Flat share - a lot of love Teil 7

Autor: Naina
veröffentlicht am: 24.04.2008




'Hi, Kai, bin wieder zurück!'
Gut gelaunt schloss Amy die Tür hinter sich und fand ihren Verlobten auf der Couch vor. Er sah sich gerade irgendeinen Boxkampf an.
'Hey, Amy. Wie war dein Tag?'
'Gut, deiner?'
Keine Reaktion. Kai klotzte wieder konzentriert auf die Mattscheibe, die schien seine ganze Aufmerksamkeit zu beanspruchen. Achselzuckend legte Amy ihre Tasche und ihre Jacke ab und schlich in die Küche, um auf Enddeckungstour zu gehen. Ihr Magen hing ihr bereits in den Kniekehlen. Enttäuscht stellte sie jedoch fest, dass Ebbe im Kühlschrank herrschte. Als Notlösung griff sie einfach nach den letzten Resten der Cornflakes und ließ sich neben Kai aufs Sofa fallen.
Sie lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter und blickte zu ihm auf. Er legte seinen Arm um sie, ohne seine Augen von dem alten Fernsehgerät zu wenden.
/Wie kann man sich nur dieses dämliche Geprügel reinziehen?/
Nach einer guten halben Stunde, ohne großartige Bewegungen, stand sie wieder auf.
'Kai! Wollen wir heute Abend nicht mal ausgehen?'
'Wie bitte? Hab grad nicht zugehört.'
'Ob wir nicht ausgehen können? Ich meine Essen gehen, oder Tanzen. Wir müssen doch den Walzer sowieso noch üben, wenn wir uns nicht blamieren wollen. Ich hätte heute so richtig Lust darauf. Was hältst du davon?'
'Schatz, heute nicht. Mein Tag war echt anstrengend. Morgen oder so, ja?'
'Wenn du meinst.', seufzend verschwand sie im Schlafzimmer und zog sich eine bequeme Sporthose über. Ihre Laune hatte sich deutlich verschlechtert.
/Hoffentlich werden wir nicht so ein langweiliges Ehepaar…Wenn er dann auch nie Zeit bzw. Lust hat, etwas mit mir zu unternehmen…/
Kai und Amy lebten immer noch in der Wohnung, in der sie vor drei Jahren mit Mary eingezogen waren. Sie hatten jedoch eine andere im Auge, in die sie nach der Hochzeit ziehen wollten. Amy liebte es, sich Prospekte von diesem Häuschen anzusehen. Es war ein Fachwerkhäuschen. Was ihr daran so gefiel war, dass sie endlich keine Treppen mehr laufen mussten. Sie hatten einen kleinen Garten mit Fischteich und Pavillon. Der Garten war wirklich das Schmuckstück des Grundstückes. Doch auch das Innere war nicht zu verachten. Die Küche war zwar sehr klein, aber geräumig, in einem hellen Buchenton gehalten. Das Wohnzimmer war gemütlich und hell. Die großen Fenster reichten bis zum Boden und ließen unglaublich viel Licht hereinströmen. Für genügend Romantik sorgte dazu der geschmackvolle Kamin.
'…..heute machen?'
'Hmm?', Kai stand vor ihr und riss sie wieder aus tagträumerischer Führung durchs Fachwerkhaus.
'Kannst du heute noch meine Arbeitskleidung waschen und bügeln, ich hab keine mehr?''Natürlich…'
'Danke, Schatz.', er drückte ihr einen Schmatzer auf die Wange und verschwand wieder. Hörig erfüllte sie ihm seinen Wunsch und legte sich früh schlafen.

Am nächsten Morgen musste Amy wieder arbeiten. Sie liebte ihren Job.
Fleißig hing sie über ihrer Skizze. Sie hatte ihren ersten richtig großen Auftrag.
Bisher hatte sie nur kleine Sachen bekommen. Doch das letzte Haus, was sie skizziert hatte, sorgte für eine helle Begeisterung bei ihrem Chef und so durfte sie bei einem großen Projekt mitarbeiten. Zu viert hingen sie über den Plänen und machten sich Gedanken über die neue Villa eines Neureichen Lottogewinners.
'Amy, ein junger Mann ist hier. Ich glaube er möchte dir noch einen Auftrag aufbrummen. Aber süß ist der Kerl.', zwinkerte ihr eine Kollegin zu, die schon viele Jahre als Architektin arbeitete.
'Guten Tag, ich bin A…', ihr vielen sämtliche Unterlagen aus den Händen. Eine peinliche Stille entstand. Beide sahen sich an und sprachen kein Wort. Auch die anderen Kollegen waren neugierig geworden und starrten interessiert zu Amy und dem Anderen. Amy löste sich aus ihrer Starre und hob die Zettel wieder auf. 'Was kann ich für Sie tun?', fragte sie schließlich freundlich.
'Ich muss mit dir reden.', ertönte die angenehme Männerstimme, 'alleine.'
'Tut mir leid, ich habe leider zu tun.'
'Ach, was. Dann bleib ich eben hier sitzen.', schauspielerisch ließ er sich auf einen schwarzen Ledersessel fallen und legte die Füße auf den Couchtisch. Amy räusperte sich widerwillig und bat ihre Kollegen, sie für einen kleinen Moment alleine zu lassen.

Als der Raum leer war, stand Nick auf und stellte sich vor sie.
'Was willst du hier?', hauchte Amy und blickte in eine andere Richtung. Ihr Herz pochte in einem Eiltempo und ihre Hände begannen zu schwitzen.
'Was ist das denn für eine Begrüßung?', Nick steckte sich eine Zigarette in den Mundwinkel und begann in den Schubladen ihres Schreibtisches zu wühlen. 'Nicht mal ein Feuerzeug hast du ihr.'
'Ich rauche auch nicht.', Amy verschränkte die Arme, 'Was willst du nun hier?!'
'Dich besuchen. Ist doch lange her.'
'Du hast Recht. Zu lange. Mein Leben hat sich verändert. Ich werde bald heiraten.'
'So so, schön, schön. Dein Leben hat sich vielleicht verändert, du jedoch nicht.'
'Du auch nicht.'
'Richtig, also können wir doch dort weitermachen, wo wir aufgehört hatten.'
Er zog sie ganz nah an sich ran und hielt sie fest. Ihr kam sein Körper noch muskulöser vor, als vor drei Jahren. Aber vielleicht lag es auch daran, dass Kai nicht gerade ein Muskelpaket war. Tief blickte Nick in ihre Augen. Sie begann hastig zu Atmen. Alles tauchte wieder auf. Das Gefühl von damals.
Nick drückte seine Lippen auf ihre. Sie konnte sich nicht wehren. Er hielt sie fest. Er drängelte seine Zunge zwischen ihre Lippen und begann zärtlich über die ihre zu streicheln. Sie witterte ihre Chance und biss zu.
'Du Miststück!', schrie Nick schmerzerfüllt auf und Amy schubste ihn weg. 'Was glaubst du denn, wer du bist?! Meinst du, du kannst hier auftauchen und mein Leben aufs Neue auf den Kopf stellen?! Ich habe dir doch gesagt, dass ich verlobt bin!'
Nick setzte ein Lächeln auf: 'Wer will sich denn ein Leben lang an dich hängen?'
'Das geht dich einen feuchten Dreck an! Und jetzt verschwinde. Du hast mich lang genug von meiner Arbeit abgehalten!'
'Geht klar. Du hörst von mir.', Wieder lächelte er verführerisch und trat mit seinem lässig coolen Gang aus der Tür.
'Wer war das denn?', drängelte sich eine Kollegin zu ihr vor.
'Vergangenheit.', seufzte Amy.
'Also, das ist schade…Warum denn Vergangenheit? Der ist verdammt niedlich.'
'Das ist vielleicht das Problem.', wieder hatte Nick sie völlig aus der Fassung gebracht. Er hatte sich kein bisschen verändert. Weder äußerlich noch innerlich. Noch der gleiche verführerische Trampel. Eins musste sie sich jedoch zugestehen, er war mit Abstand der beste Küsser, den sie kannte. Doch was machte er wieder in Deutschland? Warum glaubte er, dass sie noch zu haben wäre? Das er sie sich einfach krallen könnte? In Amys Kopf drehte sich alles. Sie musste unbedingt mit Andriana reden.
Diesen Drang setzte sie dann auch in der Mittagspause in die Tat um. Sie ging nach draußen und setzte sich auf eine Bank hinter dem Gebäude.
Schnell suchte sie ‚Andy' heraus und drückte die grüne Taste. Nervös tippte sie mit ihrem Fuß auf dem Asphalt und war schon fast erschrocken, als Andy endlich abhob. Sofort erstattete sie ihr einen ausführlichen Bericht darüber, was gerade passiert war.
'Lass dich bloß nicht von ihm verarschen, und schon gar nicht um den Finger wickeln.
Immerhin bist du mit Kai verlobt!'
'Das weiß ich doch! A-aber…wenn du wüsstest wie er…'
'Wie er was?'
Amy hatte sich selbst gestoppt, wie konnte sie nur so denken?
'Wie er was?!', fragte Andy laut und fordernd.
'Wie er küssen kann…', ließ sich Amy einfach aus. Andy sprach nichts mehr. Amy nahm die Gelegenheit einfach wahr, um über ihre Gefühle zu sprechen.
'Versteh mich nicht falsch. Natürlich will ich Kai heiraten und niemanden sonst. Aber bei Nick fühlt man sich einfach so frei. Seine Küsse sind unglaublich, dass es ein wahres Erdbeben in mir auslöst.'
'Amy!! Was soll der Mist? Das klingt schon fast nach einer Affäre.'
'Ich hab dir doch eben gesagt, dass ich mich gewährt habe. Aber weißt du, gestern hat Kai den Abend damit verbracht, vor der Klotze zu hängen. Das einzige was ich den ganzen Tag von ihm gehört hab war ‚wasch meine Wäsche und bügel'. Dabei wollte ich mit ihm schön ausgehen. Ich will nicht, dass unsere Ehe so wird. Aber wenn wir jetzt schon so eingerostet sind. Und dann kam Nick. Er war so sinnlich und fordernd, dass ich mir am liebsten die Kleider vom Körper gerissen hätte und mich ihm um den Hals geschmissen.'
'Ich kann nicht glauben was ich hier höre! Sag so was nie wieder! Das sind doch bloß die typischen Zweifel. Die hat jede Frau vor der Hochzeit. Komm sag es, du weißt, dass du Kai liebst. Nur Kai. Komm sag es.'
'…ich….'
'Amy?!'
'Meine Pause ist leider um, mach's gut! Wir sehen uns noch. Hab dich lieb!', schnell legte Amy auf. Sie konnte es nicht sagen. Nicht jetzt.
/Andy hat recht. Bestimmt ist das nur die Nervosität. Genau! Was bildet sich Nick eigentlich ein, hier aufzutauchen und so zu tun, als könnte er mich gleich wieder abschleppen? Nix da!/Entschlossen sprang sie auf, richtete ihren Rock wieder und trampelte zurück in ihr Büro.

Wieder vor der Wohnungstür stoppte sie kurz. /So, das da drinnen, ist die Liebe meines Lebens. Ja, das ist der Richtige für mich! Niemand sonst./
'Kai! Bin wieder zu Hause!'
'Na, Schatz.'
Amy schleppte sich mit ihren Einkäufen, die sie noch schnell nach der Arbeit gemacht hatte, an ihm vorbei in die Küche. 'Wie wär's, wenn wir heute Abend zusammen kochen? Danach könnten wir schöne Musik auflegen und ein wenig kuscheln oder tanzen, wie du willst?''Hm…Heute spielt Barcelona gegen FC Mailand.'
'Du hast es mir aber versprochen!', sie stellte alles auf die Kochfläche und setzte ihren gekonntesten Dackelblick auf.
'Ist ja gut. Hast gewonnen. Aber den Fernseher lassen wir neben bei laufen!'
'Nix da!'
'Amy!'
'Nick!'
'Nick?'
'…Em, los geht's! Ich habe tolles Maggiezeugs geholt. Du kannst dir aussuchen, was wir machen.'
Kai runzelte etwas skeptisch die Stirn, machte sich jedoch weiter keine Gedanken über den Versprecher.
Also kochten Kai und Amy zusammen. Ihr tat es schrecklich gut, zu sehen, dass er sie doch nicht links liegen ließ. Wobei er den Teletext laufen hatte, um dennoch zu sehen ob und wer ein Tor geschossen hatte. Darüber sah Amy jedoch hinweg. Er war ja schließlich schon immer so ein Sportfan gewesen. Die Begegnung mit Nick ließ ihr trotzdem den ganzen Abend keine Ruhe und selbst in ihren Träumen stattete er ihr Besuche ab.

Ein Tag später.
Amy verließ nach getaner Arbeit das große Gebäude, holte schnell zwei Fastfood- Portionen und setzte sich in ihren Mini Cooper.
'Was machst du denn hier drin?!'
'Dein Käfer hat mir besser gefallen.', Nick strich über das Armaturenbrett, 'schön, dass du uns was zu Essen mitgebracht hast.'. Nick grinste und griff nach der Papiertüte. Er zog einen der Hamburger heraus und biss wohlwollend hinein.
'Du kannst es echt nicht lassen, dich einfach in meinen Wagen zu setzen! Du wirst wohl niemals ein ehrlicher Mensch werden. Du bist schon fast ein Stalker, kannst du mich nicht in Ruhe lassen?'
'Isch hab auf alles eine Antwort. 1. dasch Auto isch der einschige Ort, wo man mit dir reden kann, war schon immer scho. 2. isch habe mittlerweile einen Beruf, tja hätteschte nischt gedascht. 3. isch bin kein Schtalker sondern einfach nur verrückt nasch dir.', krümelte Nick auf den Sitz.
Amy begann zu kichern. Sie nahm eine Serviette und wischte ihm den Ketchup aus seinem Mundwinkel. 'Du bist also verrückt nach mir?'
Nick nickte leicht und zog Amy am Nacken zu sich und küsste sie wieder. Sie vergrub ihre Hände in seinem vollen schwarzen Haaren und setzte sich auf seinen Schoß. Sie begann seinen Hals zu liebkosen und strich ihm sanft über seine starke Brust. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und horchte das gleichmäßige Klopfen seines Herzens. Er strich zart über ihren Rücken.
'Ich konnte dich über die drei Jahre einfach nicht vergessen.'
'Geht mir genauso.', hauchte Amy und schloss ihre Augen.
'Also war das mit deiner Verlobung eine Lüge?'
Ein schmerzendes Stechen zog durch Amys Körper. Alles in ihrem Körper schien sich zusammen zu ziehen. Ruckartig sprang sie von seinem Schoß auf und startete das Auto.'Es ist besser, wenn wir uns die nächste Zeit nicht mehr sehen.'
'Willst du gerade Rache nehmen, weil ich dich das letzte mal so versetzt habe?', Nick grinste frech und nahm ihre Hand, 'Ich möchte dich mit nach Amerika nehmen. Ich muss bald wieder zurück und ich gehe nicht ohne dich.'
'Nick…Es ist zu spät….Ich werde Kai heiraten…'
Nick fiel die Kinnlade herunter, fassungslos starrte er sie an. 'Kai?!'
'Ich war so furchtbar einsam, als du mich verlassen hast und er war für mich da…', Amys Augen füllten sich mit Tränen.
'Aber ich bin doch zurück. Ich werde dich niemals wieder alleine lassen.'
'Woher weiß ich, dass ich dir vertrauen kann? Du hast mich das letzte mal auch im schönsten Moment meines Lebens verlassen.', nun liefen die Tränen, ohne dass sie eine Chance hatte, sie zu zügeln. Er beugte sich zu ihr und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.Mit tränenerstickter und verzweifelter Stimme erklärte sie, ohne ihn anzusehen: 'Kai kann nicht so gut küssen wie du, es ist nicht so abenteuerlich, wir gehen nicht zusammen feiern, oder selten. Aber er ist für mich da, niemals bringt er mich zum weinen, er sagt, dass ich wundervoll sei, so was hast du nie getan. Dazu weiß ich, dass ich ein Teil seines Lebens bin. Er schenkt mir die Liebe die ich brauche.'
Nick machte einen geknickten Gesichtsausdruck und griff nach dem Türgriff. Er ließ ihr einen letzten Blick in seine fast schwarzen Augen und verließ ihren Mini Cooper.
'….das einzige Problem ist, dass ich niemals aufgehört habe, dich zu lieben.', murmelte sie, was er nicht mehr hören konnte.







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