Eine zweite Chance Teil 5

Autor: Dani
veröffentlicht am: 31.05.2009




Mir ging es also langsam besser, aber noch immer konnte ich mich an nichts erinnern. Stefan hatte mir erzählt, dass er mich am Straßenrand aufgelesen und mich mit zu sich genommen hätte.Dort hat er dann einen Arzt gerufen und ich hab dann die ganze Zeit im Bett gelegen, bis es mir wieder besser ging. Mehr weiß ich leider nicht.

Doch nun war es soweit, dass ich ins Internat zurückkehrte. Natürlich hatte man meiner Mutter von dem Vorfall berichtet, aber ich weigerte mich, sie zu sehen, geschweige denn mit ihr zu reden!

Die einzige, mit der ich über alles reden konnte, war Lena… die Sache mit der Verkupplungs -Aktion hatte ich ihr verziehen.
Wir verbrachten Stunden zusammen auf unserem Zimmer in denen wir redeten oder auch schwiegen.

Irgendwann lenkte Lena das Gespräch dann geschickt auf Stefan und ich gab zu, dass er mir irgendwo schon gefiel, aber das ich ganz sicher nichts mit ihm anfangen würde. Schließlich war er ihr Bruder und mit Brüdern von Freundinnen fängt man nichts an. Das kann ja nur nach hinten los gehen!
Lena nannte mich einen Sturkopf, womit sie vermutlich Recht hatte, aber das war mir herzlich egal. So bin ich eben, und das bleibt auch so! Wer mich so nicht mag, soll es eben lassen.
Der Unterricht am Internat war wie auf jeder anderen Schule auch: stinklangweilig! Wer braucht denn bitteschön Vektorrechnung??? Oder wen interessiert wann sich wo Hutsis und Tutsis bekämpft haben?
Aber meine Noten waren nicht soo schlecht, das waren sie vorher aber auch nicht. Das wäre wenigstens ein guter Grund gewesen mich hierher zu schicken.
Dann kam der Tag, den ich in den letzen Wochen erfolgreich aus meinem Kopf verbannt hatte: Die Hochzeit stand vor der Tür und dieses Mal durfte ich sogar den klapprigen Bus, mit dem ich hergekommen war, gegen ein Taxi eintauschen. Wahrscheinlich wollte meine Mutter sicher gehen, dass ich wirklich ankomme, während Detlef es wahrscheinlich eher begrüßen würde, wenn ich auf dem Weg zur Hochzeit in einen mysteriösen Verkehrsunfall verwickelt werden würde.
An Gepäck hatte ich nur meine Handtasche dabei, denn meine Mutter hatte ein Kleid für mich anfertigen lassen, dass ich auf der Hochzeit tragen sollte und außerdem hatte ich ja auch noch meine Klamotten in meinem alten Zimmer.
Der Taxifahrer schien ganz nett zu sein und stellte sich als 'Paule' vor. Er hatte einen friesischen Akzent und hätte wohl eher auf einen Kutter gepasst, als in die Edelkutsche, die als Taxi diente. Sehr untypisch, aber wer weiß, was meine Mutter sich da wieder ausgedacht hatte. Seit ihrem großen Durchbruch und besonders seit sie mit Detlef zusammen war, schmiss sie ihr Geld für alles Mögliche aus dem Fenster.
Bevor ich einstieg, verabschiedete ich mich noch von Lena, die mir in den letzten Wochen die beste Freundin geworden ist, die man sich nur vorstellen kann. Zu meinem eigenen Ärger hielt ich auch nach Stefan Ausschau, aber er schien nicht da zu sein.
Wie immer hatte Lena erkannt, was los war und beruhigte mich: 'Mach dir keinen Kopf, Vivi. Mein lieber Bruder hat dich sicher nicht vergessen und außerdem bist du ja auch nur zwei Tage weg!'
Natürlich hatte sie recht und wenn ich ehrlich war, wäre es eine absolut utopische Vorstellung, dass Stefan extra zum Internat kam, nur um sich zu verabschieden, denn auch wenn wir seit meiner 'Rettung' mehr miteinander zu tun hatten und auch 2-3 Mal im Kino waren (nicht alleine natürlich!!), verbot ich mir immer noch jegliche Gefühle für ihn, denn er war und blieb Lenas Bruder.
Die allerdings betonte immer wieder, dass das kein Grund wäre und dass Stefan auch ein Auge auf mich geworfen hätte. Nun, aber jetzt kam er nicht einmal um sich zu verabschieden, so wichtig konnte ich ihm dann ja wohl nicht sein, oder?
Mit einem letzten Rundblick akzeptierte ich diesen Umstand und stieg in den Wagen. Ich winkte Lena noch einmal kurz zu und dann ließ ich auch die getönte Fensterscheibe hoch fahren, natürlich voll automatisch, wie sich das gehört!
Die Fahrt verlief recht ereignislos, ich hörte Musik und versuchte nicht an das bevorstehende Wiedersehen mit meinem zukünftigen Stiefvater zu denken.
Nach etwa drei Stunden meldete sich allerdings meine Blase, vielleicht hätte ich am Morgen keine zwei Tassen Kaffee trinken sollen, aber nun war es zu spät, also bat ich Paule, über dessen Namen ich immer wieder schmunzeln musste, an der nächsten Autobahnraststätte anzuhalten.
Er erfüllte meinen Wunsch kommentarlos und ich sprang aus dem Wagen, sobald wir auf dem Parkplatz zum Stehen gekommen waren. Mensch, tat das gut, sich die Beine ein wenig zu vertreten.
Während ich auf der Toilette saß, kramte ich mein Handy aus meiner Handtasche um zu schauen, ob ich eine Sms bekommen hatte. Das machte ich öfter, ist wohl so ein Tick von mir.
Und tatsächlich 'Sie haben eine neue Nachricht' blitze mir entgegen und das schöne Gefühl der Vorfreude stieg in mir auf. Und die Vorfreude wurde zu einem breiten Strahlen, denn die Sms war allen ernstes von Stefan!!!'Hey Vivi, sorry das ich nicht Tschüss gesagt hab, viel Stress grad. Wünsch dir viel Spaß, lass dich nicht ärgern! Drück dich!'
Ich las die kurze Nachricht bestimmt fünf Mal nacheinander, bevor ich summend vor Freude zum Auto zurück kehrte. Paule stand einige Meter weiter mit dem Handy am Ohr und schien mich nicht zu bemerken und plötzlich hatte ich auch das Gefühl, leise sein zu müssen, damit es dabei blieb.
Ich wusste, dass man so etwas nicht macht, aber ich konnte nicht wiederstehen und lauschte dem Gespräch, was allerdings auch fast unvermeidbar war, da Paule ziemlich laut und aufgebracht in das Handy schrie.Trotzdem verstand ich nur ein paar Fetzten wie 'Ja, natürlich weiß ich, was ich zu tun habe!' oder'Die Kleine ist ruhig wie ein Mäuschen, ich weiß gar nicht, was du hast!', mit denen ich absolut nichts anfangen konnte. Mit einem kurzen 'Wir sehen uns später' verabschiedete er sich dann auch schon und ich hastete schnell ein paar Schritte vom Auto weg und tat so, als wäre ich grad erst von der Toilette gekommen, bevor er sich umdrehte und mich beim Lauschen ertappte.
Mein Handy ließ ich dabei aus einer Eingebung heraus in meine Hosentasche gleiten, anstatt es wieder in meine Handtasche zu stecken.
Man merkte Paule nichts von dem merkwürdigen Gespräch an, als er mich mit einem Lächeln empfing und fragte, ob es nun weiter gehen könne, also tat ich das Ganze als Lappalie ab, schließlich hatte ich auch nicht das ganze Gespräch verfolgen können, aber ein leichtes ungutes Gefühl in der Magengegend blieb und wollte auch nicht weichen.
Kurze Zeit nachdem wir wieder auf die Autobahn gefahren waren, schlief ich dann ein und wachte erst auf, als wir über einen unebenen Kiesweg fuhren: Die Auffahrt zu unserem Haus!
Genau in dem Moment, als der Wagen zum Stehen kam und ich die Tür öffnen wollte, klingelte Paules Handy und er bedeutete mir mit einer Handbewegung, sitzen zu bleiben.
Ich folgte der unausgesprochenen Anweisung und musterte ihn mit einer Mischung aus Neugier, Interesse und Misstrauen. Wenig später legte Paule auf und startete den Motor, während er mir erklärte: 'Das war mein Chef, ich soll Sie gleich zur Hochzeitslokalität bringen, wo Ihre Mutter Sie zu sehen wünscht.'
Sogleich entspannte ich mich und schnallte mich an. So förmlich es auch klang, ich freute mich, dass meine Mutter mich sehen wollte, obwohl ich in den letzten Monaten so viele Schwierigkeiten gemacht hatte. Dabei entging mir der erleichterte Seufzer, den Paule ausstieß, als ich seine Geschichte so widerstandslos akzeptierte. Aber wie sollte ich auch ahnen, dass ich geradewegs in eine weitere Intrige Detlefs hinein geschlittert war?

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So ihr Lieben, endlich geht es auch mal mit dieser Geschichte weiter. Mein Abitur ist fertig und ich werde versuchen, jetzt wieder regelmäßiger zu schreiben und euch nicht mehr so lange warten zu lassen. Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse!
Viel Spaß beim Lesen!!







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