Der Geiger von Dunrobin Castle Teil 1

Autor: Kati
veröffentlicht am: 14.01.2008




Die sengende Sonne ließ den Asphalt auf den Straßen heiß auf flimmern. Schwester Agatha lief nervös auf und ab und blickte immer wieder die hügelige Landschaft entlang. Schließlich erblickte sie eine dunkle Limousine und klatschte erfreut in die Hände. Bereits nach wenigen Minuten erreichte der Wagen die große Toreinfahrt und die Räder knirschten auf dem Kies leise auf. Sie eilte zu dem Auto und öffnete die Tür.
'Miss Arnold! Wie schön, dass Sie wieder unter uns weilen! Wie war die Fahrt?'
'Anstrengend, Schwester Agatha, anstrengend. Und bei dieser Hitze ist das sicherlich auch kein Wunder. Sind die Schüler denn schon da?'
'Nein, nein. Sie sind die erste, gleich nach mir.'
'Gott sei Dank. Dann haben wir wenigstens noch etwas Ruhe vor dem Sturm.'
Miss Arnold stieg aus dem Wagen und klopfte sich ihren Rock zurecht. Nachdem der Fahrer ihr Gepäck aus dem Kofferraum geholt hatte, startete er wieder den Motor und verließ den Hof.
'So etwas unhöfliches, er hätte es zumindest hinein tragen können.'
'Ich werde Ihnen helfen.'
Schwester Agatha war eine ruhige, angenehme Person, die immer hilfsbereit und aufgeschlossen war. Sie war eine Nonne, wie sie im Buche stand. Und selbst bei noch so heißem Wetter traf man sie stets schwarz gekleidet, mit langem Rock, dunkler Bluse und einem langen Häubchen an. Der ganze Gegensatz zu ihr war Miss Arnold. Sie war eher streng und zurück haltend. Ihre konservative Einstellung zu manchen Dingen, ließ sie nicht häufig auf Hindernisse stoßen. Doch wenn man in ihrem Beruf arbeitete, durfte man sich keine Fehler oder Schwächen erlauben. Es würde nicht einen Tag dauern und man würde ihr auf der Nase herum tanzen.
Agatha griff nach dem einen, Miss Arnold nach dem anderen Koffer und so liefen sie langsam zum Eingang des Schlosses.
'Ich habe mir erlaubt Ihre Post zu öffnen und nach Dringlichkeit zu sortieren. Da ich bereits seit einer Woche hier bin und der Garten dank der langen Dürre sowieso vollkommen vertrocknet ist, wurde mir doch etwas öde.'
'Das ist gut. Ich werde mich gleich darum kümmern. Aber zuerst lassen Sie uns noch einen Tee trinken.'
'Sehr gern.'
Die große Eingangstüre quietschte laut auf und schien regelrecht unter der Hitze zu leiden, denn sie ächzte selbst dann noch, als sie schon wieder geschlossen war.
'Meine Güte und staubig ist das hier! Hier muss unbedingt wieder einmal geputzt werden.''Sicher.'
Agatha nickte und lächelte sanft in sich hinein. Wenn Miss Arnold nichts zu meckern hatte, war sie einfach nicht glücklich.
'Ich habe einen Brief überflogen, ein neuer Schüler wird auch kommen.'
'So? Jetzt machen Sie mich aber neugierig! Ich hole mir die Papiere gleich einmal her.'

'Oh man, wenn ich bedenke, dass die Ferien schon so schnell wieder um sind...'
'Echt mal! Ich fühle mich auch überhaupt nicht ausgeruht!'
'Ihr seid doch selber schuld! Warum musstet ihr auch ständig auf einer anderen Party herum hängen?'
'Ach Larry! Sei ruhig!'
Die beiden Mädchen grinsten sich breit an und Larry, ihr Fahrer, blickte mürrisch in den Rückspiegel. Ann-Kathrin und Isabel schauten sich wieder an und grinsten noch breiter. Beide hielten ein Magazin in der Hand und wedelten sich kühle Luft zu. Trotz Klimaanlage erschien es ihnen einfach zu heiß im Wagen. Langsam kämpfte sich der Wagen die Serpentinen hinauf und Ann-Kathrin blickte aus dem Fenster.
'Ich sehe schon das Haus des Todes. Wie schrecklich. Wann waren doch gleich nochmal die Herbstferien?'
'Na, Anni, da wirst du dich noch etwas gedulden müssen.'
Larry blickte wieder in den Rückspiegel und grinste breit. Seit sie laufen konnte nannte er sie bereits Anni. Er war der Chauffeur der Familie und kannte sie schon, seit sie geboren wurde. Und Isabel? Sie war Anni´s beste Freundin und wurde von allen nur Isa gerufen. Jetzt, da die Sommerferien vorbei waren, hieß es wieder zurück in den tristen Schulalltag. Die beiden besuchten ein Internat, weit abgelegen von großer Zivilisation. Umgeben von Wäldern, Wiesen und einem kleinen Bergsee. Der Himmel war strahlend blau und die Sonne brannte unermüdlich auf die Erde herab.
'Ich bin echt heil froh, dass ich das Sommerkleid doch mitgenommen habe. Stell dir mal vor ich hätte es nicht gekauft!'
Mit großen Augen blickte Anni zu Isa und fuhr sich durch ihr pechschwarzes, gelocktes Haar. Mitfühlend nickte Isa ihr zu und wedelte wieder mit der Zeitschrift.
'Die hatten aber auch echt schöne Stücke da! Kein Wunder, dass man da in einen Kaufrausch gerät!'
Wieder blickte Larry in den Rückspiegel und schüttelte den Kopf.
'Wenn ihr beide nicht shoppen gegangen wärt, dann wäre euer Kleiderschrank sicherlich ganz leer, richtig?'
'Genau! Ist doch so, oder Anni?'
'So ist es. Aber du sagst das so sarkastisch, Larry?'
Wieder grinste er breit und schließlich stoppten sie auf dem Hof des Schlosses. Noch war alles ganz ruhig und sie schienen die ersten zu sein. Doch die Stille hielt nicht lange an. Als Larry gerade das Gepäck der beiden Mädchen aus dem Kofferraum holte, bogen zwei weitere Wagen auf den Hof ein und ein paar Jungen sprangen erfreut auf Anni und Isa zu.'Na ihr zwei? Alles klar? Wie waren die Ferien?'
'Zu kurz Charly, zu kurz...'
Anni senkte den Kopf und schüttelte ihre schwarzen Locken.
'Habt ihr uns wenigstens vermisst?'
Isa machte einen Schritt auf ihn zu und klopfte sachte mit der Hand gegen seinen Kopf.
'Dir ist wohl die Hitze zu Kopf gestiegen, was?'
'Man wird doch wohl noch fragen dürfen!'
'Hey seht mal! Da kommt Robbie! Der hatte doch gestern Geburtstag oder?'
'Ach der Arme. Und dann muss er heute zurück in die Schule. Kommt, wir wollen ihm noch schnell gratulieren!'
Anni stampfte auf die dunkle Limousine zu und riss hastig die Tür auf.
'Na du Küken? Endlich siebzehn?'
'Haha, sehr witzig!'
'Nein im Ernst! Alles Gute nachträglich!'
'Danke. Sind wir die ersten?'
'Ja so ziemlich. Isa, Charly, du und Chris. Das war´s. Die anderen kommen bestimmt noch.''Na, ich gehe jetzt jedenfalls erstmal rein. Hier draußen ist mir das zu warm.'
'Soll ich dein Gepäck noch auf dein Zimmer bringen, Anni?'
'Nein schon gut. Das schaffe ich allein, Larry. Du musst doch sicher zurück zum Flughafen, richtig?'
'Genau.'
'Tja, dann heißt es hier wohl Abschied nehmen?'
'Ist doch nicht lange. Die Herbstferien sind doch auch bald wieder in Sicht. Dann komme ich und hole dich ab.'
'Ist gut. Nehmen wir Isa auch wieder mit?'
'Wenn ihre Eltern nichts dagegen haben?'
'Sie ist doch dann schon achtzehn!'
Freudig blinzelte Anni ihr zu und Isa nickte eifrig. Schließlich hängten sich alle ihr Gepäck über die Schultern und ergriffen ihre Koffer. Es musste ja auch noch alles in die Schränke eingeräumt werden. Zielsicher liefen alle in ihre Räume. Am Ende des langen Ganges stoppte Anni plötzlich und schielte durch den Spalt der angelehnten Tür, die sich gegenüber ihres Zimmers befand. Auf dem Bett lag frische Bettwäsche und ein Brief, den alle bekommen hatten, als sie neu an das Internat kamen. Nachdenklich machte sie kehrt und lief in ihr Zimmer. Wenigstens im Schloss war die Hitze erträglich. Das dicke Mauerwerk hielt alles schön kühl und Anni warf einen Blick aus dem Fenster. Die Sonne senkte sich schon und immer noch fuhren reihenweise teure Autos auf den Hof und luden die ganzen Schüler ab. Schließlich widmete sie sich ihrem Gepäck und verstaute alles im Schrank. Nachdem sie sich wieder häuslich eingerichtet hatte, stapfte sie zu Isa und klopfte an die Tür.
'Herein?'
'Du, ich glaube wir kriegen wen neues!'
'Wie kommst du denn darauf?'
'Da liegt Bettwäsche im blauen Zimmer.'
'Was du nicht sagst. Setz dich hin, du machst mich nervös. Und hast du schon wen gesehen?''Nee. Wenn das eine Tussi ist, müssen wir sie gleich zurecht weisen, hey!'
'Ist klar. Wann gibt es eigentlich essen?'
'Na halb sieben, wie immer. Ich glaube, die Sommerferien haben dir die Sinne vernebelt.''Aber nicht so schlimm, wie Charly. Der hat schon gefragt, ob wir ihn vermisst haben!'Isa ließ sich neben Anni auf das Bett fallen und beide kicherten.
'So ein Spinner.' Anni setzte sich auf und knotete ihre Haare zu einem Knäuel. 'Wollte der nicht eigentlich den Führerschein machen und mit seinem eigenen Auto kommen?''Stimmt!' Isa sprang auf. 'Das hatte er gesagt.'
'Tja, das war wohl nix!'
Wieder kicherten beide auf.
'Lass uns in den Speisesaal gehen.'
'Geh schon mal vor, ich muss mein Handy noch auf lautlos stellen. Sonst meckert die Arnold wieder rum.'
'Ist gut.'
Isa nickte ihr zu und Anni schlürfte etwas genervt in ihr Zimmer zurück. Nachdem sie ihr Handy auf stumm geschaltet und im Nachttisch versteckt hatte, wollte sie gerade das Zimmer verlassen, als ihr eine bekannte Stimme ans Ohr drang.
'Und das ist dein Zimmer. Es gefällt dir bestimmt. Bettwäsche und Zimmerschlüssel liegen schon bereit.'
Vorsichtig öffnete Anni ihre Tür und schielte durch den Spalt, doch durch die Wärme hatte sich wohl das Holz etwas verzogen und so ächzten die Scharniere laut auf. Schwester Agatha drehte sich um.
'Ah! Ann-Kathrin! Komm nur raus! Das ist dein neuer Klassenkamerad. Sebastian? Das ist Ann-Kathrin.'
'Hallo...'
'Hi!'
Anni riss nun ihre Tür weit auf und begutachtete den neuen.
'Zeigst du ihm alles? Ich muss noch zu Miss Arnold! Sei so lieb, ja?'
'Muss das sein?'
'Bitte, Ann-Kathrin.'
'Ja, ja. Schon gut.'
'Vielen Dank.'
Agatha verbeugte sich leicht und machte kehrt. Nachdem sie verschwunden war, blickte Anni wieder argwöhnisch zu dem Neuen.
'Sebastian also, ja?'
'Mhh...'
'Na, sehr gesprächig bist du wohl nicht, was?'
Zaghaft zuckte er mit den Schultern. Es war für Anni ein absolutes Rätsel, wie man sich so anziehen konnte, wie er es tat. Schließlich besuchte sie nicht irgendeine Schule, sondern ein Eliteinternat! Ihre Eltern waren reiche Geschäftsleute und hatten lange nach einer guten Bildungseinrichtung gesucht. Eine, auf die nicht jeder gehen kann. Also was bitte war das?! Ein Typ, mit einer scheußlichen Brille, einem blassen Hemd und darüber eine dünne Wollweste. Und die Hosen erst! Letztes Jahrhundert, wenn nicht älter!
'Naja, ich zeige dir erstmal dein Zimmer. Um halb sieben gibt es essen. Wer zu spät kommt, kriegt nix mehr, also halte dich an die Zeit. Jedes Zimmer hat ein eigenes, kleines Bad. Duschen nur nach Absprache. Das muss so sein, weil immer nur drei Leute gleichzeitig warm duschen können. Meine Freundin und ich duschen immer gegen acht. Kannst du ja auch machen oder du duschst kalt. Mir egal. Alles klar so weit?'
Zaghaft nickte er ihr zu.
'Ja oder nein?!' fauchte sie ihn an.
'Ja.' piepste er ihr wieder entgegen.
'Na also, geht doch. Alle vierzehn Tage werden die Betten neu bezogen. Also ich meine, das musst du selber machen, Dienstmädchen gibt es hier nicht. Lediglich das Waschen der Bettwäsche übernimmt eine Wäscherei. Deine eigenen Klamotten musst du selber machen. Der Waschkeller befindet sich, wie der Name schon sagt wo?'
'Im Keller?'
'Genau. Kluges Köpfchen. Ich zeige ihn dir später.' Anni ging auf die Fensterfront zu und blickte hinaus.
'Du hast ja einen Balkon! Wie geil ist das denn?'
Sebastian schlich hinter ihr her und blickte nun auch aus dem Fenster.
'Schöne Aussicht, findest du nicht?'
'Mhh...'
'Maaaaan, bist du immer so wortkarg?'
Leicht zuckte er mit den Schultern.
'Tsss... na so wirst du es hier aber schwer haben. Letztes Jahr hat eine freiwillig aufgehört, weil sie nur schikaniert wurde. Sie war genau so ruhig, wie du. Also solltest du deine Strategie schnell ändern. Leg deine Sachen jetzt hier ab und lass uns essen gehen. Ich bin am verhungern.'
'Ich mag nichts essen.'
'Du musst trotzdem mitkommen. Wir machen Anwesenheitsliste. Wenn du nicht mitkommst, dann wirst du als fehlend eingetragen und deine Ellis werden informiert. Also los.'Widerwillig legte er seine Sachen ab und folgte ihr. Seine Blicke schweiften über die lang gezogenen Flure und bereits nach kurzer Zeit hatte er Anni in dem großen Schloss verloren.'Warum habt ihr mich weggeschickt? Ich will hier nicht sein.' Er stoppte vor einem großen Gemälde und blickte es an. Unsanft wurde er aus seinen Träumen gerissen.
'Kommst du bald mal? Ich habe nicht ewig Zeit! Außerdem ist es gleich halb sieben! Nimm die Beine in die Hand!'
Verunsichert blickte er sie an und folgte ihr nun wieder.
'Diesen ganzen Kitsch kannst du dir nach dem Essen angucken. Die Bilder hängen hier schon seit dem das Schloss gebaut wurde. Also werden sie auch nach dem Abendessen noch da sein.'
'Ist gut.'
'Woher kommst du überhaupt?'
'Kennst du sowieso nicht!'
'Ich wollte nicht wissen, ob ich den Ort kenne, sondern wo du her kommst?!'
Anni stoppte und blickte ihn giftig an.
'T-tut mir Leid.'
'Na! Du musst ja nicht gleich heulen. Wenn du es mir nicht sagen willst, dann lässt du es eben.'
Hastig sprang sie die Treppen herunter und wartete ungeduldig darauf, dass Sebastian ihr folgte.
'Wie alt bist du?'
'Neunzehn.'
'Ehrenrunde gedreht?'
'Mehr oder weniger. Ich war lange krank.'
'Tzz. Männer sind doch wie Babys. Stellen sich immer an, wie das erste Auto und dabei ist es nur eine kleine Erkältung...'
Als Anni merkte, dass er ihr nicht mehr folgte, drehte sie sich schließlich um.
'Was ist? Worauf wartest du?'
'Ich war aber wirklich krank.'
'So? Was hattest du denn?'
Sie kniff ihre Augen zusammen und stieg ihm ein paar Stufen entgegen.
'Zuerst dachte man es wäre ein Hirntumor, aber es stellte sich heraus, dass ich unter Epilepsie leide.'
'Oh...'
Anni blickte ihn groß an. Ihre Oma war an einem Tumor gestorben, damals ging es ihr sehr schlecht. Es musste ihm also auch so gegangen sein. Sie suchte seine Augen, doch er wich ihr immer wieder aus, konnte ihren Blicken nicht stand halten.
'Bist ziemlich schüchtern, was?'
'Was?'
Kurz rasten seine Blicke durch ihr Gesicht und leichte Röte stieg in sein Gesicht.
'Hattest du schon mal eine Freundin?'
'Warum willst du das wissen?'
'Bin halt neugierig! Also, hattest du oder nicht?'
'Ja.'
'Das glaube ich dir nicht!'
Anni kicherte ihn an und piekste ihn in die Rippen. Vollkommen unbeeindruckt blickte er sie an.
'Meine Güte bist du ein Muffel. Na los, es ist, ach du scheiße! Es ist schon kurz nach halb!
Toll! Wegen dir kommen wir zu spät! Los! Beeil dich!'
Sie packte ihn an der Hand und zerrte ihn hinter sich her. Am Speisesaal angekommen wartete Schwester Agatha schon auf die beiden und lächelte sie verständnisvoll an.
'Na? Hat die Führung etwas länger gedauert?'
'Ja, etwas.'
Anni blickte zu Sebastian und kniff die Augen zusammen. Als er das nicht zu bemerken schien, drückte sie ihm die Hand zusammen und bohrte einen ihrer spitzen Nägel in seine Haut.
'Au!'
'Stell dich nicht so an. Und jetzt lass mich los. Sieht ja aus, als wären wir zusammen!'
Sachte klopfte Agatha ihr auf die Schulter.
'Ihr setzt euch am Besten zusammen. Er kennt hier doch noch niemanden.'
'Muss das...'
Agatha´s Blick ließ keine Widerrede zu und so führte Anni ihn an ihren Tisch. Isa blickte sie groß an.
'Wer ist das?'
'Der Neue.' antwortete Anni etwas launisch.
'Und was willst du hier?'
Isa blickte zu Sebastian, der verstohlen über die lange Tafel schaute.
'Er soll mit bei mir sitzen, weil er noch niemanden kennt...' nahm Anni ihm die Antwort ab. Allerdings tat sie das in einem recht ironischen Ton und Sebastian blickte kurz zu ihr auf.'Nun setz dich endlich hin! Oder glaubst du, ich rücke dir den Stuhl zurecht?!'
Zaghaft schüttelte er den Kopf und nahm Platz.
'Wie heißt du?'
Isa blickte ihn an und musterte seine merkwürdige Kleidung.
'S-sebastian.'
'Aha, hallo S-sebastian. Ey Leute! Sagt Hallo zu S-sebastian!'
Alles blickte ihn an und er wollte am liebsten in einem Erdloch verschwinden. Anni nahm neben ihm Platz und kicherte.
'Ich habe dir gleich gesagt, dass du mit der Masche hier nicht weit kommst!'
'Was denn für eine Masche?'
Anni beugte sich zu ihm herüber und flüsterte.
'Na deine 'Ich bin ein kleines Baby und ihr müsst mich alle lieb haben'-Masche!'
'Aber das ist keine Masche...'
'Na wenn du meinst.'
Anni öffnete ihren Haarknäuel und band sich nun einen Pferdeschwanz. Schließlich trat Miss Arnold in den Saal und das laute Gelächter und Getuschel verstummte langsam.
Zügig lief sie auf die Tafel zu, die am Ende des Saals stand und für die Lehrkräfte reserviert war.
Nachdem sie alle Lehrer willkommen geheißen hatte, ließ sie ihren Blick durch den Saal schweifen.
'Ruhe da hinten! So. Wie ich sehe, sind wir vollzählig. Willkommen zurück an unserer Schule! Ich hoffe, ihr habt die Ferien gut verlebt und auch genutzt, um euren Stoff noch einmal zu festigen.'
Anni beugte sich über den Tisch zu Isa herüber.
'Stoff gefestigt, ist klar!'
Isa kicherte leise und nickte ihr zu.
'Ann-Kathrin! Was gibt es denn schon wieder zu tuscheln?'
'Nichts! Alles in Ordnung Miss Arnold!'
'Dann ist ja gut. Morgen beginnt also der Unterricht wieder. Die Stundenpläne liegen in euren Zimmern aus. Sie haben sich nicht groß geändert. Eine Neuerung gibt es aber. Der Unterricht beginnt nicht erst um halb neun, sondern bereits um halb acht. Frühstück gibt es dann ab halb sieben.'
Laute Buh-Rufe schallten plötzlich durch den Saal und Miss Arnold nahm ein Klassenbuch, um es mit voller Wucht auf den Tisch zu knallen.
'Ruhe! Ich sagte Ruhäää!'
'Haben wir dann auch früher Schluss?!' brüllte einer aus der hintersten Reihe.
'Ihr habt dafür jeden Freitag nur bis eins Unterricht.''Das ist doch Scheiße! Jeden Tag von halb acht bis sechzehn Uhr! Das ist doch Assi!'
'Wenn es dir nicht passt, dann musst du gehen!'
Mit einem scharfen Blick schaute sie dem Jungen in die Augen. Der setzte sich schnell wieder und murmelte genervt in seinen Bart.
'Alles weitere wird morgen in der ersten Stunde besprochen! Und nun holt euch euer Essen und guten Appetit.'
'Danke gleichfalls.' antwortete die breite Masse und alles stürmte auf die Essensausgabe zu.'Willst du nicht bald mal aufstehen?!' giftete Anni Sebastian entgegen.
'Ich möchte doch nichts.'
'Frühstück gibt es aber erst morgen früh. Hast ja gehört, was Miss Arnold gesagt hat.'
'Ist schon in Ordnung. Kommst du durch oder soll ich Platz machen?'
Plötzlich knallte Charly ihm die flache Hand auf den Rücken.
'Ja Mensch, Basti-Babe! Dann mach mal Platz!'
Sebastian wollte gerade aufstehen, als Charly ihm ein Bein weg zog und er zu Boden fiel.
'Ey Jungs! Guckt mal, was für ein braver Hund! Der macht Platz!'
Laut lachend lief die Gruppe an ihm vorbei und auch Anni und Isa kicherten laut auf.
Nachdem alle über ihn drüber gestiegen waren, rappelte er sich wieder auf und nahm erneut Platz. Als sich alle ihre Essensration geholt hatten, setzten sie sich wieder zu Sebastian. Sanft schob Charly Anni etwas bei Seite und setzte sich neben ihn.
'Bist also neu was?'
'Mhh...'
Alle am Tisch blickten die beiden an und grinsten. Charly war immer so fies und es gab jedes Mal etwas zu lachen, wenn er andere ärgerte.
'Und? Gefällt es dir hier?'
'I-ich habe ja noch nicht viel gesehen.'
'Du bist ja auch nicht zum sehen, sondern zum lernen hier du Trottel!'
Lautes Kichern erhellte den Tisch und alle blickten weiter gespannt zu den beiden.
'Hast du eine Freundin?'
'Nein.'
'Und hast du dich auch schon mal gefragt, warum nicht?'
Zaghaft schüttelte Sebastian mit dem Kopf.
'Na Alter! Hast du dich schon mal im Spiegel angeguckt oder zerplatzen die, bevor du etwas sehen kannst?'







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