Tödliche Leidenschaft Teil 2

Autor: Belladonna
veröffentlicht am: 08.01.2007




Diese Augen, die so unnatürlich grün leuchteten... eine solche Farbe hatte sie noch nie zuvor gesehen. Doch es war nicht die Farbe, die sie so aus der Fassung brachte, sondern der Schmerz und die Verzweiflung, die sich darin zeigten. Wie konnte ein Mensch nur einen solch tiefen Schmerz ertragen ohne verrückt zu werden?
'Was starrst du mich denn so entgeistert an?' riss er sie plötzlich mit seiner Frage aus ihrer Trance.
'Was? Oh Verzeihung, tut mir leid, ich wollte dich nicht so anstarren, aber... deine Augen.... ich war nur- verblüfft.'
'So? Was passt dir denn an meinen Augen nicht?' fragte er sie spitz.
'Es ist nichts, ich, ich finde sie eigentlich wunderschön, auch wenn ich bis jetzt noch nie so ein grün gesehen habe. Ich war nur erstaunt ob des Ausdrucks in diesen Augen....'
'Oh, ich wollte dich nicht erschrecken.'
'Nein, es geht schon wieder. Du kannst mich jetzt langsam wieder loslassen....'
Da erst merkte er, dass er sie immer noch in seinen Armen hielt und an sich drückte und ließ sie los. Für sie kam das ein bisschen plötzlich und so wäre sie fast schon wieder gefallen, wenn nicht die Wand neben ihr gewesen wäre und sie sich dort noch rechtzeitig hätte abstützen können.
'Ich schlage vor, du gehst dich jetzt umziehen, ansonsten ist es schon dunkel, und im Dunkeln sieht doch alles anders aus, als bei Licht betrachtet.'
'Ja, ich gehe dann jetzt mal flink.'
'Findest du den Weg alleine oder soll ich dir dies Mal besser helfen, damit du dich nicht wieder verläufst?' spöttisch blickte er sie an und schien auf ihre Antwort zu warten.
'Ich denke, dass ich den Weg von hier aus alleine finden werde.'
'Gut, dann bis gleich.'
'Ja, bis gleich.' und schon ging sie.

‚Verdammt, was habe ich mir nur dabei gedacht, sie hierher zubringen? Ich hätte wissen müssen, dass sie mich zu sehr an sie erinnert. Und doch musste ich es ja unbedingt wagen. Ich Volltrottel! Diese Frau wird noch mein Todesurteil sein.' schimpfte er drauf los, kaum dass sie um die Ecke verschwunden war.

Währendessen hatte Bella endlich den Weg zurück zu ihrem Zimmer gefunden und fand dort mehrere Schachteln auf ihrem Bett vor. So viele neue schöne Sachen, wie soll ich mich da nur für etwas entscheiden können? In Anbetracht dessen, das die Sonne immer weiter unterging entscheid sie sich schließlich für eine lange Hose und einen flauschigen Pullover. Als sie sich dann auf den Weg zurück zum Kaminzimmer machte, dachte sie noch einmal über Jeffs Augen nach. Die versteckte Wut und die Trauer, die darin gelegen hatten. ‚Wie konnte ein Mensch nur so viel Gefühl in seine Augen legen? Wahrscheinlich wollte er gar nicht, dass ich seine Augen sehe. Warum sonst hat er sich immer im Schatten aufgehalten, so dass ich sein Gesicht nicht genau sehen konnte? Oh mein Gott, was im wohl wiederfahren ist, dass er jetzt so fühlt? Ob ich ihn danach fragen sollte? Aber wird er mir überhaupt darauf antworten?'Ganz in Gedanken versunken merkte sie gar nicht, dass er schon vor ihr stand und auf sie wartete und so rannte sie prompt gegen ihn.
'Hoppala. Du musst schon gucken, wo du lang läufst.'
'Huch, oh Pardon, ich hab dich gar nicht gesehen, ich war so in Gedanken.'
'Ja, das habe ich bemerkt. Möchtest du nun hinaus gehen?'
'Sehr gerne.'
'Dann komm bitte. Folge mir und pass auf, dass du dich nicht wieder verläufst.' zwinkerte er ihr zu.
Lange waren sie nicht gegangen, da kamen sie vor eine große metallbeschlagene Eichentür. Nachdem er mit dem richtigen Schlüssel die unzähligen Verriegelungen geöffnet hatte schob Jeff die Tür schwungvoll auf. Und was sie da erblickte verschlug ihr gleich noch mal den Atem. Ein wunderschöner Vorgarten, umrahmt von Brunnen und Marmorfiguren offenbarte sich ihrem staunenden Blick. Ringsum war alles grün und bunt, und die Blumen reckten fröhlich ihre Köpfe dem Himmel entgegen.
'Und, gefällt es dir?'
'Es ist bezaubernd hier.' schwärmte sie.
'Dabei hast du das Schönste ja noch nicht mal gesehen.' Sprach er und führte sie durch ein Gewirr von Beeten in den eigentlichen Garten. Sie hatte ihn zwar schon von ihrem Fenster aus gesehen, aber so herrlich hatte sie ihn nun doch nicht in Erinnerung gehabt.
'Das ist ja der helle Wahnsinn! Wer hat denn nur diesen grandiosen Garten angelegt?'
'Meine Verlobte.'
'Und wo ist ihre Verlobte jetzt? Ich würde sie gerne kennen lernen.'
'Sie weilt schon seit vielen Jahren nicht mehr unter den Lebenden.'
'Oh, das tut mir entsetzlich leid.' ‚Na super, mit beiden Füßen mitten rein ins Fettnäpfchen.''Na, dafür kannst du ja nichts.'
'Trotzdem, ich hätte diese Frage besser nicht stellen sollen.'
'Das mag sein, aber nun ist es geschehen und nicht mehr zu ändern.'
Geknickt blickte sie zu Boden. Jetzt hatte sie ihn mit ihrer blöden Fragerei nur noch unglücklicher gemacht.
'Hey, schau nicht so betrübt aus der Wäsche. Heute ist doch ein schöner Tag und der Garten ist auch zauberhaft. Lächle doch mal wieder. Das steht dir viel besser, als diese Leidensmiene.'
'Ja, mag sein, aber...'
'Nichts aber, nun vergiss mal ganz schnell die Sache mit der Frage. Es ist doch nichts schlimmes passiert. Also komm, lass uns weiter gehen, oder magst du nicht mehr?'
'Eigentlich, würde ich jetzt viel lieber wieder nach Hause gehen. Ich fühle mich gerade hundeelend.'
'Das geht leider nicht, ich kann dich noch nicht wieder nach Hause lassen. Ich weiß nicht, ob ich dich überhaupt wieder nach Hause lassen kann.'
'Wieso denn das?!' fragte sie ihn aufgebracht.
'Bella, hör mir zu, dass ist alles nicht so einfach. Es gibt Dinge, die ich dir nicht sagen kann, noch nicht. Eines Tages werde ich dir erzählen, warum du hier bleiben musst und vielleicht wirst du es ja verstehen. Aber wenn ich dich jetzt gehen lasse, dann schwebst du in großer Lebensgefahr und nur hier bist du einige Zeit lang sicher. Bitte vertrau mir. Ich würde dich nicht grundlos hier festhalten.'
'Aber was ist mit meiner Familie, die werden sich sorgen um mich machen.'
'Sie werden denken, dass du tot bist. Heute wurde die Leiche des Mannes gefunden, der versuchte dich zu vergewaltigen. Neben der Leiche wurden Fetzen deiner Kleidung gefunden. Die Polizei geht davon aus, dass er dich umgebracht hat und sucht den ganzen Park nach deiner Leiche ab.'
'Aber....'
'Es tut mir leid, aber anders ging es nicht. Wenn alle glauben, du seist tot, dann ist es am Besten so. Vergiss nicht, du schwebst in großer Gefahr. Man wollte dich umbringen.'
'Ja, aber der Mann ist doch jetzt tot.'
'Es gibt andere, die nach dir suchen werden. Weitaus brutalere Männer, die dich quälen und foltern werden, weil sie denken, dass du bescheid weißt.'
'Worüber soll ich denn bescheid wissen? Was wollen diese Männer denn von mir? Jeff, sag mir doch bitte etwas!'
'Es geht nicht, Bella, bitte akzeptier das einstweilen.'
'Ab...'
'Nein, still jetzt. Komm, gehen wir zurück ins Haus. Du musst dich ausruhen. Ich glaube, dass war heute etwas zu viel für dich. Wir reden morgen Abend weiter. Jetzt musst du erst einmal etwas schlafen.'
Er brachte sie bis zu ihrer Zimmertür. Ließ sie rein und wünschte ihr noch eine Gute Nacht, dann schloss er hinter ihr ab und sie war wieder alleine.
Weinend schmiss sich Bella aufs Bett und wünschte sie könnte begreifen, warum sie nicht zurück zu ihrer Familie dürfe. ‚Du schwebst in großer Gefahr' hatte er gesagt, aber was hatte er damit gemeint? Warum wollte man sie denn umbringen? Sie hatte doch niemandem etwas getan! Lange überlegte sie so und irgendwann war sie so erschöpft, dass ihr einfach die Augen zufielen und sie endlich einschlief.
Bella erwachte erst wieder, als ihr die Sonnenstrahlen in die Augen stachen. Widerwillig öffnete sie die Augen und sah sich um. Sie befand sich immer noch im selben Zimmer, in dem sie gestern Abend eingeschlafen war. Neben ihr, auf dem kleinen Tischchen stand schon ein Tablett mit Kaffee und Brötchen und allerlei anderen Leckereien. Die schweren Vorhänge waren beiseite geschoben und auch die Fenster waren geöffnet, so dass ein Schwall warmer frischer Luft ins Zimmer hineinströmte.
Nachdem sie ausgiebig gefrühstückt hatte, machte sie sich auf die Suche nach einem Badezimmer. Zu ihrer Verwunderung war die Tür diesmal nicht abgeschlossen und so konnte sie ungehindert hinaus treten und sich in aller Ruhe nach einem Bad umsehen. Einige Türen weiter wurde sie dann auch fündig und duschte erst mal. Später am Morgen fasste sie dann den Entschluss in diesem monströsen Gebäude auf Erkundungstour zu gehen und so vielleicht etwas mehr über den Eigentümer zu erfahren. Doch je weiter sie ging, an desto mehr verschlossene Türen kam sie und bald hatte sie sich schon wieder hoffnungslos verirrt. Aber diesmal würde sie nicht so schnell aufgeben. Sie würde schon wieder einen Weg aus diesem Labyrinth hinausfinden. Und als sie so die Gänge entlang lief, bemerkte sie zum ersten Mal, seit ihrer Ankunft, dass an den Wänden keine Bilder hingen, keine Landschaften oder sonstige Kunstwerke, die man in einem solchen Haus doch immer erwartete, nicht einmal Familienporträts. Seltsam, wirklich seltsam kam ihr das vor und wenn sie ehrlich war, so verspürte sie auch ein wenig Angst. Trotzdem ging sie munter weiter drauf los immer in der guten Hoffnung, doch noch einen Weg zurück zu ihrem Zimmer zu finden. Bis sie schließlich an eine Treppe kam. Zuerst wollte sie nach oben gehen, merkte aber relativ schnell, dass ihr dort ein Tür den Weg versperrte, also ging sie schlussendlich treppab. Wie lange sie hinunter ging, konnte sie am Ende selbst nicht mehr sagen, aber plötzlich mündeten die Stufen in einen schier endlos wirkenden Tunnel. Nein, hier würde sie bestimmt nicht zu ihrem Zimmer zurück kommen. Aber umkehren wollte sie auch nicht mehr, also ging sie einfach weiter.In diesen dunklen Tunneln, hatte sie jegliches Zeitgefühl verlassen und so hatte sie keine Ahnung, wie lange sie gegangen war, als sie schließlich vor einer Tür stand. Mutlos wollte sie sich schon wieder abwenden, als sie merkte, dass die Tür offen stand. Neugierig geworden durch den seichten Lichtschimmer, der unter der Tür hindurch schien, öffnete sie diese einfach und trat ein, unversehens befand sie sich in einem alten Raum mit einem Himmelbett an der Wand und eine Art Altar in der Mitte des Raumes. ‚Wo bin ich hier nur?' fragte Bella sich ängstlich. Vorsichtig schritt sie auf den Altar zu und staunte nicht schlecht als sie da oben ein großes Bild stehen sah. Ein Bild von einer wunderschönen jungen Frau. Eine Frau, mit aristokratischen Gesichtszügen, dunklen Augen und Haaren und sinnlichen, vollen Lippen. Die Unbekannte trug ein langes altmodisch wirkendes Kleid und hatte die Haare zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt. Ein Schleier umschmeichelte ihre Schultern und eine bestimmt sündhaft teure Diamantkette schmückte ihren langen, schwanengleichen Hals. Die Frau war Bella gänzlich unbekannt, aber irgendwie doch auch so vertraut, als kenne sie sie schon ihr Leben lang. Und als sie in den Spiegel blickte, der an der hintere Wand lag, da wusste sie auf einmal, warum ihr die Frau so bekannt vorkam, weil sie genau so aussah, wie sie.Konnte das ein Zufall sein? Waren sie und die seltsame Frau etwa Zwillingsschwestern oder war sie ihr so vertraut, weil sie selbst die Frau auf dem Bild war? Sie wusste es nicht. Aber sie wusste plötzlich, warum Jeff sie gestern Abend so voll Schmerz und Trauer angesehen hatte. Unter dem Bild stand eine Vase voller weißer Lilien und auf dem Sockel stand: 'Für meine geliebte Frau, Carlotta. In ewiger, tiefer Verbundenheit.'
‚Oh mein Gott' durchfuhr es sie plötzlich, ‚die Frau auf dem Bild war seine verstorbene Frau gewesen. Und er hat mich so seltsam angesehen, weil ich ihr so zum Verwechseln ähnlich sehe!'
Jetzt war ihr alles klar. Diese Männer, von denen Jeff gestern Abend gesprochen hatte, sie mussten sie für diese Carlotta halten und diese musste sicherlich ein ganz schreckliches Geheimnis gekannt haben und jetzt suchten sie nach ihr, wie sie dachten, sie wisse auch um dieses Geheimnis bescheid.
‚Oh mein Gott, dann bin ich ja in noch größerer Gefahr, als ich dachte. Was mache ich jetzt nur? Oh Hilfe, ich muss hier unbedingt weg!'
'Was machst du hier?!' hörte sie plötzlich eine barsche Stimme hinter sich fragen.
'Wie bist du hier herunter gekommen? Was fällt dir ein, in meiner Privatsphäre herumzuschnüffeln?'
Oh je, er sah wütend aus und Bella hatte ihn gar nicht kommen hören. War er etwa schon hier gewesen, als sie den Raum betrat? Aber nein, er war doch gar nicht mehr im Haus gewesen, als sie aufgewacht war. War sie vielleicht länger unterwegs gewesen, als sie dachte?
'Ich... ich... wollte mich nur etwas umsehen- und dann habe ich mich wieder verlaufen und kam an diese Treppe... naja und dann kam ich hier runter und sah Licht unter der Tür und da war ich neugierig und-.... und wollte wissen, was sich hinter dieser Tür befindet. Ich hatte ja keine Ahnung, dass... Also, wenn ich gewusst hätte, dass ... Ich wäre nicht herunter gekommen. Es tut mir leid. Ich wollte nicht herum schnüffeln. Mir war nur so entsetzlich langweilig gewesen und.... naja...' schließlich brach sie ab, als sie merkte, dass er ihr gar nicht wirklich zuhörte. Er war einfach an ihr vorbei zu dem Bild gegangen und kniete davor nieder. Schließlich riss sie sich aus ihrer Trance heraus und ging zurück zur Tür.
'Warte' rief er ihr nach, doch sie hörte nicht, sie war einfach losgerannt. Bella wollte nur noch raus hier und zwar so schnell. Wie nur irgendmöglich war.
In ihrer Panik rannte sie die falschen Wege entlang und stand irgendwann vor einem unterirdischen Bachlauf, ab dem sie nicht weiterkam. Schluchzend sank sie nieder auf die Knie und weinte sich die Seele aus dem Leib.

Sie war einfach so weggerannt, hatte nicht auf ihn gehört und war blindlings in die Dunkelheit davon gehastet. ‚Verdammt' schalt er sich. ‚Ich hätte sie nicht so anschreien dürfen, sie hat bestimmt Angst gekriegt.'
Hastig rannte er ihr nach, bald würde sie an den Bach kommen und von dort ging es nicht weiter, da würde er sie dann finden. Und tatsächlich, wenige Minuten später sah er sie vor sich am Bachlauf knien und herzzerreißend schluchzen.
Leise trat er hinter sie und legte sanft seine Arme um ihren zitternden Körper.
'Shht, alles ist gut, Bella. Hab keine Angst. Ich wollte dich nicht so anschreien, das tut mir leid. Komm, beruhige dich wieder, ich trag dich hier raus.' Flüsterte er ihr liebevoll ins Ohr und hob sie hoch.
Die zitternde und weinende Bella auf seinen Armen, ging er letztendlich durch die Tunnel und Gänge zurück und stand schon bald vor ihrer Zimmertür.
Dort angekommen legte er sie auf dem Bett ab und deckte sie zu.
'Shht, es wird alles wieder gut. Jetzt schlaf erstmal ein bisschen. Danach wird die Welt schon wieder viel besser aussehen.'
Mit diesen Worten verabschiedete er sich von ihr und zog die Tür hinter sich zu.
‚So ein Mist aber auch, was hatte er sich nur dabei gedacht, sie allein in diesem riesigen Haus zu lassen? Hätte er doch bloß wieder ihre Tür abgeschlossen, aber nein, er musste sie ja unbedingt offen lassen. Falls sie in den Garten rausgehen möchte, hatte er sich gedacht. Garten, pff, stattdessen hatte sie sich wieder verlaufen und war prompt da gelandet, wo sie gar nicht hatte hingelangen sollen. Vor dem Bild seiner verstorbenen Frau. Die ihr auch noch zum Verwechseln ähnlich sah.'
Wenn er nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, wie sich die Kugel in ihr Herz gebohrt hatte, so hätte auch er selbst glauben können, sie stehe in Bellas Gestalt wieder vor ihm. Aber das war ja unmöglich. Sie war tot. Ihre Leiche lag dort unten in dem Zimmer in dem schönen Steinsarg. Sie konnte also gar nicht mehr am Leben sein und schon gar nicht durch dieses Haus laufen. Was hatte er doch für eine blühende Fantasie!
Unterdessen lag Bella nach wie vor zitternd auf ihrem Bett und weinte und weinte. Es wäre nicht verwunderlich gewesen, wenn bald das ganze Zimmer unter Wasser gestanden hätte.Irgendwann, sie wusste selbst nicht wann und auch nicht wie lange sie denn nun geweint hatte, versiegten die Tränen endlich und sie konnte wieder einiger Maßen klar denken. So nüchtern und bei Tageslicht betracht, erschien ihr seine Reaktion nur angemessen. Was hatte sie auch nur gleich drauf los heulen müssen! Aber unheimlich war es schon, wie ähnlich ihr diese Frau doch gesehen hatte und wenn sie wirklich seine Frau war, nun, er musste sie wohl sehr geliebt haben, ansonsten hätte er diesen Raum dort unten nicht so eingerichtet, jedenfalls musste es wohl ein Schock für ihn gewesen sein, in ihr plötzlich das Ebenbild seiner Geliebten vor sich zu haben.
Sie fragte sich, wie sie wohl in einer solchen Situation reagiert hätte, vermutlich ähnlich, aber da es keinen Mann, außer ihrem Hund, in ihrem Leben gab, erübrigte die Frage sich eigentlich. Moment mal- der Hund!!! Was passierte eigentlich jetzt nach ihrem ‚Tod' mit Arko? Wie sehr sie ihren geliebten Arko doch vermisste! Sie hatte es nie geschafft, zu einem Menschen eine solche enge Bindung aufbauen zu können zu einem Mann schon gleich gar nicht. Vor allem wegen ihrer Vergewaltigung damals. Bei der Erinnerung daran lief ihr wieder ein eisiger Schauer über den Rücken. ‚Bloß nicht daran denken, Bella, bloß nicht daran denken! Ganz ruhig, und fang um Gottes Willen nicht wieder an zu heulen!' sprach sie sich Mut zu.
Hm, wie spät es jetzt wohl sein mochte? Bestimmt schon weit nach Mittag. Ruhelos, wie sie nun war entschied sie sich dafür erst einmal die Gardienen zu öffnen und erschrak, als draußen alles dunkel war. War es denn wirklich schon so spät?! Oh du meine Güte, wie lange hatte sie nur auf diesem Bett gelegen und geweint? Es müssen Stunden vergangen sein!Was sollte sie nur machen, ob es schon Zeit zum Abendessen war? Aber irgendetwas musste sie essen, denn ihr Magen meldete sich just in diesem Augenblick schmerzhaft zu Wort. Also würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als die Tür zu öffnen und nach der Küche zu suchen. Hoffentlich würde sie sich nicht wieder verlaufen. Aber zweimal an einem Tag? Das müsste ja dann Hexerei sein, und an so etwas glaubte Bella nicht.
Frohgemut ging sie also auf die Tür zu und zu ihrem eigenen Erstaunen ließ diese sich sogar öffnen. Also dann, auf geht's!
‚Muss ich jetzt nach links oder nach rechts?' fragte sich Bella schon wenige Minuten später, als sie an eine Weggabelung kam, die ihr gänzlich unbekannt war. ‚Verdammt, ich habe mich doch hoffentlich nicht schon wieder verlaufen, oder doch?!'
Wütend über sich selbst und ihren miserablen Orientierungssinn schluchzte sie laut auf und war drauf und dran schon wieder gegen die Wand zu treten, als sie plötzlich eine Stimme hinter sich vernahm: 'Na, du willst doch wohl nicht schon wieder die Wand treten, oder etwa doch? Glaub mir, die Wand wird nicht nachgeben, aber den Fuß dürfte danach sehr weh tun.'Wie vom Blitz getroffen fuhr Bella herum und sah sich diesem absolut gutaussehenden Mann gegenüber, als der sich ihr ‚Entführer' gestern Abend entpuppt hatte. 'Äh, nein, eigentlich- ja.'
'Ja was denn nun genau?'
'Naja, ja, ich wollte schon wieder gegen die Wand treten, weil ich mich heute schon zum zweiten Mal in diesem Schloss verlaufen habe.'
'So, wo wolltest du denn hin?'
'Zur Küche, ich habe Hunger.'
'Aber du stehst doch schon davor!'
'Davor...?'
'Ja, davor.' sagte er schmunzelnd.
'Oh, das wusste ich ja nicht.'
'Woher auch, du kennst dich hier ja nicht aus. Aber eigentlich brauchst du gar nicht in die Küche, es sei denn, dass Essen auf dem Tisch sagt dir nicht zu, dann kannst du in der Küche gerne nach Ersatz suchen. Aber eigentlich wollte ich dich auch um Verzeihung bitten, dass ich dich heute Vormittag so erschreckt habe, das wollte ich gar nicht, ich war nur so.... egal. Ich habe jedenfalls eine kleine Überraschung für dich. Und wenn wir uns nicht beeilen, so kann es gut möglich sein, dass ebendiese unser Abendessen plündert und wir uns doch noch selbst hinter den Herd stellen müssen.'
'Habe ich da richtig gehört? Nach all dem, was ich heute falsch gemacht habe, wollst du mir auch noch etwas schenken?'
'Nana, du hast doch nichts falsch gemacht. Du kannst ja nichts dafür, dass du dich hier nicht auskennst und ich hätte ja auch die Tür untern abschließen können. Außerdem schenke ich dir nichts, ich sagte nur, dass ich eine Überraschung für dich habe. Als, kommst du nun mit?''Ja, ich komme.'
Gemeinsam gingen sie also schweigend weiter bis zum Kaminzimmer und als Jeff die Tür öffnete erwartete sie ein wahres Chaos. Das Essen im ganzen Zimmer verstreut, die Gläser umgekippt, die Teller am Boden zerschellt und mitten auf dem Tisch saß- Arko!
Als er sie sah kam er mit einem freudigen Bellen auf sie zugerannt und Bella, noch ganz perplex, schloss ich glücklich in die Arme.
'Arko! Aber, woher wusstest du..?'
'Ich war heute bei deiner Wohnung, um deine Sachen zu holen, ich dachte, dass du sie vielleicht gerne bei dir hättest und als ich die Tür aufschloss, da hüpfte mir das kleine Kerlchen hier entgegen und da hab ich mir gedacht, ich könnte dir vielleicht eine Freude damit bereiten und vielleicht auch als Wiedergutmachung für heute Morgen.'
'Oh danke, vielen, vielen Dank!' freudestrahlend sprang sie auf und viel ihm um den Hals. Ganz verblüfft ob dieser plötzlichen Gefühlsregung nahm er sie in den Arm und sie ließ es geschehen. Komisch, obwohl er sie entführt hatte und praktisch gegen ihren Willen gefangen hielt, fühlte sie sich wohl und sicher bei ihm. Wie seltsam! Sie ließ auch zu, dass er sich zu ihr hinab beugte und sie ganz sanft küsste. Und wie er sie küsste! Einen solchen Kuss hatte sie noch nie bekommen. Federleicht und so verdammt liebevoll. Eigentlich wollte sie sich ihm wieder entziehen, aber sie schaffte es einfach nicht, zu schön war dieser Augenblick. Viel zu schön, als dass sie ihn hätte zerstören wollen.
Doch als er begann ihren Hals zu küssen und mit seiner Zunge in ihr Dekolleté glitt, da spürte sie Panik in sich aufkommen. Tränen liefen ihr über die Wangen und sie schluchzte: 'Nein, bitte nicht. Bitte lass das, ich kann as nicht!'
Verstört blickte er sie an, wieso weinte sie jetzt? Er hatte noch nie eine Frau erlebt, die weinte, als er sie küsste, was vielleicht auch daran lag, dass er von Carlotta mal abgesehen noch nicht allzu viele Frauen geküsst hatte, aber trotzdem...
Da war dieser Ausdruck in ihren Augen, der ihm sagte, dass sie wirklich Angst davor hatte. ‚Wie das wohl kommen mochte?' fragte er sich.
'Was hast du? Hast du Angst vor mir?' er blickte sie so sanft an, dass sie ihm einfach antworten musste.
'Nein, ich habe keine Angst vor dir. Das ist komisch, du hast einen Menschen umgebracht, aber ich habe keine Angst vor dir, überhaupt nicht. Das verwirrt mich, aber das ist es nicht. Ich habe einfach Angst davor, mich von Männern berühren zu lassen... - ich...'
'Möchtest du darüber reden, oder wäre es besser, wenn ich nicht frage?' in seinem Blick lag so viel Wärme, dass sie es ihm einfach sagen musste.
'Ich, nun ja, ich..' fing Bella stockend an, 'ich wurde als junges Mädchen vergewaltigt....
Seitdem habe ich Angst davor, mit Männern intim zu werden...' Ängstlich schaute sie ihn an. ‚Was er jetzt wohl von mir denken mag?'
Jeff schluckte hart, als er das hörte. ‚Das war es also, deswegen hatte sie sich auch so erbittert gegen diesen Mann im Wald gewehrt. Das muss wohl schreckliche Erinnerungen bei ihr geweckt haben.'
Langsam ging er auf sie zu und nahm sie ganz zart in die Arme, 'Das tut mir so leid, ich hatte ja keine Ahnung. Wenn ich das gewusst hätte... Es tut mir leid, dass ich dich so überfallen habe.'
'... du konntest es ja nicht wissen, woher auch, ich habe ja nie jemandem davon erzählt, nur meine Schwester wusste bescheid.'
Was war nur los? Wieso nahm er sie in den Arm und hielt sie fest? Das hatte bisher noch kein Mann gemacht. Er war so anders als all die anderen Männer, die sich in ihrem Leben schon kennengelernt hatte. Wie konnte ein Mann nur so verständnisvoll sein? Unglaublich.Und als er sie so sanft im Arm hielt, da fingen auf einmal wieder die Tränen an zu laufen, all die Tränen, die sie im Laufe der Jahre unterdrückt hatte, nun ließ sie ihnen freien Lauf und weinte sich den ganzen Kummer und die ganze Verzweiflung über jene schlimme Nacht im November vor 8 Jahren von der Seele. Und wie gut es doch tat!

Nach und nach versiegten die Tränen und sie konnte wieder halbwegs durch die Augen sehen.'Oh mein Gott, dein Jackett ist ja völlig durchnässt! Das tut mir leid.'
'Aber da macht doch nichts' erwiderte er leise und strich ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. 'Fühlst du dich jetzt etwas besser? Ja? Na komm, dann lass und jetzt vielleicht eine Kleinigkeit essen.'
Etwas verkrampft, weil sie sich für das eben vorgefallene schämte setzte sie sich zu ihm an den Tisch.
'Mal sehen was dein kleiner Nimmersatt uns hier noch übrig gelassen hat. Ah, da haben wir ja noch ein paar Kartoffeln und hier sehe ich das Gemüse, das scheint ihm wohl nicht zu schmecken?' Mit ein paar kleinen Scherzen versuchte er die Atmosphäre etwas aufzulockern, was ihm auch gelang. Nicht lange und schon lächelte sie wieder und auch essen konnte sie ein wenig. Viel hatte Arko ihnen nicht übrig gelassen, aber Beagle sind nun mal verfressen bis zum geht-nicht-mehr.
Nach dem Essen war sie wieder ganz entspannt und so räumten sie in gelassener Stimmung den Tisch ab und beseitigten die Reste von Arkos Fressorgie.
'Dafür wirst du aber morgen auf Hansschmalkost gesetzt!' wandte sie sich an ihren Hund, der sie darauf nur so treu- doof anblickte, dass sie ihm einfach nicht mehr böse sein konnte.'Wollen wir uns noch ein bisschen vor den Kamin setzen, bevor wir schlafen gehen?' fragte sie Jeff. Dieser nickte zustimmend und so nahmen sie auf der gemütlichen Chaise Platz, tranken Wein und starrten ins Feuer.
'Möchtest du mir von damals erzählen, als es passierte?' vernahm sie plötzlich seine sanfte Stimme an ihrem Ohr. Verwirrt sah sie ihn an, was hatte er gerade gefragt? Interessierte er sich wirklich dafür?
'Ähm, nun gut, ja, ich denke reden hilft mir vielleicht'
'Also' holte sie tief Luft und begann zu erzählen.







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