Nachtgedanken Teil 4

Autor: roses of mackintosh
veröffentlicht am: 31.05.2008




Weitere 8 Jahre später (Unsere Hauptperson ist 46)

Ein Kamin, er saß auf dem davor stehenden Sofa, ich hatte meinen Kopf in seinen Schoß gebettet. Seine rechte Hand spielte gedankenverloren mit meinen Haaren, die andere hielt das Buch, aus dem er mir vorlas.
Ich war unfähig zu reden, ließ meine Gedanken von seiner Stimme treiben, vom Knistern des Feuers und vom kleinen Prinzen, der so gerne ein Schaf hätte.
Seine Melodie beruhigte mich, sein Körper gab mir die Wärme, die ich so dringend benötigte.Ich schmiegte mich noch näher an ihn, streichelte seine linke Wange und hauche ein 'Dankeschön' auf die rechte.
Er lächelte mich an, stupste meine Nase und erwiderte 'Gern geschehen...'

Gedankenverloren richte ich den Blick wieder auf den Grabstein vor mir: Hier ruht Philipp Schmidt geboren am 14.8.1961 gestorben am 12.1.2010.
Ich erinnere mich an unsere Hochzeit: Ein schöner Junitag, ich war gerade 33 geworden und ein guter Freund begleitete mich zum Altar. Es tat mir im Herzen weh, dass mein Vater dies nicht mehr tun konnte, wollte er doch immer seine 'kleine Prinzessin' ihrem Zukünftigen übergeben. Unsere kleine zweijährige Tochter saß auf dem Schoß ihres anderen Großvaters und winkte mir glücklich in ihrem Rüschenkleidchen zu. Ich gab Philipp das Jawort und der Tag war wunderschön.
Er war auf Geschäftsreise in den Staaten gewesen und hatte mich dort zufälligerweise bei einem Meeting gesehen, wir gingen essen und es knisterte so zwischen uns, dass wir am gleichen Abend miteinander schliefen; nicht ohne Folgen. Neun Monate später war ich um einen Schreihals reicher, meine kleine süße Violetta hat mir seitdem viele unvergessliche Stunden bereitet. Philipp überzeugte mich zurück nach Deutschland zu kommen, wir kauften uns ein kleines Häuschen vor Köln und waren glücklich.
Ich war so glücklich, dass selbst meine Träume mit Christian nicht wiederkehrten, und so lebten wir unser beschauliches Leben.
Fünf Jahre später, Violetta war schon 7 und besuchte ihren Pa im Büro. Ich glaube, ich verzeihe mir nie, dass ich das zuließ. Sie erwischte ihren Vater plus Sekretärin in flagranti auf seinem Schreibtisch. Die Kleine verstand die Bedeutung des Ganzen nicht wirklich und ich hatte meine liebe Not, mit dem Schock und gleichzeitig mit kindgerechten Erklärungen klarzukommen. Wir zogen zurück in die Staaten.
Seit dem Vorfall waren die Träume wieder präsent und nicht selten musste meine Kleine mich trösten. Ich verzieh Philipp die Sache recht schnell, wir trafen uns häufig und hatten eine harmonische Freundschaft.

'Woran denkst du, Mama?', fragt mich Violette liebevoll. Ich lächele sie an: 'An deinen Vater, er war kein schlechter Mensch, und auch wenn ich ihn nicht liebe, vermisse ich ihn doch.'
'Ich auch', antwortet sie traurig. Ich lege meine Arme um sie, drücke sie an mich und küsse ihre Stirn.
'Er hat dich sehr geliebt, das darfst du nie vergessen!'
'Ich weiß, Mama, ich weiß ...'
Wir trösten uns gegenseitig. Ich weiß nicht, wie es ist seinen Vater so früh zu verlieren, schließlich ist sie erst 15. Aber vermutlich, tut es immer weh, wenn man seine Eltern liebt, egal wie alt man zum Todeszeitpunkt ist.

Ich fühle mich seltsam leer, jetzt sind nur noch wir zwei da, Violetta und Ina, eine kleine Familie.
'Komm, lass uns gehen', ich nehme ihre Hand und drehe mich um. Mein Blick versinkt in einem eisblauen Meer.

'Hallo, Ina'
'Christian', stottere ich, bemüht die Contenance zu wahren.
'Es tut mir sehr Leid, was mit Philipp geschehen ist, ich habe es aus der Zeitung erfahren. Geht es euch gut?', er schaut zu Violetta, die seinen Blick etwas verwundert erwidert.'Danke, es geht', stammele ich, 'das ist Violetta, unsere Tochter!'
'Hi, ich bin Christian Richter, freut mich, dich kennenzulernen'
Sie reicht ihm freundlich die Hand, die er lächelnd ergreift.
Ich fühle mich unwohl, irgendeine merkwürdige Atmosphäre breitet sich aus. Violetta lächelt immer noch.
Etwas zu energisch meine ich: 'Wir müssen los, mach's gut Christian' und ziehe Violetta mit mir fort, sie schaut etwas verwirrt.
'In Ordnung, ruf mich an, Ina, wenn ich euch irgendwie helfen kann.'
Nach hundert Metern Laufschritt sagt meine Tochter zu mir: 'Der scheint nett zu sein, dieser Christian.'
'Hm', erwidere ich nur und gehe weiter.

Christian, diese Phantom meiner Kindheit, es verfolgt mich offensichtlich noch immer ...

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Hallöchen meine Lieben,
ich hoffe, dieser Teil konnte euch ein wenig in die Klarheit führen. Was die Zeitabstände von 8 Jahren zu bedeuten haben, weiß ich selbst nicht so genau. Vermutlich ist 5 zu kurz und 10 zu lang, und 7 mag ich nicht^^.
Aber fragt ruhig, wenn ihr etwas nicht versteht.
Glg roses of mackintosh







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