Seitensprung - was nun?

"Würdest du nach einem Seitensprung Deines Partners die Beziehung beenden?" Hört man sich auf Schulhöfen, auf dem Campus oder in Discotheken um, lautet die Antwort auf diese Frage in der Regel „Ja!“. Kaum ein Jugendlicher kann sich eine längere Beziehung mit einem Partner vorstellen, der fremdgegangen ist. Trotzdem gibt es viele reife Paare, die trotz Seitensprung in einer erfüllten und glücklichen Beziehung leben. Hätten auch sie in der Jugend diese Vorstellung abwegig gefunden? Was führt zur Änderung der Ansichten und wann macht ein Fortsetzen der Partnerschaft Sinn?

Was ist ein Seitensprung?

Der klassische Seitensprung ist eine reine sexuelle Affäre. Die Abgrenzung zu einer echten Beziehung erfolgt nicht über die Dauer. Vom One-Night-Stand bis zu langfristigen Affären ist alles möglich. Allerdings beschränkt sich die Beziehung in erster Linie auf das eine: Sex. Es gibt kein gemeinsames Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Beide Partner suchen nach der Erfüllung bestimmter Wünsche. Warum diese nicht in der eigentlichen Beziehung erfüllt werden, kann ganz unterschiedliche Gründe haben:

  • Sehr unterschiedliche sexuelle Vorlieben

  • Gesundheitliche Probleme

  • Lustlosigkeit

  • Starke Beanspruchung durch den Nachwuchs

  • Eingefahrene Strukturen durch Alltagstrott



Ein Seitensprung kann geplant sein, entsteht aber oft spontan aus der Situation heraus. Bleiben in der Partnerschaft Sehnsüchte unerfüllt und stimmen die Rahmenbedingungen genügt oft ein kleiner Funke, um das Feuer zum Lodern zu bringen.

Was macht eine echte Partnerschaft aus?

Paare in langen Beziehungen können bestätigen: Partnerschaft ist mehr als nur Sex. Um langfristig miteinander glücklich sein zu können, müssen viele Faktoren stimmen:

  • Grundsätzlich ähnliche Interessen

  • Akzeptanz der Hobbies des Partners

  • Gemeinsame Ziele für die Zukunft

  • Ähnliche Wertvorstellungen in wichtigen Lebensbereichen

  • Verständnis für den Partner

  • Gegenseitige Wertschätzung

  • Akzeptanz der sexuellen Wünsche

  • Vertrauen



Ein Seitensprung erschüttert in erster Linie einen Punkt dieser Voraussetzungen: das Vertrauen. Jetzt liegt es in den Händen des Paares, wie mit dem Vertrauensbruch umgegangen wird.

Aufgeben oder Kämpfen?

Diese Frage wird sich jeder stellen, der mit dem Seitensprung seines Partners konfrontiert wird. Eine Musterlösung oder allgemeingültige Antwort gibt es nicht! Gehen Sie in sich, was Sie verbindet und was Ihnen wichtig ist. Genau hier setzen auch die unterschiedlichen Ansichten der Jugend und der Paare in reifem Alter an. Viele Jugendliche sprechen von langen Beziehungen und meinen einige Monate, vielleicht auch mal zwei, drei Jahre. Welche Höhen und Tiefen gab es in dieser Zeit zu bewältigen? Welche gemeinsamen Werte wurden angeschafft? Wie stark verzahnt ist der Alltag? Welche Bedeutung hat Sex in diesem Alter? Es ist ganz natürlich, dass ein Seitensprung in den ersten Jahren der Beziehung oft das Aus der Partnerschaft ist.

Eine gänzlich andere Situation ist gegeben, wenn ein Partner nach vielen gemeinsamen Jahren der Versuchung des Abenteuers erliegt. Neben den finanziellen Schwierigkeiten einer Trennung und den Problemen der Alltagsbewältigung (vor allem bei der Betreuung kleinerer Kinder) verlieren beide Partner ihren wichtigsten Vertrauten. Das komplette Leben wird auf den Kopf gestellt, gemeinsame Wünsche und Ziele geknickt, langfristige Pläne und Wünsche aufgelöst.

Gemeinsam weiter – ja, aber wie?

Jetzt gilt es zu entscheiden, wie wichtig das gemeinsame Leben mit all seinen Erinnerungen, Erlebnissen, Erfolgen, Plänen und Zukunftsaussichten ist – jeder für sich und beide zusammen. Fakt ist, das irgendetwas in der Beziehung nicht gepasst hat, sonst wäre es nicht zu dem Seitensprung gekommen. Was war es und kann das Problem aus der Welt geschafft werden? Diese Frage können Sie nur gemeinsam beantworten. Nehmen Sie sich Zeit, lassen Sie die ersten Gefühlswallungen verstreichen und schaffen Sie eine ruhige Atmosphäre, um Ihre Beziehung auf den Prüfstand zu legen. Der Vertrauensbruch tut weh – aber treffen Sie keine Entscheidungen im Affekt, die Sie später bereuen.

Die Art der ersten Gespräche legt den Grundstein für die gemeinsame Zukunft. Können Sie immer noch ruhig und sachlich miteinander umgehen, ohne ihren Partner zu beleidigen oder zu entwürdigen? Fühlen Sie eher Trauer als Wut? Ist Ihr Partner erleichtert, dass die Heimlichkeiten vorbei sind? Wenn Sie diese Fragen mit „Ja“ beantworten können, stehen Ihre Chancen gut, die Krise zu meistern – sofern Sie es denn wollen.

Haben Sie sich gemeinsam für den Kampf um die gemeinsame Zukunft entschieden, führen Sie sich immer wieder vor Augen: Sex in der Partnerschaft ist wichtig – aber er ist nicht alles! Nähe, Geborgenheit und Wärme sind nicht ausschließlich beim Sex zu finden. Geben Sie Ihrem Partner die Chance, Ihnen das zu beweisen.

  • Reden Sie miteinander.

  • Kitten Sie den Bruch im Vertrauen.

  • Geben Sie sich Zeit.



Die Zeit heilt vielleicht nicht alle Wunden, aber die Schmerzen werden geringer. Irgendwann sind die Wunden zu Narben verblasst und sind nur noch Zeichen eines bewegten gemeinsamen Lebens – mit Höhen und Tiefen.

Sie möchten gern kämpfen, aber wissen nicht, wo Sie beginnen sollen und ob Ihr Weg der richtige ist? Weitere Informationen und praktische Tipps finden Sie bei Martin von Bergen.


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz