The night of the Black Devil Teil 6

Autor: Kati
veröffentlicht am: 08.01.2007




'Um was geht es?'
'Wie viele Aufträge bekommt der denn? Ist ja nicht normal!' Hungrig biss Sophia in ihr Brötchen und betrachtete Jake´s Gesicht, um sein Empfinden daraus lesen zu können. Genervt runzelte der die Stirn und kratzte sich am Kopf.
'Und deswegen müssten Sie nach Paris fliegen, noch heute! Am Ticketschalter Nummer fünf habe ich ein Ticket für Sie hinterlegen lassen.'
'Eins reicht nicht. Ich pflege zu zweit zu reisen.'
'Gut, dann buche ich Ihnen noch eines! Aber bitte, beeilen Sie sich! Es ist von höchster Dringlichkeit!'
Sophia blickte sich um. Die Kellnerin, die sie bediente war eine arrogante, blöde Kuh. Schon allein, wie sie auf ihrem Kaugummi herum kaute, war ihr zuwider. Schließlich wandte sie ihren Blick wieder zu Jake.
'Normalerweise arbeite ich nur mit Vorkasse!'
'Ich kann Ihnen dort auch das Geld hinterlegen.'
'Ich reise doch nicht mit sechzig tausend Glocken durch die Kante!'
'Gut, dann überweise ich es Ihnen.'
'Haben Sie etwas zum Schreiben?'
'Ja!'
'Gut, dann schreiben Sie mal. 800 530 .. Auf dieses Konto überweisen Sie den Betrag. Ich werde alles erledigen. Ach und... Wenn ich bis morgen keinen Geldeingang feststellen kann...'
'Das wird nicht passieren!'
'Gut. Das war´s?'
'Brauchen Sie nicht noch ein paar Informationen? Sicher würde es zu lange dauern, bis Sie sich alles selber besorgt haben.'
'Gut, wo kann ich Sie treffen?'
'Treffen?' Sophia blickte ihn an. Wohin wollte er denn nun? Erst in die Berge, dann doch woanders hin. Sie war vollkommen durcheinander.
'Gut, dann sehen wir uns.'
'Ja. Vielen Dank!'
'Guten Tag.'
Er steckte das Handy wieder in seine Manteltasche und schnitt das nächste Brötchen auf.'Also, was ich sagen wollte...'
'Wer war das?'
'Neugierig bist du gar nicht, was?'
Sophia zuckte mit den Schultern und trank ihren Orangensaft aus. Irgendwie war es schon toll. Es war alles so neu und aufregend. Sie wurden von der Polizei gejagt und er hat sie gerettet. Und jetzt saßen sie in einem noblen Café und frühstückten gemütlich. Er hob die Hand und ließ ihr noch einen Saft bringen.
Verträumt blickte sie ihr leeres Glas an. Was Luise wohl dazu sagen würde?
'Luise!' entfuhr es ihr plötzlich.
'Was ist mit ihr?'
'Na, ich muss Sie doch mal anrufen! Sie macht sich bestimmt Sorgen!'
Schnell kramte sie ihr Handy aus dem Rucksack und blickte es an.
'Ausgeschaltet? Wieso das denn?'
Doch noch bevor sie es einschalten konnte, riss er es ihr aus der Hand.
'Was soll denn das? Geben Sie das wieder her!!!'
'Erstens schreist du mal nicht so rum, die Leute gucken schon und zweitens wirst du von meinem Handy aus anrufen.'
'Aber warum?!'
'Weil ich keine Lust habe, wieder von der grün-weißen Scheiße verfolgt zu werden, alles klar?!'
Mit einem scharfen Blick schaute er sie an. Sie schien noch immer nicht zu verstehen.
'Schon mal was von Handyortung gehört?'
'Oh....'
Nun dämmerte es ihr. Und deswegen hatte er es sicherlich auch ausgeschaltet.
'Weißt du die Nummer auswendig?'
'Logisch.'
Er reichte ihr sein Handy und sie wählte die Nummer. Kurz darauf klingelte es.
'Hallo?'
'Luise? Ich bin es!'
'Sophia! Gott! Wo bist du?!'
'Beruhig dich.'
'Wie geht es dir?'
'Mir geht es gut. Und dir?'
'Wo bist du?'
'Ich weiß nicht, habe das Schild der Stadt nicht sehen können.'
Sanft lächelte Jake sie an.
'Bist du allein?'
'Nein.'
'Wer ist denn bei dir?'
'Black Devil...'
Jake bekam große Augen und blickte Sophia an. Hatte sie ihrer Freundin eben gesagt, dass sie mit ihm unterwegs war?
Er riss ihr das Telefon aus der Hand und legte auf.
'Hey! Ich war doch noch gar nicht fertig!'
'Sag mal, wie naiv bist du eigentlich?! Du kannst ihr doch nicht sagen, dass du bei mir bist! Jeder, der mich mit dir zusammen gesehen hat, weiß doch jetzt, wer ich bin!'
Verschreckt blickte sie ihn an. Sie wusste nicht warum, doch plötzlich tat es ihr so Leid, dass sie Luise angerufen hatte. Warum musste sie es ihr auch unbedingt erzählen?
'Geben Sie her!'
Sie riss ihm das Telefon wieder aus der Hand und rief Luise nochmals an.
'Hallo?'
'Luise?'
'Sophia! Warum legst du einfach auf?!'
'Luise, hör zu. Du darfst das niemandem erzählen ist das klar? Bitte!'
'Bist du verrückt? Komm lieber wieder nach Hause! Oder hat er dich gekidnappt?!'
'Was? Nein... Ja schon, aber irgendwie auch nicht! Luise bitte verrate es niemandem!'
Jake schüttelte nur den Kopf, als Sophia wieder auflegte.
'Dir ist klar, was das jetzt heißt?'
'Was denn?'
'Deine Freundin muss verschwinden.'
'Verschwinden?'
Er machte eine unmissverständliche Handbewegung.
'Sie wollen sie umbringen?!' flüsterte sie ihm gepresst entgegen.
'Ich habe ja keine Wahl.'
'Bitte nicht! Jake! Sie wird es nicht verraten, das hat sie mir versprochen!'
'Darauf kann ich mich nicht verlassen.'
'Aber...'
'Iss jetzt auf.'
'Fahren wir jetzt wieder zurück?'
'Nein, Grace wird sich darum kümmern.'
'Jake bitte!'
Sie fasste ihn an der Hand und blickte ihn verzweifelt an.
'Bitte tun Sie ihr nichts! Bitte!'
Er zog seine Augenbrauen zusammen und blickte sie an. Schon allein die Tatsache, dass sie ihn dazu brachte, zu überlegen, ob er diese Luise doch nicht beseitigen sollte, brachte ihn in Rage. Diese Sophia schien ihn regelrecht zu verweichlichen. Wie sie so da saß, mit einem Brötchenkrümel im Mundwinkel, den zerzausten Haaren, und diesem Hundeblick.
'Ich werde darüber nachdenken.'
'Wirklich?'
'Ja. Und jetzt iss schnell auf. Wir müssen weiter.'
'Was habe ich da gerade gesagt?! Ich werde es mir überlegen?! Bin ich noch ganz bei Trost?!'Er blickte sie an, wie sie den letzten Rest Kaffee trank. Sie schien noch gar nicht verstanden zu haben, was ihre Neugier ihr eingebrockt hatte.
'Na? Fertig?'
'Ja... Ich bin satt. Danke.'
'Schon gut... Dann gehe ich jetzt bezahlen und du ziehst deine Jacke derweil an ok?'
'Ist gut.'
Er stand auf, nahm sein Portemonnaie und schritt zum Tresen. Doch anstatt sich an zu ziehen, wühlte Sophia in seinem Mantel herum. Schließlich entdeckte sie sein Handy, packte es und flitzte die Treppen zu den Damentoiletten hinauf. Nachdem sie sich in einer Kabine eingeschlossen hatte, wählte sie nochmals Luise´s Nummer.
'Hallo?'
'Luise? Ich bin es noch mal.'
'Sophia! Was in Aller Welt ist denn bitte los? Beendest du das Gespräch gleich wieder?''Nein! Hör mir jetzt gut zu. Black Devil will dich umbringen, weil du jetzt weißt, dass ich bei ihm bin! Du musst verschwinden!'
'Was ist?!'
'Ja! Pack deine Sachen und tauch irgendwo unter.'
'Willst du mich verscheißern?!'
'Nein! Das ist mein Ernst, ich...'
'Sophia?'
'Oh nein, Jake...'
Sie drückte sich das Handy ans Ohr und lauschte. Auch Luise war plötzlich ganz still, als sie die männliche Stimme gehört hatte. Plötzlich begann sie zu flüstern.
'Ist das Black Devil?'
Doch Sophia antwortete nicht.
'Wo bist du? Komm schon her. Ich weiß, dass du hier bist.'
'I-ich sitze gerade auf dem Klo. Ich kann jetzt nicht.'
'Ach wirklich?'
Jake schritt zu der Tür, aus der er Sophias Stimme gehört hatte. Plötzlich ein Knall. Er war von außen an der Tür hoch geklettert und blickte in ihre Kabine.
'Wahhh!'
'Musst du dafür nicht erst mal die Hosen ausziehen? Und wofür brauchst du mein Handy?''I-ich...'
Mit einem Satz war er über die Tür geklettert und stand nun vor Sophia, die im Schneidersitz auf dem Klodeckel saß.
'Mit wem telefonierst du denn?'
Er riss ihr das Handy aus der Hand und blickte sie böse an. Plötzlich war am anderen Ende eine Stimme zu hören.
'Black Devil? Sind Sie das?'
'Mit wem habe ich die Ehre?'
'Hier ist Luise. Ich bin die beste Freundin von Sophia.'
'Luise! Wie schön, dass ich dich auch mal kennen lerne.'
Wild fuchtelte Sophia herum, um ihm das Handy wieder ab zu nehmen, doch er ließ sich davon nicht beeindrucken.
'Hören Sie! Wenn sie ihr auch nur ein Härchen krümmen, dann bin ich die erste, die bei der Polizei eine Aussage macht! Ist das klar?!'
'Du naive Schnepfe willst mir drohen? An deiner Stelle wäre ich ganz vorsichtig! Ich bin immer und überall! Vielleicht beobachte ich dich gerade und muss nur noch abdrücken?''Nein! Sie Monster! Lassen Sie Luise in Ruhe!'
Sophia sprang vom Klodeckel auf und packte ihn am als. Vor Schreck ließ er das Handy fallen und Luise hörte nur ein lautes, klirrendes Geräusch.
'Ich bringe Sie um, wenn Sie ihr etwas antun!'
'Jetzt komm mal wieder runter! Sie war frech zu mir...'
Mit aller Kraft riss sie ihre Hand aus seiner und kratze ihn quer über den Hals.'Du kleine Ratte!'
Mit einem Schlag flog sie in die Ecke und sank am Boden zusammen. Tränen rannen ihr über das Gesicht und ihr Herz raste. Und wieder quäkte eine Stimme aus dem Telefon.
'Was haben Sie mit ihr gemacht?!'
Er hob das Handy wieder auf und blickte zu Sophia.
'Ihr blöden, kleinen Gören geht mir langsam auf den Sack!'
'Dann bringen Sie sie gefälligst wieder zurück!'
'Das hast du nicht zu bestimmen! So lange ich hier noch ein Wörtchen mit zu reden habe, bestimme ich, wie es weiter geht. Und ich rate dir, wenn du deine Sophia wieder sehen willst, dann halt bloß deine Klappe! Sollte ich feststellen, dass du irgendetwas verraten hast, siehst du sie nie wieder!'
Mit diesem Satz beendete er das Gespräch und ließ das Handy in seine Hosentasche gleiten. Wieder blickte er zu Sophia herunter. Die wischte sich gerade mit einem Stück
Toilettenpapier das Blut von der Nase. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er hockte sich zu ihr.
'Du bist selber Schuld. Hast du wirklich geglaubt, dass du gegen mich eine Chance hast?'Kurz schaute sie zu ihm auf und strafte ihn mit einem verletzten Blick. Tränen standen ihr in den Augen und hastig wandte sie sich wieder von ihm ab. Plötzlich reichte er ihr die Hand.'Komm her. Steh jetzt auf, wir gehen.'
Doch sie dachte nicht daran, seine Hilfe an zu nehmen. Am Klobecken zog sie sich wieder hoch und tupfte noch etwas an ihrer Nase herum.
'Zeig mal her. Tut es doll weh?'
Er griff nach ihrer Hand und blickte sie an, doch sie drehte wieder den Kopf weg, schob ihn bei Seite und öffnete die Tür. Nachdem sie noch einen Blick in den Spiegel geworfen hatte, stieg sie die Treppen ins Café hinunter und setzte sich wieder an ihren Platz. Etwas argwöhnisch folgte er ihr und nahm auch wieder Platz.
'Möchtest du noch etwas trinken?'
Leicht schüttelte sie den Kopf.
'Dann gehen wir jetzt. Zieh dich an.'
Sie zog sich an und beide verließen das Café. Er führte sie durch die Stadt, vorbei an unzähligen Geschäften und Restaurants, doch Sophia schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit. In dem Moment, als er ihr die Hand ins Gesicht schlug, hatte sie für einen Bruchteil einer Sekunde Eric vor sich stehen gesehen. Auch er hatte sie immer geschlagen und diese Situation erinnerte sie wieder an alles. Alles kam wieder hoch. Schnell wischte sie die aufkommenden Tränen weg und atmete tief ein. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, als sie sich vor der Polizei versteckte? Sie hätte im Wagen bleiben und sich von den Beamten entdecken lassen sollen. Dann wäre sie jetzt schon lange wieder zu Hause. Aber nein, sie musste ihm ja unbedingt helfen und aus dem Auto schleichen. Plötzlich packte er sie an der Jacke und blieb stehen.
'Was ist denn los? Schmollst du jetzt?'
Er blickte sie an. Seine meerblauen Augen blickten ihr ins Gesicht, doch ihre Augen glitten über den Asphalt. Den Schnee hatte man an die Seite geschoben. Überall lag das Streugut und alles wirkte so schmutzig.
'Also redest du jetzt nicht mehr mit mir? Naja, auch gut. Dann lässt du es eben.'
Er nahm ihre Hand und zerrte sie hinter sich her. Nach einem ewig andauernden Fußmarsch erreichten sie einen Stadtteil, der dem, aus dem sie gekommen waren, in keinster Weise ähnelte. Die Häuser waren herunter gekommen, die Straßen verschmutzt und an allen möglichen Ecken standen Jugendliche, die mit Drogen zu dealen schienen. Sophia blickte sich nervös um. Irgendwie wurden sie von allen angestarrt. Eine wahnsinnige Unruhe machte sich in ihr breit und schließlich stoppten sie vor einem Nachtclub, der um diese Uhrzeit natürlich geschlossen war. Jake führte sie zu einem Hintereingang und klopfte an. Plötzlich wurde eine Luke geöffnet und zwei Augen blickten sie an.
'Ja?'
'Ich habe einen Termin bei Mister Dallan.'
'Ihr Name?'
'Ich komme im Auftrag von Black Devil.'
Mit einem lauten Knall wurde die Luke wieder geschlossen und die Tür geöffnet. Der Mann ließ sie rein und blickte Sophia an.
'Und wer ist die?'
'Halt deine Fresse. Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß.' fauchte Jake ihn an. Er war mindestens so breit, wie er hoch war. Leise murmelte er etwas in seinen Bart und führte sie schließlich durch lange, düstere Flure in eine Art Büro. Dort angekommen, nahmen sie Platz und der Mann stellte sich an die Tür.
'Was machen wir hier?'
'Ach, redest du jetzt doch wieder mit mir?'
Sophia blies die Backen auf und verschränkte die Arme. Plötzlich öffnete sich eine andere Tür und ein junger Mann trat ein. Er blickte etwas irritiert und richtete seine Krawatte neu. Schließlich nahm er Platz und blätterte in seinen Unterlagen.
'Sie sind also im Auftrag von Black Devil hier?'
'Allerdings.'
'Und wer ist die Kleine?'
'Meine Sekretärin. Problem damit?'
'Nein, nein. Ich frage ja nur.'
Mit seinem scharfen Blick musterte er Sophia. Er hatte blau graue Augen und schwarze Haare. Schließlich lächelte er sie an. 'Igitt... So was von künstlich...' ging es ihr durch den Kopf.
'Nun, hier sind die Unterlagen, die Black Devil benötigt, um den Auftrag aus zu führen.'Er reichte einen dünnen Ordner über den Schreibtisch und ließ sich dann wieder in die Polster seines Sessels fallen.
'Dort steht alles drin, was er wissen muss. Datum, Uhrzeit, Ort. Einfach alles.'
'Gut. Das War´s?'
'Allerdings.'
'Dann gehen wir jetzt.'
'Warten Sie. Da wäre noch etwas.'
'Ah und was?'
Jake´s Hand glitt langsam hinter seinen Rücken. Dabei streifte sie Sophias Arm und sie blickte ihn verunsichert an.
'Sind Sie mit einem Wagen hier?'
'Momentan zu Fuß, warum?'
'Ah, nur so.'
'Wissen Sie. Sie sehen gar nicht aus, wie Mister Griffin...'
Der Mann stand auf und blickte Jake missgünstig an.
'Sie kennen mich doch gar nicht?'
'Stimmt. Aber ich weiß wohl, was für eine Masche ihr Bullen spielt!'
Plötzlich sprang Jake auf und schoss auf den Mann. Der ging verletzt zu Boden und schrie laut auf.
'Komm her, Sophia! Stell dich hinter mich!'
Er packte sie und drückte sie in die Ecke des Zimmers, als plötzlich der Türsteher von vorhin hinein gesprungen kam und die Waffe auf ihn richtete. Sophia drückte sich mit aller Kraft die Hände auf die Ohren. Plötzlich ein Kugelhagel. Immer und immer wieder ertönte das laute Knallen der Schusswaffen und sie weinte laut auf. Auf einmal Stille. Überall roch es nach Schwefel und Sophia ließ die Hände von ihren Ohren sinken. Jake packte sie und schleppte sie auf der Schulter aus dem Nachtclub heraus. Ein paar Straßen weiter ließ er sie wieder herunter und sackte zusammen.
'Was haben Sie?'
Sein Atem zitterte und er hielt sich die Schulter. Als Sophia seinen Mantel etwas bei Seite schob, entdeckte sie die Schusswunde, aus der das Blut sickerte.
'Sie sind ja verletzt! Oh mein Gott. Tut es sehr weh?'
'E-es geht.'
'S-sie bluten stark! Was soll ich denn machen?!'
Er packte ihr Genick und zog sie an sich heran.
'Verschwinde. Jetzt hast du die Möglichkeit dazu also geh!'
'Ich kann Sie doch nicht hier alleine...'
'Verschwinde!'
Er richtete seine Waffe auf sie und blickte sie böse an. Sophia richtete sich auf und machte ein paar Schritte zurück. Schließlich machte sie kehrt und rannte los. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war oder wo sie hin musste. Sie wusste nur, dass sie so schnell wie möglich von ihm weg musste. Von Jake, der sie entführt und geschlagen hatte. Sie fühlte kaum noch ihre Beine und auch der Streifschuss hielt sie nicht davon ab, immer schneller zu laufen. Schon bald erreichte sie die Einkaufsmeile, in der sie gefrühstückt hatten. Sie musste nur noch ein Telefon finden und die Polizei rufen. Dann würde man sie wieder nach Hause bringen. Und Jake? Den würde sie auch nicht wieder sehen. Schließlich war er verletzt und würde das vielleicht nicht überleben. Schließlich hatte er ziemlich stark geblutet. Und er musste große Schmerzen haben... Plötzlich blieb sie stehen und blickte auf ihre blutverschmierten Hände. Wieder rannen ihr Tränen über die Wangen und sie blickte sich um. In der Stadt war jetzt schon eine Menge los und überall waren Leute unterwegs. An einem Juwelierladen hing eine Uhr. Es war kurz vor elf und die Geschäfte würden bald schließen. Plötzlich tippte sie jemand an.'Hey! Bist du nicht das Mädchen, nach dem gesucht wird?'
Sie drehte sich um und starrte eine Gruppe Jugendliche an.
'Klar! Das ist sie doch! Läuft doch überall im Fernsehen. Wenn wir sie zurück bringen, gibt es Knete.'
'I-ihr verwechselt mich bestimmt.'
'Ganz sicher nicht! Los komm!'
'Lasst mich los! Ich muss zu ihm zurück! Er ist verletzt!'
Sie stammelte nur wirres Zeug, doch die Jungen packten sie einfach und zerrten sie durch die Straßen.
'Wo bin ich hier überhaupt?'
'In Mannheim. Man musst du durch den Wind sein! Los! Mach hin!'
Kurz überlegte sie. Sie hatte Jake einfach liegen gelassen. Und das, obwohl er sich schützend vor sie gestellt hatte, als die Beamten in Zivil auf ihn geschossen hatten. Was war sie nur für ein Miststück? Plötzlich riss sie sich los und hastete los. Die Jungen folgten ihr.'Ey! Bleib stehen! Josh! Ruf die Bullen! Wenn die uns entwischt entgeht uns das ganze Geld!'
'Ist gut!'
Während sie hinter Sophia her sprinteten, rief einer der beiden die Polizei. Nachdem er ihnen gesagt hatte, wo sie gerade waren, sicherte man ihnen Hilfe zu und bald darauf bog ein Streifenwagen mit Blaulicht in die Straße ein. Der andere hatte Sophia inzwischen gepackt und hielt sie an den Haaren fest. Laut wimmerte sie auf. Schließlich stoppte der Streifenwagen und zwei Beamte stiegen aus. Sie kramten nach einem Foto und verglichen es mit Sophias Gesicht.
'Das ist sie. Das habt ihr gut gemacht, Jungs. Also steigt ein. Wir fahren zum Revier.'
'Gibt´s da die Kohle?'
'Wir verständigen jetzt erstmal ihre Eltern, danach gibt es das Geld.'
'Oh super!'
Sie klatschten sich in die Hände und stiegen mit Sophia zusammen in den Streifenwagen. Während der ganzen Fahrt versuchte Sophia sie davon zu überzeugen, dass sie wieder aussteigen müsse, doch niemand hörte ihr zu. Am Revier angekommen, zerrten die Beamten Sophia aus dem Auto.
'Lassen Sie mich bitte gehen! Ich muss noch etwas dringendes erledigen! Bitte!'
'Das kannst du machen, wenn deine Eltern dich hier abgeholt haben.'
'Aber ich muss ihm doch helfen!'
'Jetzt beruhige dich endlich! Wem willst du helfen?'
Der Beamte blickte sie groß an.
'Meinem Retter!'
'Rede keinen Unsinn! Komm jetzt!'
'Nein! Nein! Bitteeeeee!'
Weil sich Sophia durch nichts und niemanden beruhigen ließ, wurde sie kurzerhand in die Arrestzelle gesteckt. Nach einer Stunde herum schreien und gegen die Tür treten, gab sie schließlich auf und ließ sich auf die Pritsche nieder. Vollkommen aufgelöst schaltete sie ihr Handy ein. Plötzlich bekam sie eine SMS.
'Meine Nummer, weil du sie ja nicht gespeichert hast! Black Devil... Die ist ja schon mehrere Tage alt?'
Schnell tippte sie die Nummer ein und rief an. Doch so oft sie die Nummer auch anwählte, das Handy war ausgeschaltet und es meldete sich noch nicht einmal eine Mailbox. Unter Tränen schrieb Sophia eine SMS.
'Hallo Jake! Ich hoffe, du hast dich noch retten können. Es war dumm von mir, dich einfach zurück zu lassen. Ich machen mir deswegen wahnsinnige Vorwürfe. Ich sitze hier in einer Arrestzelle auf dem Polizeirevier und muss warten, bis mich meine Eltern abholen. Sobald ich wieder zu Hause bin, werde ich die restlichen fünftausend organisieren, damit du weiter die Bilder deiner verstorbenen Mutter kaufen kannst. Sophia'

'Es ist mir immer noch ein Rätsel, wie du mich hier finden konntest!'
'Du bist doch der Professionelle hier! Von dir habe ich mir doch sagen lassen, dass man ein Handy orten kann, solange es noch an ist.'
'Ahhh! Pass doch auf Grace!'
'Stell dich nicht so an. Wo ist eigentlich das Mädchen hin?'
'Sie ist weg.'
'Ja das sehe ich.'
Grace parkte das Auto in einer Gasse und nahm den Mulltupfer von seiner Wunde.'Tja, dein Handy ist wohl Schrott was? Ein glatter Durchschuss!'
'Nimm wenigstens die SIM raus. Vielleicht brauche ich sie ja noch.'
'Ja, ja. Ich lege sie in das Handschuhfach. Wir sollten jetzt zusehen, dass deine Wunde versorgt wird. Ich gehe schnell in eine Apotheke. Warte hier so lange.'
'Ist gut. Ach äh, Grace? Lass mir doch bitte dein Handy da.'
'Wozu?'
'Ich muss wissen, ob es diesen Mister Griffin wirklich gibt und ob ich einen Auftrag habe.''Oh, ach so. Ja, hier.'
Sie drückte ihm ihr Handy in die Hand und warf die Autotür zu. Schmerzerfüllt lehnte Jake seinen Kopf gegen die Scheibe und blickte hinaus. Es war zu offensichtlich, dass dieser Mister Griffin nicht existierte. Er hatte nicht nur sich, sondern auch Sophia in Gefahr gebracht, obwohl er hätte wissen müssen, dass es eine Falle war. Auf einmal kamen ein paar Jugendliche die Straße entlang. Einer der beiden brüllte lauthals in sein Handy.
'Ja Mann! Eintausend Mäuse! Wenn ich es dir doch sage!'
'Gib mal her! Ey Steve! Lass mal heute Abend weggehen. Wir können dich ja jetzt auch einladen! Klar! Die Knete wurde bar ausgezahlt.'
'Wir hätten vorher noch unseren Spaß mit ihr haben sollen!' brüllte der erste wieder dazwischen. Jake zog seine Augenbrauen zusammen. Diese verkommene Jugend von heute war kaum zu ertragen.
'Ja! Diese Sophia war das! Mensch, die aus dem Fernsehen! Ja!'
Plötzlich riss Jake die Augen weit auf. Mit zittrigen Händen wechselte er die SIM-Karten aus und schaltete das Handy an. Es dauerte keine zehn Sekunden, bis er benachrichtigt wurde, dass er siebzehn Anrufe in Abwesenheit und eine SMS bekommen hatte. Hastig las er sie durch. Er drückte den Mulltupfer wieder auf seine Schusswunde und setzte sich auf den Fahrersitz. Es gab da nämlich noch etwas, das ganz dringend erledigt werden musste. Mit quietschenden Reifen raste er los, zurück zu dem Parkhaus, wo der geklaute Sportflitzer stand.







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