Zwickmühle? Teil 3

Autor: Sonntagskind
veröffentlicht am: 08.05.2008




Soo, ein weiterer Teil meiner Geschichte :) Ich bin leider nicht so viel zum Schreiben gekommen, dementsprechend kurz ist die Fortsetzung, obwohl ich sie eingentlich hatte länger fassen wollen. Viel Spaß beim Lesen ;-)

'Mensch, was soll ich denn machen? Er hat mein Leben ruiniert und ich werde nie wieder glücklich sein, wenn er nicht wieder zu mir zurückkommt!', schluchzte Lina nun und schlang ihre Arme um Rolf und vergrub ihr Gesicht in seinen starken Schultern. Sanft streichelte Rolf ihr über ihre Haare und beruhigte sie mit leisem Gebrummel. 'Schh, schh, ist ja gut.. .' 'Neheiin, nichts ist guhut… .', antwortete Lina ihm und wurde durch ihren Weinkrampf regelrecht durchgeschüttelt. 'Ich bringe dich jetzt nach Hause, dann kannst du dich etwas ausruhen.' 'Danke.' So platzierte Rolf Lina auf dem Beifahrersitz, schnallte sie an und setzte sich dann selbst auf den Fahrersitz. Dann legte er den ersten Gang ein und rollte langsam vom Parkplatz. Als sie die Hauptstraße erreichten, standen sie schon: im Stau. Damit sie die Stille, die sich langsam auszubreiten drohte, nicht übermannte, schaltete Rolf das Radio an und ein Lied mit tragischer Melodie erklang. Lina schnupfte auf und blickte ihren guten Freund mit Tränen in den Augen an. Sie verzog ihren Mund zu einem kleinen Lächeln, der aber eher einem Zahnarzt-Mundaufhalten glich. Doch Rolf wusste diese Geste als Dankbarkeit zu deuten und strich Lina sanft über die Wange.
Lina ließ sich ganz von den Klängen der Musik tragen und es fühlte sich an, als würde sie fliegen. Die Töne wurden immer fließender und lösten sehnsuchtsvolle Gedanken in ihr aus. Dann griff sie in das Handschuhfach und holte eine neue Packung Taschentücher heraus und putzt sich geräuschvoll die Nase. Rolf fuhr langsam wieder an und stoppte nach kurzer Zeit wieder.

Nach etwa 20 Minuten erreichten sie den Altbau, in dem Lina wohnte. 'Ja, ehm…danke!' Entfuhr es Lina und sie versuchte wieder ein Lächeln zustandezubringen, das ihr diesmal aber wesentlich besser gelang. 'Kein Problem, wirklich nicht. Wenn noch etwas ist, dann ruf mich an, ok? - Meine Nummer hast du ja..', setzte Ron zur Antwort noch nach und blickte seine Chefin zärtlich an. 'Ja.. dann bis morgen.' Langsam stiegen sie aus. Keiner wollte sich aus dieser Situation hektisch verabschieden, als könnte etwas Bestimmtes zerstört werden, würde sich einer von ihnen zu schnell bewegen oder etwas zu hastig sagen. 'Soll ich dich noch nach oben bringen?', fragte Rolf schließlich, als beide unschlüssig, jeweils auf ihrer Seite auf dem Auto verharrend, wo sie ausgestiegen waren, standen. 'Nein, nein, mach dir keine Sorgen. Alles ist wieder gut!', versuchte Lina ihren Freund zu versichern und brachte ein klägliches Grinsen zustande. ‚Warum ist sie nun wieder so unnahbar? Sie wechselt so schnell ihre Laune. Facettenreich ist gut, doch eine Linie ist besser', dachte Rolf betrübt. 'Ist gut. Hier, die Schlüssel.' Somit überreichte er Lina die Autoschlüssel und umarmte sie zaghaft. 'Ja, dann, wie gesagt, bis morgen!' 'Ja, bis dann..!' ‚Was war nur los mit ihr? Jetzt brach sie schon vor den Augen ihres Freundes zusammen.' 'Schwach, wirklich schwach, Alina Magdalen Ruhe!', tadelte sich die Frau und schüttelte, offensichtlich angewidert über ihr Verhalten, den Kopf. Dann schloss sie die schwere Haustüre auf und stieg die Treppen zu ihrer schönen Wohnung hoch. ‚Endlich zuhause!'

Im Flur musste sie nun wieder über Umzugskartons steigen, die ihr jedes Mal vor Augen führten, wie es momentan in ihrem Leben aussah und wie sinnlos es ihr erschien: Von ihrer großen Liebe sitzengelassen, weil er kein Interesse mehr an ihr hatte und sich nicht seine letzten Stunden seines Lebens mit seiner nervenden Verlobten rumschlagen wollte. 'Was habe ich zu Rolf gesagt? Alles gut??' Sie stieß ein künstliches Lachen aus. ' ACH SCHEISSE!', brüllte sie und trat mit ihren Füßen wuchtig gegen die braunen Kartons, die sie sowieso schon immer hässlich fand. Dann schmiss Lina alles, was sie zwischen ihre Finger bekam durch den langen Raum und fluchte auf Ron: 'Du elender Mistkerl! Lässt mir hier einfach so sitzen! Scher dich zum Teufel!' Schluchzend und völlig erschöpft aufgrund ihrer Wutattacke, sank sie gegen die helle-orangene Wand. Andauernd wurde sie von Weinkrämpfen geschüttelt, bis sie schließlich nach Stunden, so kam es ihr vor, ruhig atmete. Sie saß gegen die Wand gelehnt auf dem kratzigen Teppich und zupfte Fäden aus dem schon sehr alten Fußbodenbelag. Lina fühlte nichts. Keinen Hass, keine Liebe, keine Last: sie fühlte nichts. Und das hätte sie schon viel früher machen sollen: Austoben, bis sie keine Kraft mehr hatte. Sie war doch so ein erhitzter Mensch. Obwohl sie es immer wieder bestritt, beharrten ihre engsten Freunde und Familie darauf, da es der Wahrheit entsprach. Lina regte sich schnell über Nebensächlichkeiten auf, was sie eigentlich mit ihren 36 Jahren schon längst hätte beherrschen müssen, nicht über Verkäuferinnen herzufallen wie eine Furie, wenn die Handelskauffrau nicht schnell genug ihren Wünschen nachkam. Doch Ron ‚verbot' es ihr. Sie durfte nicht sauer sein. Sie durfte nicht ausfallend werden. Und doch war er immer lieb zu ihr gewesen und ließ ihr ansonsten ihre Freiräume, die sie wahrlich brauchte. Wurde sie zu sehr eingeengt, konnte sich Unterdrücker ihrer nicht sicher sein, wann sie sich rächte und einfach verschwand und ihn verließ.
Doch was ihre Umwelt betraf, so würde diese derartige Ausraster bestimmt nicht lange aushalten: Hosen und Blusen lagen in der Küche verstreut, ihr liebstes Kuscheltier aus Kinderzeiten zierte die Lampe an der Flurwand, wo das pelzige Stofftier schon angesengtes Fell an der Stelle hatte, wo es die Glühbirne berührte und Bücher über Bücher belagerten die Kacheln im kleinen Bad. Die restlichen Umzugskisten hatte Lina einfach umgeworfen und noch in Luftfolie eingepacktes Geschirr rutschte zusehends aus dem größten und hässlichsten Karton, bis das Päckchen vollends auf den Boden rutschte.
'Oh Gott, warum liebe ich ihn noch? Was hat er mir nicht alles angetan? Mir meine Freiräume nicht gelassen, aber ich liebte ihn immer und werde ihn immer lieben. ‚Liebe ist das Schönste was es gibt, auf Erden!' - Pft, diejenigen, die diese Ansicht vertreten, haben wahrscheinlich noch nie geliebt. Liebe ist gleichzeitig auch eines der Schrecklichsten Dinge. Sie kippt entweder zu der schrecklichen oder glücklichen Seite.' ‚Bei mir ist es eindeutig die schreckliche. Und eine glückliche wird es auch nie werden', fügte Lina dann noch in Gedanken ihrem laut Gesagten zu und seufzte erneut laut auf. Doch mit dem sturmähnlichen Klingeln an der Haustür sollte sich ihr Leben schlagartig ändern. Vielleicht zur glücklichen und schönen Seite?







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