vertrauen kannst?'
Jane sah Matt bittend an. 'Sag doch was! Sie war noch nie allein in New York! Was ist, wenn sie sich verläuft?'
Matt räusperte sich. 'Jane, sie hat Recht.' Er erntete einen verständnislosen Blick von ihr, trotzdem fuhr er unbeirrt fort. 'Liliane, du nimmst dir aber kein Taxi. Du kannst meinen Wagen haben.' Seine Schwägerin strahlte. 'Nimm aber dein Handy mit, falls etwas passieren sollte. Und spätestens um sechs bist du wieder da.'
'Aye, Dad!' rief Liliane glücklich.
Jane öffnete protestierend den Mund, aber Matt kam ihr zuvor. 'Komm her, Liebling.'
'Das kannst du nicht machen, Matt! Sie ist-'
'Janie, komm her.'
Sie gab sich geschlagen und ließ Liliane allein in ihrem Zimmer.
Matt nahm ihre Hand und ging mit ihr runter ins Wohnzimmer.
'Du kannst sie nicht immer beschützen, Schatz.'
'Ich weiß.'
'Stell dir mal vor, du machst das immer noch, wenn du sechzig bist! Dann kannst du keine zweiundfünfzigjährige mehr herumkommandieren.'
Jane lächelte. 'Man kann es ja versuchen.'
'Sie würde dich dafür hassen.' Matt küsste sie zärtlich. 'Du bist ihre Schwester und nicht ihre Mutter.'
'Ach ja? Und wie war das gerade mit dem ‚Um sechs bist du wieder da'?' entgegnete sie.'Das war nur, um dich zufrieden zu stellen.' erklärte er lächelnd.
'Ich mache mir wahnsinnige Sorgen um sie. Auch noch wegen dieser dummen Frage gestern...'
'Sie braucht Ablenkung.'
Jane drückte Matts Hand fester. 'Hat er es ihr etwa gesagt?'
'Mh.'
Liliane stand am Fuße der Treppe und hatte ungewollt ihrem Gespräch gelauscht.
Sie zwang sich ruhig zu atmen, als sie runterging. Sie wusste genau, dass sie über Ian und über sie sprachen und es störte sie, dass Jane und Matt so viel Bescheid über sie wussten.'Ich bin fertig.' sagte sie zu den beiden und versuchte einen normalen Gesichtsausdruck aufzusetzen.
Matt gab ihr seine Autoschlüssel und Jane ermahnte sie bloß langsam und vorsichtig zu fahren, der Verkehr in New York sei die Hölle.
Sie nickte brav und als sie in den blauen BMW stieg, plagten sie sowieso andere Sachen, als der höllische Verkehr in der Großstadt.
Sie fuhr aus der Einfahrt und schaltete die Musik lauter.
Love is a battlefield.
Oh ja, dachte sie seufzend. Oh ja, so ist es.

Es dauerte fast eineinhalb Stunden, als sie endlich aus dem Auto steigen konnte. Sie hatte endlos lange nach einem Parkplatz mitten in der Stadt gesucht, aber sie war zufrieden mit sich. Der Wagen stand so gut wie im Herzen New Yorks.
Da sie schon mit Jane und Matt die Sehenswürdigkeiten besichtigt hatte, konnte sie sich den Fotoapparat sparen und sich auf die Dekorationen kümmern.
Sie ärgerte sich ein wenig, dass sie keine Liste geschrieben hatte.
Der Bürgersteig, der so breit wie eine Fahrbahn auf der Autobahn war, war voll und sie musste gut auf ihre kleine Handtasche aufpassen, die sie sich um die Schulter gehängt hatte.Sie ging an einem eindrucksvollen modernen Gebäude vorbei. Was das wohl für eine Firma sein mochte? Vielleicht ‚Glamour', die Frauenzeitschrift?
Liliane konnte nicht lange über den Namen der Firma rätseln, da sie von weitem ein Brautmodengeschäft und daneben einen schicken Blumenladen entdeckte.
Als sie den Laden betrat, kam sie aus dem Staunen nicht mehr raus. In der Mitte stand ein großer Springbrunnen und es war, als würde sie das Paradies betreten.
Sofort eilte eine Frau mittleren Alters zu ihr und fragte, ob sie helfen könnte. Sie bestätigte und sagte, sie suche Lilien.
'Folg mir, Liebes.' sagte die üppige Rothaarige, die eine familiäre Aura verströmte und führte sie in ein anderes Zimmer, das voller Lilien war.
Sie tolerierte diese Art von duzen, da die Frau viel älter war als sie und außerdem sah sie viel zu nett aus und man konnte ihr nicht wegen ihrer Offenheit böse sein.
Mist, jetzt dachte sie schon wieder über Höflichkeit und Benimmregeln nach.
'Beeindruckend.' sagte Liliane und strich mit einem Finger sanft über die Blüte einer weißen Lilie, die sich Casablanca Lilie nannte. 'Wie viele haben Sie von der Weißen?'
'Es kommt ganz darauf an.'
'Sind Sie die Ladenbesitzerin?'
'Ja. Ich bin Flora Franklin. Wie du siehst, hat meine Familie sehr viel mit Blumen zu tun.'Liliane lächelte. 'Ich bin selbst Inhaberin einer Floristenfirma in Deutschland und habe auch hier ein paar Firmen.'
Flora nickte. 'Wofür brauchst du die Casablanca Lilien, Schätzchen? Brautstrauß?'
'So ähnlich. Ich gestalte die Hochzeit meiner Schwester.'
Wieder nickte die Ladenbesitzerin. 'Du willst große Sträuße, nehme ich an.'
'Richtig. Ich muss nur kurz überlegen, wie groß die Fläche ist, auf der sie feiern... ich glaube, dass es ungefähr 1500 Quadratmeter sind.'
'Dann empfehle ich 50 große Sträuße.'
'Könnten Sie mir zeigen, was Sie unter ‚groß' verstehen?'
'Selbstverständlich.' Flora Franklin verließ kurz den Raum voller Lilien und kam einige Minuten später mit einem gigantischen Strauß zurück. 'Das sind zwar keine Lilien, doch das ist nur zur Veranschaulichung. Ist dieser Strauß groß genug?'
'Auf jeden Fall.' sagte Liliane. 'Ich werde dann fünfzig von den Casablanca Lilien Sträußen bestellen und einen etwas größeren Gemischten. Ach ja, bevor ich es vergesse... Haben Sie blaue Rosen?'
'Du meinst die Lily Virginie?'
Lily lächelte. 'Ja.'
'Wir bewahren sie in einem extra Zimmer auf, weil sie sehr empfindlich sind, weißt du.'Sie folgte Flora in einen warmen Raum und sah die gezüchteten Rosen von Katrin.'Die Temperatur sollte ein wenig gesenkt werden.' sagte sie, als sie die Blumenerde betrachtete. 'Und sie brauchen wieder Wasser.'
Die Dame hob anerkennend die Augenbrauen, nachdem sie sich vergewissert hatte, ob es stimmte. 'Du hast Recht, Süße. Woher kennst du dich so gut mit dieser Rose aus?'Liliane schenkte der Frau einen amüsierten Blick. 'Meine Mutter hat sie gezüchtet. Die erste blaue Rose der Welt. Und sie ist nach mir benannt worden. Ich führe die Firma ‚Joyce'.''Joyce? Du bist Miss Joyce?'
'Liliane Virginie Joyce.'
'So ein Zufall! Jemine! Hoffentlich war ich nicht unhöflich zu dir, Liebes! Hättest du etwas Zeit? Ich habe dich einmal in der Zeitschrift ‚House and Garden' gesehen und habe erst dann von den blauen Rosen erfahren! Ich würde liebend gern ein wenig mit dir plaudern.'
'Sehr gern, Flora. Und sag bitte ‚Liliane'.'
'Ich kann's immer noch nicht fassen! Meine Güte, was für ein Zufall!'
Liliane lachte. 'Dein Laden hat meine Aufmerksamkeit geweckt. Er ist sehr außergewöhnlich gestaltet.'
'Ja, unsere Tradition ist es, unseren Kunden ein Hauch von Paradies zu schenken.'
'Das ist dir eindeutig gelungen.'
'Vielen Dank, Liliane.'
Flora holte einen Stuhl und stellte ihn hinter die Theke, direkt neben dem zweiten.
Gerade als sie sich setzen wollten, kamen Kunden herein.
'Tut mir leid, ich muss mich eben darum kümmern.' entschuldigte sie sich.
'Kann ich dir dabei helfen?' fragte Liliane spontan.
Flora seufzte. 'Kindchen, nur weil ich ein bisschen alt aussehe...'
'Es würde mir Spaß machen. Und du siehst kein bisschen alt aus.'
'Das ist lieb von dir, aber der Spiegel und das Alter lügen nicht.'
Es war lustig Flora beim Verkaufen zu helfen und der Tag verging wie im Flug.Zwischendurch setzten sie sich hinter die Theke und beobachteten Passanten, oder sie sprachen über Gott und die Welt. Dabei tranken sie Kaffee und aßen leckeren Kuchen.'Darf ich morgen noch einmal vorbeischauen?'
Flora nickte lebhaft. 'Natürlich, Schätzchen! Wann immer du willst.'
'Es ist irgendwie befreiend sich mit dir zu unterhalten.'
'Nun ist aber gut hier mit den Komplimenten.' sagte Flora gespielt empört.
'Ich meine es ernst.'
'Hast du etwa was auf dem Herzen, Liebes?'
'W-wieso?'
Die Dame zuckte mit den Schultern. 'Meine Kinder sagen das immer, nachdem ich mit ihnen ein Problem ausdiskutiert habe.'
Liliane stellte ihre Kaffeetasse auf die Theke. 'Hmm, kann sein.'
'Du musst es mir nicht erzählen, Kind, wenn du nicht willst.'
'Vielleicht, wenn ich mir über das Problem im Klaren bin.'
'Du brauchst es mir auch gar nicht erzählen. Deine Gesellschaft ist schon unterhaltend genug.' Sie zwinkerte und Lily musste lächeln.
'Bist du verheiratet, Flora?'
'Ja, und ich bin sogar glücklich.'
Sie lachten. 'Erzähl doch mal, wie ihr euch kennen gelernt habt.'
Ein tiefer Seufzer. 'Das war schon so eine Sache mit Harold und mir...'
Und sie erzählte und erzählte. Sie kannte Harold schon seit ihrer Kindheit und sie waren die engsten Freunde. Als sie schließlich in das Alter kamen, wo man sich für anderweitige Sachen mit dem anderen Geschlecht interessierte, funkte es. Sie blieben bis zur Highschool ein Paar, doch es klappte nicht. Er wollte nach Kalifornien und dort sein großes Glück machen, doch sie fand das lächerlich. Sie verloren sich aus den Augen, bis sie sich nach sechs Jahren wiedersahen.
Es war Liebe auf den zweiten Blick, aber der Weg zum wirklichen Glück war hart. Sie mussten ihre Eltern überzeugen, dass sie für einander bestimmt waren, was aber nicht einfach war. Da war auch noch die Firma, die Flora zunächst nicht weiterführen wollte, doch Harold ermutigte sie dazu und versprach ihr Beistand.
Liliane hörte gespannt zu.
Als Floras Geschichte zuende war, musste sie sich wieder einmal die Tränen abtupfen.'Wie wunderschön.' schniefte sie.
Flora lachte. 'Bist du immer so sensibel, Liebes?'
'Leider ja.'
Der Laden füllte sich wieder mit Kunden und sie das Gespräch wurde unterbrochen. Sie setzten es am späten Nachmittag wieder fort, als es etwas ruhiger wurde.
Liliane vergaß die Zeit, erst als sie sah, dass es langsam dämmerte, fiel ihr ein, was Matt gesagt hatte. Spätestens um sechs musste sie wieder zurück sein.
Sie fragte Flora nach der Uhr, die ihr sagte, dass es bereits halb sechs sei.
Liliane telefonierte mit Jane und teilte ihr mit, dass sie die Zeit vergessen habe und etwas später da sein werde.
Bevor Jane wieder protestieren konnte, legte sie schnell auf.
In diesem Moment ging die Ladentür auf. 'Lil?'
Erschrocken drehte sie sich um. 'Was... was willst du denn hier?' fragte sie Ian.
'Ich hab dich hier gesehen und... keine Ahnung.'
Sie redete nicht weiter mit ihm, sondern verabschiedete sich von ihrer neuen Freundin und versprach ihr morgen wieder zu kommen.
'Mach's gut, Herzchen.'
'Bis dann, Flora.'
Sie schnappte sich ihre Tasche und rauschte an Ian vorbei, der ihr natürlich folgte.
Aber sie war nicht bereit für ein Gespräch. Sie hatte noch nicht nachgedacht.
Sie musste unbedingt nachdenken und das konnte sie nicht, wenn er in der Nähe war. Sie fühlte sich verloren, als er ihren Arm packte und sie an sich zog, mitten in der vollen Einkaufsstraße von New York.
'Hör zu.' sagte er mit zitternder Stimme. 'Versuch mich zu verstehen, okay? Das was ich zu dir gesagt habe, sollte dich nur etwas warnen. Damit ich dir nachher nicht wehtue. Und ich will das gottverdammt nicht! Ich will dir nicht wehtun! Verstehst du?'
'Du warst so komisch.' flüsterte sie. 'Du warst nicht wie sonst. Das hat mir Angst gemacht, Ian. Ich dachte, du hättest dich deswegen verändert. Du hast mich nicht geküsst. Ich musste dich fragen.'
'Lil...' stöhnte er und drückte sie an sich. 'Ich bin immer noch derselbe. Ja? Ich bin immer noch Ian.'
'Du bist immer noch Ian.' wiederholte sie.
'Ja, Kleines.'
Er senkte den Kopf und sie küssten sich. Es war keine Versöhnung und es war auch kein Neuanfang. Sie hatten keinen Kompromiss gefunden und sie dachten auch nicht mehr weiter darüber nach. Beide waren viel zu verzweifelt und viel zu ängstlich, weil sie beide wussten, wie es ausgehen würde.

Lilianes Handy klingelte. Ian brach den Kuss ab, damit sie drangehen konnte.
'Hallo?'
Eine Stimme sagte etwas, aber sie verstand sie nicht. Es war zu laut.
Sie legte wieder auf und sagte zu Ian, dass sie zu dem Parkhaus müsste, weil dort Matts BMW stand.
Ian griff nach ihrer Hand und drückte sie zärtlich, während sie sich durch die Menschenmasse drängelten.
Im Parkhaus klingelte das Handy wieder.
'Hallo?' sagte Liliane.
'Ist da Liliane Joyce?' fragte eine dunkle Männerstimme.
'Ja.' sagte sie. 'Und mit wem spreche ich?'
Eine kurze Pause. 'Ich bin's, Lily. Dad. Ich wollte dir zum Geburtstag gratulieren.'Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie blieb stehen und legte eine Hand auf die Brust. Das Atmen fiel ihr plötzlich so schwer.
'Was ist los, Lil?' fragte Ian besorgt.
Vierzehn Jahre. Vierzehn Jahre waren an ihr vorbei gestrichen, ohne dass Bill einmal anrief um Jane oder ihr ‚Herzlichen Glückwunsch' zu sagen.
Vierzehn Jahre hatte sie eine tiefe Abneigung gegen ihren Vater. Wieso rief er jetzt an? Wieso hatte er nicht einmal an Weihnachten angerufen? Oder Geschenke geschickt? Wenigstens eine Postkarte?
Wieso erschien er nicht wenigstens auf der Beerdigung ihrer Mutter? Und wieso rief er an ihrem sechsundzwanzigsten, statt an ihrem achtzehnten Geburtstag an?
Die Hand, die das Handy festhielt, zitterte, ebenso wie ihre Stimme.
'Lass mich in Ruhe!'
'Aber Liliane...'
'Wag es bloß nicht wieder mich anzurufen, hörst du? Nie wieder!' schrie sie.
'Du bist ja nicht mehr ganz bei Trost! Ich bin dein Vater!'
'Du bist nicht mein Vater!' entgegnete sie wütend und Tränen rannen an ihrem Gesicht herunter. 'Du warst nie mein Vater.'
Sie legte auf und blickte Ian an. Er wusste nicht recht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Es handelte sich offensichtlich um eine Familienangelegenheit und diese ging ihn nichts an.
Lilianes Stimme war voller Schmerz. 'Er ist nicht mein Vater.' sagte sie. 'Er hat meine Mutter umgebracht.' Sie fing an zu wimmern. 'Er hat sie umgebracht.'

Lange Stille folgte, bis Ian sich endlich dazu zwang irgendetwas zu sagen. Aber er hatte Angst, alles nur noch zu verschlimmern.
'Oh, baby...' fing er schließlich an. 'Es... das wusste ich nicht.'
Liliane schüttelte den Kopf. 'Du konntest es auch nicht wissen. Ist... ist schon okay.'
Sie holte den Autoschlüssel aus der Handtasche und nach einigen Versuchen öffneten sich die Schlösser von Matts BMW.
'Lil, lass mich dich fahren.' sagte Ian schnell, als er sah, dass sie einsteigen wollte. Er konnte sie nicht in diesem Zustand autofahren lassen.
Langsam stand sie wieder auf und gab ihm ohne ein weiteres Wort die Autoschlüssel.Erschöpft ließ sie sich schließlich auf dem Beifahrersitz fallen und kramte nach einem Taschentuch.
'Er hat uns nie angerufen.' sagte sie leise, als sie auf der Autobahn fuhren. 'Seit er weggegangen ist. Nicht einmal Weihnachten oder so.'
Ian warf ihr einen besorgten Seitenblick zu.
'Jane und ich hatten es nicht einfach. Nein.' Lily lehnte ihren Kopf an die Fensterscheibe.Es dämmerte und der Himmel zeigte sich in den verschiedensten warmen Farben. Die Sonne schien glutrot am Horizont und verschwand fast hinter den großen Wolkenkratzern, die sie von der Straße aus sahen.
'Jane hat gesagt, dass ich ihn nicht hassen soll. Sie sagte, ich soll ihn bemitleiden.'
Wieder tiefes Schweigen, das sie unterbrach. 'Du hättest mich fahren lassen. So schlecht geht es mir nicht. Es... es war nur der Schock, Ian.'
Er schluckte, erwiderte aber nichts, sondern sah stur auf die Straße.
'Du wärst doch auch geschockt, wenn du die Stimme von jemandem hören würdest, den du eine Ewigkeit nicht mehr gesehen hast. Ich... ich war nur geschockt. Wirklich.'
Sie drehte sich gequält lächelnd zu ihm um. 'Es geht wieder.'
'Hör auf.' sagte er endlich.
'Du bist ziemlich schlecht drauf heute. Ist etwas Schlimmes bei der Arbeit passiert?'
'Bitte, hör damit auf, Liliane.'
Sie zuckte zusammen.
Liliane.
Es hörte sich so schön und komisch zugleich aus seinem Mund an.
'Hast du... hast du es nicht geschafft deinen Mandanten zu verteidigen?'
Ian atmete tief durch und sah sie an. 'Hör auf.' wiederholte er. 'Wieso tust du dir nur selbst weh? Bitte, Kleines, sei still. Wenn du vor dich herredest wird es nicht besser.'
'Es wird besser.' sagte sie mit zitternder Stimme. 'M-man soll über die Sachen reden. Man soll ü-über alles reden.'
Ian fuhr langsamer und griff nach ihrer Hand. 'Ich weiß. Aber jetzt bist du still. Schließ deine Augen und schlaf einbisschen.'
'Ich bin nicht müde.' erwiderte sie und presste die Lippen störrisch aufeinander.
Er zog sie an seine Schulter und strich ihr mit einer Hand zärtlich durchs Haar. Küsste sie.'Just rest your eyes.' sagte er.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. 'Ian...' Seufzend roch sie seinen wunderbar vertrauten Geruch ein.
'Ich weiß, Darling.'
'Schlaf heute bei Jane.' flüsterte sie. 'Bitte. Ich weiß, dass du morgen arbeiten musst. Aber bleib heute Nacht bei mir...'
Sichtlich betroffen nickte er.

Sie wurden von einer hysterischen Jane empfangen, die sich aber gar nicht wunderte, dass Ian bei ihrer kleinen Schwester war und bugsierte sie beide ins Esszimmer, wo alles schon angerichtet war. Liliane schwieg fast die ganze Zeit, erzählte nur am Anfang wo sie war und was sie gemacht hatte.
'Ian schläft heute hier.' sagte sie zu Jane und Matt. 'Ist das in Ordnung?'
'Natürlich.' sagte Matt und trank einen Schluck Bier.
Er sah Jane durchdringend an, aber sie bedeutete ihm, dass sie jetzt auf keinen Fall darüber reden wollte.
Innerlich stöhnte er über ihre Reaktion und stand auf, um für sich und Ian noch ein paar Flaschen zu holen.
Nach dem Essen schlug Jane vor, dass Ian und Liliane spazieren gehen sollten, und obwohl sie beide dieser Vorschlag misstrauisch machte, nahmen sie doch dankbar an.
Jane und Matt hatten sowieso irgendein Geheimnis und offenbar wollten sie ihnen nicht davon erzählen.
Liliane hatte Ian gebeten den beiden nichts von dem Anruf zu erzählen und war erleichtert, dass er sich an sein Versprechen gehalten hatte.
Die Nachtluft war klar und frisch. Sie gingen in den Park, wo die Hochzeit stattfinden sollte.Er war klein, aber mit wunderschönen Grünanlagen und einem sauberen Weg. Die Bänke waren nicht angesprüht und man hatte nicht den Namen seines Schwarms in die Bäume geritzt.
In der Mitte war ein Teich, wo sich eine Entenfamilie eingenistet hatte.
Als sie sich dem Teich näherten schwammen die kleinen Entchen schnell in die Mitte, drehten sich um und beäugten die Eindringlinge.
'Manchmal denke ich, dass ich irgendeinen Sensor in meinem Körper habe.' sagte Liliane plötzlich. 'Immer wenn ich irgendwo bin, tauchst du wie aus heiterem Himmel auf.' Sie warf Ian einen Blick zu. 'So wie heute in dem Blumengeschäft.'
'Es war mehr oder weniger Zufall, dass wir uns getroffen haben.' erklärte er. 'New York hat tausend Blumenläden, aber du gehst natürlich in den, der direkt neben der Anwaltskanzlei meines Vaters steht.'
'Wieso?' fragte sie verwundert. Sie dachte einen kurzen Moment nach und starrte ihn dann mit großen Augen an. 'Du meinst doch nicht... dieses... dieses Hammergebäude?'
Er lächelte. 'Wenn du das mit den großen Fenstern meinst, ja.'
Sie fuhr sich durch das Haar. 'Das gibt's nicht.' Sie wandte sich ihm zu. 'Sag mir nicht, dass du da arbeitest.'
'Was ist daran so schlimm?'
'Jetzt weiß ich auch, warum du so reich bist!'
'Ich bin doch nicht reich.'
'Keine falsche Bescheidenheit! Wie viele Millionen hast du auf dem Konto?'
'So etwas fragt man doch nicht, Süße, das ist unhöflich.'
Einen Augenblick blinzelte sie ihn verwirrt an und es überraschte ihn, dass sie sich bei ihm entschuldigte. 'Du hast Recht. Entschuldigung.'
'Lil, das war ein Scherz.'
'Trotzdem war es unhöflich.'
'Und es war ein Scherz.'
'Aber das heißt ja, dass du ein paar auf dem Konto hast.'
Geheimnisvoll tuend zuckte er mit den Schultern.
'Großer Gott!'
Lachend zog er sie an seine Brust.
Ihr Herz raste, während sie den Kopf an seine Schulter lehnte. 'Weißt du was mich traurig macht?'
'Nein, sag es mir.' Seine Finger strichen über ihren Rücken.
'Heute ist so viel passiert. So viel Schlimmes.' Sie biss sich auf die Unterlippe. 'Haben wir denn keine Chance? Oder habe ich keine Chance bei dir? Was ist es, Ian?'
Ian drückte sie fester an sich. 'Ich hatte mal eine Beziehung. Zwei Jahre lang, Lil. Sie hieß Susan. Ich weiß nicht, was sie jetzt macht, oder wo sie lebt. Aber ich habe ihr nur wehgetan. Ich habe sie so oft betrogen und sie hat es geduldet. Ich bin kein schlechter Mensch, glaub mir. Aber ich bin ein Mann. Und du kennst mich. Wenn mir jemand das Glück in die Hand drückt, lasse ich es nicht fallen.'
'Und wieso mich?'
'Wir wollten nicht mehr darüber reden.'
'Ich verstehe dich nicht. Wenn dich Frauen ins Bett zerren, sagst du nicht ‚nein'. Das gibt mir schon zu denken.'
'Du bist so zerbrechlich.' flüsterte er. 'Du bist zu viel Wert für einen schnellen Fick. Dich muss man lieben.'
Dann lieb mich., dachte sie bekümmert. Lieb mich.
Gleichzeitig erschrak sie dieser Gedanke. Wollte sie wirklich von Ian geliebt werden? Nicht nur körperlich sondern auch seelisch?
Wollte sie, dass er ihr sein Herz schenkte und...
Ian beugte sich zu ihr runter und küsste sie. 'Du bist mir so viel Wert, Lil. Aber ich weiß nicht, ob eine feste Beziehung halten würde. Lass uns einfach einen Tag nach den anderen nehmen, okay?'
'Okay.' sagte sie lächelnd, während ihr Herz zu einer Zeitbombe wurde.
Es sind nur noch sechzehn Tage, Ian. Sechzehn Tage nur.
'Ich wollte dich das zwar nicht fragen, aber wo wir schon dabei sind... was hat Jass dir zum Abschied erzählt?' fragte Ian.
'Nichts.' sagte sie viel zu schnell, was natürlich seine Neugier und sein Misstrauen weckte. 'Das willst du sowieso nicht wissen.' fügte sie noch hinzu, als seine Augenbrauen in die Höhe wanderten.
'Sonst hätte ich doch nicht gefragt.'
'Na ja... er hat... ‚Tschüss' gesagt.' sagte sie und löste sich aus seiner Umarmung.
''Tschüss'? Du willst mir wirklich weismachen, dass er zu dir hingegangen ist, ‚Tschüss' gesagt hat und dann abgehauen ist?'
Unsicher nickte sie.
'Wieso glaubst du immer, dass ich dir die Arme rausreiße, wenn du mir was zu beichten hast?'
'Weil... weil du so böse guckst.' sagte sie und schrumpfte in sich zusammen, als er sie mit seinem Blick erdolchte.
'Ich guck dich gar nicht böse an!'
'Im Moment schon.'
Lily erinnerte sich an das was Jass ihr sagte. Es tat weh. Es tat weh seine Liebe nicht erwidern zu können.
'Es ist nichts schönes.' sagte sie leise. 'Wirklich nicht, Ian.'
'Soll das heißen, dass er dich gedisst hat?'
'Um Himmels Willen, nein!'
'Beschimpft? Zweideutige Anmachen? Belästigt?'
'Willst du ihn etwa hinter Gittern bringen?'
'Wenn's sein muss. War das ein ‚ja'?' fragte Ian besorgt und wütend zugleich.
'Ich hab doch Nein gesagt!'
Ian ließ seinen Blick durch die Gegend schweifen. 'Hast du etwa Angst vor mir?'
'Bitte?'
'Ob du Angst vor mir hast.'
'Ich habe Angst vor deiner Reaktion.' gab sie zu.
'Also ist es doch so was in der Art.' bohrte er weiter.
Liliane gab auf. 'Ian... Er... er hat gesagt... er liebt mich.'
Jetzt wo es raus war, fühlte es sich an, als würde man ihr eine noch größere Last auf die Schultern legen.
Ian sah sie an.
Schweigen.
Niedergeschlagen ließ sie die Schultern sinken. 'Warum hast du nur gefragt?'
'Er liebt dich.'
'Ich will nicht mehr darüber reden.'
'Liebst du ihn?'
Sie schüttelte den Kopf. 'Und jetzt ist das Thema abgeschlossen.'
'Und das macht dich traurig? Dass du ihn nicht liebst?'
'Ian...'
Ian wusste nicht wieso, aber es störte ihn, dass sie diesem Armleuchter hinterher trauerte, weil sie seine Liebe nicht erwidern konnte.
Er drehte sich um und ging. Sie folgte ihm verwirrt. Wie nur sollte er diese lächerliche Wut erklären?
'Warum bist du sauer?' fragte sie, während sie Mühe hatte mit ihm Schritt zu halten.Es befriedigte ihn zutiefst, dass sie sich abhetzen musste. Er antwortete ihr nicht.'Du hast selbst gefragt und du wolltest es wissen! Du hast gar keinen Grund die beleidigte Leberwurst zu spielen, hörst du?'
'Halt die Klappe.'
'Es ist meine Sache, Ian. Sie... sie betrifft dich gar nicht!'
Er wirbelte zu ihr herum. 'Sie betrifft mich nicht? Meinst du mich geht es nichts an, dass er dich liebt? Wir schlafen miteinander! Wir... wir haben eine sexuelle Beziehung.'
'Wir haben nicht nur eine sexuelle Beziehung.' flüsterte sie. 'Wir haben viel mehr.'
'Du... du hättest nur ein Wörtchen sagen können und er wäre derjenige, der dich entjungfert hätte!'
'Nicht...'
'Vielleicht wärst du jetzt bei ihm und nicht hier in diesem Park mit mir!'
'Bitte...'
'Jass wäre sicher in der Lage mit dir bis ans Lebensende glücklich zu werden! Also was hält dich hier noch auf? Mit mir?'
'Du bist ja völlig übergeschnappt.' sagte sie. 'Ich liebe Jass doch gar nicht. Wo siehst du ein Problem? Es ist m e i n Problem, ich bin diejenige die seine Liebe nicht erwidert und nicht du. Ich habe die Schuldgefühle und nicht du. Ich, verstehst du? Ich allein.'
Sie hatte Recht, ja sie hatte verdammt noch mal recht.
Ian raufte sich die Haare, trat wütend gegen einen Stein.
Sie streckte die Hand nach ihm aus, aber er wies sie ab. 'Tu das nicht, Lil. Sei nicht immer so gutmütig, ich meine es ernst. Es gibt Leute, die das ausnutzen.'
Sie verstand was er damit sagen wollte, ließ sich aber nicht beirren. 'Ich habe mich für dich entschieden. Jass stand nie in Frage. Er ist ein guter Freund. Und du nutzt meine Gutmütigkeit nicht aus. Ich bin gar nicht gutmütig.'
'Und ob du das bist! Verdammt gutmütig, du merkst es nicht einmal!'
'Gerade eben war alles noch in Ordnung. Warum musst du das kaputt machen?' fragte sie leise.
Ian ließ seine Arme sinken.
Schweigend gingen sie nach Hause.
Was war nur mit ihm los?

Matt setzte sich auf das Bett und sah Jane an. 'Es war keine gute Idee. Ich verstehe nicht, wie du das nur tun konntest.'
'Es konnte doch nicht die ganze Zeit so weiter gehen!' verteidigte sie sich. 'Ich habe es nur gut gemeint.'
Liebevoll strich er ihr über die Wange. 'Ich weiß, Liebling. Und doch war es falsch. Lass sie ihr Leben leben.'
'Ich lasse sie doch! Ich will ihr nur helfen.'
'Du hilfst ihr damit nicht. Hast du gesehen wie verletzt sie ausgesehen hat?'
Jane hielt Matts Hand fest und drückte ihre Lippen auf seine warme Handfläche.
'Was soll ich nur tun? Unsere ganze Familie ist...' sie brach ab. 'Sie ist nicht mehr. Wir haben gar keine Familie.'
'Du solltest es ihr sagen. Noch vor der Hochzeit.'
'Ich habe Angst, dass sie dann wieder abreist.'
'Das wird sie nicht. Sie ist erwachsen, Jane, das solltest du nicht vergessen.'
Sie wollte gerade den Mund öffnen und etwas sagen, als sie hörte, wie jemand die Treppe hochkam.
Wenige Minuten war wieder Stille, aber sie traute sich nicht mehr. Sie konnte es ihr nicht sagen.

Liliane konnte nicht schlafen. Sie warf einen Blick auf die Uhr auf dem Nachttisch.
Halb 12.
Seufzend stand sie auf und sah aus dem Fenster.
Sie wusste nicht, ob Ian gegangen oder geblieben war. Was nützte ihr seine Anwesenheit, wenn sie doch gar nicht in seiner Nähe war? Was für ein seltsamer Geburtstag. Sie hatte geschwankt zwischen Glück und Tod, Lachen und Weinen, Liebe und Hass.
Liebe? In letzter Zeit dachte sie viel über das Wort nach. Ob sie für Ian Liebe empfand?Sie versuchte in ihr inneres reinzuhorchen, hoffte auf eine Antwort, ließ es schließlich bleiben, weil sie doch Angst davor hatte. Was wäre das für eine Liebe?
Würde sie überhaupt erwidert?
Lily schüttelte den Kopf und beschloss nicht darüber nachzudenken. Sie wollte nicht wissen, ob ja oder nein.
Unten hörte sie das Klirren von Flaschen.
Gepackt von ihrer Neugier, öffnete sie leise ihre Zimmertür und schlich hinaus in den Flur.Vom Treppengeländer konnte man wunderbar auf den Essbereich und ins Wohnzimmer gucken. Ein Stein fiel ihr vom Herzen, als sie Ian sah, der auf der Couch saß und offenbar auch nicht schlafen konnte. In seiner Hand hielt er eine Flasche Bier, die er sich wohl gerade geholt hatte. Langsam ging sie die Treppe herunter.
Das Knarren der einzelnen Stufen verriet sie und er drehte sich zu ihr um.
Seine Augen glitten über ihren Körper und sie hatte das Gefühl völlig nackt dazustehen, obwohl sie ein seidenes Nachtkleid trug, das ihr bis zu den Knien reichte.
Tapfer ging sie weiter und setzte sich neben i




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