I want you! Teil 15

Autor: Naina
veröffentlicht am: 02.04.2008




'Normalerweise klopft man erst an und bittet um Erlaubnis.', die Lehrerin tippte leicht gereizt mit ihrem Fuß auf den Teppichboden.
'Tut mir leid, Frau Kern.', Leonie erkannte sofort ihre Klassenlehrerin aus der Grundschule wieder. Sie war jedoch etwas rundlicher geworden, auch an die kleinen Fältchen um Mund und Augen konnte sich Leonie nicht erinnern.
'Ach, du bist es, Leonie. Ich habe dich schon gar nicht mehr erkannt. Was gibt es denn?'
'I-ich suche meinen kleinen Bruder Joni.', schnaufte Leonie etwas außer Puste.
'Der ist nicht hier…'
Enttäuscht stierte Leonie auf den Boden. War ihr Vater doch weggezogen?
Die ganzen kleinen Erstklässler starrten sie an, und einige begannen zu kichern.
'Wo ist er denn?'
'Er ist doch katholisch und wie du weißt unterrichte ich ihn nur in Deutsch, weil ich evangelisch bin.'
'Ach so. Stimmt. Kann mich erinnern. Und wo sind die Katholiken?'
'Raum 42.', lächelte ihr Frau Kern freundlich und verständnisvoll entgegen.
'Vielen Dank!', Leonie drehte um und verließ die Klasse.
Sam stand im Flur und lehnte sich mal wieder gegen eine Wand.
'Und?'
'Raum 42.', strahlte Leonie über beide Backen.
'Willst du da jetzt auch reinplatzen?'
'Nein, ich warte bis sie rauskommen.'
Also stellten sich Sam und Leonie vor den besagten Raum und warteten.
Ständig starrte sie auf ihre Uhr. Sie vermisste ihren kleinen Bruder und hatte schon befürchtet ihn nicht wieder sehen zu können.
Die Zeit verging langsam und Leonie wurde nervös. Sam jedoch strich ihr beruhigend über den Rücken und schmunzelte ihr sanft entgegen.
Endlich öffnete sich die Tür und die kleinen Kinder, die höchstens bis zu Sams Bauchnabel reichten, stürmten aus dem Gebäude.
'Wo ist Joni?!', fragte Leonie entsetzt, als sie ihn schon wieder nicht erblickte.
Einmehlig wurde der Kinderstrom immer kleiner, bis schließlich die Tür offen stand und zu einer leeren Klasse führte.
Mit merkwürdigem Gefühl im Magen, lugte Leonie in den Raum und entdeckte einen Lehrer auf einem Tisch sitzen. Vor ihm saß ein kleiner Junge, der teilnahmslos auf sein Heft klotzte.'JONI!'
Erschreckt sah der kleine Junge auf und flitzte los in die Arme seiner Schwester. Beiden schossen die Tränen in die Augen und einen Moment lang verharrten sie schweigsam.Sam stand hinter ihnen im Türrahmen, auch er war erleichtert, dass Joni nicht weggezogen war.
'Du hast mir so gefehlt, Kleiner!', löste sich Leonie wieder von ihm und blickte in seine haselnussbraunen Augen.
'Dad sagte, du bist im Urlaub.'
'Was? Ohhh…'
'Sie sind Leonie, nicht wahr?', kam nun auch der Lehrer dazu.
'Ja, aber woher wissen Sie das?'
'Ich bin Jonis Religionslehrer. Schon seit einer Woche ist kaum ein Wort aus ihm
rauszubekommen. Eben grade hat er mir von Ihnen erzählt.'
'Ja? Hab ich dir so gefehlt?'
Joni nickte leicht. Obwohl er erst sechs Jahre alt war, hatte er sehr wohl verstanden, dass Leonie nicht im Urlaub war. Ihn hatte der Streit zwischen seiner Schwester und seinem Vater genauso mitgenommen, wie alle anderen Beteiligten.
'Soll ich dich nach Hause bringen?'
'Dad holt mich ab.'
'So…'
'Wir warten noch mit dir, bis er kommt.', mischte sich Sam ein.
'Ist nicht nötig.', war die bekannte Stimme zu hören.
Leonie drehte sich um, und bekam fast einen Herzstillstand, als sie ihren Vater erblickte. Er hatte große Augenringe, und einen ausdruckslosen Blick. Er sah mächtig mitgenommen aus.Ihr war es egal, ob sie nun Ärger bekommen würde oder nicht, sie schmiss sich ihm um den Hals und die Tränen rannen über ihr Gesicht.
Ihr Vater schlang seine Arme um sie und auch ihm kamen die Tränen.
'Warum hast du das Restaurant verkauft?', wisperte Leonie ohne ihn loszulassen.
'Ich habe einen Job in einem anderen Restaurant bekommen. Du musst nicht mehr mitarbeiten und wir verdienen trotzdem genug.'
Leonie stellte sich wieder neben Sam und guckte ihren Vater schief an.
'Und wann wolltest du mir das sagen?'
'An deinem Geburtstag, der ist doch in zwei Wochen…'
'Du wolltest dich drei Wochen lang nicht bei mir melden?'
'Ich dachte der Abstand würde uns mal ganz gut tun. Also, ziehst du wieder bei uns ein?'
Leonie runzelte die Stirn und schaute zu Sam auf, der nickte leicht. Sie griff nach seiner Hand: 'Nur wenn ich mit Sam zusammen bleiben darf.'
'Daran kann ich doch sowieso nichts ändern nehm ich an?'
'Ganz richtig'
Beide begannen zu lachen, doch keiner ahnte, was für eine Last von Sams Herzen fiel.

Einige Wochen später.
'Leonie, Sam ist hier.', öffnete ihr Dad ihre Zimmertür.
'Au ja!', sie sprang von ihrem Bett und raste zur Eingangstür.
'Hi Schatz!'
Leonie kam auf sein Gesicht zu.
'Ihhh, küsst ihr euch jetzt wieder so wild, wie gestern Abend?', Joni blickte beide an und zog eine ekelverzerrte Fratze.
'Musst ja nicht hinsehen!', giftete Leonie.
'Soll er doch, da kann er noch was lernen.', grinste Sam und küsste seine Freundin.
'Ekelhaft', stampfte Joni weg.
Leonie lächelte Sam sanft entgegen, dieser hob sie hoch und entführte sie zu seinem Motorrad.
'Könnte später werden!', rief sie ihrem Vater zu.
'Wie immer!'
Und schon waren Sam und Leonie wieder unterwegs. Er öffnete seine Wohnungstür.
'Mach deine Augen zu.'
'Warum?'
'Mach schon.'
An der Hand führte sie Sam auf die Terrasse.
'So, du darfst sie aufmachen.'
Leonie fiel die Kinnlade herunter. Sam hatte auf der Terrasse überall rote Rosen in zierlichen Vasen verteilt, Kerzen sorgten für leichtes romantisches Licht.
Er kam auf sie zu, bis sie Bauch an Bauch standen. Er strich ihr eine Haarsträhne weg, die sich auf ihrem Gesicht verirrt hatte.
'Leonie, ich liebe dich!'
Ihre Lippen berührten sich, Sam griff ihr währenddessen zärtlich unter den Rock.
Leonie schloss die Augen, wieder jagte ein wohliger Schauer durch ihren ganzen Körper.
'Leonie, sieh mal nach oben.', hauchte ihr Sam ins Ohr. Es war Vollmond.
'Fällt dir was auf?'
'M-meine Geschichte…'
Sam nickte und küsste sie wieder leidenschaftlich…
Woher Sam ihre Geschichte kannte, war ihr völlig egal.
Sie hätte niemals für möglich gehalten, dass ihre Fantasien aus dem Englischunterricht jemals Wirklichkeit werden könnten….
THE END =o)







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