Internat, Chaos und Jungs Teil 6

Autor: Yana
veröffentlicht am: 01.05.2008




JANNIK:
Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich sah, dass Cathrin nicht in Panik geraten war. Erleichtert lächelte ich sie an. 'Tut mir leid.' 'Ach schon okay, du kannst ja nichts dafür.' Sie zuckte mit den Schultern und schaute mich unschlüssig an. 'Naja, bis morgen dann!' Sie drehte dich um und ging.

CATHRIN:
Seit diesem Tag, hatte ich etwas widergefunden, etwas, was mir vor einigen Jahren geklaut wurde: Mein Vertrauen zu mir selbst. Irgendetwas hatte Luk in mir wachgerüttelt. Etwas, was mir sagte, dass ER nicht mein Leben zerstören kann, mich nicht zerstören kann.
Am Montagmorgen, gingen Julia und ich zum Unterricht. Mit Schwung riss ich die Tür und ging ziels-trebig und selbstsicher auf Jannik zu und setzte mich mit einem strahlenden Lächeln neben ihn. Julia hatte ich schon gesagt, dass ich neben Jannik sitze, deshalb pflanzte sie sich neben einen ebenfalls dicklichen, ungepflegt wirkenden Jungen.
'Hey Jannik. Und wie geht's?' Nachdenklich schaute er mich an. 'Gut und dir? Scheinst ja gute Laune heut zu haben.' 'Ja, gutes Wetter heute.' Ich deutete nach draußen.
Strahlendblauer Himmel. Jannik nickte, doch bevor er noch etwas sagen konnte, tippte mir jemand auf die Schulter. 'Lust heute was zu unternehmen?', fragte mich Luk mit einem schiefen Lächeln. Ich überlegte kurz und nickte dann langsam. 'Gern.' 'Wie wär's nach der Schule? Dann könnten wir in die Stadt, Kino oder so, auf was du Lust hast.' 'Okay!' Ich drehte mich wieder zu Jannik und merkte, dass er Luk wütend anstarrte. Dann huschte sein Blick weiter zu mir. Er schaute mich leicht verletzt an. Schnell wandte ich mich nach vorne und starrte angestrengt auf die Tafel.

Nach der Schule wartete Luk schon draußen vor dem Ausgang des Internates auf mich. Leichtfüßig sprang ich die letzten Stufen hinunter und eilte zu ihm. Wir gingen nebeneinander zur Bushaltestelle und setzten uns auf die Bank.
'Du... tut mir leid wegen gestern. Das ist eigentlich gar nicht meine Art.' Nachdenklich betrachtete ich ihn zum ersten Mal etwas genauer. Er hatte kurze, fast schwarze Haare, dunkelblaue, klare Au-gen. Das Merkwürdigste an ihm war seine Haut. Luk sah regelrecht blass aus, doch genau das ließ ihn... schön wirken. Seine Augenbrauen waren geschwungen und seine Gesichtszüge waren ent-spannt und weich.
Mein Blick schweifte weiter zu seinem Körper. Luk war groß und muskulös. Unter seinem enganlie-genden T-Shirt konnte ich eine Andeutung von seinen Muskeln erkennen. Seine Hände waren schlank und die Finger lang und gerade geformt. Erst jetzt fiel mir auf, wie PERFEKT Luk war. Warum war mir das vorher noch nie aufgefallen? Auch jetzt, wo ich mit Luk alleine war, spürte ich, wie wohl ich mich bei ihm fühlte. Noch wohler, als bei Jannik... als ich an ihn dachte, biss ich mir auf die Lippen. Er hatte sich so viel Mühe mit mir gegeben. Irgendwie war ich nicht gerecht zu ihm, oder? Er hatte sich Mühe gemacht, mein Vertrauen aufzubauen - jedenfalls hatte ich das Gefühl gehabt, dass er das bezwecken wollte - und nun ging ich einfach mal so mit Luk in die Stadt. Hoffentlich war Jannik nun nicht sauer auf mich. ‚Irgendwann kannst du es ihm ja erklären.' Ja, das würde ich.
Der Bus unterbrach schließlich meine Gedanken. Hinter Luk stieg ich ein und dann ging's Richtung Stadt.

An der nächsten Station stiegen wir aus. Die Fahrt hatte höchstens zehn Minuten gedauert. 'Was nun?', fragte Luk dicht neben mir. 'Hm... Mir egal. Was du willst.' Ich drehte mich zu ihm um und schenkte ihm ein kurzes Lächeln. 'Wir wär's mit einem Eis?' Ich nickte und tappte neben ihm her zur nächsten Eisdiele. Es war nicht dieselbe, als ich mit Jannik hier gewesen war.
Nach einem fetten Eis, beschlossen wir ins Kino zu gehen: Was ganz normales eben. Nichts auffallendes.
Als wir die Karten gekauft hatten, gingen wir in den Kinosaal3 und setzten uns in eine der mittleren Reihen. Nach zehn minütigem Vorspann, begann der Horrorfilm, den wir uns ausgesucht hatten...

Zwei Stunden später, traten wir aus dem hellerleuchteten Kino. Draußen war es schon dunkel, ob-wohl es Sommer war. 'Wie viel Uhr ist es denn?', fragte ich besorgt. Wir hatten mit dem Direx ver-einbart, punkt 22 Uhr wieder zurück zu sein. Als Luk nicht antwortete, drehte ich mich zu ihm um, um zu schauen, warum er schwieg. Er stand einen Meter von mir entfernt und betrachtete mich mit schiefgelegten Kopf. 'Was denn?', fragte ich verwirrt. Statt einer Antwort überwand er mit einem großen Satz die Distanz zwischen uns und drückte mich mit dem Rücken gegen die Wand des Kinos. Mit seinen Händen stützte er sich jeweils links und rechts von meinem Kopf ab. Er stand dicht vor mir, sodass sich sein Körper leicht an meinen schmiegte. Auf einmal bereute ich es, dass ich mit Luk weggegangen war. Was ist wenn... nein. Schnell schüttelte ich den Gedanken ab. Luk war anders, genau wie Jannik.
Ich atmete einmal tief ein. Luk roch nicht, wie ich gedacht hatte, nach Aftershave, sondern... seine Haut roch süßlich. Nicht viel, sondern nur ganz dezent. Plötzlich schlug mein Herz fester. Alles um uns herum war still. Luk lächelte schief und plötzlich kam sein Gesicht näher. Ich spürte seine harten Lippen auf meinen. Zuerst drückte ich vergebens mit den Händen gegen seine Brust, damit er aufhörte, doch irgendwie schien er das nicht zu spüren. Er öffnete meine Lippen. Ein überraschender Laut entrang meiner Kehle, dann ein erstickter Seufzer. Ich gab den passiven Widerstand auf und erwiderte seinen Kuss. Ich stöhnte leise auf und vergrub meine Hände in sein dichtes Haar, um ihn näher an mich zu drücken. Fest presste er meinen Körper mit seinen gegen die kalte Wand. Ich stöhnte leise, kaum hörbar auf. Das hatte mir gefehlt. Über all die Jahre, die ich zurückgezogen gelebt hatte, hatte ich das hier vermisst, ohne es zu wissen.
Vorsichtig löste sich Luk von mir, seufzte und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. Ich lehnte mich an ihn und genoss diesen kurzen Moment des Friedens.







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