Der Schmetterling

Autor: Oliver
veröffentlicht am: 28.10.2004




Es war an einem frühen Sommermorgen.
Die Metamorphose war vollzogen, der Kokon geöffnet. Mit äußerster Anstrengung und in kaum wahrnehmbarer Langsamkeit hatte er sich aus der ihn zuvor schützenden Hülle gezwängt, die empfindlichen Augen am Ende seiner zarten Fühler geschlossen.Die Flügel eng am Körper gefaltet genoss er für kurze Zeit die wärmenden Strahlen der Sonne auf seinem Körper. Aber er wusste, dass er Feinde hatte. Feinde, die nicht zögern würden ihn zu fressen, sobald sie ihn entdeckt hatten.
Auch wenn es ihm nicht leicht fiel – die Befreiung aus seinem Kokon hatte ihn fast seine ganze Kraft gekostet – machte er sich daran seine Flügel zu entfalten.
Sein kleines Herz pumpte.
Es pumpte und presste den Lebenssaft in die zerknitterten faltigen Flugwerkzeuge, ließ sie sich langsam aber stetig entfalteten, ihre Schönheit enthüllten, die bisher verborgen geblieben war.
Die kleinsten Verästelungen des Aderngeflechts füllten sich, ließen ihn seine Flügel spüren. Diese phantastischen, so wunderschönen Flügel, die es ihm ermöglichen würden zu fliegen, die ihm Freiheit geben würden. Freiheit die Schönheit der Natur zu erleben; die ganze Farbenpracht der Welt von oben betrachten zu können.
Er wusste, indem er zum Schmetterling wurde, war ein Mensch dabei sich zu verlieben. Warum, konnte er nicht sagen. Aber es war so, dessen war er sicher.
Irgendwo, vielleicht ganz in der Nähe, war ein Mensch der liebevolle Gefühle entwickelte und der von Glücksgefühlen durchströmt wurde, wie seine Flügel mit dem Saft des Lebens.Er spürte, dass er lebte, um jemanden mit Liebe zu erfüllen.
Die Menschen bemerkten nichts davon. Sie wussten nichts von der Bedeutung der Schmetterlinge. Manche ahnten vielleicht etwas, denn wenn sie begannen sich zu verlieben, nannten sie dieses Gefühl „Schmetterlinge im Bauch“.









© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz