Verlassen vom Vater und Tod des besten Freundes Teil 1

Autor: himmelsternlein
veröffentlicht am: 13.11.2007




Der See war zugefroren. Die rote Bank- ihre Bank passte nicht zu der schneeweißen Umgebung. Vor einem Jahr und drei Monaten hatten sie sich hier zufällig getroffen. Er war mit einer Jugendgruppe zum Klettern unterwegs und sie war in Gedanken bei ihren Eltern, die dabei waren sich scheiden zu lassen. Sie hatte es nicht über ihr Herz gebracht dabei zu sein und zu sehen wie sich ihre Eltern gegenseitig fertig machten. Die Familie hielt 15 Jahre. Chrissy, Mama und Papa!

Eines Sonntags kam Chrissy von einer Freundin, bei der sie übernachtet hatte und um 11 Uhr wieder Zuhause sein sollte. Die Erlaubnis hatte sie kurzfristig von ihrer Mutter bekommen, weil diese ausgehen wollte und Chrissy es hasste alleine in der Wohnung zu sein und auf ihre Mutter warten zu müssen, während sie genauso gut auch feiern gehen konnte. Der Heimweg lag in einer Seitenstraße von der Hauptstraße, wo Chrissy wohnte. Auf der anderen Straßenseite stand das Auto von Chrissy Vater. Aber warum steht es hier und nicht Zuhause? Tief in ihrem Herzen sagte ihr etwas, dass es einen bestimmten Grund hat, das aber auch heißt, dass etwas nicht stimmte. In letzter Zeit war ihr Vater sowieso selten Zuhause und wenn er kam war es spät. Die Eltern sprachen kaum noch miteinander. War das die Antwort auf all ihre Fragen?

Langsam ging sie an das Auto heran. Geduckt damit sie keiner sehen konnte. Der Blick nach oben deutete mehr als 1000 Worte. Ihr Vater ging fremd. Warum? War ihm die Familie nichts wert? In Trance öffnete Chrissy die Autotür. Tränen kullerten über ihre Wangen, die zu einem großen Strom wurden. Die Schminke verlief und doch wollte sie ihrem Vater nur einmal noch tief in die Augen sehen um zu wissen was er dabei fühlt. Augenblicklich wusste sie es ist keine Affäre- es ist die große Liebe, die ihr Vater schon immer haben wollte, aber nie bekommen hatte. Die Gedanken hämmerten nur so in ihrem Kopf. Chrissy wollte es nicht wahrhaben.

Am Abend kam ihr Vater in ihr Zimmer und erklärte ihr die ganze Wahrheit. Alles was sie sich schon gedacht hatte. Das ganze lief schon ein Jahr, auch wenn ihr Vater so nicht zufrieden war. Er war glücklich und das war alles was für ihn zählte. Die Mutter hatte es sehr schnell herausgefunden und doch waren sie zusammengebliebnen. Alles nur zur Sicherheit von Chrissy. Ihre heile Welt sollte erhalten bleiben. Deswegen sollte sie sich nicht verändern. Aber da sie jetzt bescheid wisse, würden sie sich trennen. Es wäre für alle besser. Die Worte waren zu viel für sie!

Ohne nach links und rechts zu schauen lief sie über die Straße. Ein Auto konnte noch knapp bremsen. Doch es interessierte sie nicht. Die Katastrophe wollte sie vergessen. Nicht daran denken müssen. Die Gedanken spielten verrückt. Und doch lief sie bis sie nicht mehr konnte.

Auf einmal sah die rote Bank. Genau da wollte sie jetzt hin. Mehrmals musste sie tief einatmen um Luft zu bekommen. Die kaputte Familiewelt tat so weh. Sie konnte es nicht verstehen.

Bevor sich Chrissy wieder Gedanken machen konnte kam eine Jungengruppe, die wie es aussah klettern gehen wollten. Einer von ihnen lächelte sie an und blickte in ihre traurigen Augen. Schnell wendete sie den Blick ab. Glückliche Menschen waren nichts für sie. Der Junge blieb stehen, kam mit jedem Schritt näher und sie musste sich beherrschen nicht in Tränen auszubrechen. Lieb stellte er sich vor und fragte, ob er helfen könne. Da brach alles aus ihr heraus. Was sie dachte, was sie fühlte- einfach alles.Florian hatte seine Mannschaft weitergeschickt mit den Worten, dass er später nachkommen würde. Geduldig hörte er sich die Probleme von Chrissy an und nahm sie in den Arm um sie zu trösten. Er wollte für sie da sein, wenn sie ihn brauchte und gab ihr seine Nummer. Flo musste weiter, wollte sie aber nicht alleine lassen. Doch auch sie musste wieder nach Hause um zu sehen, was jetzt passieren würde und wie es weitergehen würde.

Am nächsten Tag würden sie sich wieder an der Bank treffen, allerdings mehr Zeit zusammen haben um sich kennen zu lernen. Denn die beiden verstanden sich sehr gut und glaubten es sei Schicksal, dass sie sich genau zu dem Zeitpunkt getroffen hatten und dann noch an dem Lieblingsort der beiden, wenn sie alleine sein wollten und Zeit brachten.

Bis durch die Tür konnte Chrissy hören, dass ihre Eltern sich gegenseitig Vorwürfe machten und eine Stimme, die versuchte die aufgebrachten Eltern zu beruhigen. Die Stimme konnte sie nicht zuordnen. Als sie jedoch das Wohnzimmer betrat verstummte das Gespräch und sie wurde von 3 Augenpaaren begutachtet. Auf die Eltern war sie vorbereitet, aber nicht auf diese Frau. Die Geliebte ihres Vaters. Was suchte diese Frau, die alles zerstört hatte, in ihrer Wohnung. Leise sprach Chrissy zu der Frau: 'Verschwinden Sie. Ich will nicht wissen, wer Sie sind, was Sie machen oder warum Sie hier sind. Ganz allein wegen Ihnen ist die Familie kaputt gegangen. Wegen Ihnen haben meine Eltern beschlossen sich zu trennen. Wenn es nur eine Affäre zwischen Ihnen und meinem Vater gewesen wäre, hätte meine Mutter ihm mit Sicherheit verziehen und sie hätte neues Vertrauen zu ihm aufbauen können. Doch Sie wollen ihn ganz beanspruchen. Ich will Sie nie wieder sehen oder etwas von Ihnen hören. Ich hasse Sie!' Diese Aussage tat der Geliebten sichtlich weh.

Ohne ein weiteres Wort verschwand Chrissy in ihrem Zimmer und schloss sich ein. Durch die Tür hörte Chrissy wie die beiden sich von ihrer Mutter verabschiedete. Morgen wolle er seine Sachen abholen um zu seiner 'Geliebten' zu ziehen. Er hoffe, Chrissy würde zur Vernunft kommen. Er wolle sie nicht wegen einer anderen Frau verlieren und schon gar nicht, nur weil er ihre Mutter verlassen würde. Er liebte sie doch und wolle sie auch weiterhin sehen. Darauf wurde die Wohnungstür geschlossen.

Die Mutter ging ins Wohnzimmer. Und doch hörte Chrissy ihre Mutter traurig weinen. Chrissy öffnete ihre Zimmertür und ging über den Flur zur halbgeöffneten Wohnzimmertür. Kurz warf sie einen Blick hinein und zögerte. Sollte sie hineingehen? Sie entschied sich für ja. Der erste Schritt war schwer, aber es ging. Ihre Mutter saß eingekuschelt in einer Wolldecke auf der Couch, trank Wein und weinte. Chrissy versuchte ihre Mutter zu beruhigen und nahm ihr die Flasche weg.

Die Nacht schliefen beide schlecht. Schon früh am nächsten Morgen packte ihr Vater seine Sachen und verschwand, so schnell wie er gekommen war wieder, ohne dass er jemand mitbekommen hatte.

Das Treffen mit Flo war wunderschön und sie beschlossen sich besser kennen lernen zu wollen. Schon nach 2 Wochen kamen sie zusammen und Florian war eine gute Stütze auf die Chrissy bauen konnte. Er liebte sie so wie sie war.









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