Neue Freiheit und doch nur Probleme

Autor: Liberty
veröffentlicht am: 31.05.2007




Meine Freundin Kerstin feierte ihren 18. Geburtstag in unserer Stammkneipe und ich freute mich wie ein kleines Kind auf diesen Tag. Ich hatte mir mit meiner Freundin Sonja ein echt cooles Geschenk ausgedacht das zu ihrem Spitznamen 'Hase' passte: Ein rosa Hase, gebastelt aus einem im Wald gefunden großen Baumast und rosa angepinselten Schuhkartons. Wochenlang hatten wir uns vorher schon getroffen um das Geschenk fertig zu stellen. Die Kartons hatten wir mit allerhand Kram gefüllt, der schön ist, den man aber eigentlich nicht braucht.
Mein Freund hatte mal wieder, wie immer keine Lust mitzukommen, weil er noch was an seinem PC frickeln wollte. Ich wusste das es eine Ausrede war, denn er mochte weder meine Freunde noch meine Stammkneipe. Andererseits hat er sich auch nie die Mühe gemacht meinen Freunden überhaupt mal eine Chance zu geben. Also fuhr ich alleine pünktlich los zu Sonja, damit wir das Geschenk nochmals auf Herz und Nieren prüfen konnten. Mit dem Geschenk im Schlepp fuhren wir dann zur Geburtstagsfeier in der Hoffnung das unser Geschenk genauso gut ankommt, wie wir es uns wünschten.
Kerstin und die anderen waren schon alle da, was gut war, denn so konnte unser Geschenk die volle Aufmerksamkeit bekommen. Schon als wir in die Kneipe kamen, sahen wir, wie sich alle Gesichter zu unserem rosa Hasen drehten, und Kerstin bekam einen Lachanfall als sie ihn freudig entgegen nahm.
Den ganzen Abend haben wir nur gelacht und hatte wirklich unseren Spaß. Jetzt erst merkte ich wie sehr mir meine Freunde in den letzten Monaten, die ich größtenteils meinem Freund gewidmet hatte, gefehlt haben. Und ich stellte fest, dass es ein Fehler war, nur weil mein Freund keine Lust hatte auszugehen, zu Hause bei ihm zu bleiben und meine Bedürfnisse zurück zu schrauben. Also fasste ich einen Entschluss. Ab jetzt würde ich mich wieder öfter mit Sonja, Kerstin und den anderen treffen, egal ob mein Freund mitkommt, oder nicht…Ich hatte es tatsächlich geändert und so gehörte der Freitag Abend mir und meinen Freundinnen, was meinem Freund nicht gefiel, komischerweise war mir das aber egal. Ich genoss diese Abende und lernte auch immer wieder neue Leute kennen. Und mit jeder Woche die verging, freute ich mich mehr auf meinen Abend und sehnte ihn regelrecht herbei. Am liebsten wäre ich jeden Abend nur mit meinen Freundinnen weggegangen. Ich freute mich wenn Kerstin anrief, ob ich Zeit für sie hätte, und meine Laune stieg bei dem Gedanken den Abend nicht auf der Couch mit meinem Freund verbringen zu müssen.
Eines Abends rief Kerstin mich an, ob ich mitkäme ein paar Runden Kniffel zu spielen und wie fast immer sagte ich zu. In der Kneipe trafen wir unsere anderen Freundinnen, die schon mitten im Spiel waren, mit ein paar Typen, die wir bis dahin noch nie getroffen hatten. Wir setzten uns dazu und fingen alle zusammen eine neue Runde an zu spielen. An diesem Abend kam ich noch später nach Hause als jemals zuvor. Wir hatten so viel Spaß, dass ich die Zeit total vergessen hatte.
Zwei Tage später rief Kerstin mich an, ob ich mich mit ihr treffen würde das Geburtstagsgeschenk für Sonja planen, die nur ein paar Wochen nach Kerstin 18 wurde, und natürlich sagte ich freudig zu. Als ich in der Kneipe ankam, war sie noch nicht da und schrieb mir kurz darauf eine SMS das sie sich wahrscheinlich ne Stunde verspäten würde. Erst überlegte ich ob ich nochmal nach Hause fahren sollte, doch dann fiel mir ein, dass ich mein Getränk schon bestellt hatte. Also machte ich mich schon mal alleine an die Ideenfindung für das Geschenk. Allerdings kam ich damit nicht weit, denn schon kurz darauf stand jemand neben mir und fragte mich ob er sich setzten dürfte. Ich schaute ihn an und wusste das ich ihn irgendwoher kannte, konnte ihn aber nicht genau zuordnen. Als hätte er es geahnt, stellte er sich als Thomas vor, und erklärte mir das wir vor zwei Tagen zusammen mit den anderen den ganzen Abend gekniffelt hätten. Da fiel dann auch bei mir der Groschen und wir haben uns bis Kerstin kam sehr gut unterhalten. Als Kerstin eintraf, fragte er mich ob ich Lust hätte am nächsten Abend mit ihm und seinen Freunden mal wieder zu kniffeln und ohne zu zögern sagte ich zu. Zwei Stunden später fuhr ich mit tollen Geschenkideen und der Freude auf den nächsten Abend wieder nach Hause. Mein Freund rief noch an, um zu fragen wie es gewesen ist und ich konnte merken das es ihm nicht passte das ich am nächsten Abend schon wieder keine Zeit für ihn hatte. Aber eigenartigerweise war es mir egal. Schließlich wollte er ja nicht mit mir weggehen, also ging ich halt alleine.
Am nächsten Abend kam ich in die Kneipe und die drei Jungs waren schon da. Es war ein wirklich netter Abend und so langsam fing ich an, an meiner Beziehung zu meinem Freund zu zweifeln. Ich konnte mich nicht daran erinnern auch nur einmal so einen Spaß wie an den Abenden in der Kneipe gehabt zu haben. Aber ich versuchte die Zweifel bei Seite zu schieben. Wir waren schließlich schon eineinhalb Jahre zusammen und sowas wirft man doch nicht einfach so weg.
Also lief es die nächsten Wochen so weiter, dass ich mindestens drei bis viermal die Woche abends mit 'meinen' Jungs und meinen Freundinnen ausging, und die anderen Abende mit meinem, sich beschwerenden, Freund zu Hause auf der Couch saß.
Je öfter ich mit den Jungs weg war, desto weniger wollte ich Zeit mit meinem Freund verbringen, und bei einem Gespräch mit Kerstin stellte ich erschrocken fest, dass ich keine Gefühle mehr für meinen Freund hatte, sondern für einen der Kumpels von Thomas: Michael. Ich konnte nicht mal sagen warum, das einzige was ich in diesem Moment ganz klar wusste, war, dass ich mich von meinem Freund trennen musste.
Drei Tage später war es dann soweit. Ich rief meinen Freund an und bat ihn bei mir vorbei zu kommen. Den wahren Grund nannte ich ihm nicht. Ich erklärte ihm dass ich so nicht mehr weitermachen könnte und das Bedürfnis hätte meine 'Jugend' auszuleben. Ich hatte nicht mal ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Ich fühlte mich einfach nur gut und befreit. Meinem Freund ging es natürlich nicht so gut, da er nicht damit gerechnet hatte. Er dachte alles liefe prima und das die Abende an denen ich alleine weg war unserer Beziehung gut täten. Völlig aufgelöst schrie er mich letztendlich an das ich mich zum Himmel schären könnte und das er mich nie wiedersehen wollte, und fuhr nach Hause. Doch mir ging es nach wie vor wirklich blendend und so rief ich Thomas an, ob die noch alle in der Kneipe wären. Er freute sich sehr über meinen Anruf und befahl mir, nicht wie sonst immer in den nächsten Bus zu steigen, denn er würde mich abholen. So sehr wie diesen Abend hatte ich vorher noch keinen Genossen. Ich war so erleichtert. So befreit.
Ich traf mich jetzt schon wochenlang nahezu jeden Abend mit den Jungs, die mir strickt verboten in den Bus zu steigen und so holte mich jeden Abend ein anderer ab und fuhr mich wieder nach Hause. Wenn ich zu Hause war träumte ich davon wie schön es wäre, wenn Michael auch Gefühle für mich hätte, und so fragte ich Thomas, der mittlerweile so was wie mein bester Freund oder großer Bruder geworden war, als wir mal wieder zusammen über einen Trödelmarkt wanderten, ob er meinte das ich eine Chance bei Michael haben könnte. Er sah mich ganz verunsichert an und als ich fragte was los sei, gestand er mir, dass er in den letzten Wochen Gefühle für mich entwickelt hatte.
Ich stand wie versteinert zwischen den Ständen und traute meinen Ohren nicht. Mein bester Freund hatte sich in mich verliebt. Oh Gott, was sollte ich jetzt tun, wollte ich doch unsere Freundschaft auf keinen Fall verlieren. Ich musste mich unbedingt mit Kerstin und Sonja treffen und sie fragten was ich jetzt tun soll. Also bat ich Thomas mich nach Hause zu fahren und mir Zeit zu geben eine Lösung zu finden. Kaum zu Hause angekommen, bat ich meine Mutter mich zu Kerstin zu fahren.
Eins war klar. Ich musste Thomas sagen, dass aus uns nichts würde, und ich musste mit Michael sprechen und ihm sagen was ich für ihn empfand. Also traf ich mich noch einmal mit Thomas und erklärte ihm alles. Trotz seiner Verletzung nahm er mich in den Arm und versicherte mir, dass er damit klarkommen würde, hatte er diese Gefühle schon länger und sich gedacht das es zwischen uns nie über eine Freundschaft hinaus gehen würde.









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