Blut der Liebe Teil 2

Autor: _tiaragirl_
veröffentlicht am: 27.03.2008




Hey!Ich hoffe der zweite Teil gefällt euch auch so gut wie der erste.Freu mich aber auch weiterhin über Verbesserungsvorschläge.

~1~
Verschlafen öffnete Michelle ihre Augen, um sie sogleich wieder zu schließen, als die hellen Sonnenstrahlen, die es geschafft hatten, sich ihren Weg durch die langen, roséfarbenden Gardinen zu bahnen, sie blendeten. Beim zweiten Versuch hielt sich Michelle deswegen vorsorglich die Hand vor den Kopf, um das gleißende Licht abzuschirmen. Noch ganz schlaftrunken dreht sie sich auf die Seite, damit sie einen Blick auf ihren Wecker werfen konnte. ‘Scheiße, schon so spät?!?’ Mit einem mal war Michelle hellwach. Es war schon halb acht und in der ersten Stunde wollten sie doch die Mathearbeit schreiben. “Shit, shit, shit!” Mit Schwung warf sich Michelle aus dem Bett und wollte ins Bad rennen. Doch leider hatte sie zu viel Schwung genommen und landete mit einem lauten Knall und dem Gesäß zuerst auf dem Boden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sie sich ihren Hintern. ‘Na das fängt ja schon toll an. Bestimmt verhaue ich Mathe gleich auch noch. Und bei meinem Glück breche ich mir in Sport noch den Hals. Wer hat überhaupt so etwas Bescheuertes wie Basketball erfunden. Derjenige gehört hinter Schloss und Riegel. Das ist so was von lebensgefährlich. Andauernd stolpert man über seine Füße oder bekommt diesen dummen Ball vor die Birne. Ein Wunder, dass ich überhaupt noch denken kann. So oft wie ich den Ball schon abbekommen habe, dürfte man meinen, dass meine Gehirnzellen mittlerweile eigentlich einen Wackelkontakt haben müssten. Warum sollte ich also eigentlich heute überhaupt erst zur Schule gehen? Ich glaub ich sollte meiner Gesundheit zur Liebe besser zu Hause bleiben. Und die Mathearbeit kann ich immer noch nachschreiben.‘ Langsam und mit weniger Schwung als zuvor stand Michelle wieder auf und ging zu ihrem Schreibtisch, der neben dem großen Fenster stand. Überall klebten kleine Notizen und der Tisch war von einer bis zur anderen Seite mit Schulsachen überschwemmt, während der Mülleimer schon Papierfontänen ausspeite. Eigentlich glich ihr ganzes Zimmer einem einzigen Schlachtfeld. Jeder einzelne Quadratzentimeter war mit Klamottenbergen überhäuft oder musste die Last von riesigen Büchertürmen tragen. Aber warum sollte man auch aufräumen, wenn es nach spätestens 4 Tagen wieder so aussieht? ‘Das lohnt sich doch gar nicht. Obwohl bald könnte ich wohl wirklich mal wieder aufräumen. Sonst kann ich bald ein Schwimmbad für Wasserscheue eröffnen.’
Ohne zu gucken griff Michelle in den nächst besten Häufen und zog irgendeinen Pulli und eine Hose aus dessen Tiefen ans Tageslicht. Schnell stolperte sie ins Badezimmer und zog sich die Sachen an. ‘Ihhh! Rot und grün!! Naja egal, mich sieht ja eh keiner.’ Eilig warf Michelle einen Blick in den Spiegel. Ihre hellblonden Haare unterstrichen ihr feminines Gesicht und der sanft geschwungene , rote Mund brachte Michelles Augen gut zur Geltung. Honiggelb. Noch nie ist Michelle jemandem anders begegnet, der auch gelbe Augen hatte. Aber sie mochte sie. Ihre Augen machten sie zu etwas Besonderem. Ohne sich noch zu schminken ging Michelle in die Küche und frühstückte erstmal ausgiebig.
Danach zog sie sich kurz entschlossen ihren Mantel an, um ein wenig frische Luft zu Schnappen und die Müdigkeit zu vertreiben. Außerdem glitzerte und strahlte alles so schön im Schein der Sonne.

Wie eine Raubkatze schlich er durch den Park. Immer auf der Hut seine Beute nicht zu verscheuchen und nicht entdeckt zu werden. Langsam setzte er einen Fuß vor den anderen, verschwand plötzlich hinter einem Baum und tauchte noch im gleichen Moment wieder auf. Das alles geschah mit solch einer übermenschlichen Eleganz, dass man sie gar nicht zu beschreiben vermag. Seine Art, wie er sich so fortbewegte, ohne dass ihn auch nur einer der übrigen Parkbesucher bemerkte, glich einem graziösen und trotzdem geisterhaften Tanz.Als er das Mädchen bemerkte, das sich auf eine Bank mitten in der Sonne setzte, hielt er auf einmal mitten in der Bewegung inne. Der fließende Tanz stoppte, als wenn ein Fluss auf einen Damm traf. Die Eleganz verschwand und alles was zurückblieb war die steinerne Skulptur seiner selbst, so unbewegt und kalt und doch erhaben und mit solch einer majestätischen Ausstrahlung, dass es einem den Atem raubte. ‘Ja, das war sie‘. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Ihr Geruch umwehte seine Nase und der Zauber, der sie umgab, wie ein Netz aus feinen, glitzernden Lichtstrahlen, schwappte zu ihm über. Er hatte gewusst das es sie noch gab, ER hatte es ihm gesagt. Doch sie nun leibhaftig vor sich zu haben, ihren Duft einzuatmen, ließ dieses Wissen, das er als eine Geschichte abgetan hatte, die tief, beiseite gedrängt in seinem Herzen wie eine Legende lag, um seinen Frieden zu bewahren, an die Oberfläche gelangen, machte aus ihm und der Geschichte eine Wahrheit, die ihn eiskalt traf. Ein Schauer lief über seine bleiche Marmorhaut. Er hatte sich für unverwundbar gehalten. 17 Jahre lang. Und jetzt war er so nah bei seinem Feind. Sie müsste sich nur umdrehen und sein Leben wäre wahrscheinlich zu ende, wenn man es noch Leben nennen konnte. Es würde sie nicht viel Mühe kosten, ihn aus zu löschen, seine Augen für immer zu verschließen und seinen Gedankenfluss versiken zu lassen. Auf einmal war er sich der Gefahr bewusst. Alleine würde er sie nie erledigen. Nicht alleine. ER hatte ihn in den sicheren Tod geschickt. Diese Feststellung traf ihn eiskalt. Mit einem Mal drehte sich alles um ihn herum. Die Welt wollte auf ihn einzustürzen, der Himmel drohte über seinem Kopf zusammen zu brechen. Er war ein dem Tod Geweihter. Das einzige, was er noch tun musste, bevor er sich dem Tod stellte, war zu entscheiden ob er lieber von IHR ins Jenseits geschickt werden wollte, oder von IHM. Weitere Schauer liefen ihm den Rücken runter, ließen ihn erzittern, ließen ihn erschaudern, denn eines war sicher. Grausam und schmerzvoll würde es so oder so.
Plötzlich schreckte ihn ein schwacher Windstoß aus seinen Gedanken. Doch dieser reichte aus, um seinen Geruch rüber zur Bank zu wehen. ‘Nein!!!’ Es schien, als dürfte er noch nicht mal über seinen Tod bestimmen, wo doch schon das Schicksal bestimmt hatte, dass er schon so früh und brutal sterben musste. Wie lange würde es dauern, bis er sein letztes Wort sprechen könnte, seine letzten Gedanken fassen dürfte und ein letztes Mal seine Lungen mit Luft füllen würde? Als unbestimmte Reaktion auf diese Frage atmete er tief ein. Wie herb die Luft jetzt doch schmeckte, wie ein dunkler Vorbote. Die Blätter die noch leise im Wind raschelten schienen alle das Gleiche zu flüstern mit der bittersüßen Stimme des Todes. Doch er verstand ihre Worte und ihren Sinn nicht. Das Einzigste was er wusste, war, dass er noch nicht sterben wollte. Nicht hier. Nicht jetzt
Mit einem gehetzten Ausdruck wanderten seine Augen zu dem Mädchen zurück. Genau in diesem Moment drehte sie sich um und schaute ihm direkt in die Augen. Doch er sah sie gar nicht richtig. Sein Verstand setzte aus. Das Einzigste, was er bemerkte, war die Stimme in seinem Kopf, die unablässig schrie: ”Lauf! LAUF! Laaauuuf!!!” Und dann nahm er die Beine in die Hände und lief, wie er noch nie zuvor gelaufen war, rannte um sein Leben.

Zielsicher steuerte Michelle auf eine Bank am Rande des Parks zu. Sie war noch mit weißem Weihrauch überzogen, der hell in der Morgensonne glitzerte. Entspannt ließ Michelle sich auf die Bank fallen und sog die warmen Sonnenstrahlen in sich auf. Verträumt schaute sie sich um. Die Blumen in den angelegten Beeten wachten gerade erst auf, öffneten ihre Blüten und streckten sich dem Licht entgegen. Ein paar Enten schnatterten etwas abseits um die Wette und die Bäume wogen majästätisch in den vereinzelten Windböen hin und her. Ab und zu zog eine schneeweiße Wolke über den ansonsten strahlend blauen Himmel. In der Nähe ging ein altes Ehepaar händchenhaltend spazieren. Gedankenverloren starte Michelle ihnen nach. ‘Wie glücklich sie doch noch waren auch nach all den Jahren. Ob ich wohl auch jemals die eine wahre Liebe finden werde, mit der ich mein Leben teilen will, die mich so liebt, wie ich bin und mit der ich das Feuer der Leidenschaft auch noch Jahre später spüre?’ mit diesem Gedanken fiel Michelle in einen ihrer Tagträume. Große, warme Hände legten sich von hinten auf ihre Schultern, wanderten hinab zu ihrer Taille, streichelten ihren Bauch, suchten ihren Weg zu ihrem Gesicht und liebkosten ihre Wangen. Sie spürte die männliche Präsenz und der Geruch seines Aftershaves stieg in ihre Nase. Das Kribbeln im Bauch ließ Michelle nervös werden und breitete sich in ihrem Ganzen Körper aus. Es erschien Michelle als wenn die Bank unter ihr aus heißen Kohlen bestand. Sie wurde verrückt und zwang sich dazu still zu sitzen. Als sich der Mann zu ihr vorbeugte stockte Michelle der Atem. Zärtlich hauchte er ihr seinen kalten Atem ins Gesicht. ‘Halt, Stopp! Der Atem ist niemals kalt. Nie.’ Überrascht öffnete Michelle die Augen. Noch immer spürte sie die Kälte. Oder war das nur Einbildung? Weiterhin verwirrt, schloss sie die Augen und kniff sich in den Arm. Aber die Kühle wollte nicht verschwinden, sondern legte sich immer weiter über Michelle. Reflexartig legte sie ihre Arme um ihren Körper, um sich zu wärmen. Woher kam diese plötzliche Kälte? Ein Blick nach vorne zeigte ihr, dass sich anscheinend nichts an der Temperatur geändert hatte, denn die Leute gingen weiter unbeirrt in dünnen Jacken oder einfachen Pullis durch den Park. Ein Jogger trug sogar nur ein T-shirt. Und allesamt schienen sie nicht zu frieren. ’Hab ich etwa Wahnvorstellungen? Vielleicht sollte ich doch mal zu einem Psychiater gehen.’ Aber genau in diesem Moment kam ein weiterer frostiger Hauch und umhüllte Michelle wie eine Decke. Ratlos und zugleich erschreckt schaute sie sich um. Als Michelle nach hinten in Richtung des kleinen Wäldchens umblickte, trafen ihre honiggelben Augen auf ein pechschwarzes Augenpaar. Und wieder stockte ihr Atem. Doch diesmal nicht aus Leidenschaft sondern aus Angst. Noch nie hatte sie so dunkle Augen gesehen. Schwarz wie die Nacht. Doch bevor Michelle sich den Rest des dazugehörigen Körpers angucken konnte, war er spurlos verschwunden. Das einzige was sie gesehen hatte, war, dass es ein Mann gewesen war. Und er hatte schwarze Augen. Ihr wurde ganz mulmig. Das ganze erschien Michelle so unwirklich. So geisterhaft. Zaudernd drehte sie sich wieder um. Michelle glaubte nicht, dass sie Dinge sah, die gar nicht Wirklichkeit waren. ‘Aber wie konnte dieser Mann so plötzlich verschwinden? Und woher kam diese schneidende Kälte? Und seine Augen.‘ All ihre Gedanken drehten sich um ihn. Vorwärts. Rückwärts. Und wieder zurück. Michelles Kopf schien zu platzen. Ihr Gehirn stellte die wildesten Vermutungen auf, um sie im nächsten Moment wieder zu verwerfen. Hätte sie ihn wenigstens ganz gesehen. Total durcheinander und planlos stand sie schließlich auf und machte sich auf den Weg nach Hause. Um sich abzulenken stellte Michelle sich die Aufgaben der Mathearbeit vor, rechnete sie aus, summte ihr Lieblingslied, dachte daran was sie heute Abend kochen sollte, ging das Fernsehprogramm der diesigen Woche durch, rechnete das kleine Ein-mal-Eins hoch und wieder runter und sagte sogar das Alphabet rückwärts auf. Doch Michelles Gedanken kehrten immer wieder zu diesem mysteriösen Mann zurück, umkreisten ihn und sponnen ein Netz aus den verrücktesten und irrsinnigsten Ideen über sein Aussehen, seinen Charakter und sein Leben um ihn.







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