Zwischen den Welten

Autor: Dragon-Girl
veröffentlicht am: 21.11.2009




Mit der einsetzenden Dämmerung, kam auch die Kälte. Mira war froh, dass sie genug Holz gesammelt hatte um das Feuer die ganze Nacht über in Gang zu halten. Besonders die Zeit, in der der Drache auf Jagd war und sie keine Möglichkeit hatte sich an seinem Körper zu wärmen. Also brauchte sie eine andere Wärmequelle. Zu dem musste sie ja auch ihr Essen irgendwie zubereiten.
Seit den letzten vier Tagen, in denen sie mit dem Drachen unterwegs war, hatte sie vorwiegend das Fleisch von kleine Nagetiere und Vögel gegessen, die ihr der Drache gefangen hatte. Am Anfang hatte sie auch versucht ein paar Beeren und Pflanzen die sie gefunden hatte zu essen, um ihre Mahlzeiten etwas abwechslungsreicher zu gestalten. Nachdem sie allerdings einmal ein gebratenes Kaninchen mit dunkelroten Blättern, die wundervoll rochen und sie leicht an Muskatnuss erinnerten, gewürzt hatte und das Ergebnis absolut grauenvoll war, so dass es sofort wieder ausgespuckt hatte, beließ sie es bei einfach gebratenem Fleisch. Sie hatte in diesem Moment, als sie würgend und spuckend versuchte den ekligen Geschmack in ihrem Mund loszuwerden, den Eindruck gehabt, als ob der sich Köstlich über sie amüsierte. Nicht das er laut lachte, er gab eigentlich nie Laute von sich, aber sie hatte deutlich die Lachfunken in seinen Augen tanzen gesehen. Seit sie beide die Drachenreiter hinter sich gelassen hatte, hat Mira eine Wandlung in dem Verhalten des Drachen wahrgenommen. Sie würde es als lebendiger beschreiben, ja fast schon beschützend. Er sorgte dafür, dass ie immer was zu essen hatte und suchte abends nach dem sie den ganzen Tag geflogen waren, immer einen guten Lagerplatz. Immer war ein kleiner Bach oder eine Quelle in der Nähe, wo sie trinken konnte. Auch fand sie immer ausreichend Feuerholz. Mira wusste nicht, warum der Drache sich so um sie kümmerte und mit ihr flog. Aber sie genoss es einmal in ihrem Leben so viel positive Aufmerksamkeit zu bekommen. Auch genoss sie die täglichen Flüge. Nachdem sie die Höhle so überstürzt verlassen hatte, wurden sie sofort von den schwarzen Insektenwesen entdeckt und versuchten über mehrere Stunden hinweg sie abzuhängen. Der Drache flog so schnell und so scharfe Kurven und Richtungswechsel, dass Mira sich eng an seinen Hals legte und sich gut fest hielt. Sie erinnerte sich jetzt noch mit Schrecken daran wie schnell die Wesen waren und wie gut sie in der Lage waren sie zu verfolgen. Bis tief in die Nacht hinein hatte die Verfolgungsjagd gedauert. Aber seit dem hat sie keines dieser furchtbaren Krabbelviecher mehr gesehen und die Flüge waren ruhig verlaufen. Und Mira konnte die Landschaft in aller Ruhe betrachten.
Mit einem Seufzer legte sich Mira in das Gras und betrachtete die letzten Sonnenstrahlen, die dem Berg gegenüber von ihr verschwanden. Sie liebte diese ruhigen sorgenfreien Tage. Sie musste sich um nichts kümmern, sondern alles wurde ihr abgenommen. Es war wie Ferien. Sie konnte ewig so weiter fliegen.
Trotz all dem wusste sie das es nicht ewig so weiter gehen konnte. Da waren zu einem die beiden Drachenreiter die sie in der Höhle zurückgelassen hatte. Irgendwann würden sie aus der Höhle heraus können, vielleicht waren sie es ja schon. Und dann würden sie sie suchen. Und was dann? Zu dem konnte sie eine gewisse Ahnung nicht leugnen, dass sie eine gewisse Ahnung beschlich, dass der Drache nicht ziellos mit ihr durch die Gegend flog, sondern einen Plan verfolgte. Was für einen Plan allerdings, hatte sie keinen blassen Schimmer. Aber sie vertraute dem Drachen und bereitete sich seelisch darauf vor, dass die ruhigen und entspannenden Tage nicht ewig so weiter gingen.
Mit einem Ruck setzte sich Mira auf. Sie hörte ein Rauschen in der Luft, was bedeutete, dass der Drache von seiner Jagd zurück kam. Erstaunt stand Mira auf und ging zur Seite, so dass er ausreichend Platz hatte um zu landen. Sie war überrascht, dass er schon jetzt zurück kam von seiner Jagd. Normalerweise kam er erst mitten in der Nacht zurück, wenn sie schon längst schlief. Als er jetzt vor ihr landete, brachten seine mächtigen Schwingen ihr mühsam entzündetes Feuer zum flackern. Bei dem Anblick des Kaninchen in seiner rechten Vorderklaue knurrte ihr Magen laut. Mira konnte Belustigung in seinen Augen sehen, als er ihr ihr Abendessen reichte. Sofort machte sie sich daran ihr Essen zuzubereiten. Selbst als garte, konnte sie ihren Blick nicht abwenden, sondern schaute es die ganze Zeit über erwartungsvoll an. Erst nachdem sie ihren größten Hunger gestillt hatte, bemerkte sie dass der Drache die ganze Zeit über ruhig da saß und sie aufmerksam ansah. Hastig wischte sie sich den Bratensaft von ihrem Mund ab und versuchte den Bissen im Mund so schnell wie möglich runter zu schlucken. In ihrer hast verschluckte sie sich an dem Bissen und wurde prompt von einem Hustenanfall geschüttelt. Keuchend, nach Luft schnappend richtete sie sich wieder auf, als der Anfall etwas abgeklungen war und fragte: ' Ja, was ist?'Mira folgte dem Blick des Drachen, der den Überresten ihres Abendessens zunickte, 'ob ich fertig bin? Ja, fürs erste habe ich genug: Willst du was ab haben? Ich weiß aber nicht ob noch genug für dich da ist.' Als Antwort landete ein ledernes Bündeln vor ihren Füßen. Neugierig hob Mira das Bündel auf um es zu entwirren. Es war eine große Tasche aus Leder, mit einem langen Umhängegurt und mehrere anderen Riemen, deren Funktion sie im Moment noch nicht ganz Begriff. Aber genauere Untersuchungen verschob sie auf später, erst einmal wollte sie den Inhalt der Tasche anschauen. Vorsichtig öffnete sie die beiden geschnitzten Knöpfe aus Knochen und schaute in das Innere der Tasche. Als erstes fand sie hauptsächlich mehrere kleine Beutel. Davon waren ein paar, die Schnüren und Bändel zum verschließen hatte und ein bis zwei, die einen fest verschließbaren Stöpsel hatten. Die letzteren waren wohl so etwas wie Wasserbeutel, vermutete sie und legte sie zur Seite, so wie die anderen Beutel. Ganz zu unterst in der Tasche fand sie eine Schleuder und, zu ihrem maßlosen Erstaunen, fand sie auch ein großer, scharfer Dolch mit einer ledernen Scheide, die man am Gürtel befestigen konnte. Der Dolch war so lang wie ihr Unterschenkel. Fassungslos starte sie auf die Waffe. Sie lies alles andere unbeachtet zu Boden fallen: 'Einen Dolch? Woher hast du solche Sachen? Und wozu brauche ich eine Waffe? Ich hab doch nie gelernt mit so etwas umzugehen.' Mira hatte das Gefühl, dass ihre unbedacht hervor gestoßene Fragen einfach so in der Luft hängen blieben. Denn der Drache ging nicht auf ihre Fragen ein sondern hielt unbewegt ihrem fragendem Blick stand. Schließlich, was Mira wie eine Ewigkeit vor kam,unterbrach sie den Blickkontakt und sah weg. Verlegen wand sie sich ab und machte sich hastig daran ihren Lagerplatz zu ordnen und die paar wenigen Dinge, die sie besaß in die Tasche und in die Beutel zu sortieren. Ihr Gesicht brannte. Sie konnte es nicht verhindern, aber sie hatte das Gefühl dass sie sich mit ihren fragen in ein, für sie noch verbotenes, Gebiet vor gewagt hatte. Sie konnte es förmlich spüren, wie sich der Blick des Drachen unverwand in ihren Rücken brannte. Sie versuchte es zu ignorieren und sich auf das Packen zu konzentrieren, aber es gelang ihr nicht hundertprozentig. Denn Sie bekam nicht viel mit von dem was sie tat. Das fiel ihr auf, als sie zum fünften mal versuchte die Bratenreste durch die enge Öffnung eines Beutels mit Stöpselverschluss zu zwängen. Seufzend legte sie die Reste beiseite ums sie später in einen anderen Beutel zu tun und stand auf um den Weg zum Bach zu finden. Sie wollte den Beutel mit etwas klarem Wasser füllen, damit sie den Weg zum Bach nur einmal machen musste und nicht jedes mal wenn sie Durst hatte. Als sie schließlich mit gefülltem Beutel zurück kam, war es mittlerweile dunkel geworden und sie konnte die Schuppen des Drachen im Feuerschein glänzen sehen. Wieder einmal war sie von der atemberaubenden Schönheit bezaubert. Sie sah aber auch, das er ungeduldig mit einer Vorderklaue auf den Boden tappte. Als sie den gefüllten Wasserbeutel neben dem Feuer auf den Boden legte nickte er zu ihrem Chaos und trieb sie an ihre Sachen schnell zusammen zupacken. Sie wusste zwar nicht warum, aber sei vertraute ihm genug, das sie sich beeilte und all ihre Sachen in der Tasche unterbracht. Schließlich war sie fast fertig und wollte nur noch den Dolch weg packen da stoppte sie der Drache und zeigte auf ihren Gürtel. Sie zögerte nur kurz machte ihn dann aber an ihrem Gürtel fest. Es fühlte sich ungewohnt an eine Waffe zu tragen, aber sie vermutete das alles seinen Grund hatte. Als sie endlich fertig war, legte sich der Drache flach auf den Boden, damit sie besser auf seinen Rücken klettern konnte. Schließlich saß sie fest auf seinem Rücken, mit der Tasche vor ihr, mit den Gurten an seinen Zacken befestigt. Vorsichtig richtete sich der Drache auf und löschte das Feuer und verwischte alle übrigen Spuren, wie bisher immer. Dann startete er in die Nacht. Fest klammerte sich Mira an seinen Rücken und machte sich auf eine lange Nacht gefasst. Sie spürte, dass sie diesmal in ein Abenteuer flog, dass alles andere als so ruhig war wie die letzten Tage.







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