Mein bester Freund...

Autor: Sophie
veröffentlicht am: 18.08.2004




Mein ganzes Leben lang war mein bester Freund für mich da, er hieß Michael er war zwei Jahre älter als ich und ich kannte ihn schon mein Leben lang. Wir waren wohl seelenverwandt, wenn man das so nennen konnte. Ich glaube bis ich 14 wurde habe ich gar nicht mitbekommen wie neidisch die anderen Mädchen auf mich waren. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass das weibliche Geschlecht ihn anzieht. ... Ich drehte mich um, sah dass er noch auf dem selben Fleck stand und mir nachsah. Mittlerweile regnete es. Ich lief zu ihm hin und sagte weinend:,, Ich dich auch du Idiot!' Ich küsste ihn mit so viel Gefühl wie ich es nie für möglich gehalten hatte. Er legte seine Arme um meine Hüften und ich fühlte mich wie zu Hause.
Wir gingen zu ihm nach Hause ich legte mich in seine Arme und wir schliefen ein. Ich denke, dass war für uns beide der schönste Moment den wir gemeinsam hatten. Es war trotzdem komisch so aufzuwachen aber es fühlte sich überraschend gut an. Wir unternahmen viele Sachen miteinander. Ich denke ich hatte ihn noch nie mit so viel Gefühl so viel Liebe und so viel Freude gesehen. Wenn er nicht da war, konnte ich es nicht erwarten zu ihm zu kommen. Durch ihn sah ich Sachen plötzlich von einer ganz anderen Seite aus. Durch ihn erkannte ich wohl das, was Liebe ist und was ich nie für möglich hielt. 3 Wochen später passierte dann das Unvermeidliche. Er war beim Fußballtraining, ich kam mit einer Freundin nach um ihn zu zusehen. Plötzlich kippte er um. Man holte den Krankenwagen, anscheinend wusste der Trainer was Michael hatte. Ich wusste es nicht. Ich sprang trotzdem wie hypnotisiert die Stufen hinunter und lief zu ihm. Ich fuhr mit dem Trainer in das Krankenhaus wo auch seine Eltern warteten. Als es Michael am Abend besser ging, war ich die Erste die in sein Zimmer durfte. Seine Eltern wussten dass er mir nichts gesagt hatte. Michael nahm meine Hand und erzählte mir alles. Ihm und mir liefen Tränen über die Wangen ich verstand nicht wieso er mir nichts früher erzählte. Als ich aus dem Zimmer ging und mir seine Mutter entgegen kam umarmte sie mich:,, Du wirst für ihn immer die Einzige bleiben die er liebt.” Ich setzte mich auf einen Stuhl und sah auf die weiße sterile Wand, es war plötzlich alles so sinnlos. Was hatte ein Leben ohne meinen besten Freund und ohne meiner großen Liebe wohl für einen Sinn? Ich weinte. Meine Eltern waren zu dieser Zeit beide in Brasilien bei irgendeiner Konferenz. Ich verzog mich also in mein Zimmer. Auch wenn es mir bewusst war, dass er mich jetzt brauchte, konnte ich nicht zu ihm gehen. Es war mir unmöglich bis an dem Abend an dem sein Vater an unserer Tür läutete.
Ich machte ihn auf und er sah meine Augen er selbst sah auch nicht gut aus.Michaels Vater Robert:,, Sophie wie geht es dir? Ich habe mit deinen Eltern telefoniert sie sind auch sehr besorgt, auch Michael und natürlich wir!'
Ich hatte einen Knoten im Hals ich wusste nicht was ich sagen sollte. Der Mann der so viel zu ertragen hatte kümmerte sich auch um mich. Jedoch durchbrach ich mein Schweigen:,, Ich würde ihn gerne sehen aber ich kann nicht, ich liebe ihn mehr als alles andere und jedes Mal wenn ich ihn sehe wird es mehr!'Robert:,, Er braucht dich jetzt, zur Zeit mehr als alles andere!'Ich fragte mit sehr leichter Stimme:,, Wieso hat er nichts gesagt, warum konnte er nicht sagen was ihm fehlt, ich hätte ihm doch geholfen!'Robert:,, Genau das wollte er nicht. Er liebt sein Leben und er wollte dass du so bist wie immer und er wusste, dass du nicht dein Lächeln verlierst dass er so an dir liebt. Komm mit Schlaf bei uns! Michael kommte heute vom Krankenhaus zurück. Ich hole in später am Abend, du fehlst ihm.'Ich packte also meine Sachen, setzte mich zu Robert ins Auto und wir fuhren zu ihm. Seine Mutter war der freundlichste Mensch auf Erden und ich kannte sie auch schon mein Leben lang.Wir beide setzten uns also an den Küchentisch, während Michael aus dem Krankenhaus geholt wurde. Sie hatte einen Kuchen für ihn gebacken und machten Schokoglasur darüber. Wir sprachen über Ereignisse in der Vergangenheit. Uns kamen immer wieder die Tränen.
Plötzlich wurden wir still. Wir hörten beide die Autotür zufallen. Er ging mit Krücken. Er war blass. Sein Vater machte die Tür auf und ich sah ihn. Wir gingen uns entgegen umarmten uns und küssten uns. Wir weinten wohl gleichzeitig. Wir wollten uns nicht mehr loslassen. Wir konnten uns nicht mehr loslassen. Ich wollte ihn nicht vermissen.
Wir setzten auf die Couch, wir saßen so eng zusammen, dass ich seinen Atem hörte. Ich fragte ihn wie es ihm ginge. Er meinte gut, denn ich sei da.
Ich:,, Tut dir etwas weh!'
Er lächelte mich an und sagte wohl das schönste was er in diesem Moment sagen konnte:,, Wenn du bei mir bist vergesse ich all die Schmerzen die ich haben kann, Prinzessin!'
Es war spät, seine Eltern gingen zu Bett. Wir wollten uns auch schlafen legen. Wir sahen einen Film, ich lag in seinen Armen und nichts konnte schöner sein. Er fing an mich zu küssen, und umarmte mich fest. Als er mit seiner Hand die Träger meines Unterhemdchen von meinen Schultern schob, fragte ich ihn ob er dazu die Kraft hätte. Er sah mir in die Augen, lächelte mich an und meinte ja. Es war eine sehr schöne Nacht. Gegen drei Uhr in der früh weckte er mich und meinte, dass ich mitkommen solle. Ich zog mein Nachthemd an und wir gingen auf die Terrasse, wo sie eine große Hängematte hatten. Wir legten uns hinein, küssten uns und ich flehte ihn mit Tränen in den Augen an: ,, Bitte verlass mich nie!'Er hielt meine Hand:,, Nie, alles wird gut!' Ich glaubte ihm.
Es war die letzte Woche vor den Ferien. Wir verbrachten jede Minute miteinander. Wir sahen uns Fotos an und lachten darüber. Wir lasen uns der kleine Prinz vor. Wir sahen uns wundervolle Filme an. Wir lagen oft in der Hängematte. Wir hätten diese Woche am Liebsten für ewig behalten. Die Schule war anstrengend für ihn, ich ging nicht mit ihm in die selbe Klasse, aber ohne ihn zu sehen fühlte ich mich unwohl.
Die Zeit bis zu den Weihnachtferien verbrachten wir genauso verliebt wie immer. Es war die wundervollste und schönste Zeit.
Am Weihnachtsabend bestand er darauf mir gegen 22:00 Uhr eine Überraschung zu machen. Er holte mich von zu Hause ab, fuhr mich zu sich und führte mich zu seinem beheizten Pool. Er war mit Rosenblättern überdeckt. Es war das schönste Wochenende das wir hatten.Ende der Weihnachtferien wurde er ins Krankenhaus eingeliefert. Es war klar, er hatte nicht mehr viel Zeit.
Ich fuhr also zu ihm ich sprach mit ihm, es war einer der Momente die man wohl nie vergisst. Es waren seine letzten Worte zu mir: ,, Sophie ich liebe dich, vergiss das nie, du bist ein Engel, ich werde dich wohl nie vergessen werde glücklich. Lebe um zu lieben und liebe um zu leben. Beschere anderen Menschen genauso viel Glück wie du es mir gezeigt hast, schau in meine Tasche das ist noch was für dich.'
Ich hielt seine Hand ich konnte nicht loslassen. Ich wollte zeigen bleib bei mir verlass mich nicht. Er schlief ganz langsam ein und ich ging aus dem Zimmer. Wir alle blieben die ganze Nacht da. 4:34 Uhr verstarb er dann. Er entschlief sanft und ganz ohne Schmerzen. Als ich sah was passierte, war nichts mehr wie es war. Es war nicht schlecht, das ich ihn so anziehend fand. Wieso denn auch? Es war Michael der, mit dem ich über alles sprechen konnte, der mich unser Leben lang vor allem Schlechten beschützen würde, so dachte ich jedenfalls. Was ich damals nicht mitbekam war, dass er das andere Geschlecht vielleicht zur Kenntnis nahm und auch gerne von vielen Mädchen umgeben war aber dass er wohl nur Augen für mich hatte, auch wenn ich erst 14 war.
Zu meinem 15. Geburtstag gab er eine Party im Ferienhaus seiner Eltern für mich. Unsere Eltern kannten einander sehr gut und meistens verbrachten wir die Sommerurlaube gemeinsam. Bei dieser Party stellte er mir Andreas vor. Wir verstanden uns auf anhieb und am Ende des Abends hatte er mich geküsst. Ich schwebte im siebten Himmel. Am nächsten Tag in der früh fragte mich Michael warum ich Andreas küsste. Ich sagte gelassen zu ihm, weil er mir sehr gut gefällt und dass ich ihn möge. Langsam begann Michael ein Verhör zu starten und ich meinte, dass er nicht mein Aufpasser sei und dass ich mir dass nicht gefallen lassen würde und fragte ihn gleichzeitig wieso er so böse ist. Michael meinte dazu nur weil er Andreas kenne und weil ich nicht verletzt werden sollte.
Michael hatte ein Monat zuvor etwas erfahren, was sein Leben veränderte, er hatte Leukämie. Er hatte nie etwas darüber gesagt. Im Streit gingen wir auseinander. Ich verbachte sehr viel Zeit mit Andreas und telefonierte hin und wieder mit Michael. Nachdem ich das erste Mal mit Andreas geschlafen hatte, dachte ich alles war perfekt. Einige Tage später gingen Michael und Andreas mit Freunden fort und Michael meinte wenn ich wolle, könnte ich nachkommen. Heute denke ich mir manchmal, wäre ich bloß an dem Abend nicht gekommen, doch dann hätte ich wohl die Wahrheit nie erfahren. Sie waren in einem Club und ich ging die Stufen hinein und da prügelten sich zwei Jungs. Als ich näher hinsah wusste ich wer es war, die 2 Menschen denen ich am meisten vertraute. In dem Augenblick fragte ich aber komischerweise nicht Andreas ob alles in Ordnung war, sondern rannte zu Michael um ihn abzuhalten noch mehr Dummheiten zu machen. Ich fragte was los sei und er sah mich wutentbrannt an und sagte:,, Dein Freund hat dich betrogen!' Ich lief aus dem Club und ich weinte. Ich war noch nie so enttäuscht worden wie in diesem Moment. Nicht von zwei Menschen gleichzeitig. Wieso hatte er mich betrogen? Wieso schlug er ihn? So etwas kannte ich nicht von ihm. Beide rannten mir nach. Andreas meinte: ,,Man bräuchte sich über so etwas nicht aufregen!' Es wäre ein Ausrutscher. Michael wurde wütender und schrie: ,,Ein Ausrutscher kann dir bei jeder anderen deiner Tussis passieren, aber nicht bei dem Menschen der mir am meisten bedeutet.' Ich verstand leider noch immer nicht was Michael zu sagen versuchte.
Andreas sagte kein Wort mehr und ging zurück in den Club. Ich wollte eigentlich nur noch gehen. Und wollte nur mehr den langen Gassen entlang gehen um nachzudenken. Michael lief mir hinterher, er sah, dass ich weinte. Ich schrie ihn an:,, Wieso hast du ihn geschlagen?
Er schrie mit zittriger Stimme: ”Ich weiß es nicht!'
Ich schluchzte laut: ,,Wieso konntest du mir nicht einfach sagen, dass er das tat oder hältst du mich für unmündig?'
Er schrie:,, Nein, ich halte dich nicht für unmündig ich liebe dich, es gibt nichts was ich an dir nicht liebe und du checkst es nicht?'
Ich war schockiert. So etwas wäre mir nie eingefallen ich drehte mich um und ging. Plötzlich fühlte ich wie es mir schwer in der Brust wurde und eigentlich liebte ich ihn auch. Was ich für Andreas fühlte war nichts im Gegensatz zu Michael. Vorbei. Ich weinte ich schluchzte. Ich sah in seine Tasche und fand ein Päckchen mit einem Brief auf dem mein Name stand.
Ich öffnete den Brief.
Liebe Sophie,
diesen Brief habe ich geschrieben als wir zusammen kamen. Ich hoffe das ist jetzt schon einige Zeit her. Ich habe dir nicht von meiner Krankheit erzählt, da ich Angst hatte. Ich wollte dich nicht verängstigen und ich wollte kein Mitleid. Ich wollte leben. Du hast mir gezeigt was leben ist und dass war wohl das größte Geschenk dass du mir machen konntest. Ich kenne dich mein Leben lang ich hatte nie damit gerechnet dass wir je zusammenkommen. Aber ich bin froh dass wir es sind. Ich liebe dich und du warst die Einzige für mich. Was hätte ich wohl ohne dich getan. Hätte ich ein Leben gehabt wenn du nicht wärst? Wohl kaum. Ich liebe dich und ich werde es auch immer tun. Auch wenn ich nicht mehr bei dir sein kann, sehe ich von oben herab und beobachte dich. Dein hübsches Gesicht soll nicht weinen.

Kuss Michael

Ich öffnete das Päckchen es war ein Medaillon und als ich es öffnete war drinnen ein Bild von uns als wir klein waren und ein Bild dass wir erst vor kurzem gemacht hatten. Ich war traurig ich hatte den wichtigsten Menschen verloren. Ich war alleine.Die Zeit bis zu seiner Beerdigung verging wie im Flug ich war in Trance ich sah alles von außen. Aber ich schrieb ihm auch einen Brief und warf ihn in sein Grab.Das ganze ist ein jetzt 8 Monate her manchmal denke ich wie es gekommen wäre, hätte mich Andreas nicht betrogen oder wäre Michael nicht krank gewesen. Er hat mich soviel gelehrt. Ich sitze oft auf unseren Balkon und sehe zu den Sternen und manchmal denke ich ihn sogar zu sehen. Aber eines weiß ich, er ist immer bei mir. Natürlich wird der Schmerz immer da sein, wenn ich an ihn denke aber ich weiß dass er gelebt hat und das ist ein sehr schönes Gefühl.









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