My very good Friend from the USA Teil 2

Autor: Kati
veröffentlicht am: 08.02.2007




'Nein!' leise lachte er auf. 'Ich hätte eigentlich noch mehr im Gesicht, aber die trage ich nicht mehr, wegen der Arbeit. Ich hatte noch einen in der Augenbraue und einen in der Unterlippe. Aber da waren ein paar Leute, die Angst vor mir hatten, deswegen habe ich die lieber raus gemacht.'
'Ist ja doof.'
'Ja schon, hat auch ganz schön geziept beim raus machen.'
'Hast du noch mehr Körperschmuck?'
'Zwei Tattoos, wenn du das darunter verstehst.'
'Wo denn?'
'Die kann ich dir zeigen, das ist jugendfrei.' grinste er frech in die Kamera und knöpfte sein Hemd auf. Er drehte sich um und auf Amy´s Bildschirm strahlte plötzlich ein schwarzer Drache auf.
'Wahnsinn!' murmelte sie vor sich hin. Ihren Kopf hatte sie auf ihre Hände gestützt. Schließlich stand er auf und zog sein rechtes Hosenbein hoch. Auf seiner Wade hatte er sich einen Tiger und drei chinesische Zeichen tätowieren lassen.
'Was heißen diese Zeichen da?'
'Liebe, Kraft und Freundschaft. Also das hoffe ich mal, sonst schlag ich meinem Tätowierer die Kauleiste raus.'
Amy schmunzelte und betrachtete den Tiger, der sich, wie in der Jagd heranpirschend, an seiner Wade entlang schlängelte.
'Darf ich mich wieder setzen? Ich schicke dir das auch gern als Foto...'
'Na gut. Setz dich wieder.'
'Yes Sir!'
Phil salutierte und nahm wieder Platz.
'Warst du eigentlich beim Bund?'
'Wo?'
'Beim Bund?'
'Ich glaube nicht.'
'Also hast du Zivildienst gemacht?'
'Was hab ich?'
'Na wenn man nicht zum Bund geht, macht man doch Zivildienst?'
'Ich verstehe kein Wort. Was meinst du mit Bund?'
'Na die Armee.'
'Ach du meinst die U.S. Army? Ich war eine ganze Zeit lang da, ja. Mit achtzehn wollte ich Berufssoldat werden, aber ich habe es mir dann doch anders überlegt.'
'Und? Wie fandest du es?'
'War nicht so schön. Du musst dir vorstellen, dass du morgens früh um vier vom Colonel schreiend geweckt wirst. Ich lag immer oben im Bett und bin die ersten zwei Wochen jedesmal raus gefallen.'
'Ist das wirklich so schlimm?'
'Naja, so schlimm, wie in den Filmen nicht. Aber es ist schon nicht so toll.'
'Hmm...'
'Stört es dich, wenn ich ein bisschen Musik anmache? Ich werde sonst zu schnell müde.''Nein mach nur. Hauptsache, ich höre dich dann noch.'
'Na so laut wollte ich sie nicht machen.'
'Wohnst du eigentlich auch zur Miete?'
'Noch.'
'Willst du dir ein Haus kaufen?'
'Nein, kein Haus. Ich will näher ran an meine Arbeit, weil ich immer so einen langen Weg bis dort hin habe. Vielleicht habe ich diesen Monat Glück und ziehe bald in mein Penthouse. Habe mir schon einen hübschen Fleck ausgesucht. Jetzt ist es nur noch eine Frage des Geldes.'
'Das ist ja wirklich hoch interessant.'
'Das glaube ich dir. Jetzt hast du mich aber genug ausgefragt. Ich glaube, du bist als nächstes dran oder?'
'Dann frag mich etwas.'
'Ok. Wie bist du dazu gekommen, dich auf dieser Seite im Internet an zu melden?'
'Hat mir meine Freundin empfohlen. Sie meinte, hier wären ganz interessante Leute unterwegs und sie hatte Recht!'
'Oh danke. Und wo ist deine Freundin jetzt?'
'Ach, bestimmt im Kino. Jeden ersten Donnerstag im Monat gehen wir entweder ins Kino oder in ein Café. Aber ich kann ja diesmal nicht mit.'
'Na lass den Kopf nicht hängen. Ich versuche schon, dir den Abend irgendwie zu versüßen.''Das ist lieb.' Ein verstohlenes Lächeln huschte über Amy´s Gesicht. Schon seine bloße Anwesenheit versüßte ihr den Abend, oder besser die Nacht.
'Sag mal Phil, stimmt es eigentlich, dass alle Amerikaner immer einen drei Liter Bottich Eiscreme im Gefrierfach haben?'
'Was ist?!' Phil prustete laut los und wischte sich die Lachtränen aus den Augen. 'Wer sagt denn so etwas?'
'Na das sieht man doch immer in den Filmen. Jedes mal wenn Frust aufkommt, wird so ein riesen Ding aus dem Gefrierschrank geholt und daraus gelöffelt.'
'Also ich habe auch Eis da, aber keine drei Liter. Sicher gibt es auch solche
Familienpackungen, aber ich gebe mich mit einer kleinen Packung auch zufrieden.'
'Ok.' schmunzelte sie in die Kamera.
'Wie kommst du darauf?'
'Ich weiß nicht, fiel mir gerade so ein.'
'Aber jetzt, wo du hier von Eis redest... Ich hole mir mal eins.'
Phil sprang auf und lief eilig in seine Küche. Er öffnete den Kühlschrank und fischte das Eis aus dem Gefrierteil.
Sein Blick fiel auf einige Packungen Wurst, die im hintersten Winkel lagen. Ein Blick auf das Verfalldatum machte deutlich, dass die eher in den Mülleimer als in den Magen gehörten. Nachdem er sie entsorgt und sich einen Löffel geholt hatte, eilte er zurück in sein Arbeitszimmer und nahm wieder Platz.
'Wie kann man denn mitten im Winter Eis essen?'
'Honey, hier ist immer Sommer, vergiss das nicht. Selbst jetzt ist es noch unerträglich warm.''Hast du es gut. Ich will auch.'
'Naja, vielleicht reist du ja irgendwann mal nach Florida. Dann kannst du den Sommer und auch den Winter hier voll genießen.'
'Schon, aber das wird bestimmt nichts. So eine Reise ist eben auch teuer.'
'Das stimmt. Hey! Aber momentan ist doch der Dollar relativ schwach im Kurs. Jetzt solltest du wirklich buchen!' grinste Phil in die Kamera und schleckte sein Eis vom Löffel.
'Du bist gemein.'
'Ach Honey...'
'Warum nennst du mich immer Honey? Ich habe einen Namen?!'
'Hmm... Ich finde, Honey passt zu dir. Bist doch ein süßes Honey.'
'Na ich weiß nicht.'
'Ach na klar. Jetzt lass den Kopf nicht hängen. Wenn es nicht Florida oder die USA sind, dann eben ein anderes Land? Spanien ist doch auch ganz hübsch.'
'Schon... Na ist ja auch egal.'
Man musste ihm ja nicht gleich auf die Nase binden, dass man nicht die Reichste war. Sicherlich wäre es schöner, wenn beide Elternteile arbeiten würden und nicht nur der Vater, aber bei der momentanen Situation konnte man es wirklich vergessen.
'Ach Amy... Warum guckst du denn so traurig? Da vergeht mir ja das leckere Eis.'
'Tut mir Leid.'
'Ist alles in Ordnung bei dir?'
'Ja, alles ok. War eben nur ein wenig geknickt.'
'Nimm dir meine dummen Sprüche nicht so zu Herzen, Honey. Ich meine das nicht böse und wenn ich dich verletzt haben sollte, dann tut es mir Leid.'
'Nein, schon gut. Manchmal träume ich so ein bisschen vor mich hin. Ist wirklich nicht schlimm.'
'Also gut.'
'Wann hast du eigentlich Urlaub?'
'Keine Ahnung. Ich habe meinen Chef noch nicht gefragt und so, wie es momentan arbeitsmäßig aussieht, werde ich so bald keinen kriegen. Momentan geht bei uns alles drunter und drüber, weil einer aufgehört hat und eine Kollegin von mir ist schwanger und fällt deswegen jetzt auch aus. Also habe ich die Arbeit von zwei anderen noch auf dem Tisch liegen. Eigentlich hätte ich heute gar nicht nach Hause fahren dürfen, so viel wie ich noch hätte machen müssen.'
'Musst du so viel übersetzen?'
'Ja leider.'
'Na in der Schule warst du in Deutsch bestimmt richtig gut.'
'Gott, erinnere mich bloß nicht daran. In Deutsch hatte ich immer gerade noch so ein D.''D?'
'Achso, ja also D ist schlecht. Ich wäre fast durchgefallen wegen Deutsch.'
'Und jetzt bist du Übersetzer? Wie passt das denn zusammen?'
'Ich weiß auch nicht. In der Schule hatte ich immer keine Lust zu lernen.'
'Na dafür sprichst du aber ziemlich gut Deutsch.'
'Findest du?'
'Schon, ja.'
'Und der Dialekt? Ist der sehr schlimm?'
'Nein, gar nicht. Nur das R rollst du immer sehr lustig.'
'Na ich möchte nicht wissen, wie es klingt, wenn du englisch redest.'
'Lassen wir das lieber. Wenn ich an meine Englischhausaufgaben denke, wird mir ganz übel.'
'Warum?'
'Ja weil ich das überhaupt nicht kann.'
'Ist doch gar nicht so schwer, Honey.'
'Für dich vielleicht. Für mich ist das einfach nur Kauderwelsch.'
'Was ist das?'
'Naja, irgendwie eine komische Sprache eben. Ich verstehe sie nicht.'
Wollen wir deine Hausaufgaben mal zusammen machen?'
'Würdest du das machen?'
'Ja sicher. Hol schon her, was du brauchst!'
Amy sprang auf und stürmte zu ihrer Schultasche. Wenn sie sich von Phil helfen lassen würde, dann bekäme sie sicher eine eins plus mindestens. Das wäre dann auch das erste Mal, dass sie keine Fehler in ihren Aufzeichnungen hätte. Sie breitete die Schulhefte aus und begann vor zu lesen.
'Also hier soll ich glaube ich etwas übersetzen.'
'Lies mir doch mal die Aufgabe vor.'
'Translate the following sentences.'
'Ok, du sollst übersetzen. Und jetzt die Sätze.'
'Ok, also. Er mag seine Freundin.'
Lautes Gelächter ließ Amy plötzlich aufsehen und Phil kugelte sich von einer Armlehne zur anderen.
'Was ist das denn für ein Satz? Also gut. Was würdest du schreiben?'
'He like the girl?'
'Oh je... Also gut. Das ist aber eigentlich Grundschulwissen hier. Naja. Also richtig heißt es: He likes his girlfriend.'
'Ok, warte.'
Hastig kritzelte Amy alles mit. Satz für Satz übersetzte er ihr ins englische und das Grinsen auf Amy´s Gesicht wurde immer breiter. Die anderen würden Augen machen, wenn sie mit solchen Ergebnissen wieder zur Schule kommen würde.
'Du Honey, es ist schon spät und ich muss morgen auch wieder arbeiten. Sei mir nicht böse, aber ich würde dann jetzt schlafen gehen.'
'Oh, äh. Ja sicher. Du musst müde sein.'
'Das bin ich. Wir können ja morgen noch ein wenig plaudern, wenn du magst.'
'Smalltalk ja?'
'Genau, Smalltalk Honey.'
'Also gut. Wann soll ich kommen?'
'Ich werde versuchen, morgen pünktlich Feierabend zu machen und schnell nach Hause zu kommen. Sagen wir Ein Uhr nachts, deutsche Zeit? Aber nur, wenn du auch möchtest!''Ja sicher! Ich werde da sein!'
'Gut, dann also bis morgen.'
'Ok. Schlaf gut Phil.'
'Du auch Honey. Träum schön.'
'Du auch.'
Amy warf ihm noch eine Kusshand zu und schon war er verschwunden.
'Wieso habe ich ihm denn jetzt eine Kusshand zugeworfen?!' ging es ihr durch den Kopf und sie schüttelte ungläubig ihre verwuschelten Haare. Nachdem sie ihren Rechner ausgeschaltet und sich hingelegt hatte, ging sie das Gespräch noch einmal durch. Er war wirklich total nett und hat ihr sogar bei den Hausaufgaben geholfen. Wieder verzogen sich Amy´s Mundwinkel zu einem breiten Grinsen.

Tropfnass stieg Phil aus der Dusche und blickte in den Spiegel.
'Er mag seine Freundin.' sprach er leise aus. 'Und damit sollen die Deutschen englisch lernen. Du meine Güte.'
Er steckte sich die Zahnbürste in den Mund und schrubbte wild drauf los, als plötzlich das Telefon klingelte.
'Thompson?'
'Phil? Ich bin es, Josh. Ich muss dich um etwas bitten.'
'Ich ahne es schon.'
'Tut mir ja leid, aber seit Caroline nicht mehr da ist, stapelt sich hier alles. Kannst du morgen zum Kongress fahren? Dauert doch nicht lange.'
'Dauert doch nicht lange!' äffte Phil seinen Chef, mit dem er per Du ist, nach. 'Ich habe auch noch eine Privatsphäre. Schlimm genug, dass du mich jeden zweiten Tag anrufst. Bist du schwul oder was?!'
'Also wenn, dann nur mit dir.'
Beide lachten ins Telefon und Phil blickte auf seinen Terminplaner.
'Also eigentlich passt es mir nicht, aber da ich noch nichts vor habe, werde ich mal so nett sein.'
'Ach du bist ein Prachtkerl, Phil. Also dann morgen um sechs beim Kongress in Jacksonville Beach.'
'Dafür springt aber etwas für mich heraus.'
'Was denn?'
'Ein freier Samstag zum Beispiel.'
'Was?!'
'Ach Josh, nun komm. So schlimm ist es Samstags nicht. Lass mir doch wenigstens ein Wochenende.'
'Also gut, du hast gewonnen. Dann also diesen Samstag frei ja?'
'Ist gut. Also dann.'
'Bye.'
'Bye.'
Phil legte sein Telefon zur Seite und strich sich durch die Haare. Irgendetwas hatte er vergessen. Es wollte ihm aber partout nicht einfallen, also war es wohl auch nicht so wichtig. Nachdem er seine Zähne fertig geputzt hatte, schaltete er die Musik und das Licht aus. Er kroch in sein Bett und kurz darauf schlief er ein.

Amy stützte sich von einem Arm auf den anderen und blickte auf die Uhr. Er hatte doch eindeutig gesagt, dass er um ein Uhr kommen wollte. Wo war er dann bitteschön? Schließlich war es schon kurz vor zwei und sie wartete immer noch. Vielleicht hatte sie ihn gestern mit ihren blöden Hausaufgaben vergrault oder er hatte sich einen üblen Scherz mit ihr erlaubt. Entgeistert sprang Amy auf und lief in die Küche. Sie holte sich ein paar Wiener aus dem Kühlschrank und schlenderte langsam zu ihrem Zimmer zurück. Sollte sie jetzt noch auf ihn warten oder nicht?
Sie setzte sich wieder vor ihren Rechner und überlegte. Aus Langeweile hatte sie in ihrem Lieblingsforum schon sämtliche Beiträge kommentiert und um diese Uhrzeit würden auch keine neuen dazu kommen. Schließlich war es Freitag Nacht, nein Samstag früh und alle waren noch in den Discotheken oder Nachtclubs unterwegs. Teilnahmslos schluckte sie Stück für Stück ihre Wiener herunter.
Wieder stand sie auf und legte sich auf ihr Bett. Sie steckte sich ihre Kopfhörer ins Ohr und schaltete die Musik an. Kurz darauf schlief sie ein. Es war Vollmond und Amy schlief extrem schlecht. Immer wieder drehte sie sich hin und her und schon bald fiel ihr MP-3 Player aus dem Bett. Unbemerkt dessen schlief Amy weiter.

'Und deswegen würden wir es begrüßen, Sie als ein neues Mitglied der Sterling Corporation an zu sehen. Hochachtungsvoll Mister Peter Harrison und Mister John Smithers.'Mit einem Mausklick schickte Phil die Datei an seine Firma und beugte sich nach hinten. Seine Lippen waren total trocken von der Klimaanlage, die zwar wirklich angenehme zwanzig Grad schuf, aber eben auch sehr ungesund war. Er rieb sich seine Augen und warf einen Blick auf die Uhr. Eigentlich hatte er schon um fünf Feierabend gehabt, aber jetzt war es schon kurz nach neun und bis er seine Wohnung erreichen würde, vergingen noch mal mindestens fünfzig Minuten. Er fuhr seien Laptop herunter und suchte seine Sachen zusammen. Die meisten Teilnehmer hatten den Kongress schon verlassen und er war einer der wenigen, die noch in dem großen Gebäude unterwegs waren. Plötzlich klingelte sein Handy.'Thompson?'
'Hey Phil. Und? Wie ist es gelaufen?'
'Hey Josh, ja es ging. Ich dachte, es würde anstrengender werden, aber es hielt sich im Rahmen. Ich habe dir die Datei schon zugesandt.'
'Na hervorragend. Dann hast du jetzt also Feierabend was? Und morgen frei!'
'Oh ja!'
Phil nahm seine Sachen und begab sich langsam in Richtung Ausgang.
'Und? Was wirst du an deinem freien Samstag machen?'
'Jedenfalls nicht an die Arbeit denken, Josh. Ich werde auch nicht kurz vorbei kommen, falls du das dachtest.'
'Schade eigentlich.' Leise lachte Josh ins Telefon. 'Hast wohl eine neue Flamme was?'
'Wie kommst du denn darauf?'
'Komm gib es schon zu! Du hast eine neue kennen gelernt und die willst du heute Abend vernaschen.'
'Josh ich glaube du bist überarbeitet.'
'Allerdings. Nicole holt mich auch gleich ab. Sie hat gekocht.'
'Ach, du Glücklicher. Was gibt es denn?'
'Keine Ahnung. Sie wollte mich überraschen.'
'Na dann tu wenigstens so, als würde es dir gefallen!'
'Was soll das denn heißen?'
'Warte mal eben.'
Phil schloss seinen Wagen auf und legte seine Sachen auf den Beifahrersitz. Über dem nahe gelegenen Meer ging schon langsam die Sonne unter. Als er sich den Hörer wieder ans Ohr hielt, war Josh schon mit Nicole beschäftigt, seine Frau, die wohl mittlerweile sein Büro erreicht hatte.
'Na Honey. Alles klar?' hörte er Josh sagen und auf einmal fiel der Groschen.
'Josh! Ich muss Schluss machen! Wir sehen uns am Montag! Bye!'
'Aber Phil...'
Doch der knallte das Handy auf den Beifahrersitz und stieg hastig ins Auto. Verdammt nochmal! Natürlich hatte er etwas vergessen! Amy! Sicher hatte sie lange auf ihn gewartet und war jetzt stinksauer. Und das zurecht. Er verließ den Parkplatz mit Vollgas und raste über den Scenic and Historic Coastal Highway Richtung St. Augustine. Er wusste nicht warum, aber er ärgerte sich so darüber, dass er sie vergessen hatte. Obwohl sie nur eine flüchtige Bekannte war und er damit rechnen musste, dass sie nie wieder ein Wort mit ihm reden würde, nach der Aktion. Sicher war sie schon gar nicht mehr online.
'Eigentlich auch besser, wenn sie schlafen gegangen ist.' ging es ihm durch den Kopf und trotzdem drückte er das Gaspedal immer weiter herunter. Die Sonne, die schon tief über dem Wasser stand, strahlte die Wolken an und tauchte den Himmel in ein phantastisches Farbenmeer. Es wirkte so, als würde der Himmel in Flammen stehen. Doch so schön das alles war, Phil kannte das schon und schenkte dem Schauspiel keine Aufmerksamkeit. Er kam erst dann wieder zu sich, als er etwas aufheulen hörte und blickte in den Rückspiegel.
'Oh nicht doch! So ein Mist!' fluchte er laut und fuhr rechts ran. Der Cop, der ihm auf seinem Motorrad gefolgt war, nahm die Sonnenbrille ab und beugte sich zu Phil herunter. Phil kurbelte das Fenster herunter und warf noch einen flüchtigen Blick auf die Uhr.
'Sie waren zu schnell Sir.'
'Tut mir Leid Herr Officer. Aber ich habe es wirklich eilig.'
'Ja, aber Sie waren eindeutig zu schnell! Hier sind nur fünfzig Meilen pro Stunde erlaubt.''Und wie schnell war ich?'
'Teilweise über siebzig. Haben Sie etwas getrunken, Drogen konsumiert oder führen Sie irgendwelche Rauschmittel mit sich?'
'Nein Herr Officer.'
'Ich muss Sie verwarnen. Das gibt eine Strafe von dreißig Dollar. Zahlen Sie gleich oder soll ich Ihnen...'
'Nein, nein, schon gut. Ich zahle gleich.'
Phil stieg aus, hob die Hände zum Zeichen, dass er nicht bewaffnet ist und zog schließlich sein Portemonnaie aus der Hose. Er drückte dem Cop dreißig Dollar in die Hand und nahm seinen Strafzettel entgegen.
'Ach warten Sie, den Führerschein hätte ich gern noch gesehen Sir.'
'Ja sicher.'
Er überreichte ihm seinen Führerschein und zündete sich eine Zigarette an.
'Ach Sie sind der Mister Thompson von Kanal fünf was?'
'Naja nicht Kanal fünf, da trete ich manchmal auf, aber arbeiten tue ich für Zodiac.''Achso... Na gut Mister Thompson, trotzdem noch einen angenehmen Abend und gute Fahrt.''Danke Officer. Ihnen auch.'
Phil stieg wieder in sein Auto und wartete, bis der Cop ihn überholt hatte und verschwunden war. So, wie das alte Jahr endete, begann dann wohl auch das neue.
'Scheiß Strafzettel.'
Phil rauchte seine Zigarette auf und schnippte die Kippe zum Fenster raus. Schließlich fuhr er weiter. Noch zehn Minuten und er wäre zu Hause. Weiß Gott, was ihn dort erwarten würde. In St. Augustine angekommen, bog er in die Marine Street ein und parkte sein Auto am Straßenrand. Noch bevor er sich auszog, fuhr er den Rechner in seinem Arbeitszimmer hoch und nahm Platz. Zu seinem Erstaunen war Amy noch online und dass, obwohl er mindestens drei Stunden zu spät war.
Hastig tippte er etwas ein.
'Hey Honey. Tut mir Leid, dass ich erst so spät komme. Bist du sauer?'

Amy wälzte sich hin und her. Sie hatte einen schrecklichen Traum und wünschte sich, endlich daraus zu erwachen. Jedes Mal, wenn Vollmond war, träumte sie solch einen Mist. Sie hatte sich zwar schon daran gewöhnt und sie wusste, dass es nur ein Traum und nicht die Realität war, aber trotzdem war es immer schlimm, wenn sie sah, wie sie von einem Unbekannten von einem Dach eines Hochhauses gestürzt wird. Und dann dieses nervende, klingelnde Geräusch! Plötzlich schreckte Amy hoch und riss die Augen auf. Alles war ruhig um sie herum. Der Monitor ihres Rechners erhellte das Zimmer und langsam fasste sie sich wieder. Langsam quälte sie sich aus ihrem Bett heraus und blickte auf die Uhr. Es war schon um fünf und enttäuscht zog sie ihre Augenbrauen hoch. Plötzlich fiel ihr Blick auf den Bildschirm.'Phil!' entfuhr es ihr und sie setzte sich an ihren Rechner.
Hastig las sie seine Nachrichten.
'Hey Honey. Es tut mir Leid, dass ich erst so spät komme. Bist du sauer? Natürlich bist du sauer. Kann ich dir auch nicht verübeln. Um ehrlich zu sein, hatte ich vollkommen vergessen, dass wir ja verabredet waren. Ich habe mich von meinem Chef mal wieder breitschlagen lassen, Überstunden zu machen und deswegen habe ich es nicht eher geschafft. Redest du jetzt nicht mehr mit mir? Schade. Na vielleicht bist du ja auch wieder eingeschlafen. Ich bleibe noch ein bisschen online, mache mir nur etwas zu essen. Vielleicht meldest du dich ja noch.'
Sie kniff ihre Augen zusammen, als sie entdeckte, dass die letzte Nachricht schon über eine halbe Stunde alt war.
Hastig tippte sie etwas ein.
'Ich bin jetzt wach.'
Mehr fiel ihr jetzt nicht ein. Sicher war sie sauer und hatte sich wirklich geärgert, dass sie so lange vergebens auf ihn gewartet hatte, aber jetzt, wo er da war, wendete sich das Blatt und sie war froh, dass er überhaupt gekommen war.
Lange kam nichts zurück und Amy war schon wieder am Verzweifeln, als plötzlich wieder dieses nervige, klingelnde Geräusch ertönte. Er war es also, der sie versucht hatte, an zu rufen. Ihr Messenger blinkte auf und sie nahm das Gespräch an.
'Hey Honey!' begrüßte er sie unterwürfig.
'Hey Phil!' bekam er als trockene Antwort zurück. Amy´s Mund war trocken, wie die Wüste Gobi und sie trank schnell einen Schluck Wasser.
'Bist du sehr böse auf mich?'
'Nein, ich war nur so enttäuscht.'
'Tut mir Leid Kleines. Ich habe es wirklich vergessen. Ich musste heute so viel arbeiten. Ich könnte mich selbst dafür ohrfeigen. Tut mir echt Leid.'
'Schon gut, jetzt bist du ja da.'
'Allerdings und diesmal habe ich auch schon gegessen.' schmunzelte er ihr entgegen.'Also war dein Tag anstrengend?'
'Oh ja. Und außerdem habe ich noch einen Strafzettel bekommen.'
'Warum das denn?'
'Weil ich nach getaner Arbeit so schnell, wie möglich nach Hause wollte. Und mitten auf dem Highway wurde ich dann von einem Cop angehalten.'
'Auweia. Und? War es sehr teuer?'
'Dreißig Dollar. Geht noch.'
'Hmm...'
'Ach Honey, du bist ja doch sauer auf mich stimmt´s?'
'Nein, ehrlich nicht. Ich habe nur sehr schlecht geschlafen.'
'So? Warum das denn?'
'Wir haben Vollmond.'
'Ach so. Ja das ist übel.'
'Hmm...'
'Ich habe morgen frei. Wenn du magst, können wir heute etwas länger reden.'
'Was wirklich?!'
Amy sprang auf und ihre schlechte Laune, die sie zu verbergen versucht hatte, war wie verflogen.
'Das ist ja super!' schrie sie in ihr Mikro und Phil lächelte sie leicht an.
'Setz dich bitte wieder hin Honey. Ich sehe ja alles!'







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