Alles, nur nicht Liebe Teil 1

Autor: Marissa
veröffentlicht am: 30.03.2008




Vorwort:
Hallo ihr Lieben.
Ich hab meine Leidenschaft zum schreiben wieder entdeckt. *XD* Meine andere Geschichte werde ich auf jeden Fall noch zuende schreiben, aber hier ist erst einmal eine neue Geschichte für euch zum Lesen. Ich bin gerade schon dabei den 2. Teil zu schreiben, den ihr auch bald zu lesen bekommen werdet. Ich habe im Moment jede Menge Ideen und hoffe, euch gefällt die Geschichte.
Über ein paar Kommentare und Bewertungen würde ich mich freuen.
Liebe Grüße, Marissa

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Die große antike Uhr, die mein Vater von Opa geerbt hatte schlug Punkt 8. Draußen ging ein leichter Frühlingswind und langsam wanderte die Sonne in Richtung Westen. Ich wischte mir mit einem Papiertuch die Soßereste vom Kinn.
“Danke, Mum. War wirklich wieder lecker.“
Meine Mutter lächelte mild und begann, die Teller abzuräumen.
„Ach übrigens, Dad. Herr Losse hat heute die anstehende Abifahrt angekündigt.“
„Jetzt schon?“, schaltete sich meine 3 Jahre jüngere Schwester Marie ein.
„Ähm ... ja? Die Abiturfahrten sind normalerweise vor den letzten Prüfungen. Ich dachte, das hättest sogar du mitbekommen, schließlich bist du nun auch schon ein paar Jährchen an der Schule...“ entgegnete ich ihr ironisch.
„Sehr witzig ...“ Marie verdrehte genervt die Augen.
„Wohin geht es denn, ist das schon entschieden?“, wollte mein Vater wissen.
„Ja, nach Florida.“
„Was? Nach Florida? Wie geil ist das denn? Du musst mich unbedingt in deinem Koffer mitschmuggeln, da wollte ich schon immer mal hin.“ Rief Marie freudestrahlend. Manchmal führte sie sich wirklich auf, wie eine fünfjährige. Richtig peinlich.
„Das ist aber eigenartig. Ich habe noch nie erlebt, dass eine Abiturklasse so weit wegfliegt.“, gab nun auch meine Mutter stirnrunzelnd zur Kenntnis.
„Ja, ich hab mich auch gewundert. Aber Herr Losse meinte, dass der Vater von irgendeinem Jungen aus der K13, dem eine ganze Hotelkette zu gehören scheint, dort auch irgendwo ansässig ist. Und deshalb können wir da alle ganz billig unterkommen. Scheint ein richtig schnieker Schnuppen zu sein, so wie Herr Losse uns das erzählt hat. Wir müssen also nur den Flug bezahlen und für das Hotel nicht mehr, als wir in einer Jugendherberge bezahlen würden. Und natürlich die Kosten für die anstehenden Ausflüge, die wir von dort dann unternehmen.“„Und der lässt euch da einfach so wohnen? Ihr seid doch bestimmt um die 60 Leute.“ Meine Mutter setzte sich wieder.
„Anscheinend kann er es sich locker leisten, sonst würde er es nicht machen, schätze ich.“„Wie lang seid ihr denn dann weg?“ Quakte Marie dazwischen.
„Zwei Wochen.“
„Was? Das lohnt sich doch nicht, so ‚n langer Flug und dann nur zwei Wochen!“
„Jetzt nerv nicht. Du hast davon keine Ahnung. Geh Barbie Spielen.“ Es nervte mich, dass meine kleine Schwester sich an diesem Gespräch überhaupt beteiligte. Sie sollte sich über ihre eigene Abifahrt in 3 Jahren Gedanken machen.
„Hey!“
„Ach komm ... als ob du wüsstest, wo Florida überhaupt auf der Karte liegt ...“
„Weiß ich wohl!“
„Du denkst wahrscheinlich, Florida ist ein Land, oder etwas vergleichbares, hab ich Recht?“ Ich grinste.
„Florida ist ein U.S. Bundesstaat! Ich weiß sogar die Hauptstadt!“ rief meine kleine Schwester begeistert.
„Falsch.“
„Du weißt doch gar nicht, was ich sagen wollte!“
„Ich kann es mir aber denken. Bestimmt denkst du, es ist Miami oder Orlando.“ Ich wusste selbst nicht, warum ich mich auf diesen Kindergarten einließ.
„Nein, es ist Tallahassee. Das ist nur nicht so bekannt, weil es relativ klein ist.“
„Boah, Glückwunsch. Jetzt bin ich aber beeindruckt.“ Ich gähnte.
„Jetzt ist es aber wieder gut.“ Beendete meine Mutter das kleine Gefecht zwischen meiner Schwester und mir.
„Bis wann sollen wir denn dann das Geld überweisen?“, fragte Dad.
„Herr Losse wollte noch ein Schreiben deswegen aufsetzen. Sind ja noch 4 Wochen Zeit bis dahin.“
Mein Dad nickte, erhob sich, gab meiner Mutter einen Kuss, bedanke sich für das Essen und ging dann ins Wohnzimmer.Auch ich stand auf und stieg die Treppen hinauf. Dad hatte oben das Dachgeschoss ausbauen lassen, damit ich dort wohnen konnte. Es war wie eine große Wohnung und war sogar vom Garten aus über eine Treppe erreichbar. Müde ließ ich mich auf mein Bett fallen. Was für ein Tag. Ich musste sofort wieder an die Abifahrt denken. Wie es in Florida wohl war? Auf jeden Fall ziemlich heiß, das war klar. Wenn ich mich richtig erinnerte, hatte Florida sogar den Spitznamen „Sunshine State“ oder so ähnlich. Wo sich dieses Hotel wohl befand? Und ein Daniel aus der Oberstufe war mir gar nicht bekannt. Er hatte offenbar andere Kurse als ich. Ich schaltete meinen Ipod ein, und döste beim Musik hören ein wenig ein, als es plötzlich an der Tür klopfte.
Erschrocken saß ich plötzlich pfeilgerade im Bett.
„Ja bitt.... Ja?!“ Ich schüttelte den Kopf und rieb mir die Augen.
„Ich bins ...“ Meine Schwester Marie streckte den Kopf zur Tür hinein. „Darf ich ...?“
„Hm ... ja, komm rein.“
„Hab ich dich geweckt?“ So kleinlaut kannte ich meine sonst so freche und vorlaute kleine Göre von Schwester gar nicht. Sicher hatte sie irgend etwas ausgefressen, oder sie wollte etwas.
„Schon ok ...“
„Ich wusste nicht, dass du schon schläfst ...“
„Ich hab nicht geschlafen. Nur ein wenig entspannt.“, korrigierte ich sie. „Was gibt’s?“Marie sah betreten zu Boden und verlagerte ihr Gewicht vom einen auf’s andere Bein. Ich merkte, wie sie rot anlief.
„Sag mal ... muss ich mir Sorgen machen? Hast du was ausgefressen?“ Ich bedeutete ihr, sich neben mich zu setzen.
„Also, was ist los?“
Marie kniff die Lippen aufeinander. „Ich hab ein kleines Problem.“
„So, welches Problem denn? Raus damit.“
„Also ... ich hab dir doch vor zwei Wochen ungefähr erzählt ... na ja, dass ich mich verliebt hab. In Tommy ...“
„Oh, es geht um Jungs. Okay. Und weiter?“
„Na ja – er ... be- ... er dedrängt mich ein wenig.“
„Er bedrängt dich?“ Wiederholte ich.
„Ja ... also. Er will ... dass ... ich ... mit ihm ... schlafe.“
„Und du willst das nicht?“, fragte ich sachlich.“
„Ja ... doch ..., also ... nein. Ich ... weiß nicht.“
„Du bist dir also nicht sicher.“ Stellte ich fest.
„Nein.“ Marie sah betreten zu Boden.
„Also, Marie ... wenn du dir nicht sicher bist, dann solltest du noch warten. Aber wenn du es doch tust, dann denk auf jeden Fall daran, zu verhüten. Das ist wirklich ganz wichtig.“„Ja aber ... wie denn? Ich nehm doch die Pille noch gar nicht.“
„Na dann eben mit Kondom.“
„Und ... woher bekomme ich das?“ Sie blickte mich fragend an.
„Ja also ...“ Ich überlegte. Würde ich sie in einen Drogeriemarkt schicken, wäre es ihr sicherlich zu peinlich und sie würde es nicht machen. Ich stand auf und wühlte in meiner Nachtkästchenschublade. Tatsächlich, ich hatte noch eine Packung. Ich holte zwei heraus und setzte mich wieder neben Marie.
„Also pass auf ... wenn du dir irgendwann sicher bist, dass du es willst, dann achte darauf, dass du die immer dabei hast.“ Ich drückte ihr die Kondome in die Hand.
„Ja ... aber. Also ... bitte lach mich nicht aus. Wie ... mache ich es dann ... am besten?“ Ich sah, wie sie rot wurde.
„Was? Das Kondom benutzen? Das muss Tommy schon selbst überstreifen. Sonst ist die Gefahr zu groß, dass es irgendwie reißt oder so ...“
„Ne... Nein. Alles eben. Damit es ... schön wird.“
„Oh, achso. Also ... da gibt es keine Anleitung, Marie. Macht einfach das, was euch gefällt. Und wenn Tommy dich wirklich liebt, dann wird er darauf auch Acht geben.“
Marie nickte und stierte weiterhin zu Boden.
„Alles klar? Oder hast du noch etwas, was du erzählen willst?“ Ich kannte es schon, für meine kleine Schwester die Kummerkastentante zu spielen. Und so oft wir uns auch anzickten, komischerweise kam sie mit ihren Problemen dann trotzdem immer zu mir.
„Ja ... also ... woher weiß ich, dass ich will?“
„Also wenn du so schon fragst, Marie, dann bist du noch nicht bereit. Das merkst du, das lässt sich nicht so gut erklären.“
„Oh ...“ Marie steckte sich die Kondome in die Hosentasche.
„Lass dir Zeit und sag Tommy das auch genau so. Fang gar nicht erst an mit Ausreden von wegen du hast deine Tage. Sag es ihm direkt ins Gesicht. Dann denkt er auch nicht, es ist wegen ihm.“
„Okay ... danke.“ Marie stand auf und schlich langsam wieder hinaus.
Oh Man, meine kleine Schwester. Ich musste unverzüglich an mein erstes Mal denken, welches so furchtbar war, dass ich es am Liebsten wieder vergessen hätte.

Einige Tage später. Als ich am frühen Nachmittag von der Schule nach Hause kam, hörte ich, wie in der Küche lautstark diskutiert wurde. Normalerweise ging ich ja über die Treppe im Garten direkt in meine Wohnung nach oben, doch heute hatte unser Lehrer uns das Schreiben wegen der Abireise ausgeteilt, welches ich gleich in der Küche deponieren wollte. Mein Vater sollte schließlich schnellst möglich das Geld überweisen.
„Ich kann es nicht glauben ... und dann finde ich das hier ... Kind!“
„Das geht dich nichts an, das ist meine Sache.“
„Du weißt nicht, was du da tust. Wie oft hast du schon ...?“
„Das ist meine Sache, gib das her.“
Ich öffnete die Tür zur Küche und kapierte sofort, was los war. Meine Mutter hielt die Kondome in die Höhe, die ich meiner Schwester zur Sicherheit gegeben hatte. Offenbar hatte sie sie entdeckt und drehte meiner kleinen Schwester einen Strick daraus.
„Hallo Lena ...“ Meine Mutter holte kurz Luft.
„Ich kann es einfach nicht glauben. Mit 15! Kind!“
„Hey, Moment mal. Ich hab Marie die Kondome gegeben.“, schaltete ich mich ohne groß nachzudenken ein.
„WIE BITTE?!“ Meine Mutter starrte mich mit aufgerissenen Augen an. Sie waren von blankem Entsetzen gezeichnet.
„Na ja, Marie ist 15 und ich wollte einfach sicher gehen, dass wenn es einmal so weit ist, sie auch verhütet. Man kann doch nie wissen, oder? Das hat nichts zu bedeuten.“, beteuerte ich.Meine Mutter blickte abwechselnd von mir zu Marie und zurück. Marie nickte sofort eifrig.„So – und das soll ich euch glauben?“
„Mutter, ich bitte dich. Marie ist 15, sie würde doch niemals mit 15 ...“
„WARUM gibt’s du ihr dann Kondome? Du bringst sie nur auf Ideen.“
„Quatsch, Marie ist kein Baby mehr. Sie soll einfach vorbereitet sein, das ist alles. Ich hab mit ihr darüber gesprochen, Mum.“
Meine Mutter schnaubte und verließ wutentbrannt die Küche. So hatte ich sie schon lange nicht mehr erlebt.
„Komm mit ...“ Ich zog Marie mit mir am Ärmel nach oben.
„Setz dich ...“ Ich holte eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank.
„Pass in Zukunft ein bisschen besser auf, Marie. Mum hat für solche Dinge kein Verständnis, okay?“
Sie nickte.
“Danke.“, sagte sie.
„Schon okay ... im Prinzip hab ich nur die Wahrheit gesagt. Ich hab Mum halt verschwiegen, dass dein erstes Mal schon in Planung ist, aber das braucht sie auch nicht zu wissen.“
„Ich hab irgendwie schon Lust ... es auszuprobieren. Aber ich hab irgendwie auch total Schiss.“
„Das geht jedem Mädchen so, glaub mir.“
„Wann hattest du dein erstes Mal?“
„Mit 14 ...“
„Echt? Mit wem? Mit Jonas?“
„Ja ... mit Jonas.“
„Und, wie war es?“
Ich überlegte kurz. Sollte ich ihr die Wahrheit sagen? Das würde ihr sicher nur unnötige Angst machen. Vielleicht würde es bei ihr ganz anders werden.
„Nun ja, es war eine neue Erfahrung. Sagen wir so.“
„Und was heißt das jetzt genau?“
„Marie, eins musst du wissen. Viele Mädchen stellen sich ihr erstes mal unglaublich romantisch und wunder, wunderschön vor, als wäre es das allertollste, schönste und beste was es gibt. Andere stellen es sich furchtbar vor, wie eine Qual und haben schreckliche Angst. Sex gehört zu Liebe dazu und ist wunderschön, aber das erste Mal ist oft nicht so, wie es sich die Mädels in der Regel vorstellen. Also mach dir keine zu großen Gedanken, wenn es anders wird, als du es dir gedacht hast, okay?“
Marie nippte an ihrem Wasserglas und nickte.
„Danke, dass du mir das alles so offen sagst. Mum erklärt mir nie etwas ...“
“Ach ich denke, das ist normal. Mum hat halt ihre Probleme damit, wenn ihre kleinen Mädchen erwachsen werden. Mach dir darum keinen Kopf ...“
„Hm ... ich glaub, ich werde dich vermissen ... also wenn du in Florida bist. Schickst du mir ne Karte?“
„Jetzt übertreibst du aber ... ich bin doch nur zwei Wochen weg! Aber klar schicke ich dir eine Karte.“
„Und du bringst mir was mit???“ Marie machte große Augen.„Mal sehen, ob ich was nettes finde.“

Am nächsten Tag als ich den Flur zu dem Klassenzimmer entlanglief, in dem wir die 1. Stunde Englischunterricht hatten, wurde ich von Herrn Heinz, unserem ehemaligen Musiklehrer abgefangen.
„Ach Magdalena, gut dass du gerade vorbeikommst ... ich könnte Hilfe gebrauchen.“„Hm ... Herr Heinz, wobei denn?“ Schon immer war ich ein richtiger Morgenmuffel gewesen.„Ich habe einen Sonderposten Blockflöten für die Fünftklässler gekauft. Die sind alle in meinem Auto und müssen in den Musiksaal geschafft werden. Du hilfst mir doch, nicht wahr, Magdalena?“ Herr Heinz wahr früher einer meiner liebsten Lehrer gewesen. Mitte Fünfzig, immer für ein Späßchen zu haben, ein wenig schusselig und kreativ chaotisch. Er konnte hervorragend Klavier spielen und gestaltete den Musikunterricht auch recht abwechslungsreich. Er war einer der wenigen, die nie kapiert hatten, dass ich ‚Lena’ genannt werden wollte, meinen richtigen Namen ‚Magdalena’ konnte ich auf den Tod nicht ausstehen. Und heute hatte ich absolut keine Lust irgendwelche dummen Flöten von A nach B zu schleppen... Aber was sollte ich tun? Mir blieb ja gar nichts anderes übrig. Ich hatte kein überzeugendes Argument, was dagegen sprach, außer meiner Laune vielleicht.„Na schön ... sind ja noch gute 10 Minuten bis zur 1. Stunde ... wenn es nicht zu lange dauert.“ Ich versuchte mich trotz meiner miesen Laune freundlich zu geben.
„Wird es nicht, wird es nicht. Danke, Magdalena. Sehr freundlich.“
Den kurzen Weg zum Lehrerparkplatz über babbelte Herr Heinz irgendetwas von irgendeiner Schmiererei, die er entdeckt hatte oder so ähnlich. Ich hörte gar nicht zu ... Er schloss seinen VW-Bus auf und um die 30 Kisten vollbepackt mit Blockflöten kamen zum Vorschein.„Einfach tragen, soviel es geht, Magdalena. Das schaffen wir schon.“ Herr Heinz bepackte sich selbst mit 4 Kisten und latschte gemächlich den Weg zum Schulhaus zurück. Ich atmete einmal tief durch, strich mir einige Strähnen meiner blonden Locken aus dem Gesicht und packte mir 9 Kisten auf einmal auf den Arm. Ich wollte so schnell wie möglich fertig werden. Ich kam nur langsam voran, da die Kisten über meinen Kopf hinausragten und ich deshalb nichts sah, außer einem Haufen brauner Pappe vor meiner Nase. Auf einmal hörte ich ein ohrenbetäubendes lautes Hupen, ich merkte, wie mein Bein zu Schmerzen begann und schon lag ich am Boden, unter einem Haufen Blockflöten begraben.
Ich nahm alles nur noch wie durch Watte gedämpft wahr. Eine Männerstimme schrie irgendetwas, ich verstand nicht was, das laute Knallen einer Autotür, die mit voller Wucht zugeschleudert wurde, jemand der an meinen Schultern rüttelte. Mir wurde schwummerig und mir wurde schwarz vor Augen. Ich trat plötzlich einfach weg.
Einen Moment, mir schienen es Stunden später erwachte ich wieder. Ich versuchte mich aufzurichten und zwei starke Arme griffen nach meinen Schultern um mir aufzuhelfen.„Ist alles okay?“ Es war die Männerstimme, die vorhin geschrien hatte.
„Hallo? Nicht wieder ohnmächtig werden.“ Jemand tatschte an meinem Gesicht herum, so wie man es aus dem Fernsehen kannte. Wenn die hübsche schlanke blonde Ärztin mit ihren dekorativen unsterilen und nichtsnutzigen Handschuhen dem verunglückten Patienten ihren Handrücken auf die Backe drückte und ihn nach dem Datum fragte.
Meine Augen flatterten, doch dann kam ich wieder zu mir. Um mich herum ein haufen eingedrückte Pappe, einige Blockflöten waren aus ihren Kartons gefallen und lagen um mich verstreut. Mein Kopf lag auf etwas weichem. Einer Jacke vielleicht? Lang konnte ich nicht „geschlafen“ haben, denn Herr Heinz war nirgens zu sehen.
„Was ist passiert?“ murmelte ich.
„Du bist mir plötzlich mit diesem Zeug da bepackt vor’s Auto gelaufen. Ich konnte gerade noch bremsen. Zugegeben, ich hab die letzte Kurve auch ein wenig schnell genommen, ich war spät dran. Aber das ist jetzt auch egal. Geht’s dir wieder gut?“ Ein junger Mann war über mich gebeugt, er sah nicht schlecht aus. Blonde verstruppelte Haare, freundliches Gesicht, schien wohl recht groß zu sein, breite Schultern ...
„Hallo?“
„Ich ... ich weiß nicht.“ Antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Das ist wohl der Schock. Soll ich dich ins Krankenhaus bringen?“
„Nein ... nicht nötig. ... Denke ich.“ Ich wollte aufstehen, fiel aber zurück in seine Arme.„Sicher?“
„Ja.“ Sagte ich diesmal etwas energischer.
„Gut, warte. Ich helfe dir auf.“ Und mit einem Ruck zog er mich auf die Beine.„Wirklich alles okay?“
„Ja, doch. Wenn ich es doch sage.“
“Tut mir wirklich Leid ...“
“Schon okay.“
„Ich bin übrigens Daniel. Kannst mich auch Dan nennen, ist mir sowieso lieber.“„Ja, ok.“
Er wartete einige Momente ab. Doch ich sammelte nur gelangweilt die Flöten ein.„Und?“
„Was und?“
„Na wie heißt du? Ich hab mich dir vorgestellt, dann ist es doch üblich, sich auch vorzustellen, oder kenne nur ich das so?“
„Wenn du meinst ... Lena.“
„Schöner Name.“
„Ich weiß.“

--- Fortsetzung folgt ---







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