Tödliche Leidenschaft Teil 6

Autor: Belladonna
veröffentlicht am: 12.01.2007




'Guten Morgen mein Schatz, das Frühstück ist fertig.' Sagte soeben eine Stimme zu ihr. Von wo kam die nur? Ach, von der Tür. Und da stand er, Jeff. Allein sein Anblick genügte schon, dass ihr Herz höher schlug.
'Guten Morgen.'
'Du bist ja schon wach.'
'Ja, ich bin aufgewacht, weil du nicht mehr neben mir lagst. Ich habe dich vermisst und mich schon gefragt, ob ich die letzte Nacht vielleicht nur geträumt habe.'
'So, was hast du denn schönes geträumt?'
'Ich habe geträumt, dass ich die schönste und zärtlichste Nacht meines Lebens erlebt habe.''Bist du sicher, dass du nicht doch geträumt hast?'
'Nein, ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass die letzte Nacht wirklich stattgefunden hat, ansonsten würdest du jetzt wohl kaum nackt in der Tür stehen, oder?'
Gespielt verdutzt blickte er an sich hinab.
'Oh, du hast recht. Ich hätte mir vielleicht etwas anziehen sollen, damit ich die hiesigen Hausbewohner nicht verärgere.'
'Wieso, es gibt noch nichts, was ich nicht schon gesehen habe an dir.'
'Stimmt allerdings auch wieder.'
'Siehst du. Was hast du denn da eigentlich auf dem Tablett?'
'Och, so viele schöne Sachen und alle sind sie für dich.'
'Für mich?'
'Ja, für die schönste Frau der Welt.'

'Ist alles vorbereitet?'
'Ja, Chef, alles ist bereit.'
'Gut, sehr gut. Dem werde ich eine Lektion erteilen. Wie liegen wir im Zeitplan?'
'Perfekt Chef.'
'Okay, dann fangt an.'

'Bin ich für dich wirklich die schönste Frau der Welt?'
'Ja, das bist du.'
'Wow, vielen dank für das schöne Kompliment.'
'Bella, darf ich dich etwas fragen?'
'Ja, aber warum bist du denn plötzlich so ernst?'
'Bella, möchtest du mein Frau werden?'
'Was??!'
'Ich weiß, das kommt jetzt ein wenig überraschend und schnell, aber es ist mir wirklich ernst. Ich liebe dich und ich möchte dich nicht mehr verlieren.'
'Äh- ich weiß nicht, was ich sagen soll.'
'Lass dir ruhig Zeit mit der Antwort. Denk in Ruhe darüber nach, aber ich möchte dir vorher meine Beweggründe für diese Überumpellungstaktik erklären.
Das Leben ist viel zu kurz um es immer nur mit Wortklaubereien und Diskussionen zu verschwenden, das habe ich gelernt, als Carlotta starb. Ich habe sie sehr geliebt und sie wird für immer einen Platz in meinem Herzen haben, aber ich habe auch gelernt, dass man nach so einem Schicksalsschlag wieder lernen muss zu leben, zu lieben. Ich habe mich in dich verliebt, als ich schon dachte, ich würde mich niemals mehr in meinem Leben in eine Frau verlieben können. Ich brauche dich. Ich habe das Gefühl, dass mein Leben ohne dich nichts mehr wert ist und weil ich weiß, wie schnell man sein Leben verlieren kann, möchte ich keine Zeit mehr mit sinnlosem Gerede verschwenden.
Ich weiß, dass das für dich zu schnell geht und deswegen lasse ich dir Zeit zum Nachdenken, zum Überlegen und wenn du dir sicher bist, dass du dein Leben mit mir zusammen leben möchtest, dann sag es mir bitte.'
'Ich muss darüber nachdenken.'
'Ist in Ordnung. Ich lass dich dazu jetzt alleine.'
'Ja...' ‚Was war das jetzt? Ich muss darüber nachdenken?!' Seit wann sagte sie denn so einen Quatsch? Natürlich liebte sie ihn und sie wollte ihr Leben gerne mit ihm leben, aber das kam so unerwartet.

'Ja?'
'Jeff, ich habe einen neuen Auftrag für dich.'
'Schon wieder? Ausgemacht war einer im Monat. Nicht mehr. Und den habe ich doch erledigt'
'Ich weiß was ausgemacht war, aber du vergisst, dass ich am längeren Hebel sitze.'
'Jaja, schon gut.'
'Ein falsches Wort, und die Polizei wird sich plötzlich sehr für dich interessieren.'
'Ja Bill, ich habe verstanden. Wann und wo?'
'Heute Abend, selber Ort wie das letzte Mal auch. Welches Objekt genau sage ich dir noch im Laufe des Tages.'
'Aber das ist zu wenig Zeit. Ich brauche mehr Zeit, sonst geht es nicht.'
'Es wird gehen, glaube mir.'
'Aber...'
'Kein aber, du tust was ich dir sage!'
'Ja' seufzte er Gottergeben ins Telefon. ‚Musste der gerade heute mit einem neuen Auftrag kommen? Das hätte doch auch noch warten können!'

'Schön, das wäre geklärt, gleich wird er losfahren. Haltet euch bereit.'
'Ja Chef.'

Bella überlegte immer noch hin und her, als es an der Tür klopft.
'Ja?'
'Bella, ich bin es. Ich muss noch mal weg, es gibt ein Problem. Ich muss leider für heute noch einmal auf Arbeit. Ich bin heute Abend, spätestens aber morgen früh wieder da.'
'Äh, ja. Ist gut, bis später.'
'Ich vermisse dich schon.'
'Ja, ich dich auch. Jeff-?'
'Ja, Bella?'
'Ich liebe dich.'
'Ich dich auch.'
'Bis hoffentlich ganz bald.'
'Ja mein Engel. Ich werde mich beeilen und ganz schnell wieder zu dir fliegen.'
Immer noch wütend über den unerwarteten Anruf stieg Jeff in den Wagen. ‚Sie liebt mich' schöner konnte es doch gar nicht mehr werden.

'Er ist weg. Holt sie euch.'
'Geht klar Chef.'

Mal sehen, was sich mit diesem Tag so alles anfangen ließ fragte Bella sich. Sie duschte ausgiebig, zog sich an und ging erst mal zur Küche. Den Weg hatte sie sich endlich gemerkt.Sie war gerade dort angekommen, da klingelte es ander Haustür. ‚Nanu, wer das wohl sein konnte? Vielleicht Jeff, der etwas wichtiges vergessen hatte, aber nein, der hatte ja einen Schlüssel.' Nach einigem Überlegen entschloss sie sich dann, mal einen Blick durch den Türspion zu werfen, vielleicht war es ja John, der sich ausgesperrt hatte, oder irgendwer anders. Aber wer kam schon hier herauf? In den Tagen seit sie hier war, war nicht ein einziges Mal Besuch dagewesen. Argwöhnisch schaute sie durch den Spion. Komisch niemand stand vor der Tür, da lag nur ein einsamer Brief. Ob sie dir Tür öffnen sollte? Schlussendlich siegte dir ihr angeborene Neugier und sie öffnete, wider aller Vernunft die Tür. Als sie sich bückte um den Brief aufzuheben bemerkte sie den Schatten, der sich über sie beugte. Zu spät, sie war mal wieder in eine Falle getappt.
Schon roch sie den ekelhaften Geruch von Chloroform. ‚Ob Jeff sie da wohl auch wieder rausholen könnte?' fragte sie sich noch, dann wurde alles schwarz um sie herum.
Stunden später wachte sie wieder auf. In einem großen, warmen Raum, auf einem weichen Bett, angekettet an die Pfosten links und rechts und vor ihr stand ein großer, dicker Mann.'Na, wieder von den Toten auferstanden?' fragte er sie.
'Wer sind sie?' ihre Stimme hörte sich rau und kratzig an, was wohl an dem
Betäubungsmittel liegen musste.
'Ich bin Bill, Jeff wird dir sicher schon von mir erzählt haben.'
'Nein, er hat Sie nie erwähnt.'
'Was? So was aber auch, da erwähnt er seiner neuen Geliebten gegenüber nicht mal einen guten Freund.'
'Hat er dir nicht mal von dem Tod seiner Frau erzählt?'
'Doch, das hat er. Er sagte sei sein bei einer Schießerei ums Leben gekommen, als er sich wegduckte um sein Leben zu retten und sie hinter ihm stand und nicht rechtzeitig ausweichen konnte.'
'Da hat er dir ganz großen Unsinn erzählt. Er wünschte sich das so vielleicht, aber es war ganz anders. Er selbst war es, der auf die arme Carlotta geschossen hat.'
'Was? Das kann doch gar nicht wahr sein. Sie lügen. So war es ganz bestimmt nicht.'
'Doch, Schätzchen, so war es. Ich habe das ganze sogar auf Videoband, falls du mir wirklich nicht glauben solltest, aber möchtest du erst einmal die wahre Geschichte hören?'
Wie betäubt nickte sie.
'Jeff hat dir sicher von Carlottas früheren Verehrern erzählt, nicht wahr? Ich war ihre frühere Liaison, wie sie es hinterher so passend bezeichnete. An besagtem Tag wollte ich sie mit Gewalt aus dem Haus rausholen und ich hatte sie schon in meine Gewalt gebracht, da kam Jeff mit der Waffe in der Hand hinausgestürzt. Er drohte, dass er mich erschießen würde, wenn ich Lotta auch nur ein Haar krümmen würde. Ich sagte ihm, dass sie sich dafür entschieden habe wieder zu mir zurück zu kommen. Das ertrug er nicht, also erschoss er sie.''Oh Gott, das ist ja entsetzlich.' Sie war wie betäubt. Das konnte doch nicht wahr sein. Jeff hatte so etwas bestimmt nicht getan. Da musste ein Irrtum vorliegen.
'Du glaubst mir nicht, nicht wahr? Dann sag mir doch mal, wo Jeff jetzt gerade ist. Du weißt es nicht? Ich werde es dir sagen. Er bricht gerade in die neue Kunstgalerie ein um dort ein sehr wertvolles altes Gemälde für mich zu entwenden, er müsste eigentlich bald kommen um mir das Bild vorbeizubringen. Ah, da ist er ja!'
'Bill, ich hab dein.... Bella???'
Jeff betrat ahnungslos den Raum, blieb aber wie angewurzelt stehen, als er Bella plötzlich dort sah.
'Bill, was macht sie hier?'
'Nun, sie wollte mir einen kleinen Besuch abstatten. Also wirklich Jeff, dass du ihr nicht die Wahrheit über den Tod deiner Frau gesagt hast, bitte, aber dass du doch glatt weg verschwiegen hast, dass wir Freunde sind, das nehme ich dir wirklich übel.'
'Wir sind keine Freunde. Ich besorg dir nur deine verdammten Bilder. Was wolltest du von Bella.'
'Mit ihr reden, wissen, wie viel du ihr von der Wahrheit gesagt hast. Ich muss schon sagen, die interessantesten Dinge hast du wieder ausgelassen. Eigentlich ist es schade, dass sie die jetzt von mir erfahren musste, aber ich glaube sie will mit dir so wie so nichts mehr zu tun haben.'
'Lass sie gehen, sie hat doch mit der ganzen Sache nichts zu tun.'
'Sie kann gerne mit dir mitgehen, wenn sie das wünscht. Ich werde sie nicht aufhalten und dich auch nicht.'
Wütend blickte Jeff Bill an und ging dann zu Bella.
'Bella, kommst du wieder mit?'
'Du bist ein Mörder!' hauchte sie verstört. 'Du selbst hast deine Frau umgebracht. Und mir hast du erzählt, es wäre bei einer Schießerei passiert. Du mieser Lügner. Ich hasse dich ! Ich will dich niemals wieder sehen. Verschwinde aus meinem Leben. Meinetwegen stirb doch irgendwo in einer kalten Gruft einsam und von allen verlassen, aber ich will dich niemals mehr wieder sehen. Verschwinde!' schrei sie ihn an. Und unter ihren harten Worten zerbrach sein Herz. Ihres war in dem Moment gebrochen, als Bill ihr die Wahrheit gesagt hatte.Traurig wandte er sich ab und ging geknickt.
'Na, sie will wohl nichts mehr mit dir zu tun haben, wie mir scheint.' Verhöhnte Bill ihn als er ging.
'Ach halt doch die Klappe. Du bist doch schuld an dieser ganzen Misere. Wenn du nicht gewesen wärst, dann würde Carlotta heute noch leben!'
'Nun fang mir nicht damit an, wer hat denn auf sie geschossen? Ich ja wohl nicht!''Ja, ist ja schon gut. Kannst du Bella das hier bitte geben?' fragte er und hielt Bill den Brief entgegen.
'Kann ich machen, wenn dich das trösten sollte.'
'Danke. Dein Bild steht vor der Tür. Überweis mir das Geld irgendwann. Gib das Band der Polizei, oder tu damit, was auch immer du willst. Ich steige aus. Ich habe genug von alldem.'Mit diesen letzten Worten ging er wieder. Einsam und verlassen war er, ohne Liebe. Die Frau, die er liebte, hatte ihn verlassen und zur Hölle geschickt. Sein Leben machte keinen Sinn mehr ohne sie.

'Hallo Bella, ich soll dir das hier von Jeff geben. Ich denke er möchte, dass du es liest.''Ist er weg?'
'Ja, er ist gegangen. Er hat es mir freigestellt über das Band zu verfügen, wie ich möchte. Ich glaube er hat heute mit seinem Leben abgeschlossen.'
'Mir doch egal. Legen Sie den Wisch doch dahin, ich weiß nicht, ob ich ihn lesen will.'Leise schlich sich Bill wieder aus dem Raum. Irgendwie tat ihm das Mädel jetzt doch leid. Er hatte nicht gewusst, dass sie ihn geliebt hatte. ‚Ließ sich aber jetzt auch nicht mehr ändern' dachte er noch mit einem Achselzucken.
'Bewacht sie gut, ich will nicht, dass wir noch eine böse Überraschung erleben.'

Weinend saß Bella auch dem Bett, die Fesseln hatte man ihr abgenommen, aber trotzdem fühlte sie sich immer noch wie gefesselt. ‚Wie hatte Jeff mir das nur antun können?' Sie verstand die Welt nicht mehr. Er hatte ihr doch gesagt, dass er sie liebte und nun stellte sich heraus, dass er sie angelogen hatte. Wie sollte sie nur damit leben können, dass sie jetzt, wo sie nach so endlos langen Jahren endlich die Liebe gefunden hatte und diese nun wieder aufgeben und vergessen musste? Das Schlimmste war, sie hatte keine Ahnung, wo sie jetzt hingehen sollte, schließlich dachten doch alle, sie sei ermordet worden. Vielleicht wäre das, jetzt im Nachhinein betrachtet, sogar besser gewesen, dann hätte sie diese Enttäuschung nicht miterleben müssen. Immer noch mit Tränen in den Augen entschloss sie sich schließlich dazu, den Brief doch zu lesen.

Liebste Bella,
bitte verzeih mir, dass ich nicht den Mut habe dir die Wahrheit persönlich zu sagen, aber ich habe Angst, dass du mich hassen wirst, wenn du die ganze Wahrheit erst weißt.Alles was ich dir über die Zeit vor der Schießerei erzählte war die volle Wahrheit. Bill rief täglich bei uns an und forderte, dass ich Carlotta wieder freilassen würde. Als ob ich sie eingesperrt hätte in meinem Haus. Lotta liebte mich und nur mich und das wiederholte sie täglich für Bill am Telefon. Doch er wollte ihr keinen Glauben schenken und so kam es schließlich zu jener schicksalshaften Begegnung im Sommer vor sieben Jahren.Carlotta war im Garten beschäftigt. Sie war schwanger und wollte, dass der Garten bis zur Geburt unseres ersten Kindes perfekt sei. Ich sagte ihr schon oft, sie solle doch etwas kürzer mit der Arbeit treten, aber sie wollte nicht auf mir hören. Sie war immer der Meinung, dass man nur seine eigene Arbeit nach der Vollendung auch wirklich würde genißen können.Ich war zu der Zeit doch Direktor der Bank und kam manchmal erst spät nach Hause. An diesem Tag aber, war ich eher nach Hause gekommen um Lotta noch etwas im Garten behilflich zu sein. Als ich kam, sah ich Bills Wagen vor der Tür stehen und ahnte schlimmes, ich lief ins Haus und suchte nach der Waffe meiner Eltern, mein Vater war leidenschaftlicher Jäger gewesen, und rannte sodann wieder hinaus um meine Frau zu suchen.
Ich fand sie bei dem Wasserfall. Als Bill mich sah, schrie er mir zu, dass ich wieder gehen solle, ansonsten würde er Lotta in den See stürzen. Sie würde mit ihm gehen und ich sollte sie niemals wieder sehen. Lotta weinte und versuchte verzweifelt ihm klar zu machen, dass sie nicht mit ihm gehen wolle. Er richtete seine Waffe auf sie und bedrohte sie, er würde sie umbringen, wenn sie nicht mit ihm gehen würde. Sie weigerte sich. Ich dachte, wenn ich ihn erschießen würde, dann würde der Spuk ein Ende haben, aber muss wohl geahnt haben, was ich vorhatte. Als ich schoss, zog er Lotta so herum, dass sie genau vor ihm stand. Und statt ihn in die Hölle zuschicken traf die Kugel meine geliebte Frau. Mitten ins Herz, sie war auf der Stelle tot, man konnte nichts mehr für sie tun. Ich war am Boden zerstört.
Bill verschwand an diesem Tag und ich hoffte, dass ich ihn nie wieder sehen würde. Ich wollte meiner Frau ein würdiges Grabmal errichten und so brachte ich sie in diesen Raum. Der Sarkophag, in dem sie ruht ist über Tausend Jahre alt und stammt noch aus der Zeit der Römer. John half mir bei allem. Er und seine Frau waren in den nachfolgenden Jahren für mich da und halfen mir so gut sie konnten über den Schmerz hinweg zukommen.
Wenn ich aber geglaubt hatte, ich würde Bill niemals wieder sehen, so hatte ich mich gründlich getäuscht. Wenige Monate nach Carlottas Tod erreichte mich ein Brief. Er war von Bill und enthielt ein Videoband, auf dem der genau ‚Tathergang' zu sehen war, wie er se so schön in seiner Nachricht ausdrückte. Fortan erpresste er mich. Wenn ich nicht wolle, dass eine Kopie des Bandes in sämtlichen Polizeirevieren des Landes auftauchte, sollte ich tun, was er mir sagte. Ich musste meinen Job bei der Bank aufgeben und seitdem in Bills Auftrag wertvolle Kunstgegenstände aus bekannten Galerien stehlen. Ich weiß nicht, was er mit den Dingen gemacht hat, die ich ihm besorgt habe, ich nehme an, dass er sie auf dem Schwarzmarkt verkauft oder in die USA schmuggelt, aber wenn ich ehrlich bin, dann ist es mir auch egal. Nun weißt du, warum ich dir die Wahrheit nicht sagen konnte. Sie klingt so unwirklich, so fantastisch, dass jeder, der sie hört, sie wahrscheinlich für ein Märchen halten würde. Ich habe es anfangs einfach nicht über mich gebracht, dir dies zu erzählen. John drängte mich aber dazu, dir alles zu erzählen. Ich finde, er hat recht. Du hast ein Recht darauf, die Wahrheit über mich zu erfahren. Ich glaube, wenn du diese Zeilen liest, dann wirst du dir wünschen mich niemals kennengelernt zu haben und ich kann dir diesen Wunsch nicht einmal verübeln. Ich denke, du wirst mich jetzt hassen und den Tag verfluchen, an dem ich dich vor diesem Vergewaltiger im Wald rettete, für mich aber bedeutete dieser Tag den Anfang eines neuen Lebensabschnittes. Eines Lebensabschnittes voller Liebe und Sehnsucht nach dir.Egal wie du jetzt auch über mich denken magst, eines möchte ich dir noch sagen. Seit ich dich traf scheint die Sonne wieder in meinem Leben und ich kann wieder lieben. Ja, ich liebe dich, von ganzem Herzen. Bitte verzeih mir, dass ich dir nicht gleich die Wahrheit sagte. Jetzt im Nachhinein denke ich, dass es besser so gewesen wäre, aber damals hielt ich es für das Richtige. Ich weiß nicht, wie du dich jetzt entscheiden wirst, aber ich möchte, dass du noch weißt, dass ich dich immer lieben werde, mein Leben lang. Bis in den Tod und vielleicht, darüber hinaus.
Jeffrey Campbell

Als sie diesen Brief las, liefen ihr die Tränen erneut aus den Augen und über die Wangen. Was war sie doch blind gewesen. Er hatte ihr alles erklären wollen und sie hatte ihn beschimpft und zur Hölle gejagt. ‚Oh Gott, was hatte Bill vorhin gesagt?' 'Ich glaube er hat mir seinem Leben heute abgeschlossen.' Oh nein, doch nicht etwa ihretwegen? Ganz bestimmt ihretwegen. Er liebte sie wirklich und von ganzem Herzen und sie hatte ihn die schlimmsten Dinge an den Kopf geknallt. Sie musste ihn finden und eine Katastrophe verhindern. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie sehr sie ihn doch liebte und dass sie ohne ihn nicht mehr leben wollte. Als ihr dies klar wurde, wusste sie plötzlich auch, was sie zu tun hatte. Laut hämmerte sie gegen die Tür.
'Hey? Hallo? Ist da irgendwer?'
'Was willst du?' antwortete ihr eine barsche Männerstimme.
'Ich muss mal auf die Toilette.'
'Na toll. Chef, die kleine muss mal, soll ich sie raus lassen?'
'Klar, mach nur, die kleine hätte gegen uns sowieso keine Chance.'
'Okay, ich hol dich jetzt da raus und bring dich zum Klo.'
'Ja, okay, danke.'
Der Mann schloss die Tür auf und holte Bella raus. Diese stellte sich absichtlich tollpatschig an und stolperte über einen am Boden liegenden Karton.
'Boah, biste etwa zu blöde zum Laufen, oder was?'
'Entschuldigung. Ich habe das Gleichgewicht verloren. Tut mir leid.'
'Jaja, nu geh schon. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.'
'Ist ja gut, ich komme ja schon.'
Wieder schloss der Mann eine Tür auf und schob sie in den kleine Raum.
‚Ein Fenster, Gott sei dank, sie war gerettet.'
'Machen Sie die Tür bitte auch wieder zu? Ich kann sonst nicht.'
Wild die Augen verleiernd drehte der Mann sich um und schloss die Tür hinter ihr ab.Schnell sah Bella sich um. Über der Toilette befand sich ein kleines Fenster. Wenn sie sich auf die Schüssel stellen würde, dann könnte sie es vielleicht öffnen. Laut klapperte sie herum, dass niemand verdacht schöpfte. Dann stieg sie zaghaft hinauf und schaute aus dem kleinen Loch. ‚Kein Glas drin, gut' wieder klapperte sie mit dem Deckel und streckte sich dabei um noch weiter raus schauen zu können. ‚Nur höchstens zwei Meter bis zum Boden' das war zu schaffen. Schnell kletterte sie wieder hinunter und öffnete den Wasserhahn. Dann war sie flugs wieder oben und zog sich hoch. Geradeso schaffte sie es, sich durch das enge Loch zu zwängen, dann ließ sie sich fallen. Und das keinen Augenblick zu früh, denn schon wurde ihr Bewacher unruhig und öffnete die Tür wieder. Als er noch völlig entgeistert in die Runde schaute, rannte Bella schon um ihr Leben und um Jeffreys.
Wo musste sie nur lang? Oh Gott, wie kam sie hier nur wieder raus?
Als sie um die nächste Biegung raste, kam ihr ein Auto entgegen. ‚Oh Mist, jetzt ist alles aus. Die werden mich packen und zurück schleifen.' Aber sie hatte Glück, es saß nur ein Mann im Auto und der dachte, als er sie so ansah nicht gerade daran, sie Bill zurückzubringen.'Na kleine, was machst du denn hier draußen?'
'Äh--- das geht sie gar nichts an.'
'Na, nu mal nicht so grantig. Ich wünscht was wir zwei Hübschen hier anstellen könnten.'Da platzte Bella plötzlich die Hutschnur. Wütend rannte sie auf ihn zu und knallte ihm links und rechts eine, dann sprang sie in den Wagen und verriegelte ihn von Innen. Hektisch startete sie den Motor- und würgte ihn prompt ab. ‚Mist, verdammter!' tief atmete sie durch und versuchte noch einmal den Wagen zum Fahren zu bringen und diesmal klappte es auch. In einem halsbrecherischen Manöver wendete sie und preschte auf dem Kiesweg dem Ausgang entgegen. Das rostige Tor fuhr sie kurzerhand über den Haufen und dann jagte sie mit Höchstgeschwindigkeit die Straßen entlang und versuchte krampfhaft sich daran zu erinnern, wie sie hier her gekommen war und zum ersten Mal in ihrem Leben fand sie auf Anhieb den richtigen Weg. Wenige Minuten später schon parkte sie das Auto vor dem großen schmiedeeiserenen Tor, welches den Eingang zum Gelände der Campbells bildete. Da es sich nicht öffnen ließ, kletterte sie einfach hinüber und sprintete die Auffahrt hinauf zum Herrenhaus. An der Haustür angekommen veranstaltete sie ein Sturmklingeln sondergleichen und schon stürzte John zur Tür und öffnete ihr.
'Was machen Sie denn hier?'
'Mir ist klar geworden, dass ich Jeff liebe. Ich muss zu ihm.'
'Jeff hat sich in der Gruft seiner Frau eingerostete- äh, eingeschlossen und öffnet niemandem die Tür. Ich glaube er will sich umbringen. Als er ankam meinte er etwas von wegen, alles sei sinnlos, die Frau die er liebt hasst ihn und will ihn niemals wieder sehen, dem ein Ende setzen und so weiter. Er lässt niemanden mehr an sich heran.'
'Das ist alles meine Schuld. Ich habe ihn angeschrien und gesagt, dass er doch zur Hölle fahren solle, aber jetzt weiß ich, dass es ein Fehler war. Ich liebe ihn, ich will ihn nicht verlieren. John, können sie mich bitte dort hinunterbringen? Ich finde den Weg alleine nicht.''Ja, kommen Sie, schnell.'
Eilig hasteten sie durch die Gänge und nach einer halben Ewigkeit, wie es ihr vorkam, standen sie endlich vor der Tür.
'Ich geh wieder und suche etwas, womit wir die Tür aufbacken-äh, aufbrechen können, wenn es schon zu spät sein sollte.' meinte John und flitze wieder los, wie ein aufgescheuchtes Wiesel.
Bella holte noch einmal tief Luft, dann klopfte sie vorsichtig an.
'Ich will niemanden sehen!' ertönte es von der anderen Seite der Tür.
'Jeff, bitte, ich muss mit dir reden. Mach doch bitte dir Tür auf!'
'Was willst du? Willst du mich weiter beschimpfen und mir den Tod wünschen?'
'Nein, Jeff, bitte hör mich doch zu. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe deinen Brief gelesen und...'
'Ja, das ist natürlich ein ganz schrecklicher Fehler.' fauchte er sarkastisch.
'Jeff, so lass mich doch bitte ausreden. Ich wollte damit sagen, dass mir dann plötzlich klar geworden ist, was ich wirklich will...'
'Und was willst du? Mich verspotten?'
'Nein, ich ... Jeff, ich liebe dich.'
Sprachlos starrte er die Tür an. 'Sag das nochmal.'
'Ich liebe dich, Jeff. Ich will, dass du da wieder raus kommst. Ich möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Ich will morgens neben dir aufwachen und abends in deinen Armen einschlafen. Jeff, bitte, komm da wieder raus. Ich brauche dich doch. Ich kann ohne dich nicht mehr leben. Bitte Jeff, ich flehe dich an...' mit tränenerstickter Stimme brach sie ab und sackte auf dem kalten Kellerfußboden zusammen.
Noch immer ungläubig öffnete Jeff leise und langsam die Tür. Da saß sie, bitterlich weinend und herzzerreißend schluchzend vor ihm auf dem Boden.
'Meinst du das wirklich ernst?' fragte er sie zaghaft.
'Ja... ich liebe dich Jeff. Bitte, gib mir noch eine Chance und verzeih mir, was ich heute Abend zu dir sagte. Ich war so blind, ich habe einfach die Augen vor der Wahrheit verschlossen, weil es für mich so einfacher war. Weil ich nicht den Mut hatte, mir einzugestehen, dass ich dich liebe...'
'Shht, ist alles wieder gut Bella. Ich bin bei dir und ich lasse dich nie wieder gehen. Ich hätte dir von Anfang an alles sagen sollen.'
'Nun hör doch endlich mit diesen Schuldzuweisungen auf und nimm mich endlich in den Arm...'
Liebevoll legte er seine Arme um sie und dann küssten sie sich wieder.
'Na sieh mal einer an. Da lässt man euch zwei mal ein paar Minuten alleine...'
'John, was hast du denn da in der Hand?'
'Einen Eisenbrecher- äh, ein Brecheisen. Irgendwo mit hätten wir die Tür ja öffnen müssen, wenn du nicht freiwillig rausgekommen wärst.' antwortete er lächelnd. 'Habt ihr zwei euch endlich vertragen?'
'Ja, aber was machen wir jetzt mit Bill? Er wird doch jetzt das Band überall auftauchen lassen.'
'Macht euch darum mal keine Sorgen, ich habe da schon eine Idee.'
'Nun mach es doch nicht so spannend Bella, sag schon, was hast du vor?'
Geheimnisvoll lächelnd drehte sie sich um und meinte: 'Sei doch nicht so neugierig.'







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