Doch noch ein Happy End

Autor: snowheart
veröffentlicht am: 02.01.2007




Es ist ein schöner Samstagnachmittag, trotzdem kann Carola das strahlende Wetter nicht richtig geniessen. Immer wieder muss sie an den jungen Mann denken, den sie vor einem halben Jahr zufällig an einem Fest kennen gelernt hatte. Auf den ersten Blick hatte sie sich damals in ihn verliebt, obwohl sie ihn überhaupt nicht kannte. Jedes Wochenende hoffte sie auf ein zufälliges Wiedersehen, doch das Schicksal spielte nicht mit…Gestern erfuhr sie, dass er nun seit einem Monat eine feste Freundin hat. Carola ist am Boden zerstört. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als endlich ihren Traummann zu finden und jetzt ist sie um eine Enttäuschung reicher geworden.
Gelangweilt und traurig schlendert sie durch das Shoppingcenter. Plötzlich rempelt sie von hinten jemand unsanft an. Wütend dreht sie sich um und will schon losschimpfen, da erkennt sie Tom, einen alten Bekannten aus ihrem Dorf. 'Sorry, ich hab dich einfach nicht gesehen, sei mir nicht böse, ja?' Tom konnte sie wirklich nicht böse sein, das konnte sie noch nie. Mit seinem verschmitzten Lächeln konnte er auch jede so verzwickte Situation wieder gerade biegen. Für viele wirkt er arrogant und unfreundlich, aber Carola kennt ihn besser, sie weiss, dass hinter seinem selbstbewussten Auftreten oft nur eigene Unsicherheit steckt und er in Wahrheit ein liebenswerter und gutmütiger Kerl ist. Als sie beide noch Kinder waren gingen sie auf dieselbe Schule, Tom war bloss ein Jahr älter.
Carola und Tom unterhalten sich eine ganze Weile, sie haben sich schon länger nicht mehr gesehen und vieles zu bequatschen.
Auf dem Heimweg muss Carola an ihr verpatztes Liebesglück denken, da schweifen ihre Gedanken plötzlich zu Tom. Nein, Tom ist nichts für sie. Er hatte schon immer tausend Verehrerinnen und geniesst dies auch in vollen Zügen. Ein Flirt hier, eine lockere Affäre da; an eine längere Beziehung konnte sie sich nicht erinnern. Ausserdem passt sie überhaupt nicht in sein Beuteschema. Auch wenn sie Tom mag, seinen Geschmack bei Frauen konnte sie noch nie verstehen. Er mag definitiv den Typ Frau, der nicht gerade vor Intelligenz und Anspruch strotzt und auch noch blond ist.
Eine Fliege die am Fenster surrt, holt Carola aus ihren Gedanken. Schluss mit Selbstmitleid! Carola beschliesst nun ihr Singleleben in vollen Zügen zu geniessen. Um ihren Vorsatz gleich in die Tat umzusetzen holt sie das Telefon und verabredet sich mit ihren Freundinnen um am Abend so richtig zu feiern.
Nach einem ausgelassenen Abend ist die Stimmung ist auf dem Höhepunkt. Die Mädels beschliessen noch in eine andere Bar zu gehen und sich dort einen kleinen Absacker zu genehmigen. Kaum dort angekommen, sieht sie Tom mit ein paar Freunden ebenfalls an der Bar stehen. Carola merkt wie müde sie eigentlich schon ist und will nach einem letzten Drink endlich nach Hause gehen, da kommt gerade Tom zu ihr herüber. Sie begrüssen sich wie immer mit zwei Küsschen und Carola riecht sein gutes Parfum. Irgendwie angezogen hat er sie schon immer, doch ihr Verstand wehrt sich ganz deutlich dagegen und so flieht sie sich nach einer kurzen Verabschiedung nach Hause.
Am nächsten Morgen verschwendet sie keine Gedanken mehr an den letzten Abend und geniesst den Sonntag mit ausgiebigem Frühstück und einer Fahrradtour mit ihrer besten Freundin. Am Abend muss sie unbedingt noch was für die Uni tun, denn bald stehen die Zwischenprüfungen an und Carola will kein Risiko eingehen. Sie will ihr Wirtschaftsstudium so schnell wie möglich beenden um endlich eigenes Geld zu verdienen.
Die Woche vergeht wie im Flug und nach ein paar Tagen im Grossstadt-Rummel freut sich Carola auf zuhause. Wie fast immer verbringt sie das Wochenende bei ihren Eltern auf dem Land. Es war eine anstrengende Woche und Carola will einfach Ruhe finden und nichts tun. Gerade als sie sich vor den Fernseher legen will, läutet das Telefon. Ihre beste Freundin erzählt ihr völlig aufgeregt von einem neuen Typen, den sie gerade eben kennen gelernt hat. 'Du musst mir unbedingt beistehen! Wir haben ein ganz ungezwungenes Treffen für heute Abend ausgemacht. Er bringt ein paar von seinen Freunden mit und ich auch. Komm schon!Es ist bestimmt auch jemand für dich dabei!' Obwohl Carola eigentlich überhaupt keine Lust auf Ausgehen hat, sagt sie zu. Das Treffen ist eine Katastrophe, ihre Freundin und deren Date haben nur Augen für sich. Carola muss sich also gezwungenermassen mit seinem Freund unterhalten. Wenigstens ist der noch ziemlich nett und sie beschliessen die Turteltäubchen allein zu lassen und in ein anderes Lokal zu gehen. Als sie draussen auf der Strasse sind, hört sie plötzlich jemanden ihren Namen rufen. Tom! Er ist mit einem Freund unterwegs, der zufälligerweise ihren Begleiter kennt. Die beiden beginnen zu quatschen und so sind Carola und Tom für eine kurze Zeit ungestört. 'Das ist doch nicht dein Freund, oder?', will Tom von Carola wissen und er ist sichtlich erleichtert als sie lachend verneint. Tom macht ihr darauf ein Kompliment für ihr Aussehen. Carola ist wirklich erstaunt, dass dies gerade von Tom kommt, freut sich innerlich aber riesig. Alle vier gehen zusammen weiter, Carola und Tom Seite an Seite. Doch nach kurzer Zeit muss Carola ihre Freundin wie versprochen heimfahren.Zuhause in ihrem Bett kann Carola lange nicht schlafen, die Gedanken kreisen immer wieder um diesen Abend und Tom. Warum findet sie ihn nur plötzlich so toll? Er ist doch immer noch der gleiche Aufreisser wie früher! Aber mit ihr geht Tom immer total nett um. Er ist charmant, intelligent und mit seinem Eishockey-Spieler Body ein echter Beschützertyp. Carola ist sich sicher, auch Tom empfindet etwas für sie, das spürt sie in jeder seiner Geste und sie glaubt, dass er für eine längere Beziehung wahrscheinlich bloss noch nicht die richtige Frau getroffen hat. Leider muss sie weitere Treffen dem Zufall überlassen, da sie seine Handy Nummer nicht kennt und sie auch zu schüchtern ist, sonst irgendetwas zu unternehmen. Aber ein Kribbeln im Bauch sagt ihr ganz klar, dass sie ihn mehr mag, als sie zugeben will.Am Tag darauf kann sie sich keine Sekunde konzentrieren, obwohl sie eine echt wichtige Arbeit schreiben sollte. Die nächsten Wochen wird sie sowieso kaum freie Zeit haben um zuhause zu sein, so verabschiedet sie sich an diesem Abend umso herzlicher von ihren Eltern, als sie in den Zug steigt. In ihrer kleinen Wohnung am Ende der Stadt angekommen, huscht noch einmal ein Lächeln über ihr Gesicht, als sie an den vergangenen Samstagabend denken muss. Müde aber glücklich legt sie sich schlafen.
Die darauf folgenden Wochen sind der blanke Horror. Prüfung über Prüfung und jede ist besonders wichtig. Am Ende dieser stressigen Zeit fühlt sich Carola total ausgelaugt und völlig übermüdet. Trotzdem will sie noch eine paar Geschenke besorgen bevor sie seit langer Zeit wieder einmal nach Hause fährt. Dieses Mal aber wenigstens für längere Zeit, denn es stehen die Weihnachtsferien bevor. Am Bahnhof wartet schon Carolas Vater um sie mit der schweren Reisetasche abzuholen. Nach einer kurzen Stärkung zuhause, macht sich Carola für den Abend zurecht. Besonders ihre Freunde hat sie vermisst. Auf dem Weg zum Treffpunkt muss sie an Tom denken. Es ist bloss noch eine Frage der Zeit, bis wir uns endlich küssen, das nächste Mal wenn ich sehe, spreche ich mit ihm über meine Gefühle… Eine fröhliche Schar gutgelaunter Freunde reisst sie aus ihren Tagträumen. Sie sind bereits in der dritten Bar, da sieht Carola, wie Freunde von Tom zur Tür hineinkommen. Sie ist bitter enttäuscht, als sie merkt, dass er nicht dabei ist. Trotzdem wird es ein lustiger Abend mit all ihren Kolleginnen und Kollegen und sie freut sich bereits auf morgen Heiligabend und das grosse Festessen bei ihrer Tante.
Die Vorfreude lässt sie richtig gut und lange schlafen. Nach dem traditionellen Kirchbesuch sind Carola und ihre Eltern auf dem Weg zur Tante. Dort ist wie immer schon alles vorbereitet und es duftet einfach herrlich! Bald kann Carola keinen Bissen mehr Runter kriegen und fühlt sich kugelrund. Ausgelassen wird getrunken und diskutiert. Plötzlich meint die Tante zu Carola, wann sie denn jetzt endlich einen festen Freund finden würde. Sogar Tom, der im Nachbarhaus wohnt, hätte jetzt eine hübsche, blonde Freundin. Carola ist völlig perplex. Zuerst hofft sie, dass sie sich verhört hat. Doch als die Tante weiter von Tom spricht, kann sie ihre Enttäuschung kaum mehr verbergen. Es hat ihm also alles nichts bedeutet. Ein kleiner Flirt, Spass unter Freunden. Wie konnte Carola nur so dumm sein und sich mehr daraus erhoffen? Der Abend ist für sie gelaufen. Sie kommt vom Gespräch nicht mehr viel mit und sehnt sich nur noch in ihr weiches Bett. Die nächsten Tage verbringt sie zuhause vor dem Fernseher, erst am Abend vor Sylvester geht sie mit ihrer Freundin in ein kleines Lokal. Sie will gerade ihre Jacke aufhängen, da sieht sie an einem der hintern Tische, Tom mit seinen Freunden. Und die junge, blonde Frau neben ihm muss wohl seine Freundin sein. Carola kennt sie nicht, aber sie passt perfekt in Toms Sammlung. Tom winkt ihr und sie winkt mechanisch zurück. Es ist eine Qual für Carola, als ihre Freundin von ihrer glücklichen Beziehung vorschwärmt. Um sich etwas Zeit zu verschaffen geht sie auf die Toilette, doch im Gang trifft sie unerwartet auf Tom. 'Hi, schön dich wiederzusehen', sein Lächeln wirkt aufgesetzt. 'Ich wünsche dir ein gutes neues Jahr und viel Glück in deiner neuen Beziehung' bringt Carola gerade noch heraus und will weiter gehen, als Tom sie zurückhält. 'Was hast du denn? Du siehst nicht gerade glücklich aus.' Da platzt Carola der Kragen: 'Sag mal, hast du eigentlich nicht gemerkt, was sich zwischen uns entwickelt hat? Ich hab mich Hals über Kopf in dich verliebt und als ich nach Hause komme, merke ich, dass du mit irgendeiner 0815 Blondine zusammen bist!' Carola ist von sich selber so überrascht, dass sie nur noch ihre Sachen packt und nach Hause rennt.
Am nächsten Tag will sie gar nicht mehr aus dem Haus. Sie befürchtet, dass das ganze Restaurant gestern ihren Wutausbruch und ihre Liebeserklärung mitbekommen hat. Ihren Freunden gelingt es dann aber doch, nach viel Mühe sie für die Sylvester Party aus dem Haus zu zerren. Auf dem Weg zum Partylokal kommen sie bei der Sporthalle vorbei, wo Tom immer trainiert. Sonst schlendert Carola gerne langsam daran vorbei, doch heute würde sie am liebsten rennen. Da packt sie ihre Freundin am Arm und zeigt auf ein Plakat, das versprayt wurde. Carola traut ihren Augen kaum, doch dort steht in Grossbuchstaben geschrieben:CAROLA, ICH BIN EIN IDIOT! ICH LIEBE DICH! WENN DU MICH NOCH MAGST FINDEST DU MICH IM FITNESSRAUM. Carola zögert keinen Augenblick. Sie rennt, ja sie fliegt Richtung Eingangstür der Sporthalle. Bereits kommen Teamkollegen von Tom herausgelaufen, doch Tom ist nirgends dabei. Carola rennt immer weiter, die Gänge scheinen endlos zu sein und endlich sieht sie Tom ganz hinten langsam auf sie zu kommen. Carola rennt bis sie nicht mehr kann und sich endlich in Toms Armen wieder findet. Noch nie hat sie ein Mann so leidenschaftlich und voller Gefühl geküsst. Sie hat das Gefühl abzuheben und über der Erde zu schweben. Sie muss fast vor Glück weinen als Tom ihr erklärt, dass er genau das Gleiche für sie empfindet, doch Angst hatte seine Unabhängigkeit aufzugeben. Seine Freundin war nur eine weitere kleine Affäre, mit der er versuchte Carola zu vergessen. Nach dem Auftritt von Carola im Restaurant fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, dass er nur noch mit ihr glücklich werden konnte. Sie küssen sich noch einmal und Carola weiss, dass es das beste neue Jahr ihres Lebens werden wird.









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