Hin und Her Teil 3

Autor: Any
veröffentlicht am: 02.02.2007




Ja. Das ist der letzte Teil von 'Hin und Her'. Ich weiß, die Geschichte ist ziemlich kurz, aber sie hat ihren Zweck erfüllt, weil ich jetzt enldich bei 'Black Tiger' weiter gekommen bin. Mit dem nächsten Update kommt vielleicht schon der nächste Teil von 'Black Tiger'.

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Jessie wurde durch ein Hämmern an der Wohnungstür geweckt. Sie bekam Panik. Schon wieder Sam? Doch dann hörte sie Toms Stimme. Langsam hievte sie sich auf und ging zur Tür. Sie öffnete und blickte direkt in Toms sorgenvolles Gesicht: 'Alles in Ordnung bei dir?', Jessie sah ihn mit ihren tränenverquollenen Augen an, trat einen Schritt zur Seite und ließ Tom rein.
'Danke…', murmelte sie. Er sagte nichts, er nahm sie einfach nur in den Arm. Seine Nähe tat ihr gut. Noch nie hatte sie sich bei einem Mann so wohl gefühlt. Mochte sie ihn etwa. Erschrocken stieß Jessica Thomas von sich weg. Er sah sie mit einem Hundeblick an. 'Hab ich was falsch gemacht?'
'Nein… tut mir Leid, aber ich vertrage das im Moment nicht.'
'Tut mir Leid.'
'Du brauchst dich nicht zu entschuldigen! Ich habe dich ja gebeten herzukommen… Dafür bin ich dir außerdem sehr dankbar!'
'Keine Ursache, wir sind schließlich so etwas wie Freunde.', Jessie brachte nur ein Nicken zustande. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Er hat eine Freundin verdammt noch mal!'Kann ich irgendwas für dich tun?'
'Danke, du brauchst einfach nur da sein.', sie bedachte ihn mit einem dankbaren Blick und setzte sich auf die Couch. Tom setzte sich neben sie. Sie schwiegen sich an. Nach einer Weile sagte Jessie: 'Ich habe Susan einen Job bei einer seriösen Modeshow verschafft.', und blickte ihm dabei direkt in die Augen.
'Ich weiß, Susi hat es mir schon erzählt. Sie ist ganz begeistert von dir.'
'Oh…', wieder schwiegen sie sich an.
'Was hat Samuel gesagt? Hat er dir irgendwie wehgetan?'
'Du meinst abgesehen davon, dass er mich von Anfang an belogen hat und mich damit sehr verletzt hat, war er nur hier vor meiner Wohnung, was davon gesagt, dass er mich zurück haben will und dabei fast meine Tür zertrümmert.'
'Hat er dich auch wirklich nicht verletzt?'
'Nein… Er hatte gar keine Chance dazu. Aber das Schlimmste ist, dass ich ihn eigentlich vermisse. Ich mochte ihn schon sehr… Nur ich kann Lügner einfach nicht leiden.'
'Vielleicht solltest du ihm noch eine Chance geben.'
'Was? Das sagst du, nachdem er über dich solche Lügen erzählt hat?'
'Na ja, immerhin hat er das nur gesagt, weil er dachte du interessierst dich für mich und bis jetzt hat er noch nie vor einer Tür seiner Exfreundinnen gestanden und ihr gesagt, dass sie ihm noch eine Chance geben soll.'
'Ja aber…'
'Jessica! Wenn du ihn magst, dann verzeih ihm und probier es noch einmal mit euch beiden.''Aber er hat doch so gemeine Dinge über dich gesagt und außerdem, was ich so von euch gehört habe, ist er ein ziemlicher Aufreißer.'
'Ja das stimmt schon, aber jeder Mensch verdient eine zweite Chance.', Jessie sah Tom direkt mit ihren blaugrauen Augen in seine grünen Augen. Ihr Blick lies ihn erschaudern. Was sagst du da Tom? Er ist dein Erzfeind und jetzt sagst du dem Mädchen, dass du magst, dass es ihm noch eine zweite Chance geben soll? Verdammt noch mal! Ich habe eine Freundin! Er sprang auf. Verdutzt sah ihn Jessie an: 'Alles in Ordnung?'
'Ich denke es war keine so gute Idee, dass ich hier hergekommen bin… Ich werde jetzt besser wieder gehen.'
'Wenn du meinst…'
'Ja meine ich und außerdem meine ich, dass du es noch mal mit Sam probieren solltest, jeder verdient eine zweite Chance, wie gesagt.', damit drehte er sich um und ging zur Tür hinaus ohne sich von Jessica zu verabschieden. Etwas verstört sah sie ihm hinterher. Was war jetzt wieder mit ihm los? Wenigstens weiß ich jetzt, dass er nicht mehr für mich empfindet… Erschöpft legte sich Jessie ins Bett und schloss die Augen.

Was habe ich mir nur dabei gedacht? Ich meine, ich kenne sie nicht mal richtig und dann mach ich auf besten Freund und Tröster? Tom saß in seinem Auto und machte sich Schuldgefühle.
'Hier Mark.', antwortete Mark auf den Anruf von seinem Besten.
'Hey.', sagte Thomas trocken.
'Ist irgendwas passiert?'
Was soll schon passiert sein? Ich habe nur gerade Jessica gesagt sie soll Sam noch eine zweite Chance geben, denn der war bei ihr und wollte sie zurück… und da weder du noch Sandra zu dem Zeitpunkt erreichbar waren, hat sie mich angerufen und ich Idiot bin dann auch gekommen. Und eigentlich denke ich, ich empfinde etwas für sie, habe aber eigentlich ein Model als Freundin… Ich sollte eigentlich total glücklich sein kann ich aber nicht, weil ich Jessica die ganze Zeit sehe und mir wünschte, sie wäre Susan! Und das ist alles nur deine Schuld, denn du musstest dich ja ausgerechnet in die beste Freundin von Jessie verlieben und willst sie jetzt heiraten… Natürlich, nehmt ihr beiden eure besten Freunde als Trauzeugen und so war es unvermeidbar, dass sie sich kennen lernten. Es war verrückt, was er gerade dachte und doch erschien es ihm etwas logisch. Mark riss ihn aus seinen Gedanken: 'Tom? Bist du noch da?'
'Ja…'
'Gibt es einen bestimmten Grund warum du anrufst?'
'Ich war gerade bei Jessie.'
'Und? Habt ihr euch wieder gestritten?'
'Nein… Sie wollte mit mir… reden…'
'Aha… Und worüber?'
'Samuel war bei ihr.'
'Oh mein Gott! Ist irgendwas passiert? Hat er ihr wehgetan?'
'Nein… Er wollte sie nur zurück…'
'War er noch da als du gekommen bist?'
'Nein, hör zu! Sie hat versucht dich und Sandra zu erreichen, aber keiner von euch beiden hat abgehoben und dann hat sie in ihrer Verzweiflung mich angerufen und ich habe ihr gesagt ich komm zu ihr…'
'Gott sei Dank! Danke Tom!'
'Schon OK.'
'Und? Was habt ihr so geredet?', fragte Mark neugierig.
'Nicht viel… Ich habe ihr gesagt sie soll Sam eine zweite Chance geben.'
'WAS?', Tomas musste sich sein Handy weit vom Ohr weghalten, so laut hatte Mark geschrieen.
'Thomas! Bist du verrückt? Warum sagst du Jessica sie soll diesem Schwein noch eine Chance geben? Warum eigentlich ausgerechnet du?'
'Ich weiß auch nicht wieso! Es kam einfach so über mich! Ich wurde wütend, frag mich nicht warum, und dann hab ich ihr diese ganze Scheiße gesagt!'
Stille.
'Wie geht es ihr?', fragte Mark leise.
'Soweit ganz gut.'
'Was meinst du damit.'
'Sie hat mir gesagt, dass sie ihn eigentlich mag, aber sie verkraftet es einfach nicht, dass er sie belogen hat.'
'Jessie mag keine Lügner.'
'Ich weiß… Sie hat es mir gesagt.'
'Ich muss es Sandra erzählen.'
'OK…'
'Ciao… Und danke, dass du für sie da warst.'
'Keine Ursache.', Tom drückte auf den roten Hörer und seufzte.

Jessie wachte durch das Läuten ihres Weckers auf. Langsam hob sie sich aus ihrem Bett, machte sich fertig für die Arbeit und fuhr los.
Dort angekommen dachte sie über das gestern Geschehene nach. Vielleicht hat Tom recht und ich sollte Samuel wirklich noch eine Chance geben… Ich mein was soll schon passieren? Was denkst du da? Er wird dich wieder verletzen!
Jessica kämpfte mit sich, schließlich siegte ihre Sehnsucht nach ihm. Langsam drückte sie auf den grünen Hörer. Piep. Piep. Piep…
'Hier Samuel Clark.'
'Hi Sam…', Schweigen.
'Jessica? Bist du das?'
'Ja… Wer sonst?'
'Nun ja, es hätte auch einer meiner Klienten sein können.'
'Bin ich aber nicht.'
'Warum rufst du an?'
'Ich… ähm… Würde mich gerne mit dir treffen… Um zu reden.', fügte sie schnell dazu.'Ja natürlich! Wann geht's bei dir?'
'Heute am Abend wäre gut.'
'OK… Dann um sieben bei dir?'
'Ja.'
'Gut… Ciao, Babe.'
'Tschüss.'

Pünktlich stand Sam vor ihrer Tür. Er wollte sie zur Begrüßung küssen, doch sie drehte schnell den Kopf weg. 'Dann eben nicht…', murmelte er.
Sie ging ins Wohnzimmer und setzten sich auf die Couch.

Sandra uns Marks Hochzeit rückte immer näher. Seit dem Vorfall mit Sam, hatte Jessie Tom nicht mehr gesehen. Vor vier Monaten… Es ist wahrscheinlich besser so. In letzter Zeit fühlte sie sich nicht so gut, immer wenn Sandra oder Mark von Tom redeten, bekam sie ein wohliges Kribbeln im Bauch. Sie wusste genau, was das bedeutete, wollte es aber nicht einsehen. Immer wieder redete sie sich ein, dass er eine Freundin hatte. Eine verdammt hübsche Freundin.
An dem Abend, an dem Sam zu ihr gekommen war, um zu reden, hatte sich das Thema Samuel Clark entgültig für sie erledigt. Er hatte sich so viel angetrunken, dass er ihr gestand, dass er sie in Paris betrogen hatte. Im hohen Bogen war er aus ihrer Wohnung rausgeflogen und seit dem hatte sie auch von ihm nicht mehr gehört, was ihr aber nur Recht war.

Der Tag der Hochzeit kam. Jessica hatte ein blassrosanes Kleid, das ihr knapp über die Knie reichte angezogen. Ihre Haare hatte sie zu einer Hochsteckfrisur gestylt. Zufrieden sah sie sich in den Spiegel. Alles war für die Hochzeit vorbereitet und im Grunde brauchte es nur noch losgehen.
Jessie ging aus der Umkleidekabine, machte die Tür zu, drehte sich um und rannte direkt in gegen eine andere Person. Entschuldigend blickte sie auf und wollte die Person gerade um Verzeihung bitten, als sie sah, wer vor ihr stand.
'Jessie!', erfreut blickte Tom sie an.
'Tom?', sie hatte ganz vergessen, dass er ja auch auf die Hochzeit eingeladen war.
'Wie geht es dir?'
'Man lebt. Wie geht es dir? Und Susan! Ich muss mir schon langsam Sorgen machen, dass sie mir niemand wegschnappt.', Jessie lächelte ihn an. Tom blickte ihr traurig entgegen. 'Mir geht es gut, aber ich weiß nicht wie es Susan geht…' Verwirrt blickte sie ihm in die grünen Augen und wieder kribbelte es.
'Wieso weißt du es nicht? Sie ist doch schließlich deine Freundin, oder nicht?'
'War, trifft eher zu.'
'Wieso? Ich versteh nicht?'
'Sie hat Bekanntschaft mit Herrn Clark gemacht.' Geschockt sah Jessica ihn an. 'Das wusste ich nicht! Tut mir Leid.'
'Braucht es nicht… Es ja nicht so, dass ich es nicht gewohnt bin.' Er blickte ihr direkt in die Augen. Sie fühlte sich mit einem Mal geborgen.
'Wann ist das mit Susan und Samuel passiert?', wollte sie nach einer Weile wissen. 'Ich weiß es nicht, aber es hat mich auch nicht interessiert… Es tut mir Leid, falls du es so, durch mich, rausgefunden hast?' Jessie verstand nicht was er meinte. 'Ich verstehe nicht.'
'Na ja, es muss dich doch sehr treffen, dass Samuel eine Affäre mit meine Exfreundin hatte, schließlich ist er ja dein Freund!' Sie musste grinsen. Jetzt verstand Tom nichts mehr.'Ich und Sam sind nicht wieder zusammen gekommen, falls du das denkst.', klärte sie ihn auf. Fast erleichtert blickte er sie an und von einem Mal zum anderen begann sein Blick zu leuchten.
Während der Hochzeit warfen sich Jessie und Tom vielsagende Blicke zu. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch flogen Loopings. Doch plötzlich erinnerte sie sich daran, dass er ihr ja geraten hatte, Sam noch eine zweite Chance zu geben und sie wurde plötzlich traurig. Er mochte sie wahrscheinlich nur als Freundin und nichts weiter. Auf der Party nach der Hochzeit versuchte Jessie Thomas so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen.
Sie saß am Rand der Tanzfläche und schaute den tanzenden Paaren zu. Sie seufzte. Sie würde wohl nie so glücklich sein können.
'Darf ich dich um diesen Tanz bitten?', hörte sie eine Stimme hinter sich sagen. Sie drehte sich um und versank in grünen Augen. Tom!
'Erm… tja… I-ich wollte ei-eigentlich…', sie stotterte herum. 'Na gut, warum nicht?'Tom nahm sie an der Hand und zog sie auf die Tanzfläche. In dem Moment begann ein langsames Lied zu spielen und er legte seine Hände sanft um ihre Hüfte, während sie ihre Arme um seinen Hals schlang.
'Warum seid ihr nicht wieder zusammen?'
'Er ist ein Arschloch… und mit einem Arschloch möchte ich nicht zusammen sein.', er nickte, um ihr zu zeigen, dass er verstand.
'Und wie hast du heraus gefunden, dass Susan dich betrogen hat?'
'Sie stand eines Nachts vor meiner Haustür und hat es mir unter Tränen gesagt… Sie wollte, dass ich ihr noch eine Chance gab, aber ich konnte nicht. Er hat mir schon wieder eine Frau ausgespannt…'
'Warum konntest du ihr nicht noch eine Chance geben? Ich meine, wenn man einen liebt, dann gibt man ihm noch eine zweite Chance.'
'…Du hast Samuel ja auch keine zweite Chance gegeben!'
'Ja… weil ich ihn nicht geliebt habe… nie wirklich… Eigentlich hatte ich schon die ganze Zeit auf jemanden anderen ein Auge geworfen…', sie sah ihm tief in die Augen. Ob er sie verstand? Und wenn, sie war ja doch nur eine Freundin für ihn.
'Oh…', Tom wirkte plötzlich geknickt. 'Und wo ist er jetzt?'
'…Er ist hier.', man sah, dass er sich zwang, nicht umherzuschauen. 'Wird er nicht denken, dass wir zusammen sind, wenn er uns so eng tanzen sieht?'
'Nein… Ich denke nicht. Ich weiß nicht, was er für mich empfindet… Ich denke, dass es nur Freundschaft für ihn ist.' Sie sah ihm direkt in die Augen und hoffte darin irgendetwas sehen zu können. Irgendein Gefühl ihr gegenüber. Sie sah etwas, aber es war nichts Warmes in seinen Augen, sondern nur noch Kälte. Fast erschrak Jessie. 'Na dann musst du ihm irgendwie klar machen, dass du mehr für ihn empfindest.'
'Das versuche ich ja die ganze Zeit!'
'Versuchst du ihn durch unseren Tanz eifersüchtig zu machen?', der Kälte war Traurigkeit gefolgt. Empfand er doch mehr für sie?
'Nein.' Verwirrt blickte Tom sie an. 'Was dann?'
'Ich… Ich versuche ihm klar zu machen, dass er derjenige ist.' War sie jetzt zu weit gegangen? Würde er endlich merken, dass sie ihn meinte? Und wenn ja, was empfand er für sie?
'Ich… verstehe nicht.', unsicher blickte er sie an.
'Ich meine dich.' Jetzt war es raus! Es gab kein Zurück mehr. Nervös wartete sie auf seine Reaktion.
Tom wirkte so, als müsste er ihre Worte erst mal richtig verstehen. 'Das… kommt überraschend, aber…', er brach ab. Enttäuscht sah Jessie ihn an.
'Ich hab doch gesagt, dass er für mich nur Freundschaft empfindet.', murmelte sie und unterdrückte die Tränen, die in ihre Augen schossen. Sie löste sich aus seinen Armen und stürmte von der Tanzfläche. Niemand durfte sehen, dass sie weinte. Nicht einmal Thomas! Es würde alles nur noch schlimmer machen.

Wie bestellt und nicht abgeholt stand Tom auf der Tanzfläche und blickte Jessica hinterher. Sie empfand etwas für ihn! Sie hatte es ihm selbst gesagt. Aber warum konnte er ihr nicht auch sagen, was er für sie empfand? Wie konnte er nur so etwas Blödes sagen? Abrupt drehte er sich um und verschwand von der Tanzfläche.

Jessica war zu Hause. Sie hatte geweint, die ganze Nacht. Warum hatte sie ihm unbedingt sagen müssen, was sie für ihn empfand? Es wäre alles viel einfacher gewesen, wenn sie nur Freunde geblieben wären.

'Mark?', Thomas wusste, dass sein bester Freund ihn dafür umbringen würde, ihn so früh anzurufen. Und das noch am Tag nach der Hochzeit, aber er konnte nicht länger warten. Er musste mit ihm reden. Die ganze Nacht war er wach gelegen und hatte über Jessica nachdenken. Wahrscheinlich dachte sie jetzt wirklich, dass er nicht mehr für sie empfand. Ich verdammter Vollidiot!
Tom hörte ein Schnarchen am anderen Ende der Leitung.
'Mark! Wach auf!', er hatte gebrüllt und hörte wie der andere erschrocken auffuhr und gegen irgendetwas mit dem Kopf knallte.
'Ich bring dich um!'
'Hab ich mir schon gedacht.'
'Warum bist du so ein Vollidiot?'
'Das frag ich mich auch.'
'Also gibt es einen bestimmten Grund, warum du anrufst, oder wolltest du einfach nur sicher gehen, dass ich dich umbringe?' Tom lächelte. So kannte er Mark. 'Ja… den gibt es.''Dann raus damit! Ich will weiterschlafen.'
'Ich glaube, dass ich Jessica… dass ich mich in sie verliebt habe…'
'Was?!' Mark saß plötzlich kerzengerade im Bett des Luxushotelzimmers, dass er für Sandra und sich gemietet hatte. Kurz öffnete seine Frau, wie das klang, `seine Frau´, ihre Augen, schloss sie aber gleich wieder. 'Unsere Jessie?'
'Ja.'
'Hast du es ihr gesagt?'
'Ich konnte es nicht.'
'Was denkst du, empfindet sie für dich?'
'Sie empfindet das Gleiche.'
'Und woher weißt du das?'
'Sie hat es mir gestern gesagt.'
'Wo liegt dann das Problem?' Mark hörte wie Tom geräuschvoll einatmete. Er war nervös aus irgendeinem Grund.
'Wie sie es mir gesagt hat… na ja… da hab ich geantwortet… dass das überraschend kommt-…' Sein bester Freund ließ ihn nicht ausreden. 'Wie kann man nur so blöd sein?! Was hat sie gesagt?'
'Ich habe noch ein `aber´ drangehängt, OK? Ich wollte sagen, dass mich das sehr freut und das ich genauso für sie empfinde.'
'Oh… Und was ist jetzt los?'
'Sie ist weggerannt bevor ich ausreden konnte… danach habe ich sie nicht mehr gesehen.'
'Du weißt schon, dass das ziemlich blöd von dir war?'
'Ja.'
'Was willst du jetzt machen?'
'Mit ihr reden? Ich weiß es nicht…'
'Natürlich musst du mit ihr reden! Oder willst du denn nicht mit ihr zusammen sein?''Ich will mit ihr zusammen sein! Bei ihr habe ich endlich das Gefühl, dass sie mich nicht betrügen würde! Weil sie weiß, was Samuel für ein Arschloch ist!'
'Und nur deswegen würde sie dich nicht betrügen? Was, wenn ein anderer kommt?' Mark wusste, dass Jessie so etwas nie machen würde, aber er musste Tom testen. Er musste wissen, ob er es ernst meinte.
'Ich weiß einfach, dass sie es nicht tun würde! Mit niemandem!', er glaubte seinen Worten! Jessie war anders. Sie war einzigartig.
'Und du bist dir ganz sicher im Bezug zu ihr?', hakte Mark noch einmal nach.
'Ja!', Tom hatte fast geschrieen, so sicher war er sich.
'OK… Dann hol sie dir, Junge!'
'Jetzt sei nicht blöd!'
'Wer ist hier der Blöde?'
'Ja ja… Aber warum glaubst du ruf ich meinen Besten an?'
'Erm… Um sicher zu sein, dass er dich umbringt?'
'Bist du mir noch immer so böse?'
'Natürlich.'
'Ufff… OK, also ich wollte deinen Rat.'
'Inwiefern?'
'Na ja… Du kennst Jessica ja schon länger als ich und-…'
'Und der erste Tipp, den ich dir geben kann, ist: Nenn sie nie Jessica! Das hasst sie!'
'OK… Ich merk´s mir. Was noch? Ich mein, sie wird sicher nicht mit mir reden wollen…'
'Puh… ich habe keine Ahnung! Sie war schon immer sehr verschlossen, hatte selten Beziehungen…'
'Das heißt also, dass du mir in dem Bezug nicht weiterhelfen kannst?'
'Sei einfach kreativ.'
'Na toll… Genau meine Stärke.' Die Ironie in seiner Stimme war nicht zu überhören.'He he… Weiß ich doch. Also sag mir dann, wie es ausgegangen ist, ja?'
'Aber sich-… Auf keinen Fall!'
'Was?! Tom! Das kannst du mir nicht antun! Ich habe dir geholfen!'
'Du willst mich umbringen.'
'Ach jetzt komm! Ist doch nur berechtigt!'
'Erm… Nein! Also… Man hört von sich.'
'Thomas! Wage es ja nicht! Thomas!' Mark hörte ein Knacken am anderen Ende der Telefonleitung und dann nur noch ein Piepen. Lächelnd schüttelte er den Kopf. Dieser Tom. Sie waren schon seit Kindestagen die besten Freunde.
'Schatz? Wer war das?', schläfrig blickte Sandra zu ihm. Er lächelte sie sanft an und gab ihr einen Kuss. 'Guten Morgen.'
'Ja… Aber warum so früh?', fragte sie als sie auf den Wecker blickte.
'Tom hat mich aufgeweckt.'
'Dann hättest du ihm sagen sollen, dass du keine Zeit hast.' Er bemerkte den Trotz in ihrer Stimme und schaute sie entschuldigend an.
'Tut mir Leid, Süße, aber es war ein Notfall.'
'Was wollte er denn?'
'Es ging um Jessie.' Nun saß auch Sandra kerzengerade im Bett.
'Was ist mir ihr? Hat Samuel sie wieder belästigt?'
'Nein.'
'Was dann?'
'Er ist in sie verliebt.'
'Ach so… Aber hätte er dir das nicht später sagen können?', gähnte seine Frau ihn an.'Offensichtlich nicht.'
'Moment mal! Hast du gerade gesagt: Er ist in sie verliebt?!' Mark nickte.
'Das ist ja großartig! Jetzt müssen wir nur noch herausfinden wie Jessie ihm gegenüber empfindet! Ich ruf sie gleich mal an!'
'Lass es lieber, wenn du keine Morddrohung bekommen willst.'
'Auch wieder war. Dann eben später.'
'Du kannst es dir sparen. Höchstens könntest du sie anrufen, um sie zu trösten.' Verwirrt blickte Sandra ihren Mann an. 'Wie meinst du das?'
'Tom hat sie verletzt… Sehr sogar.'
'WAS!?!'
'Nicht so, wie du denkst-…'
'Das ist mir egal! Es reicht, dass er ihr wehgetan hat! Egal wie!', sie schrie.
'Jetzt hör mir doch mal zu, Schatz.'
'Aber-…', Mark legte seine Finger auf Sandras Lippen. 'Ich sagte, du sollst mir zuhören. Gestern auf unserer Hochzeit hat Jessie ihm gestanden, dass sie in ihn verliebt ist, aber er hat ihr eine total blöde Antwort gegeben, worauf sie schloss, dass er nicht dasselbe für sie empfindet und dann ist sie weggerannt, ohne ihn ausreden zu lassen.'
'Der Teil mit `unserer Hochzeit´ hat mir am Besten gefallen.'
'Mir auch.'
'Das sieht Jessie ähnlich. Immer überreagieren.'
'Er hat sie sehr verletzt.'
'Ja… Aber sie hätte ihn anhören sollen.'
'Ja.' Eine Weile herrschte kurzes Schweigen.
'Was wird Thomas jetzt machen?'
'Kreativ sein.' Verständnislos sah Sandra Mark an.
Pfff… Kreativ sein! Das Beste was ihm eingefallen war, waren rote Rosen, aber das war auch schon alles. Im Endeffekt hatte er nicht einmal die Rosen gekauft. Das war einfach zu kitschig.
Nun stand er da vor Jessies Haustür und wusste nicht, ob er anläuten sollte, oder nicht. Sie wird dir schon nicht den Kopf abreißen. Aber da war er sich gar nicht mal so sicher. Wütende Frauen waren zu einigem fähig. Aber Jessie… Jessie war anders… Tom wollte sein Glück versuchen. Seine Hand bewegte sich auf die Klingel zu.
Sie hörte das Läuten fast gar nicht. Es war alles so unreal. Noch nie hatte sie eine Abweisung von einem Mann so mitgenommen.
Sie erhob sich aus ihrem Bett. Ihr Körper fühlte sich so an, als wöge er Tonnen und durch ihren Kopf fuhr ein stechender Schmerz. Der fehlende Schlaf zeigte seine Wirkung. Sie musste sich daran erinnern später ein Aspirin zu nehmen.
Sie schlurfte in Richtung Bad und sah sich in den Spiegel.
Ihre Haare standen in alle Richtungen ab und die Schminke war vom vielen Weinen ganz verwischt. Einfach gesagt: Sie sah aus wie eine Vogelscheuche.
Aus einem Schrank nahm sie ein Tuch heraus, das sie nass machte und sich damit das Gesicht wusch. Ihre Haare kämmte sie schnell einmal durch und band sie zu einem Zopf zusammen. Eigentlich hatte sie ihre Haare geglättet, aber die ersten Locken waren schon wieder sichtbar.Sie putzte sich noch die Zähne, zog sich ihren Bademantel über und rannte zur Haustür. Das Klingeln war ungeduldiger geworden.

Tom wollte gerade gehen, als die Wohnungstür vor ihm mit einem Ruck aufgerissen wurde. Er blickte in die blaugrauen Augen, die ihn, schon als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, fasziniert hatten. Jessies Augen waren leicht gerötet und angeschwollen. Sie musste geweint haben.
'Was willst du?' Der unfreundliche Ton in ihrer Stimme verletzte ihn.
'Mit dir reden.'
'Was gibt es denn da zu reden?'
'So einiges… Und jetzt lass mich rein.'
'Nein.' Jessie baute sich vor ihm auf, als er durch die Tür treten wollte. Böse blickte sie ihm in die smaragdgrünen Augen.
'Dann reden wir eben hier draußen. Ist mir auch recht.'
'Mir aber nicht.'
'Dann lass mich rein.'
'Nein!'
'Warum bist du so wütend auf mich?' Tom sah traurig aus. Es verletzte ihn, dass sie nicht mit ihm reden wollte.
'Ich… bin nicht wütend auf dich.', stotterte sie.
'Merkt man.'
'Erm… Ich müsste mich noch duschen.', sagte sie ausweichend.
'Sehr gut. Ich helfe dir beim Abtrocknen.' Entsetzt sah sie ihn an, während er ihr nur verführerisch zu lächelte. Sie zerging fast unter seinem Blick. Nein! Das war nicht gut! Wahrscheinlich wollte er nur ihre Gefühle für sein Verlangen ausnutzen! Jetzt, da er wusste, was sie für ihn empfand, war sie leicht zu haben.
Jessica rief sich innerlich zur Ordnung. Bloß keine Schwäche zeigen.
Sie trat einen Schritt beiseite und machte Thomas den Weg frei.
'Setz dich einfach auf die Couch im Wohnzimmer. Ich beeile mich auch.' Tom nickte nur und verschwand im Nebenraum.
Erleichtert atmete Jessie auf. Er hätte sie jetzt nur kurz berühren müssen und es wäre um sie geschehen. Sie schlich sich ins Bad, schaltete das Wasser in der Dusche ein und stellte sich unter den warmen Strahl.

Es machte ihn verrückt hier sitzen zu müssen, während Jessie 20 Meter von ihm entfernt nackt unter der Dusche stand. Er spürte, wie er steif wurde.
Verdammt! Was denke ich denn da? Reiß dich zusammen, Thomas! Fast krampfhaft saß er nun auf der Couch und versuchte dem Drang, einfach in Jessicas Bad zu gehen und mit ihr gemeinsam zu duschen, zu widerstehen.

Der Spiegel war vom warmen Dampf milchig angelaufen. Mühsam, darauf bedacht nicht auszurutschen, kletterte Jessie aus der Dusche. Sie wickelte sich ein Handtuch um ihren Körper und kämmte noch einmal schnell ihre Haare durch. Danach nahm sie wieder den Bademantel und hang ihn sich über.
Sie ging aus dem Bad raus und wanderte langsam in Richtung Wohnzimmer.
Was er mir wohl sagen will?
Sie betrat den großen Wohnraum und sah Tom auf der Bank liegen und… schlafen? Er hatte die Augen geschlossen und sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Wenn sie zurückdachte, sah er wirklich total müde aus, als er vor ihrer Wohnungstür stand. Sie ließ sich neben ihm nieder, wobei sie aufpasste ihn nicht zu wecken.
Plötzlich hatte sie das Gefühl, ihn berühren zu müssen. Sie streckte ihre Hand aus und berührte sanft seine Wange.

Was tat sie da? Tom spürte ihre Hand auf seiner Wange. Sie strich über sie hinweg und wanderte zu seinen Haaren. Mit einer blitzschnellen Bewegung packte er sie und hielt sie fest.Erschrocken sah Jessie ihn an. Ihre Haare waren noch nass, aber er sah, dass sie sich leicht zu locken begannen. In Wirklichkeit musste sie wunderhübsche Naturwellen haben.
'Du… hast gar nicht geschlafen?'
'Nein.', er schüttelte den Kopf. 'Aber fast hätte ich es.' Sie lief rot an.
'Du brauchst dich doch wegen deiner kleinen Streicheleinheit nicht zu schämen.' Er blickte sie liebevoll an während ihr Gesicht noch röter wurde.
'Das… das war gemein.'
'Wieso?'
'Wenn ich gewusst hätte, dass du wach bist, dann hätte ich nie… Worüber willst du mit mir reden?' Der Themenwechsel kam so abrupt, dass er fast zu Lachen begonnen hätte. Die Situation war ihr sichtlich unangenehm.
'Warum bist du gestern einfach weggelaufen? Erstens hast du dich weder von Sandra, noch von Mark, mir oder irgendjemand anderem verabschiedet. Zweitens hast du den Tanz mit mir nicht fertig getanzt, was ziemlich peinlich für mich war, da ich plötzlich ohne Partner dastand und drittens: Du hast mich nicht ausreden lassen.'
Entgeistert starrte Jessica Thomas an. Was dachte er sich nur? Er hatte sie verletzt! Natürlich hatte sie Fehler gemacht, aber er war genauso daran schuld.
'Also zu Erstens: Ich war völlig aufgelöst und wollte nur so schnell wie möglich nach Hause und wenn ich mich von irgendjemanden verabschiedet hätte, hätte ich riskieren müssen, gefragt zu werden, was mit mir los ist und darauf hätte ich keine Antwort geben wollen. Zweitens: Du hättest dir eine neue Partnerin suchen können und drittens: Wozu auch? Ich habe sowieso gewusst, was du sagen wolltest.' Tom sah sie geknickt an.
'OK… Ich verstehe, dass du mit niemandem reden wolltest, aber ein paar Leute haben sich Sorgen um dich gemacht! Sie wussten ja nicht, ob dir etwas zugestoßen ist!'
'Tja… Sie können beruhigt sein! Mir geht es blendend!' Die Ironie in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
'Scheint mir nicht so.'
'Ach was weißt du schon…?'
'Wenig… Das muss ich zugeben, aber ich weiß, dass ich keine andere Tanzpartnerin wollte, sondern nur dich!' Er sah ihr direkt in die Augen, aber er konnte keine Reaktion darin erkennen.
'Ich wollte dir gestern sagen, dass es zwar überraschend für mich kam, aber dass ich es gehofft habe. Ich habe gehofft, dass du dieselben Gefühle für mich hast, wie ich für dich!' Sie sah ihn mit großen Augen an. Er empfand ihr gegenüber genauso, wie sie für ihn? Ein Glücksgefühl durchströmte sie.
Er näherte sich mit seinen Lippen den ihren. Ein wohliger Schauer durchlief Jessie. Ihre Münder berührten sich und sie fühlte, wie viele kleine Schmetterlinge in ihrem Bauch Loopings flogen. Ihre Knie wurden weich. Sie spürte, wie seine Zunge sich einen Weg in ihren Mund suchte und sie lies ihn gewährleisten. Als sie sich wieder von einander lösten, sah Tom sie glücklich an.


Epilog


'Oh dieses Arschloch hat es mir wirklich erst jetzt erzählt!', schnaubte Mark.
'Was erzählt?', wollte seine Frau wissen.
'Na das sie im dritten Monat schwanger ist!'
'Was? Aber das ist ja großartig!'
'Ja…'
'Warum freust du dich denn nicht für die Beiden, Schatz?'
'Na ja… Er hätte es mir früher sagen müssen.'
'Sei froh, dass er es dir überhaupt erzählt hat! Wenn ich es dir nicht erzählt hätte, dass Tom und Jessie zusammen sind, dann hättest du es nie rausbekommen! Eigentlich hatte ich ihm ja versprochen, nichts zu sagen, aber nach einem Monat habe ich es nicht mehr ausgehalten.''Ja… Er zahlt es mir wirklich heim. Und das nur aus Spaß, mich zu ärgern.', grummelte er. Sanft strich Sandra ihm durch sein Haar. 'Aber als er dich vorletztes Jahr angerufen hat, um dir zu sagen, dass er um ihre Hand anhalten will, da hat er es dir gleich gesagt!'
'Ja, aber auch nur, weil er einen Tipp brauchte.'
'Ach Schatz.', seufzte Sandra. 'Lass dich nicht immer so von ihm ärgern.
'Ich versuche es ja, aber er treibt mich immer wieder zur Weißglut!'
'Ich freu mich richtig! Unsere Kinder werden zusammen aufwachsen!' Mark legte bei ihren Worten seine Hand auf ihren Bauch. Bei ihr war schon eine richtige Kugel zu sehen. Der Kleine war immerhin schon sechs Monate da drin.
'Ich freu mich auf unser Kind.', flüsterte er sanft.
'Oh ja… Ich mich auch.'

Ich hoffe, dass die Geschichte euch gefallen hat.
LG Any







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