Eine zweite Chance Teil 4

Autor: Dani
veröffentlicht am: 29.08.2007




Ich ärgerte mich über mich selbst, denn was sollte ich jetzt mutterseelenallein hier draußen im Wald tun? Ich konnte nicht zurück, weil ich mich dann nur hoffnungslos verlaufen würde. Ich kannte mich hier ja nicht aus. Ich hatte zwar mein Handy dabei, aber hier draußen hatte ich kein Netz.

Man warum musste ich auch bloß immer so impulsiv sein? Konnte ich nicht einmal ruhig bleiben? Aber so war es immer, wenn es um Detlef ging. Er brachte mich einfach zur Weißglut, schließlich war er es, der mein Leben ruiniert hatte.

Ich zwang mich, nicht weiter über Detlef nachzudenken, sondern zu überlegen, wie ich die Nacht überstehen sollte. Das Beste würde es wohl sein, wenn ich einfach hier auf der Lichtung bleiben würde und am nächsten Tag versuche, zurück zum Internat zu kommen. Sie würden sich zwar sicherlich große Sorgen machen, aber was solls…

Ich suchte mir also ein halbwegs geschütztes Plätzchen unter einem Baum, wo ich mich zusammen rollte und versuchte zu schlafen. Überraschenderweise, schlief ich relativ schnell ein, doch es plagten mich Albträume. Überall tauchten plötzlich kleine Babys mit dem bösartigen Gesicht von Detlef, dass nur ich an ihm kannte, in meinen Träumen auf, so dass ich mich zwang auf zu wachen um dem zu entfliehen.

Zu allem Übel hatte es jetzt auch noch angefangen zu regnen. Der dünne Stoff meiner Jeans und meines T-Shirts war in Null komma nichts durchnässt und ich fror schrecklich.

Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es bereits halb fünf Uhr morgens war und ich beschloss mich auf den weg zu machen. Ich hatte keine Ahnung, in welche Richtung ich musste, also bewegte ich mich steifbeinig in die Richtung, in der ich Norden vermutete.

Es kam mir vor wie Stunden, bis ich endlich den Waldrand erreicht hatte. Es ging mir immer schlechter. Jetzt fror ich nicht nur, sondern zitterte am ganzen Körper, dauernd wurde mir heiß und kalt und ein unerträglicher Kopfschmerz kam dazu. Dennoch schleppte ich mich Schritt für Schritt weiter, doch irgendwann brach ich einfach zusammen. Ich konnte mich später nicht an die zeit erinnern…

Als ich aufwachte, lag ich in einem warmen Bett unter mehreren Decken. Trotzdem war mir immer noch kalt und sobald ich die Augen aufschlug, überfiel mich sofort wieder eine bleierne Müdigkeit. Ich weiß nicht, wie lange ich in diesem Bett gelegen hatte, aber es kam mir vor wie Wochen und noch immer wusste ich nicht, wo ich war.

Ab und zu bekam ich vage mit, wie Menschen den Raum betraten und wieder verließen aber es ging mir zu schlecht, als das ich hätte erkennen können, wer diese Menschen waren.

Nach einer Zeit, die mir wie Wochen vorkam, ging es mir dann endlich besser. Als ich aufwachte, schaute ich mir zum ersten Mal den Raum an, in dem das Bett stand, in dem ich die letzte Zeit gelegen hatte. Es war ein hübsches Zimmer mit hellorange gestrichenen Wänden. Es wirkte warm und gemütlich, ganz anders als das Zimmer auf dem Internat oder zu Hause.Zu Hause … auf einmal kamen all die Gedanken an meine Mutter, an Detlef und an das Baby was sie von ihm erwartete wieder… in Gedanken versunken bemerkte ich nicht, wie jemand das Zimmer betrat.
Erst als dieser jemand sich über mich beugte um zu sehen ob ich schlief oder nicht, erwachte ich aus meinen Gedanken an meine kaputte Familie.
Ich wandte meinen Kopf, um den Besucher anzusehen. Ich konnte es nicht glauben, als Stefan, Lenas Bruder, vor mir stand und zwar ohne sein süffisantes Lächeln im Gesicht.

Ich schloss die Augen und öffnete sie wieder, weil ich mir sicher war, zu fantasieren… das konnte nicht sein!
Doch er stand immer noch da und betrachtete mich. Dann ließ er sich auf der Bettkannte nieder: ' Hey, wie geht es dir?'
'G-ganz gut…glaube ich'. Meine Stimme klang eher wie ein Krächzen, so als hätte ich sie lange nicht benutzt.
Wie lange war ich schon hier? Was machte Lenas Bruder hier? Was war passiert, seit ich auf der Lichtung im Wald geschlafen hatte? … Tausend Fragen schossen in meinem Kopf umher, aber ich konnte mich nicht darauf konzentrieren, nachzudenken… so blieben diese Fragen fürs erste unbeantwortet.

-Fortsetzung folgt-







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