Internat, Chaos und Jungs Teil 1

Autor: Yana
veröffentlicht am: 06.04.2008




CATHRIN:
Es war wieder einer der verregneten Sonntag Nachmittage.
Müde saß ich in meinem Zimmer und wusste nicht, was ich mit mir anfangen sollte. Ich spielte mit dem Gedanken, etwas für die Schule zu tun, doch als mir einfiel, dass ich meinen letzten freien Tag lieber etwas sinnvoller verwenden sollte, sprang ich auf und ging nach unten.
Meine Eltern waren nicht zu Hause. Zwar war es Sonntag, und jeder gewöhnliche Mensch arbeitete eigentlich nicht an solch einem Tag, jedoch waren meine Eltern anscheinend nicht normal.
Naja, vielleicht war es etwas hart, das zu sagen. Meine Eltern, besser gesagt meine Stiefmutter und mein Dad, arbeiteten jeden Tag der sich ihnen anbot, um Geldzu verdienen.Genau, denn wir waren Arm. Obwohl, was heißt arm? Um es etwas milder auszudrücken, meinte ich damit, dass sie zu wenig Geld hatten, um sie und mich das ganze Jahr über zu versorgen und etwas anständiges zum Anziehen zu kaufen.
So hatten sie kurzerhand entschlossen, mich auf ein Internat zu schicken. Am Anfang hatte mich dieser Gedanke geschockt; ich berührungsscheuer, sennsibler Mensch zwischen hundert von fremden Leuten?
Mein Dad wusste natürlich, dass ich nicht gerne unter so vielen fremden Menschen bin, doch er meinte, dass es besser für mich wäre.
Es stand schon einige Wochen fest, dass ich auf das Internat, das sowohl männliche wie weibliche Schüler besuchte, in Hamburg gehen sollte. Als meine Stiefmutter mit gesagt hatte, dass beide Geschlechter diese Schule besuchten, hatte ich gebettelt, wenigstens auf ein Mädcheninternat zu gehen. Auf mein Flehen hin suchten sie nach einem Mädcheninternat, konnten jedoch keines finden, dass billig genug war, dass wir es uns hätten leisten können.Mir graute es schon davor mit so vielen Jungs alleine zu sein - ohne Freunde, die mich verstanden und mir beistanden. Nicht das ich schüchtern oder gar hässlich war und Angst hatte, dass sie mich auslachten. Nein, im Gegenteil. Ich war eine 'Schöhnheit' wie die meisten zu sagen pflegten. Und manchmal bereuhte ich das. Wäre ich ein durchschnittlich aussehender Mensch, würde ich nicht die ganze Aufmerksamkeit der Jungen auf mich ziehen. Ich war eh eher ein Mensch, der sich im Hintergrund hielt.
Seufzend strich ich mir mein Haar aus dem Gesicht und betrachtete mich im Spiegel, der unten im Flur hing. Mein schmales Gesicht, mit den dicken, rosernen Lippen wurden von langen, braunen Haaren umrahmt. Meine großen Augen wurden von langen, geschwungenen Wimpern umgeben und meine braune Haut glänzte vor Reinheit.
Nicht, dass ich eingebildet war oder mit meinem Aussehen angab, nein. Doch ich musste zu geben, dass ich nahezu Perfekt aussah. Auch meine Figur wies keine Makel auf; Schlank, lange Beine, nicht gerade kleine Brüste und glänzend, braune Haut. Was wollte Frau mehr?Doch auch Schöhnheit war nicht alles. Schöhnheit verleitet manche Männer dazu, etwas zu tun, was sie nicht tun dürfen.
Abermals seufzend nahm ich meinen Regelmantel vom Ständer und ging nach draußen. Kalter Wind schlug mir entgegen und half mir, aufkeimende, scheusliche Erinnerungen zu verdrängen. Entschlossen lief ich los. Mein Ziel war die naheliegende Kafeteria, bei der ich nahezu schon Stammgast war, obwohl ich dort so gut wie nie etwas trank, da mein Taschengeld meist nicht ausreichte.
Manchmal fand sich der ein oder andere, der mir einen Trink oder einen Eisbecher spendierte, obwohl ich immer ablehnte, da ich es nicht gut fand, wenn die Jungs nur wegen meinem Aussehen sich zu mir setzten, obwohl sie nicht einmal meinen Namen kannten.Mein Weg führte mich durch leere, abseitsgelegen Gassen, dann über einen großen Marktplatz, auf dem jeden Samstag morgen Gemüse und Obst verkauft wurde.
In der Kafeteria angekommen, ließ ich mich auf ein freien Platz am Fenster sinken und zog mir mein nassen Mantel aus. Gleichdarauf kam ein Mann auf mich zu gestürmt. 'Mameria! Bei so einem scheiß Wetter unterwegs?' Ich lächelte leicht. Der Kellner hier, Franzesko, gehört zu den wenigen Menschen hier in der Stadt, dem ich vertraute.
Wie sein Akzent wahrscheinlich verriet, war er halb Italiener und halb Deutscher. Franzesko war immer gut gelaunt und plauderte mit mir meist so lang, bis ihm seine Chefin mit rausschmiss drohte. Dann musste er sich schnell wieder an die Arbeit machen.'Ich wollte mich verabschieden.', antwortete ich. 'No, no, no. Wieso Verabschieden?' 'Ich muss auf ein Internat.' 'Oh oui! Deine Eltern haben sich entschieden, dich wegzuschicken.' Traurig blickte er mich an. 'Ich werde dich vermissen!' Ich verzog meinen Mund zu einem Lächeln. 'Ich dich auch!' Ich stand auf und drückte ihm einen Kuss auf dich Backe und umarmte ihn zum Abschied noch mal. Dann ging ich schnell auf den Seitenausgang zu, als ich sah, dass vier Jungs in jeder Jacke sich mir näherten und wahrscheinlich vorgehabt hatten, sich zu mir zu setzen. Als sie merkten, dass ich flüchtete riefen sie: 'Hey Schnecke, bleib doch mal stehen!'
Schnell machte ich mich auf den Heimweg und war erleichtert, als ich endlich wieder in meinem Zimmer saß, ohne dass mich ein weiterer Mensch angebaggert hatte.

Am nächsten Tag brach ich auf. Am Bahnhof verabschiedete ich mich von meinen Eltern und versprach ihnen zu schreiben. Dann stieg ich in den Zug, der mich nach Hamburg bringen würde.
Die Fahrt verlief ruhig. Ich saß mit einem etwas älteren Herren in einem Abteil, der auf dem Weg nach Lübeck war (Der Zug hielt in Hamburg und fuhr dann noch weiter nach Lübeck).Er erzählte mir dies und jenes aus seinem Leben, doch es interessierte mich nicht und irgendwann gab ich es auf, mich zu konzentrieren un dihm zu zuhören.
Erst als der Zug endlich hielt, hörte er auf zu plappern und verabschiedete sich von mir. Hastig beeilte ich mich aus dem Zug zu steigen und mein Gepäck zu holen.
Vom Bahnhof aus fuhr ich mich ein Taxi weiter zu Internat. Dort wurde ich von dem Direktor empfangen, der mir auch gleich mein Zimmer zeigte. 'Leider bist du vorerst alleine. Ein weiteres Mädchen wird erst in einer Woche hier antreffen.' Das konnte mir nur recht sein. So hatte ich vorerst meine Ruhe.

Am nächsten Tag, war mein erster Schultag. Ich lief zu dem Saal, den mir der Direktor gezeigt hatte und schaute zerknirscht auf die Uhr. Fünf Minuten zu spät! Das machte sicher nicht ein guten Eindruck!
Zaghaft klopfte ich an die Tür. Nach einem höflichen 'Herein!' schlüpfte ich hinein. Eine Lehrerin, mitte 30, kurzes, blondes Haar, breite Schultern, schmales Gesicht und blauen Augen, starrte mich einen Moment ratlos an, dann fing ihr Gesicht an zu strahlen. Sie winkte mich zu ihr und legte mir eine Hand auf die Schulter. 'Das hier ist die Neue! Sie kommt aus Hannover und heißt...' 'Cathrin.', half ich ihr weiter. 'Cathrin, genau. Wenn ich bitten darf, setz dich doch neben Jannik dorthinten.' Ich zögerte kurz und biss mir auf die Lippen. Warum unbedingt neben ein Junge? 'Ach und ehe ich es vergesse. Jannik? Würdest du so nett sein und Cathrin nach dem Unterricht das Internat zeigen?' Ich sah wie der Junge nickte.Entschlossen lief ich auf ihn zu und ließ mich neben ihn auf ein Stuhl sinken.
Kurz betrachtete ich ihn. Er hatte hellbraunes Haar, dass ihm wirr vom Kopf abstand, grüne, ausdruckvolle Augen, kräftigen Körper, muskulöse Arme, nettes Lächeln. Kurz gesagt; Ein gutaussehender Junge. Das musste ich zu geben.

JANNIK:
Sie stand dort vornen und versuchte ihre Angst zu verbergen, als die Lehrerin sie neben ihm auf den Platz schickte. Er war sich sicher, dass niemand bemerkt hatte, dass sie ängstlich war, doch er spührte es. Er sah es in ihren Augen, die einen kurzen Moment weit aufgerissen gewesen waren. Er wusste, dass sie Angst hatte. Aber vor was?Als sie sich neben ihn setzte, spürte er ihre wärme und sog ihren Duft in sich ein. Sie roch nach Erdbeer - wie lächerlich es sich auch anhörte, sie roch nach Erdbeer.

Ein weiterer Teil wir bald folgen :)







Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19 Teil 20 Teil 21 Teil 22 Teil 23 Teil 24


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz