Tödliche Leidenschaft Teil 4

Autor: Belladonna
veröffentlicht am: 11.01.2007




Doch es half nichts, so sehr sie sich auch sträubte, er packte sie einfach und schob sie vor sich her auf das rostige alte Bett zu. Die Matratze war schon angeschimmelt und sah sehr durchnässt aus, außerdem hatte sie den Eindruck, dass diese großen bräunlichen Flecken ganz eindeutig Blut waren. Noch bevor sie aufmucken konnte lag sie auch schon da drauf und wurde mit massiven Eisenketten ans Gestell gefesselt.
‚Oh Gott, das konnte doch eigentlich nur ein ganz schrecklicher Albtraum sein. Ich wache bestimmt gleich auf und liege in diesem himmlisch weichen gemütlichen Bett und Jeff kommt herein um mich zum Frühstück abzuholen.' Jeff, genau das war's, er würde kommen und sie rette, wie schon neulich im Wald. Aber nein, das ging ja gar nicht, er war ja erst weggefahren, für wie lange? Was hatte er doch gleich gesagt. Ach ja, DREI TAGE! Himmel, die würde sie nie und nimmer überleben. Einfach nicht daran denken... Moment mal, was macht dieser Kerl da???! Oh nein, er zog sich seine Hose aus. ‚Nein, das konnte doch nicht wahr sein. Nicht schon wieder.' Es grenzte doch schon an Irrsinn, dass man innerhalb von drei Tagen zweimal versuchen wollte, sie zu vergewaltigen. Dachten Männer denn nur an das Eine?! ‚Es ist zum verrückt werden. Ich hab noch nicht einen einzigen Mann auf dieser Welt kennen gelernt, der nicht an Sex gedacht hat, als er mich gesehen hat. Doch, halt, das stimmt ja gar nicht. Jeff hatte nicht daran gedacht. Jeff, ob ich ihn wohl jemals wiedersehen werde? Ich wünschte es so sehr... Wenn ich jemals mit einem Mann freiwillig geschlafen hätte, dann wohl mit ihm.... aber es soll wohl nicht so sein.' Sie war traurig. Das konnte doch jetzt nicht das Ende sein. Doch nicht in diesem dreckigen, verstaubten alten Keller. Hier wollte sie nicht sterben und vergewaltigen lassen wollte sie sich auch nicht schon wieder. Einmal hatte ihr voll und ganz gereicht. Eine Vergewaltigung ist eines jeder Erlebnisse, die man nicht mehr als einmal miterleben möchte, am Besten niemals.
Er kam ihr immer näher, riss ihre Bluse auf und zerrte an ihrer Hose herum. ‚Nein!'schrie es in ihr. ‚Nein! Hör auf!' und mit dem Mute der Verzweiflung bäumte sie sich noch einmal unter ihm auf und trat ihm mit all ihrer Kraft mit ihrem spitzen Absatz genau dorthin, wo es einem Mann am Meisten wehtut. ‚Geheiligt sei der Erfinder des Absatzes am Damenschuh!' dachte sie in diesem Augenblick. Und tatsächlich, es hatte geholfen. Vor Schmerz aufbrüllen wand er sich auf dem Boden.
'Du kleine Schlampe, das wirst du mir büßen!' schrie er sie an und schlug ihr grob ins Gesicht. 'Ich lass dich hier unten verrecken du Flittchen. Du kommst hier niemals wieder raus. Keiner wird dich hier unten finden, das schwör ich dir!'
Wütend taumelte er zur Tür und zog sie hinter sich zu. Sie hörte wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde und dann seine leiser werdenden Schritt, die sich Richtung Boot entfernten. Der Motor des Bootes jaulte gequält auf, doch das Geräusch wurde zunehmends leiser. Dann war gar nichts mehr zu hören, nur Bellas leises Schluchzten und Wimmern.
Zuerst versuchte sie noch die Tränen zu unterdrücken, doch dann ließ sie ihnen freien Lauf. Das wehklagende Jammern hörte man noch weit von dieser Tür entfernt, aber niemand war hier unten, der sie hätte hören können. Wer kam auch schon auf die Idee hier unten nach ihr zu suchen? Wahrscheinlich würde man sie nicht mal vermissen und wenn Jeff in drei Tagen zurückkam, war sie bestimmt schon tot. Mit diesen tristen Gedanken, die ihr durch den Kopf schwirrte, schlief sie schließlich ein. ‚Das ist gefährlich, ich muss wach bleiben...' ging es ihr noch durch den Kopf, doch dann dachte sie an nichts mehr.

Er war fertig. Es war schwierig geworden, diesmal, aber er hatte das Bild. Bill würde hoffentlich damit zufrieden sein und Bella verschonen, er hatte getan, was man ihm aufgetragen hatte. Er war ganz in Gedanken versunken. ‚Was Bella jetzt wohl macht? Ob sie mich vermisst? Oh Gott, ich vermiss sie so schrecklich.' Da holte ihn sein Handy unsanft aus seinen Tagträumen zurück.
'Ja?'
'Sir? Ich bin es, John.'
'John, was ist passiert, du klingst so aufgeregt. Ist etwas mit Bella?'
'Ja Sir, sie ist weg.'
'Weg?' schrie er auf einmal hellwach ins Handy.
'Ja, Sir.'
'Aber wie konnte das passieren? Habe ich dir nicht gesagt, dass du auf sie aufpassen sollst?''Ja, Sir, haben Sie, aber ich wurde ausgeschaltet- äh, außer Gefecht gesetzt, Sir.'
'Was?!'
'Ja, man hat mich hinterrücks erschlagen- äh, man hat mir auf den Kopf geschlagen, mit einem schweren Gegenstand. Ich fand das Korpus Delikti nach meiner Auferstehung- äh, nachdem ich mein Bewusstsein wieder erlangte. Ich begab mich sofort auf die Jagd- äh, auf die Suche nach der jungen Dame, aber ich konnte sie nicht mehr finden. Ich fand nur ihren Hund. Der saß ganz aufgeregt vor ihrer Tür und winselte laut und dann ging ich rein, aber sie war nicht da. Ich habe überall nach ihr gesucht, aber sie blieb unverschwunden- äh, unauffindbar, Sir.'
'Warst du auch immer Keller? Bei dem Bachlauf, in den Tunneln?'
'Nein Sir, aber ich weiß, wer sie gefunden hat- äh, gekidnappt hat. Paul war es, er ist ein Pudel- äh, ein Spitz, nein, ein Spitzel, das ist es! Er arbeitet eigentlich für Bill. Er hat es mir angetraut- äh, anvertraut, Sir.'
'Hat er gesagt, wo er sie hingebracht hat?'
'Äh, nein Sir. Ich fragte ihn, aber er sagte mir, wir würden sie niemals finden. Er habe sie verreckt- äh, versteckt, Sir.'
'Ja, aber WO denn???'
'Das weiß ich nicht, Sir. Soll ich ihn noch mal danach fragen, Sir?'
'Ja, aber mach schnell, ich fahre derweil los. Ruf mich wieder an, wenn du mehr weißt.''Mach ich, Sir. Aber ich weiß nicht ob er sinken- äh, singen wird.'
'Dann bring ihn zum Reden. Tu etwas, egal was, aber bring ihn zum Reden, um jeden Preis.''Ja, Sir, ich werde sehen, was ich tun kann.'
'Ist gut, aber um Gottes Willen, beeil dich damit.'
'Ja Sir, ich rufe sie wieder an, wenn ich mehr weiß.'
‚Oh Gott, hätte ich sie doch bloß nicht allein gelassen. Ich ahnte schon so etwas. Wieso nur habe ich nicht mitgekriegt, dass ich einen Spion im Haus habe? Moment mal, wer ist eigentlich Paul?'
Er raste los, als wäre der Teufel höchstselbst hinter ihm her. Wenn man sie im Keller versteckt hatte, dann konnte es Tage, ja sogar Wochen dauern, bis man sie finden würde. Tage, die er nicht hatte. Er musste sie schnell finden, sonst würde sie da unten vielleicht erfrieren, aber wenn das nicht, dann würde sie auf jedenfall verdursten.
‚Oh Bill, ich schwör's dir, wenn du ihr auch nur ein Haar gekrümmt hast, dann bring ich dich persönlich um.' Videoband, hin oder her, ihr Leben war ihm mittlerweile wichtiger als sein eigenes, was vielleicht daran lag, dass sein Leben sowieso verpfuscht war.
Da ging sein Handy wieder los.
'John?' brüllte er ins Telefon.
'Ja, Sir. Ich bin es.'
'Und, was ist? Hast du etwas rausgekriegt?' schrie er aufgeregt.
'Ja Sir, der Hund- äh der Mann, hat gesprochen. Er sagte, er habe sie in den Keller gebracht. Er meint, er habe sie versperrt- äh, eingesperrt, in ein Verlust- äh, Verlies. Er meint, er wollte sie vergetätigen- äh, vergewaltigen und sie habe sich gewehrt und ihn getreten und dann habe er sie zurücklaufen- äh, zurückgelassen.'
'Oh Gott. Aber weißt du auch wo im Keller er sie eingesperrt hat?'
'Ja, Sir, so ungefähr. Er meinte er sei den Bach entlang gefahren- äh, mit dem Boot Sir.''Ja und wohin sind sie?'
'Er sagte, er sei zu den alten Tunnelgängen gescheppert- äh, geschimmelt, nein---äh, geschippert!, das war es! Da hat er sie hingebracht, Sir.'
'In welche Tunnelgänge?'
'In die Ränge- äh, Gänge, die zu den Karatomben- äh, Katakomben führen. Da wo das Familiengrab sei, also Ihr Familiengrab, Sir. Also, das Grab ihrer Vorfahren.'
'Ja, ich weiß schon. Aber wohin? Die Gänge sind verdammt lang und das Tunnelsystem bei den Katakomben ist weitläufig.'
'Das hat er nicht gesagt, Sir. Soll ich ihn weiterflattern- äh, weiterfoltern, damit er redet? Sir?'
'Jaja, tu was nötig ist, damit er es uns verrät. Ich bin in 10 Minuten wieder da.'
'Ist in Ordnung, Sir. Ich hoffe, dass ich Ihnen bis dahin, Ergebnisse, also Antworten, liefern kann.'
'Ist gut, bis gleich, John.'
‚Oh wie schrecklich! Wie sollte er sie nur in den Tunneln wiederfinden? Es waren so viele.'

'Warum geht Paul nicht an sein Handy?!' brüllte Bill derweil seine Mitarbeiter zusammen.'I- ich habe k- keine Ahnung, Chef. Ich habe ihn zuletzt vor drei Stunden erreicht, da sagte er, er habe das Mädchen in den Keller gesperrt und sei wieder gegangen.'
'Hatte er Antworten erhalten?' herrschte Bill den jungen Mann wütend an.
'N- nein, Chef, ich glaube nicht. Er hat zumindest nichts davon erwähnt. A- aber ich habe auch vergessen, i- ihn danach zu fragen, Chef.'
'Bin ich denn hier nur von Stümpern umgeben?! Kann denn keiner hier seine Arbeit mal richtig machen?! Geht mir aus den Augen, ihr Versager und versucht es weiter. Ich will, dass ihr in spätestens einer Stunde Paul am Telefon habt. Wenn das nicht der Fall sein sollte, dann rollen Köpfe!'

'John, wo bist du?'
'Ich bin hier, Sir. Ich weiß jetzt so die junge Dame gefesselt wird- äh, festgehalten wird.''Und wo?'
'In dem Raum, in dem Ihre Schwester gefunden wurde, nachdem sie sich umgebracht hatte.''Oh Gott, wie schrecklich. Lebt Bella noch?'
'Ja Sir. Paul sagte, dass er sie lebendig verlies, also, dass sie noch lebte, als der die Tür abschloss.'
'Danke John, du warst mir eine große Hilfe. Ich stehe tief in deiner Schuld.'
'Nein Sir, das tun Sie nicht. Ich stehe in Ihrer Schuld und dies war nur wieder ein Beitrag zur Abarbeitung meiner großen Schuld bei Ihnen.'
'Gut, wie du meinst, John. Was würde ich nur anfangen, wenn ich dich nicht hätte? Gut, ich muss jetzt los und Bella suchen. Kümmerst du dich um deinen Gefangenen?'
'Er hat sich schon um sich selbst gekümmert. Er meinte, dass Bill ihn umbringen würde, wenn er von seiner Plauderstunde erführe. Ich habe ihm also eine Möglichkeit gegeben, zu einem Märtyrer zu werden. Ich legte ihm ein Schwert neben das Bett, nachdem er das Bewusstsein verlangt- äh, wiedererlangt, muss er es wohl gefunden haben. Ich fand ihn mit dem Schwert in der Hand auf dem Bett liegen. Die Klinge steckte in seiner Brust. Er ist von uns gerannt- äh, gegangen.'
'Auch gut, wenn er so sterben wollte. Ich muss jetzt zu Bella.'
Und mit diesen Worten auf den Lippen sprintete er los. Zum Bachlauf und dann mit dem Boot weiter zum Tunnelsystem. Es schienen Stunden zu vergehen, bis er endlich bei den Katakomben ankam.
‚Ich muss träumen. Ich höre Stimmen. Eine Stimme, die nach mir ruft, es klingt fast wie Jeff's Stimme. Welch schöner Traum das doch ist. Ich wünschte Jeff würde mich wirklich finden, aber das ist ja nicht möglich, ich weiß ja nicht mal, wo er ist.'
Langsam kam sie wieder zu Bewusstsein, da war wirklich eine Stimme und sie spürte Arme um sich. Starke Arme, die sie sanft festhielten. Mit fast übermenschlicher Anstrengung öffnete sie die Augen und blickte direkt in die sorgenvollen, unendlich tiefgrünen Augen von Jeff. Er hatte sie also wirklich gefunden.
'Jeff...' und schon fielen ihr die Augen wieder zu. Sie war einfach zu müde.

Jeff war überglücklich. Sie lebte noch. Er hatte sie tatsächlich gefunden und gerettet. Wie sie ihn angesehen hatte, als sie in seinen Armen kurz aufwachte. So unendlich zärtlich. Er kam sich vor wie in einem Traum. Ohne es zu wollen hatte er sich in sie verliebt. In diese merkwürdige junge Frau, die seiner geliebten Carlotta so ähnlich sah. Zuerst hatte er noch geglaubt er würde sich nur deswegen zu ihr hingezogen fühlen, weil sie Lotta so ähnlich sah. Aber jetzt war ihm klar, dass er sie um ihrer selbst Willen liebte. Sie war so wunderschön, dass es ihm schon wehtat, sie nur anzusehen. Er wünschte sich so sehr, dass sie seine Gefühle erwidern möge, aber wie könnte sie? Er hielt sie hier gefangen, hatte ihrer Familie gesagt, sie sei tot und nun wäre er fast noch an ihrem Tod schuld gewesen.
Besorgt runzelte er die Stirn. Bella schlief jetzt schon seit fast 10 Stunden, das war aber nicht gut. Sie hatte sich da unten bestimmt verkühlt und erschöpft war sie mit Sicherheit auch, aber es war unheimlich, dass sie schon so lange schlief und kaum ein Lebenszeichen von sich gab.Als er sie wieder ansah, merkte er, dass sie ihrerseits ihn ansah und da war er plötzlich unendlich erleichtert, dass sie die Augen wieder aufhatte.
'Warst du die ganze Zeit über bei mir?' fragte sie ihn mit schwacher Stimme.
'Ja, ich war die ganze Zeit über bei dir. Ich habe dich, seit ich dich aus dem Keller geholt habe nicht eine Minute aus den Augen gelassen.'
'Wirklich?'
'Ja, ich hatte Angst, dass du sterben würdest, dass ich dich für immer verlieren würde. Das hätte ich nicht ertragen können.'
'Wie meinst du das?'
'Bella, obwohl ich dich noch nicht lange kenne, bist du mir in der kurzen Zeit, seit du hier bist unheimlich wichtig geworden. Ich glaube ich könnte ohne dich nicht mehr leben.'Beschämt ob dieses Geständnisses schaute er sie an und sprang plötzlich auf.
'Aber du musst ja am Verhungern sein! Was bein ich nur für ein fürchterlicher Gastgeber! Ich werde sofort eilen und dir etwas zu essen bringen.' Sprach's und stürmte aus dem Gemach.Leise lachend blickte sie ihm hinterher. ‚Wie süß er doch ist! Ich glaube ich habe mich verliebt.' Verträumt starrte sie Löcher in die Luft, als eine unbekannte Stimme sie aus ihren Träumereien riss.
'Miss, darf ich Ihnen irgendetwas bringen? Eine Zucchini- äh, einen Cappuccino, oder eine Kaffee, Tee?'
'Äh, nein, danke. Jeff ist schon gerade los in die Küche.'
'Ja Miss, ich weiß. Ich traf Ihn als ich Koreaner- äh, den Korridor entlang ging. Er teilte mir mit, dass er gedenke, Ihnen ein Frühstück zuzureiten- äh, zuzubereiten.'
'Entschuldigen Sie bitte, aber wer sind Sie denn eigentlich?'
'Oh, bitte verzeihen Sie mir. Wo habe ich nur meine Manieren gelassen? Ah, vor der Tür muss ich sie vergessen haben, aber nein, heute ist ja Mittwoch, da pflege ich meine Manieren abzulegen. Ich bitte vielmals um Errregung- äh, Vergebung, Miss. Ich werde mich umgehend auf die Suche nach meinem Manieren begeben.'
'Ähm- ja, okay, tun Sie das, wenn sie möchten. Aber sie können auch gerne bleiben. Ich bestehe nicht auf Ihre Manieren und bitte, nennen Sie mich doch Bella. Das klingt persönlicher als Miss.'
'Ganz wie Sie wünsche Bella, dann nennen Sie mich aber bitte auch John.'
'Ach, Sie sind John!'
'Ja, der bin ich. Der junge Herr hatte mir aufgetragen sie zu beschatten- äh, im Auge zu behalten, aber ich wurde verflechtet- äh, außer Gefecht gesetzt. Doch haben sie keine Furcht, die Gefahr ist gebunden- äh, gebannt. Ihr Verfolger erhielt seine gesetze- äh, gerechte Strafe.''Oh mein Gott, Sie haben ihn doch nicht umgebracht, oder doch? Er hätte uns doch noch sagen können, für wen er arbeitet und warum er mich entführt hat und...'
'Keine Sorge, Bella, das hat er doch getan und im Übrigen hat John ihn nicht umgebracht, er hat den Freitod gewählt und sich erdolcht.' Sie hatte gar nicht gemerkt, dass Jeff schon wieder zurück war. Fürsorglich stellte er das Tablett neben ihrem Bett auf dem Nachtisch ab.'Ich werde mich dann zurückziehen, Sir. Wenn Sie noch etwas wünschen, dann lassen Sie es mich bitte wissen. Ich werde dann umgehend zu Ihnen weilen- äh, eilen, Sir.'
'Hervorragend John, du hast wirklich gute Arbeit heute geleistet. Er war es, der heraus fand, dass du im Keller eingesperrt bist. Ohne seine Hilfe hätte ich dich niemals so schnell finden können.'
'Oh, vielen Dank, John. Sie haben mir dann wohl das Leben damit gerettet, wie kann ich das nur wieder gutmachen?'
'Aber Miss Bella, es gibt nichts zu danken. Ich habe meine Pflicht als Aufpasser
vernachlässigt und da war es meine größter Wunsch, diesen Fauxpas wieder gut zu machen, in dem ich Ihren gegenwärtigen Aufenthaltsort ermittelte- äh, heraus bekam, damit der junge Herr Sie erlösen- äh, retten konnte.'
Tief verbeugte John sich vor Bella und ging hinaus.
'Wer ist John eigentlich, wenn ich dich das mal fragen darf?'
'Ein Freund, ein sehr guter Freund.'
'Aber wenn er ein Freund ist, wieso nennt er dich dann ‚Sir' und sieht aus wie ein Butler?''Das ist eine lange Geschichte.'
'Ich würde sie aber sehr gerne hören.'
'Also gut. Früher, als John und ich noch Kinder waren, da waren wir die besten Freunde. Wir haben praktisch den ganzen Tag nur Unsinn gemacht. Eines Tages war John in großen Schwierigkeiten. Er wollte heiraten. Er und Inka liebten sich über alles, aber ihre Familie stimmte nicht zu, weil John mittellos ist. Er hat kein Geld, seine Eltern waren sehr arm und starben, als er noch sehr klein war. Deswegen wuchs er mit mir hier in diesem Haus auf. Aber er ist eben kein Campbell und darum war die Familie gegen eine Hochzeit. Inka ist eines Abends einfach aus dem Elternhaus abgehauen und die beiden haben heimlich geheiratet. Als Inka's Familie das erfuhr, waren sie alle sehr wütend auf John und auch auf Inka, sie waren der Ansicht, Inka habe die Familie entehrt. Ihr Bruder, der Inka seit ihrer Kindheit liebte und es nicht ertrug, dass sie einen anderen Mann geehelicht hatte, setzte einen Auftragskiller auf sie an. Inka war in größter Gefahr und John hat sein Leben für sie aufs Spiel gesetzt. Er wurde dabei schwer verwundet und wäre mit Sicherheit gestorben, wenn ich nicht zufällig in der Nähe gewesen wäre. Ich habe den beiden praktisch das Leben gerettet. Seitdem besteht er darauf, diese Schuld abzuarbeiten und mir zu dienen. Schon oft habe ich ihm gesagt, er solle es endlich gut sein lassen, aber er will einfach nicht nachgeben.'
'Was ist denn aus seiner Frau geworden und ihrer Familie?'
'Nachdem heraus kam, dass ihr Bruder sie umbringen lassen wollte, haben sie Inka wieder in die Familie aufgenommen und auch John akzeptiert, weil er ihr das Leben retten wollte. Er hatte es zwar nicht ganz geschafft, aber der Wille dazu zählte. Ihr Bruder sitzt jetzt übrigens in einer Psychiatrischen Klink.'
'Oh... und wo leben die Beiden jetzt?'
'Sie leben hier im Haus mit. Es ist groß genug.'
'Aha... Wäre es möglich, dass ich Inka mal kennen lernen kann? Ich fühle mich hier ein wenig einsam, wenn du nicht da bist. Und du kannst ja nicht immer da sein. Du musst ja arbeiten gehen.'
‚Ich fühle mich einsam, wenn du nicht da bist' das traf ihn. Konnte es denn wirklich sein, dass sie auch etwas für ihn empfand?
'Ja, du kannst John fragen, ob er dich mal seiner Frau vorstellt. Sie ist zur Zeit schwanger und kommt die vielen Treppen nicht mehr so gut hinauf.'
'Oh ja, gerne. Ähm- sag mal, wo ist eigentlich Arko?'
'Arko, der ist... ich glaube John ist mit ihm draußen.'
'Suchen Sie nach mir, Sir?'
'Ach John, Bella sucht ihren Hund.'
'Ach ich war gerade im Garten mit ihm spazieren. Wieso?'
'Oh, vielen Dank, John. Das war wirklich sehr nett von Ihnen.' Sagte Bella und schon kam Arko auf sie zugerast und sprang aufs Bett hinauf genau in ihre Arme.
Liebevoll lächelnd sah Jeff sie an und ging dann leise mit John zur Tür hinaus. Sie war ja jetzt erst einmal mit ihrem Hund und dem Frühstück beschäftigt.
'John, ich würde gerne mal mit dir reden.'
'Ja, Sir.'
'Komm, lass uns in das Kaminzimmer gehen.'
'Ja, Sir.'
'John, bitte, lass uns doch endlich einmal diesen Tag vor fünf Jahren vergessen. Ich habe dir das Leben gerettet, aber du hast meins in den letzten Jahren so oft gerettet und heute hast du Bella das Leben gerettet. Lass uns deine Schuld doch endlich als abbezahlt ansehen. Ich möchte, dass du wieder Jeff zu mir sagst, wie früher und nicht mehr Sir. Wenn du das zu mir sagst, dann fühle ich mich so unendlich alt, was ich eigentlich noch nicht bin.'
'Ist gut Jeff. Aber sag mal, was genau willst du mit der Kleinen?'
'Ich weiß nicht, sie erinnert mich so an Lotta.'
'Ja das meine ich doch, sie erinnert dich doch so an deine Frau. Meinst du nicht, dass du dir damit zu sehr weh tust? Ich mein, wenn du sie jeden Tag siehst und dann an Carlotta denken musst?'
'Das habe ich auch erst gedacht. Ich dachte erst, es wäre nur, weil sie ihr so ähnlich sieht, aber jetzt denke ich, dass es anders ist.'
'Du liebst sie?'
'Ja, ich glaube schon. Aber ich kann es ihr nicht sagen, dann wäre sie in zu großer Gefahr. Ich möchte sie dieser einfach nicht aussetzen.'
'Hast du ihr eigentlich die Wahrheit über Carlottas Tod gesagt?'
'Nein, ich habe es nicht über mich gebracht. Sie würde mich hassen, wenn sie es wüsste. Und das könnte ich nicht ertragen.'
'Aber irgendwann wirst du es ihr sagen müssen. Wie solltest du ihr sonst erklären können, dass du für Bill arbeiten musst? Und ich denken, sie verdient es die Wahrheit zu erfahren.''Ja, schon, aber ich will nicht, dass sie schlecht von mir denkt.'
'Sie wird noch schlechter von dir denken, wenn sie es von jemandem anderen erfährt. Und glaub mir, irgendwann wird sie es erfahren. Besser von dir, dann versteht sie es vielleicht.''Ja, ich denke du hast recht. John?'
'Ja?'
'Danke, für alles. Für deine Freundschaft und dafür, dass du für mich da warst.'
'Du brauchst dich nicht zu bedanken. Du hättest dasselbe auch für mich getan.'
'Ja.'
'Und nun geh schon zu ihr. Ich seh dir doch an, dass du sie vermisst.'
Lächelnd blickte John Jeff hinterher, als er aus dem Raum stürmte. ‚Die beiden wären wirklich ein schönes Paar abgeben. Jetzt muss ich aber ganz schnell zu Inka, sie wird sich schon wundern, wo ich bleibe.'

Unterdessen machte Jeff sich auf den Weg zu Bella. Diese wiederum hing ihren Gedanken hinterher. Wie Jeff sie angesehen hatte, ob das etwas zu bedeuten hatte? Aber wo war er jetzt schon wieder hin? Da klopfte es an der Tür.
'Ja?'
'Ich bin es, Jeff.' Wie ihr Herz doch plötzlich schneller schlug.
'Ach, komm doch rein.'
Lächelnd trat er ein. Er sah wieder so verdammt gut aus. Genauso, wie sie sich ihren Märchenprinzen immer vorgestellt hatte. Groß, schlank, stark, verwuscheltes schwarzes Haar und diese Augen. So grün, so leuchtend, unendlich tief. Wie gerne würde sie in diese Augen eintauchen und sich darin verlieren.
'Was starrst du mich denn so an?'
'Oh, verzeih mir. Mir war gar nicht klar, dass ich dich angestarrt habe. Ich war nur gerade in Gedanken.'
'Mir scheint, du bist ziemlich häufig in Gedanken.'
'Äh- ja. Wo warst du denn?'
'Ich habe mit John gesprochen.'
'Aha, und wo ist er jetzt?'
'Ich nehme an, auf dem Weg zu seiner Frau.'
'Was machen wir denn heute? Oder musst du wieder weg?'
'Nein, ich muss nicht weg. Was möchtest du denn machen?'
'Zeig mir doch dein Haus. Vielleicht weiß ich dann, wo alles ist und irre nicht mehr so orientierungslos herum.'
'Gute Idee. Na dann zieh dich mal an, oder willst du im Nachthemd gehen?'
'Oh, nein. Warte, ich zieh mich schnell um, äh, dreh dich mal bitte um.'
Schmunzelnd drehte er sich um. Eigentlich war das gemein ihr gegenüber, denn durch den Spiegel konnte er sie ganz genau sehen. Doch er sagte nichts.
Gerade als sie sich fertig umgezogen hatte und zu ihm hinüber blickte, sah sie, dass er sie die ganze Zeit durch den Spiegel gesehen hatte und lief vor Scham rot an.
'Oh... na dann hättest du dich ja gar nicht umdrehen brauchen, wenn du eh alles mit angesehen hast.' fauchte sie ihn schnippisch an.
'Keine Angst, ich hab die Augen zu gemacht. Aber falls es dich beruhigt. Du siehst wunderschön aus.'
'Ohh... Danke, für die Blumen.'
'Ich meine es ernst. Für mich bist du die schönste Frau auf dieser Welt.'
'Ehrlich?'
'Ja' sagte er und drehte sich zu ihr herum. 'ich kenne keine Frau, die schöner ist als du.''Und was ist mit deiner Frau?' noch als sie die Worte ausbrach hätte sie sich dafür am liebsten geohrfeigt. Warum musste sie nur so eine bescheuerte Frage stellen?
Kurz huschte ein dunkler Schatten über sein Gesicht, doch schon Sekunden später sah er sie wieder liebevoll an.
'Sie war eine sehr schöne Frau und ich habe sie sehr geliebt, aber sie ist tot und niemand kann die Toten wieder zum Leben erwecken. Aber so sehr ich sie auch vermisse, ich glaube nicht, dass sie gewollt hätte, dass ich ein Leben lang um sie trauere. Sie hätte gewollt, dass ich irgendwann wieder lerne eine andere Frau zu lieben. Und ich denke, sie hätte dich sehr gemocht, weil du ihr so ähnlich bist und ihr doch grundverschieden seid.'
'Willst du damit sagen, dass du mich gern hast?'
'Ich will damit sagen, dass ich dich liebe.'
Verdutzt sah sie ihn an. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte zwar gehofft, dass er ihre Gefühle für ihn erwidern würde, aber sie hatte nicht geglaubt, dass er sie liebte.'Jeff, ich muss dir was sagen..'
'Bitte sage nichts, ich weiß nicht, ob du meine Gefühle erwidern kannst, aber ich werde dir Zeit lassen, zu überlegen. Du hast mein ganze Leben lang Zeit, nachzudenken.'
'Jeff, warte. Ich muss nicht mehr darüber nachdenken. Ich weiß es schon. Ich liebe dich auch.'
'Bist du dir sicher?'
'Ja Jeff, ich bin mir sicher.'
Da kam er auf sie zu und nahm sie stürmisch in seine Arme.
'Bella, du machst mich damit gerade zum glücklichsten Mann auf dieser Welt.'
Noch bevor sie etwas darauf erwidern konnte spürte sie seine samtenen Lippen auf ihren.Dieser Kuss raubte ihr schier den Atem. Nie hätte sie sich das zu träumen gewagt. Mit diesem Mann, das wusste sie, würde sie liebend gerne alt werden und sie wusste auch, dass sie bei Jeff bereit dazu wäre, sich ihm zu öffnen, in jedweder Hinsicht.







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