Familienverhältnisse Teil 16

Autor: Lollita
veröffentlicht am: 08.06.2008




Was das Herz begehrt

Wie ein verwundenes Tier ging Dan im Wohnzimmer seines Appartements hin und her. Er war verzweifelt. Ihm war schon lange klar geworden, dass er ohne Maja nicht leben konnte. Ihm fehlte ihr Lächeln, ihre Berührungen, ihre Stimme. Kaum hatte er seine Augen zu, da hörte er sie schon lagen. Kaum wanderten seine Augen auf die Couch, da sah er sie schon dort im Schneidersitz sitzen und sich ihre kitschige Lieblingsserie anschauen. Er musste raus aus dieser Wohnung, sonst würde er noch verrückt werden. Als er die Treppen runter zu seinem Auto lief, klingelte sein Handy. Es war Dominik, sein Chef, der Dan sofort zu sich nach Hause bestellte. Dan legte auf und schimpfte vor sich hin. Dominik wollte doch sicherlich über den letzten Auftrag mit ihm sprechen, den er sich weigerte auszuführen. Er wusste, dass er mit dem Feuer spielte, Dominik geduldete Fehlschläge nicht. Aber schon seit mehreren Wochen beschloss Dan aus seinem Job auszusteigen, weil der Job nicht nur sein Leben gefährdete, sondern auch das von Maja. Er wollte Maja dieser Gefahr nicht aussetzen, sie hatte es nicht verdient. Er wusste noch nicht, wie er das Dominik beibringen sollte. Dominik war der Mensch gewesen, der ihn von der Straße geholt hat und ihm ein Dach über den Kopf gegeben und ihm alles beigebracht hatte, was er jetzt konnte. Er wollte Dominik nicht enttäuschen, doch langsam ließ ihm sein Job nachts nicht mehr ruhig schlafen. Er hatte immer den gleichen Alpraum jede Nacht. Er war in einem Aufzug aus Glas, der sich langsam mit Blut fühlte, dem Blut seiner Opfer. Dan wachte immer schweißgebadet auf, wenn das Blut ihm schon bis zum Hals reichte. Danach hatte er Angst einzuschlafen, weil er befürchtete der Traum würde zurückkehren. Doch seit er Maja kennen gelernt hatte, wurde sein Schlaf besser und der Alptraum verging. Sie machte aus ihm einen besseren Menschen. Sie hat ihm zum Leben erweckt, ihm gezeigt, dass es auch andere Farben auf der Welt gab, als schwarz und grau. Sein Endschluss stand fest, er würde zu Dominik fahren und ihm seinen Austritt bekannt geben, dann holt er Maja ab und fährt mit ihr weg. Egal wohin, hauptsächlich raus aus dieser Stand und vielleicht auch aus diesem Land. Wo niemand weiß, dass sie Geschwister sind, wo sie keiner verurteilen würde.
Vor Dominiks Haus im Zentrum hielt er an und stieg aus dem Auto. Er ging zum Haus und klingelte an der Tür. Dominik persönlich machte ihm die Tür auf.
-Komm rein. - meinte Dominik verärgert ohne jegliche Begrüßung und trat einige Schritte zurück, um Dan rein zulassen. Dan setzte sich auf die Couch. - Was ist eigentlich in dich gefahren? - schrie Dominik ihn an, sodass Speichel aus seinem Mund sprühte. -Ich bin so enttäuscht von dir. - fügte er hinzu.
-Da waren Kinder. - sagte Dan zu seiner Verteidigung und Dominik schaute ihn fragend an. - Es waren Kinder in dem Raum gewesen. - erklärte er.
-Und? - fragte Dominik. - Seit wann hält dich das davon ab, deine Arbeit zu erledigen? - sagte er und ging zur Bar um sich einen Drink einzuschenken.
- Ich steige aus. - sagte Dan plötzlich. - Ich mache nicht mehr mit. - fügte er hinzu.-Was sagst du da? - meinte Dominik zu Dan gewandt und nahm einen Schlug auf seinem Glas.
-Ich steige aus. - wiederholte Dan. Dominik fing an zu lachen. Das war dieses widerliche Lachen, das Dan Gänsehaut bereitete.
-Das ist kein Verein, aus dem man einfach aussteigen kann. - teilte Dominik ihm mit und setzte sich in einen großen Sessel. - Wenn du einmal in unserem Geschäft drin bist, gibt es nur zwei Entkommensarten, entweder in einem Sarg oder in einem Streifenwagen. - sagte Dominik und nahm noch einen Schlug aus dem Glas.
-Ich kann nicht mehr. - teilte Dan ihm mit. - Und bewahre Gott den, der sich mir in den Weg stellt. - sagte er und schaute Dominik bedrohlich an. Für diese Aussage hatte Dominik nur ein müdes Lächeln übrig.
-Wie hast du dir das vorgestellt, Danny? - fragte Dominik und leerte sein Glas. - Dachtest du, du kommst einfach zu mir, sagst mir das alles und haust ab. - meinte Dominik und schüttelte bestürzt den Kopf, wie man das bei unartigen Kindern machte. - Ach Danny-Boy. Schon bald werden alle Fandungsplakate dein Gesicht tragen. Du weißt, dass es dir erspart bleibt, weil ich gewisse Kontakte bei der Bundespolizei habe. - ließ Dominik ihn wissen. - An deinen Händen klebt so viel Blut, dass du es noch in tausend Jahren nicht abgewaschen hast. - sagte er, stand auf und ging zur Bar. Er schenkte sich noch ein Glas Whiskey ein und drehte sich wieder zu Dan. - Solche Menschen wie wir es beide sind, können nicht auf einmal gut werden. - sagte Dominik und lächelte Dan an.
-Ich werde wegfahren, nicht verstecken, - teilte Dan ihm mit und Dominik lachte erneut.-Ich weiß, was los ist. - sagte Dominik plötzlich und nickte. - Da ist eine Frau im Spiel. Ja, bei Frauen werden alle Männer schwach. - meinte Dominik ganz verträumt. - Das erinnert mich an deinen Vater. - sagte er plötzlich und biss sich sofort auf die Zunge. Dan schaute ihn ratlos an und erhob sich von seinem Platz.
- Du kanntest keinen Vater? - fragte er. Dominik konnte sich jetzt für seine lose Zunge in den Hintern beißen, doch jetzt war er zu spät. Dan war nicht dumm, also musste er ihm jetzt die Wahrheit über seinen Vater erzählen.
-Ja, ich kannte deinen Vater, als ich so jung war wie du. Er war ein guter Mann. - meinte Dominik und trank noch einen Schlug.
-Er war auch Profikiller. - meinte Dan und Dominik nickte.
-Ja, er war gut, aber du bis besser. So wendig und selbstbewusst war er nicht. - meinte Dominik. - Bis er diese kleine Mistgöre getroffen hat, die sich deine Mutter schimpft. - fügte er hinzu. - Auf einmal hat er die Aufträge des Chefs verweigert, hat sich geändert. Dachte wahrscheinlich auch, er konnte einfach aussteigen, wie du jetzt. Dann wurde sie auch noch schwanger. - sagte Dominik und verdrehte genervt die Augen. - Haben sich ein kleines Häuschen gekauft und ein Familienauto. So eine kleine süße Familie.- sagte er und stellte sein Glas auf den Tisch. Dan schaute Dominik entsetzt an und ein ganz fürchterlicher Gedanke kam bei ihm auf. - Ich kann dich nicht gehen lassen. -sagte Dominik.- sowie ich auch deinen Vater hab nicht gehen lassen. - sagte er. Dominik zog seine Waffe aus dem Hosenbund und richtete sie auf Dan.
- Du … - sagte Dan hassentbrannt.
-Ja, ich habe ihn den letzten Schuss verpasst.- gab Dominik zu. Eine Wut überkam Dan, er wollte sich auf Dominik stürzen. Dominik schlug ihn mit der Halterung der Waffe ins Gesicht. Dan verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Boden. Seine Lippe blutete. Er schaute zu Dominik hoch. Er konnte es einfach nicht glauben. In den letzten 8 Jahre war Dominik wie ein Vater zu ihm und jetzt musste er feststellen, dass er auch dafür verantwortlich war, dass Dans Familie in die Brüche ging.
- Ihr kleinen Möchtegerns. Habt ihr euch mal gefragt, von wessen Geld ihr lebt? - sagte Dominik und richtete die Waffe noch immer auf Dan.
-Jetzt zeige ich dir, wie wendig ich doch bin. - sagte Dan, zog auf dem Wadenholster seine Waffe und schoss auf Dominik, der mit dieser Wende nicht gerechnet hatte. Dominik wurde von der Wucht des Schusses zurückgeschleudert. Seine Waffe fiel ihm aus der Hand und glitt unter die Couch. Dan stand auf, wischte sich mit dem Ärmel das Blut aus dem Gesicht und ging auf Dominik zu. Dieser lag auf dem Rücken, wie ein Kakerlake.
-Das würdest du doch nicht tun, Danny. - sagte Dominik und lächelte Dan ängstlich an. Auf einmal war er kein übeler Gangsterboss mehr, sondern ein verängstigtes Jammerlappen. -Ich habe dich aufgezogen, wie meinen eigenen Sohn. - meinte Dominik. Dans Kugel trag ihm an der Schulter und um das Einschussloch bildete sich ein roter Fleck. - Hab Erbarmen mit mir. - sagte Dominik, doch Dans Augen blieben kalt, sowie auch bei jedem seiner Auftragsmorde, die er ausführte.
- Hattest du Erbarmen mit meinem Vater? - fragte Dan ihn und als Dominik keine Antwort kam, schoss Dan ihm in den Kopf. - Nein, hattest du nicht. - antwortete er selbst und ließ die Hand mit der Waffe runter.
Mit gemischten Gefühlen verließ er Dominiks Haus. Er war wütend auf Dominik, weil er seine Familie zerstört hatte. Er hatte Mitleid mit sich selbst, weil er nie seinen Vater kennen lernen durfte. Jetzt musste er nur zu Maja fahren und sie abholen, damit sie zusammen wegfahren können. Er konnte seine Vergangenheit zurücklassen und ein neues Leben beginnen mit … Maja.
Vor Majas Elternhaus blieb er stehen und sah sofort den Krankenwagen, der in der Einfahrt stand. Er stieg aus und ging mit stark klopfendem Herzen auf die Haustür zu, die sperroffen stand. Ein ungutes Gefühlen überkam ihn. Im Flur sah er Ashley stehen, der Tränen über die Wangen rollten. Sie unterhielt sich leise mit Peter, der auch weinte.
-Hi Dan. - meinte Ashley als sie ihn sah.
-Hi. - begrüßte er sie zurück. - Was ist hier los? - fragte er und Ashley brach in Tränen aus.-Maja ….- sagte Peter doch dann wurde er von einem Trampelt von einpaar Füssen auf der Treppe unterbrochen. Dan sah sich um und sein Herz blieb stehen. Zwei Sanitäter trugen eine Trage. Die Person darauf war mit einem weißen Leinentuch bedeckt, dass konnte nur ein heißen. Wie in Trance ging er auf sie zur und nahm das Lacken weg. Er wurde weißer, als das Lacken, dass er noch in der Hand hielt.
-Mister, was machen Sie da? - meinte der Sanitäter, doch Dan hörte ihn nicht. Ein Dolch des Schmerzes durchbohrte sein Herz. Maja sah aus, als würde sie schlafen, doch Dan wusste, dass es nicht so war. Ihre Lippen waren blau und sie war bleich. Sie war tot. Zart streichelte er über ihre Wange und weinte. Er konnte es nicht glauben. Er legte seine Hände auf ihre Schulter.
-Lassen Sie es. - ermahnte ihn der andere Sanitäter. Doch Dan beachtete ihn nicht.
-Wach auf, Maja. - sagte er leise und schüttelte sie sanft. - Ich bin`s. Wach bitte auf. - meinte er und schüttelte sie kräftiger. - Maja!!! - rief er verzweifelt, doch sie reagierte nicht. Er fiel vor ihr auf die Knie und nahm ihre Hand. Sie war so kalt. Er führte die Hand an seine rechte Wange und weinte. - Du darfst nicht gehen. - sagte er unter Tränen. - Bitte verlasse mich nicht! - schrie er verzweifelt.
-Dan. - hörte er plötzlich eine bekannt Stimme und zwei Händepaare hoben ihn wieder hoch. Die Trage wurde raus getragen.
-Lass mich los. - sagte er und wollte schon raus laufen, doch Chris, der ihm festhielt war stärker. Dan ließ sich erneut auf die Knie fallen und weinte über seinen Verlust.


Kapitel 15


Der Abschied

Majas Beerdigung fand an einem wunderschönen sonnigen Sommertag statt. Kirsten war inzwischen, nach ihrem Zusammenbruch an Majas Todestag, aus dem Krankenhaus entlassen worden. Sie stand in der ersten Reihe und weinte leise. Peter legte seinen Arm um ihre Schulter, doch auch er weinte bitter über den Verlust seiner über alles geliebte Prinzessin.-Oh Vater unser. - sagte der Pfarrer. - Nimm bitte diese junge Seele…
Kirsten gab sich die Schuld an Majas Tod, weil sie ihrer Tochter die Wahrheit nicht gesagt hatte. Es wäre alles anders gekommen, wenn vor über sechs Monaten Maja die Wahrheit erfahren hätte.
Ashley gab sich die Schuld an Majas Tod, weil sie Maja in diesen schwierigen Momenten, als Dan mit ihr Schluss gemacht hatte, nicht für sie da war. Maja braucht sicherlich jemanden zum Reden.
Peter gab sich die Schuld an Majas Tod, weil er die Wahrheit wusste, doch aus Furcht vor seiner Frau seiner Tochter diese verwieg.
Chris gab sich die Schuld an Majas Tod, weil er sie diesmal nicht beschützen konnte, wie er das immer zuvor gemacht hatte.
Dan gab sich die Schuld an Majas Tod, weil er sie verletzt hatte. Weil er nicht einfühlsamer war, als er mit ihr Schluss gemacht hatte.
Nach und nach gingen die Leute, hier und da hörte man leises Flüstern oder Weinen. Dan stand im Schatten einer Buche mit einem Strauß rosa farbenden Rosen, ihrer
Lieblingsblumen. Als letzter ging er an ihren Grab. Vor ihrem Foto lächelte sie ihn an und er lächelte zurück. Vorsichtig legte er die Blumen auf ihre Grabstätte.
-Es tut mir so leid. - entschuldigte er sich bei ihr. - Es war nicht meine Absicht gewesen, dir wehzutun. Ich wollte doch bloß, dass du glücklich bist. - meinte er und Tränen kullerten über seine Wangen. - Warum hast du das getan? Du warst doch immer so stark gewesen. - sagte er und schluckte schmerzhaft. - Ich weiß einfach nicht, wie es ohne dich weitergehen soll. Ich habe das Gefühl, dass die Welt dunkeler geworden ist und die Sonne ist auch getrübt. - meinte er. - Du warst die Einzige, die mich verstand, die mir die Kraft zum Leben gab. Bitte sag mir, wie ich ohne dich leben soll. - bat er sie, doch ihr Gesicht bewegte sich nicht. Noch immer lächelte sie. Dan berührte leicht mit den Lippen die Finger seiner rechten Hand und berührte dann ihr Gesicht auf dem Foto. - Ich liebe dich. - flüsterte er ihr zu und ging fort, für immer. Nicht wissend, ob er überhaupt irgendwann die Leere in seinem Herzen füllen konnte. Nicht wissend, ob er jemanden noch jemals so lieben würde. Nicht wissend, wo er hingehörte.

Also Leute, dass ist das Ende meiner Geschichte. Viel Spaß bei Lesen!!! LG Lollita







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