Alles, nur nicht Liebe Teil 2

Autor: Marissa
veröffentlicht am: 05.04.2008




Drei Wochen später. Endlich war es so weit. Die Floridareise stand an. Mein Vater hatte mir einen Reiseführer besorgt, was nicht unbedingt notwendig war, da sowieso alles von Herrn Losse bis ins kleinste Detail geplant war. Doch er war der Meinung, es wäre absolut von Nöten, sich auch selbst informieren zu können. Nun ja, da war wohl doch irgendwo der Vater, der sein kleines Mädchen unterstützen und beschützen wollte ... Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war halb Neun. Heute würde ich früh ins Bett gehen, schließlich ging der Flieger schon um halb 7.
Allerdings musste ich noch packen, bevor ich mich hinlegen konnte. Herr Losse hatte uns eine Liste gegeben mit dem Notwendigsten, die ich als erstes durcharbeitete.
‚Zahnbürste, Sonnencreme, Badeanzug u./o. Bikini bzw. Badehose, bequeme Schuhe evtl. Sandalen, Sonnenbrille ...'
'Darauf wär ich jetzt nie gekommen.' Ich zerknüllte den Zettel und packte alles so, wie es mir passte - in meiner Reihenfolge und nach meinem System. Alle meine Klamotten riss ich aus dem Schrank und überlegte, was davon ich mitnehmen sollte.
‚Eigentlich braucht man ja für jeden Tag etwas frisches ... Man schwitzt ja bei der Hitze auch viel ... Das heißt, mindestens 7 Hosen und 3 Röcke, evtl. kann man eine Hose auch mal länger anziehen. Vielleicht nehme ich noch ein paar Kleider mit. Und T-Shirts und Tops ... da brauche ich sowieso für jeden Tag etwas frisches. Eine leichte Sommerjacke nehme ich auch mal mit. Kann nie schaden. Und Flipflops brauche ich natürlich auch immer farblich zu den Klamotten passend ... Die schwarzen Highheels nehme ich auch mit. Mit denen liegt man immer richtig. Und Sandaletten brauche ich noch ...'
Schon nach kurzer Zeit merkte ich, dass in meinen Koffer nichts mehr reinpasste. Dabei hatte ich die ganzen Schuhe noch nicht eingepackt. Den Beautycase würde ich mit ins Handgepäck nehmen ...
‚Sonnenmütze und Sonnenbrille fehlt noch ... und Strandtasche und Pareo ...'
Verdammt! Ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Mir fielen noch tausend Kleinigkeiten ein, die auch noch mitmussten. Ich wusste mir nicht mehr zu helfen. Wie sollte ich das alles in meinen Koffer bringen? Im Kopf ging ich alles nochmal durch und überlegte, was hier bleiben könnte.
'Alles klar, mein Schatz? Kommst du voran?' Meine Mutter steckte den Kopf herein.'Mama, du kommst wie gerufen. Du musst mir helfen. Ich bekomm das alles nicht in den Koffer rein.'
Meine Mutter war Weltmeister im Packen und das war wohl etwas, was ich definitiv nicht von ihr geerbt hatte.
'Das bekommen wir schon hin. Ist das alles was rein soll, oder kommt noch mehr?'
Ich überlegte.
'Nein, fehlt nichts mehr. Den Rest nehme ich im Handgepäck mit, dann.'
'Gut, alles klar.'
Meine Mum packte alles noch einmal aus. Sie legte jedes Shirt und jede Hose nochmal neu zusammen und verstaute es gründlich und systematisch.
Am Schluss hatte sie es tatsächlich geschafft. Alles war drin und der Koffer war zu.
'Danke, Mum.' Ich umarmte sie und gab ihr einen Kuss.
'Kein Problem. Papa bringt dich dann morgen zum Flughafen, ja?'
'Okay.'
'Gut, dann jetzt ab in's Bett, sonst verschläfst du noch.'
'Ich hab dich lieb, Mum.'

Am nächsten Morgen klingelte um 4 Uhr mein Wecker. Ich wälzte mich in meinem Bett herum und steckte den Kopf unter mein Kissen.
'Fresse, du olles Teil.' Maulte ich und boxte meinen Wecker vom Nachtkästchen. Hart schlug das piepende kleine Plastikteil auf dem Boden auf, es schepperte gewaltig, doch dann gab es tatsächlich Ruhe.
'Herrgott, was ist denn das für ein Krach.' Mein Vater kam motzend die Treppe herauf.'Sag mal, Lena. Du schläfst ja noch! Aufstehen! Wir müsen in einer Stunde los!'
'Jaaha, ist ja gut. Gleich, noch 5 Minuten.' Ich zog mir die Decke über den Kopf.'Nein, nichts 5 Minuten. Ich kenne dich. Dir wird so schon die Zeit im Badezimmer knapp. Aufstehen. Jetzt!'
'Ja, herrgott nochmal.' Ich stand auf, gähnte, schlüpfte in meine Morgenpantoffeln und stapfte in Richtung Badezimmer.
Eine kühle Gesichtswäsche - und schon war ich um einiges wacher.
Ich schminkte mich und richtete meine Haare und ging dann runter in die Küche, um noch ein wenig zu frühstücken. Eine gute viertel Stunde hatte ich noch.
'Guten Morgääääähn', meine Schwester stapfte gähnend in die Küche und setzte sich.
'Was machst du denn hier - so früh?'
'Ich wollte mich noch von dir verabschieden.'
'Süß.' Ich biss herzhaft in eines der Schinkenschnittchen, die meine Mutter für mich bereit gestellt hatte. Meine Schwester war wirklich wie ihr eigenes Spiegelbild. Sonst hatten wir uns bei jeder Gelegenheit gezofft - und nun? Ich lächelte bei dem Gedanken, dass meine kleine sonst oberzickige Schwester langsam erwachsen wurde.
'So, wir müssen los. Wo ist dein Koffer?' Mein Vater legte sich seine Armbanduhr um.'Oben. Der ist so schwer.' Ich stand auf und begleitete meinen Vater mit nach oben. Mein Blick fiel auf die halb offen stehende Nachtkästchenschublade.
Ob ich wohl Kondome mitnehmen sollte? Konnte im Prinzip nie schaden. Schnell steckte ich die Packung in meinen Beautycase.
Wieder unten wurde ich schon von meiner Mutter und meiner Schwester erwartet, die mich offenbar verabschieden wollten.
'Machs gut, hab Spaß und komm heil wieder.' Meine Mutter hatte Tränen in den Augen.'Mum, ich bin nur 2 Wochen weg.' Ich strich ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht.'Ja, ich weiß ... es ist nur, du bist so erwachsen geworden. Eine richtige Frau ...'
'Bis dann.' Auch meine Schwester umarmte mich.
'Und viel Glück ...' Wisperte ich ihr ins Ohr und zwinkerte ihr zu. Marie lächelte.
'Können wir ...' Mein Vater stand drängelnd in der Tür.

Nach 10 Stunden flug landete der Flieger endlich in Miami. Ich war unglaublich froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. An der Gepäckausgabe war es furchtbar chaotisch. Alle wollten schnellst möglich an ihr Gepäck. Ich hielt Ausschau nach meiner besten Freundin Vanessa, doch ich konnte sie nirgens entdecken. Endlich sah ich meinen Koffer. Doch erst jetzt merkte ich, wie schwer er war. Am Münchner Flughafen hatte mein Vater mir den Koffer noch getragen. Er war so schwer und groß, ich bekam ihn kaum herunter vom Fließband.
'Hey Babe, kann ich dir helfen?' Daniel, der Typ, der mich fast überfahren hatte grinste mich breit an.
'Nein, danke.' Erwiderte ich so abfällig wie möglich klingend. 'Das schaffe ich gerade noch.'
Womit ich mich allerdings doch übernommen hatte. Denn der Koffer fuhr mit dem Fließband einfach davon. ‚Dummes Teil!' Konnten die hier nicht einmal Rücksicht auf Frauen nehmen? Als er eine Ehrenrunde später wieder an mir vorbeifuhr ging es mir genauso wie zuvor. Er war einfach zu schwer für mich.
'Na, komm. Nur kein falscher Stolz, Sweetie.' Lässig zog Daniel mit einer Hand meinen Koffer von Fließband. 'Nimm es als kleine Wiedergutmachung, okay?'
'Ja, vielen Dank auch, darf ich dann jetzt?' Ich griff nach meinem Koffer, doch Dan, wie er ja genannt werden wollte, machte keine Anstalten, ihn loszulassen.
'Du holst dir noch einen Hexenschuss, Süße. Das wär doch zu schade. Ich mach das schon.' Er grinste.
'Nenn mich nicht Babe. Und das Sweetie kannst du dir auch sparen in Zukunft, klar?! Ach und deine Süße bin ich schon lange nicht', giftete ich drauf los. Insgeheim hoffte ich, dass wir in Zukunft nicht mehr dazu kamen, auch nur ein Wort zu wechseln.
'Ui, da ist aber eine mies gelaunt, was?'
Ich schnaubte vor Wut. Dieser Typ war unmöglich. Fuhr mich erst fast über den Haufen und wurde dann noch frech und unverschämt. Was glaubte der eigentlich, wer er war? Der Oberboss? Unmöglich. Und dann nahm er einfach meinen Koffer an sich, ohne dass ich ihn darum gebeten hatte - und dann muss ich noch danke dafür sagen, na toll.
Mir fiel auf, dass Daniel allen anderen vorauslief. 'Sag mal, weißt du eigentlich wo es hingeht?' Ich blickte mich um. Der Flughafen war riesengroß, ich alleine hätte mich gnadenlos verlaufen.
'Keine Sorge, diesen Flughafen kenne ich nur zu gut.'
'Uhh, na dann.' Ich verdrehte die Augen. So ein dummer Angeber. Insgeheim hoffte ich, dass er sich doch irgendwie verlief. Eine Abreibung konnte diesem arroganten, aufgeblasenen Schnößel wohl kaum schaden.
Leider erfüllte sich meine Hoffnung nicht. Zielsicher führte Daniel die Gruppe zum Ausgang West.
Und ich traute meinen Augen nicht. Dort standen, schön in einer Reihe 5 riesenlange Stretch-Limousinen. Wahnsinn, so etwas kannte man nur aus dem Fernsehen, oder irgendwelchen Hochglanzmagazinen. Neben jeder Limo stand ein gut gekleideter Chauffeur.
'Okay, also passt auf.' Daniel hob seine Stimme und richtete das Wort an die ganze Gruppe.'Die hübschen hier ...' er deutete auf eine der Limousinen, '... werden uns zum Hotel bringen. Es passen immer 12 Leute in eine. Also teilt euch auf.'
Ein riesen Tumult brach aus. Schlimmer als die Fünftklässler tummelten sich meine ganzen Mitschüler um die Limousinen herum und reichten nach und nach den Chauffeuren ihre Koffer, welche kaum mit dem Einladen hinterherkamen. Ich blieb wie angewurzelt stehen. So etwas kannte man vielleicht aus protzigen Hollywoodstreifen, aber nun sollten wir darin chauffiert werden.
Endlich entdeckte ich Vanessa.
'Wo zum Teufel warst du?', fragte ich sie vorwurfsvoll. Dass ich gut ihre Hilfe beim Abfertigen dieses aufgeblasenen Machos hätte gebrauchen können, verschwieg ich ihr erst einmal ganz bewusst.
'Ich musste mal für kleine Mädels ... sorry.' Ich schüttelte den Kopf. Vanessa und ihre schwache Blase. Daniel übergab bereits meinen und seinen Koffer direkt in die Hände des Chauffeurs der 1. Limousine.
'Vanessa, schnell.' Ich riss ihren Koffer an mich und übergab ihm dem gleichen Fahrer, der eben noch meinen Koffer eingeladen hatte. Auf keinen Fall wollte ich allein mit Daniel und irgendwelchen von seinen Kumpels in dieser Limousine sitzen. Da brauchte ich schon Vanessa bei mir.
'Wo ist dein Koffer?', fragte Vanessa.
'Schon drin.' Ich hatte keine Lust auf lange Erklärungen.
Vanessa und ich stiegen sofort ein. Und niemand anderes als Daniel folgte uns und setzte sich natürlich auch genau neben mich. Als die erste Limo voll war und die Türe geschlossen wagte ich es zuerst einmal, mich umzusehen. Alleine schon dafür hatte es sich gelohnt, nach Florida zu fliegen. Noch nie war ich so kutschiert worden. Die Limo wirkte von innen noch viel gigantischer, als von außen. Eine gigantisch wirkende Sitzlandschaft war das, was einem als erstes auffiel. Die Polsterung war aus feinstem Leder und der Boden, die Decke und Riemen der Türen und Fenster waren raffiniert verspiegelt, so dass alles noch atemberaubender wirkte. An der Decke war eine Surroundanlage angebracht, rechts befand sich eine Bar, welche Neonbeleuchtet war. Eine sternenhimmelartige Beleuchtung zierte die verspiegelte Decke und eine Trennwand trennte uns vom Fahrer.
'So Leute, let's get the party started!' rief Daniel laut in die Runde. 'Bedient euch ..:' Er deutete auf die Bar und schon schaltete er mit einer Fernbedinung, die er unter einem Sitz hervorholte die Musik ein.
'Champagner?' Daniel sah mich fragend an. Ich machte große Augen. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Ich konnte kaum glauben, was gerade geschah. Ich hätte mir nie erträumt, eine echte Limousine auch nur einmal von außen betrachten zu dürfen. Und nun? Nun saß ich mitten drin ... Daniel holte eine Riesenflasche Champagner aus dem untersten Regal der Bar heraus und schlachtete diese auch sogleich. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus. Gleichzeitig kam ich mir aber auch vollkommen fehl am Platz vor. Das alles war überhaupt nicht meine Welt. Und schon bevor wir das Hotel überhaupt erreicht hatten, dachte ich so.'Für das süßeste Babe hier.' Daniel drückte mir ein Glas in die Hand und stieß mit mir an. Mit einem Zug kippte er sein Glas weg. Ich nippte leicht daran und rang mit mir, ob ich wirklich mitfeiern sollte. Irgendwie kam ich mir dämlich vor, so früh schon Alkohol zu trinken. Schließlich war es in Florida erst 10 Uhr Vormittags. Schließlich ließ ich mich doch anstecken, es war immerhin die Abifahrt. Die hatte man nur einmal im Leben, also feierte ich mit.
Keiner von uns kam dazu aus dem Fenster zu sehen. Dabei wäre der Anblick sicherlich atemberaubend gewesen. Ich war noch nie in Amerika - und schon gar nicht in Miami. Doch ich - ganz das Partyluder - ließ mich wieder vollkommen mitreißen. Als wir am Hotel ankamen, waren wir alle schon angetrunken. Daniel stieg als erster aus der Limo und hielt abermals eine Ansprache.
'Also Leute, das hier ist das Hotel in dem wir die nächsten 2 Wochen wohnen werden. Immer zwei zusammen bekommen ein Doppelzimmer. Teilt euch also auf ... gut, ihr wollt sicher alle erstmal auspacken. Ich hab stammesgemäß die Präsidentensuite, in einer Stunde geht dort die Party weiter.'
'Sag mal ... wieso übernimmt der gerade eigentlich die Führung? Und warum hat der die Präsidentensuite?', raunte ich Vanessa zu. Dieser Daniel war ein solcher Angeber, richtig widerlich.
'Na weil seinem Vater hier alles gehört, ist doch logisch, oder?'
'Was? Der ist das?'
'Ja, klar. Wusstest du das nicht?'
Ich blieb Vanessa die Antwort schuldig. Mir verschlug es die Sprache. Aber klar, es ergab Sinn. Er war der Oberschnößel der großzügig Champagner austeilte und den Flughafen in Miami wie seine Westentasche kannte... ich sah mich um und erblickte Herrn Losse, der wohl auch schon einiges intus hatte ... er und Frau Maritani fummelten aneinander herum wie die Teenies. Ich rempelte Vanessa an und wies in die Richtung, wo die beiden standen.'Oh Man, da wird heute aber auch noch wer auf seine Kosten kommen, was?'
Ich lachte. Der Losse und die Maritani, das passte ja.
Vanessa und ich holten uns unsere Zimmerschlüssel, unser Gepäck wurde vom Personal geholt. Wir hatten die Zimmernummer 19. Als wir, angetrunken wie wir waren, leicht torkelnd die Lobby betraten, blieb uns die Spucke weg. Das Hotel war einfach der absolute wahnsinn. Unter normalen Umständen wäre ich nie in so ein Hotel gekommen. Was für ein Glück wir hatten, dass Daniels Vater alles gehörte.
'Vanessa, das ist doch der Hammer, oder?'
'Ja ...' Auch Vanessa staunte nicht schlecht. Ich bekam meinen Mund kaum wieder zu, so sah das alles aus. Die ganze Lobby war im Art-Deco Style gehalten und wirkte so sehr modern und edel zugleich. Die Möblierung bestand aus einem gut zusammenpassenden Gegenspiel aus schwarz und weiß, die ganze Lobby war in dunklem grau gefließt und ein langer heller und schlichter Teppich, der um die Sitzgruppen, die Bar und vor der Rezeption verlief unterstrich den Kontrast. Gleichzeitig wirkte alles schlicht und doch liebevoll und verspielt.'Wow.' Entfuhr es mir.
'Komm, gehen wir auf unser Zimmer.' Vanessa zog mich hinter sich her.
Ein Pinguinartig gekleideter Mann stand am Aufzug.
'Häh, was steht der denn da rum?'
'Ich glaub, der ist dafür zuständig, die Knöpfe am Aufzug zu betätigen...' kicherte Vanessa.Ich prustete los. 'Was, du meinst dafür gibt es extra so nen ... Pinguin?'
Vanessa zuckte die Achseln.
'Welches Stockwerk wünschen Sie?'
'Häh, du sprichst Deutsch?' fragte ich eifrig und ziemlich ungehalten drauf los.'Nun, ja. Meine Dame, der Besitzer dieses Hotels ist deutscher Abstammung, er setzt die deutsche Sprache voraus.' Er räusperte sich und fummelte an seinem Schlips herum.'Geht es noch ein bisschen geschwollener, du oller Pinguin?'
Ich lachte neckisch. 'Lena ...' Vanessa rempelte mich an und sah betreten zu Boden.'Also auf welchem Stockwerk befindet sich denn Zimmer 19?', fragte sie und lächelte verschmitzt. Mir fiel auf, dass der Pinguin noch recht jung zu sein schien und sogar recht gut aussah. Umso schlimmer, dass er so geschwollen daherredete. Wobei, mit seinem Amidialekt hörte sich das sogar ganz drollig an.
'Stockwerk 1.'
'Gut, dann dahin.'

Als wir endlich unser Zimmer gefunden hatten, verschlug es uns abermals die Sprache. Dieses Zimmer war absolut atemberaubend. Wir hatten direkte Aussicht auf den Teil des Strandes, der zum Hotel gehörte und direkt an den atlantischen Ozean grenzte.
'Wow, ist das nicht der Oberhammer?' Vanessa hatte sofort die Türe aufgerissen und den Balkon betreten. Direkt unter unserem Balkon befanden sich die Poolanlagen.
Ein riesiger TFT-Flachbildschirm schmückte die Wand.
'Lass uns gleich zum Meer gehen, komm.' Ich suchte bereits in meinem Koffer nach meinem Bikini und band meine blonden Locken zu einem Pferdeschwanz.
'Nee, das können wir morgen machen. Jetzt ist doch gleich Party, schon vergessen?''Achso ...' Ich gab mich enttäuscht. Party zu machen war nichts neues, Sonne, Strand und Meer schon. Außerdem war es gerade mal vormittags ... Andererseits würde es bestimmt auch interessant werden, die Präsidentensuit zu begutachten. Wenn die normalen Zimmer schon so protzig und irgendwie stylisch waren, wie würde erst diese Suite sein? Also packte ich meinen Bikini wieder ein und entschied mich stattdessen für ein leichtes olivgrünes Sommerkleid. Vanessa zog sich ihre Lieblingsbermuda an und drehte ihre roten langen Haare zu einem Dutt, ich behielt den Pferdeschwanz.

Als wird nach einem hin und her endlich die Präsidentensuite in der obersten Etage gefunden hatten, fiel mir ein gewaltiger Muskelprotz auf, der den Eingang zu bewachen schien. Er erinnerte mich ein wenig an einen Türsteher im P1.
'Seid ihr Mitschüler des Juniors?'
'Äh, ja.'
Er ließ uns durch.
Wo es mir vorher die Sprache verschlagen hatte, wäre ich jetzt am Liebsten umgekippt. Die Präsidentensuit war ungefährt doppelt so riesig wie das Haus meiner Eltern und ging über 2 Stockwerke. Allein die untere Etage war einfach atemberaubend. Die Suite ähnelte vom Stil her der Lobby. Auch hier war alles in Kontrastfarben gehalten. Auf der gigantischen Dachterrasse befand sich ein Pool und einige Sonnenliegen, auf einem Podest wurden bereits von einem Butler Meeresfrüchte gegrillt. Die Suite war zwar gigantisch riesig, was einem aber erst auffiel, wenn man sich ein wenig umgesehen hatte, da alles sehr verschachtelt war. Unzählige verschiedene Sitzmöbel bildeten kleine Grüppchen, eine Ecke war komplett mit Bücherregalen belegt. Es gab eine Sofalandschaft und sogar einen eigenen kleinen Wellnessbereich hatte die Suite, welcher aus zwei Räumen bestand: Einer Sauna mit Duschen und einem riesigen Whirlpool. Kopfschüttelnd setzte ich mich auf irgendeinen der vielen Sessel. Würde ich jetzt noch die zweite Etage begutachten würde ich vermutlich ohnmächtig werden. Es war unglaublich. Noch niemals hatte ich gehört, dass eine Oberstufe ihre Abifahrt in ein Luxushotel nach Florida unternahm. Normalerweise fuhren die Abiklassen mit dem Bus in ihrenwelche europäischen Länder, nächtigten dort in Jugendherbergen und besichtigten gelangweilt irgendwelche Sehenswürdigkeiten und feierten vielleicht am Abend noch ein wenig. Und wir? Saßen in einem Luxusschuppen in Miami Beach, hatten direkt die Luxusstrandanlagen vor unserer Nase und ließen uns von Butlern in der Präsidentensuite gegrillte Meeresfrüchte und Champagner servieren.
'Also Leute ... ihr wisst ja ...' Daniel, der bereits leicht angeschwipst war hob abermals leicht lallend die Stimme. '... morgen geht es ja mit dem Programm von Herrn Losse los ... ihr seid bestimmt alle vom Flug ziemlich fertig, also relaxt einfach und macht euch auf morgen gefasst, da haben wir eine lange Fahrt vor uns ... denn da geht es erstmal nach Orlando - Disneyworld, ihr wisst ja ... So ... also ... ihr könnt was essen, wenn ihr wollt ... oder in die Sauna ... oder was weiß ich. Schaut euch um und macht was ihr wollt. Die Party geht los.' Auf Knopfdruck schaltete er die Musik ein und verschwand auf die Dachterrasse.'Champagner?' Leo, einer meiner Mitschüler hielt mir ein Glas entgegen und setzte sich neben mich.
Ohne etwas zu sagen riss ich ihm das Glas aus der Hand und kippte den Edelsekt in einem Zug weg. Ich war immernoch vollkommen überwältigt von allem. Von den Limousinen, von diesem Hotel, von der Tatsache, dass unsere Abifahrt nach Florida ging.
'Alles ok?'
'Ja ... nur ... der Flug war anstrengend.'
'Hm ... da hast du Recht. Willst du noch einen Champagner?'
Irgendwie war es lächerlich. Leo schien sich hier schon wie zuhause zu fühlen ...
'Nein, ich finde es ist eigentlich noch viel zu früh für Alkohol.' erwiderte ich energisch, drückte ihm das leere Glas in die Hand und stand auf.
Ich wusste selbst nicht, warum ich auf einmal so schlechte Laune hatte. Vermutlich war es der Jetleg. Ich blickte mich um. Einige meiner Mitschüler tummelten sich auf der Terrasse um den Grill herum, andere kühlten sich im Pool ab, während die nächsten es sich auf der Sofalandschaft gemütlich gemacht hatten.
Ich hielt abermals Ausschau nach Vanessa, doch schon wieder war sie wie vom Erdboden verschluckt. Nachdem ich sowohl die unterste Etage, als auch die obere - wo sich im Übrigen hauptsächlich eine Schlaflandschaft und einige Bäder befanden - abgesucht hatte, gab ich es schließlich doch auf und verkrümelte mich ebenfalls auf die Sofainsel.
Bei einigen meiner Mitschüler zeigte der Alkohol schon seine Wirkung und sie fummelten ausgiebig aneinander rum.
'Da biste ja wieder.' Leo ließ sich neben mich auf's Sofa fallen.
'Hm ...'
'Immer noch nicht besser?'
'Häh?'
'Deine Laune? Hallo? Wir sind in Florida! Weißt du was das heißt?'
'Du wirst es mir sicher gleich sagen.'
'Na Party! Gute Laune, Fun ... du weißt schon.'
'Wenn du es sagst.' Genervt ließ ich mich in die großen Kissen fallen.
'Ey, hier ...' Leo schnippte einen der Butler herbei, die dafür zuständig waren, alle die wollten mit Champagner zu versorgen.
'Dankesehr ... wir nehmen gleich das ganze!' Leo riss dem leicht irritiert dreinblickenden Butler das ganze Tablett aus der Hand und drückte mir abermals ein Glas in die Hand.Da ich auch sonst nichts mit mir anzufangen wusste, fing ich also an, mich mit Leo zu betrinken und es dauerte nicht lange, da hatten Leo und ich alle Gläser weggekippt.'Weißte ...' Lallte Leo drauf los 'Eigentlich biste echt ...' er fing schallend an zu lachen. ''n süßes Mädle.'
'Hmmm, ich weiß.' Ich kicherte.
'Komm ...' Leo stand auf, was ihm selbst auch einiges an Mühe zu bereiten schien.
Er zog mich am Arm hoch und führte mich in Richtung Terrasse.
'Hunger?' Leo grapschte sich ein Shrimp vom Grill und steckte es mir in den Mund.
'Hmmm ...' ich angelte mir noch einige und Leo und ich fütterten uns gegenseitig.
Ich kannte Leo kaum, nur aus dem Mathe LK, sonst hatte ich nie etwas mit ihm zu tun gehabt. Aber was sollte es schon? Wir waren beide betrunken und er war ja ganz nett.
Er fuhrwerkte bereits am Spaghettiträger meines Kleides herum und schob mich in Richtung Wand, als wir unterbrochen wurden.
'Hey, du Arschloch. Finger weg, kapiert?'
Ein dumpfer Schlag und Leo ging blutend zu Boden. Selbstzufrieden blickte Daniel auf sein bewusstloses Opfer herab.

...............................

So, dass war also Teil 2 meiner Story. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Ich würde mich sehr über Anregungen, Wünsche ect. freuen. Also lasst mir doch bitte ein paar Kommis da ;) Ich werde solange weiterschreiben.
Eure Marissa







Teil 1 Teil 2


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz