Getroffen und nie mehr vergessen

Autor: Johanna
veröffentlicht am: 27.03.2007




Es war Sommer, naja eher noch Frühling. Die schönen, warmen Tage voller Sonne und Vogelgezwitscher gabs noch nicht oft. Das verlängerte Osterwochenende stand vor der Tür. Da ich im Sommer konfirmiert wurde, musste ich Widerwillen in ein 4 tägiges Lager in Rom mitgehen. Klar dachte ich, Rom, was für ne tolle Stadt - doch ich wollte nicht mit der Konf.gruppe dahin. Ich war nämlich unter 5 Konf.kollegen, ca. 6 Hilfsleiter und 2 Pfarrern das einzige Mädchen. Ich war riesen angeschissen und stellte mich schon mal auf ein schreckliches Wochenende ein. So begann es auch also wir mit dem Nachtzug aufbrachen. Ich war mit meinen Konf.kollegen im Abteil, was ich nicht schlecht fand, aber auch nicht grad so toll war, denn ich konnte irgendwie einfach nicht mit ihnen sprechen. Logisch so kleine Dinge schon und wir verstanden uns ja alle auch nicht schlecht aber es war schon eher peinlich und ich sass den ganzen Abend mit Musik in den Ohren da und wartete darauf, dass die Zeit verging.

Die Hilfsleiter, die alle nur etwa 1 Jahr älter waren als ich, kannte ich grösstenteils noch nicht oder hatte sie erst hie und da schon mal gesehen. Unter ihnen war auch einer, den ich schon einige Male getroffen habe, er mich aber nie wirklich wahrgenommen hatte. Jedenfalls gefiel er mir, doch ich hatte mich längst damit abgefunden, dass ich viel zu schlecht für ihn bin.

Am Morgen kamen wir in Rom an und ich trottete der Truppe mit gesenktem Kopf und einem Gefühl der Einsamkeit hinterher. Ich fühlte mich unwohl, ich hatte niemanden, der mit mir, auf meiner Seite da war. Es ist ja nicht so, dass ich nicht versucht hätte Kontakt aufzunehmen oder so aber da die alle ihre Kollegen hatten, war es unglaublich schwierig auf sich aufmerksam zu machen.

Ein wenig später an diesem Tag, nach eine kleinen Spaziergang durch die Stadt, musste ich wohl oder übel mit den Jungs zum Fussballspielen mitgehen. Ich hatte gar keine Wahl. Nicht, dass ich Fussball nicht mögen würde und so schlecht spiel ich für ein Mädchen gar nicht mal, dennoch war ich beschämt mit ihnen zu spielen und es war mir unglaublich peinlich. Als das Spiel mehr schlecht als recht überstanden war, kam dieser Junge, er heisst übrigens Simon, zu mir und klopfte mir auf die Schulter und meinte sowas wie: 'Na, war doch gar nicht so schlecht.'

Ohne dass mir damit gross geholfen war lief ich ihnen anschliessend wieder hinterher zum Hotel, wo wir uns fürs Abendessen im Restaurant bereitmachen sollten.Beim Essen dann, setzte sich Simon neben mich. Insgeheim freute ich mich nicht zu knapp, liess mir aber nichts anmerken. Schnell waren wir in ein Gespräch vertieft und ich fand ihn unglaublich sympathisch. Er konnte meine Situation verstehen, so alleine als Mädchen und dass es mir nicht grad den grössten Spass machte hier zu sein.

Nach dem Essen hatten wir noch Ausgang und auch da war Simons Aufmerksamkeit nur auf mich gerichtet. Ich kannte das so gar nicht, ich hatte vorhin noch nie einen Freund, geschweige denn jemals einen Jungen geküsst, obwohl ich schon bald 16 war. Jedenfalls sagte er mir dann kurz vor dem verschwinden in seinem Zimmer, er würde dann noch ein wenig zu mir rüber kommen in mein Einzelzimmer, damit ich mich nicht so einsam fühle. Mein Herz machte einen Luftsprung.

Wir quatschten den ganzen Abend lang, schlugen uns die Morgenstunden um die Ohren, bis wir dann Hand in Hand einschliefen. Am nächsten Morgen holte er mich frischgeduscht, gut angezogen mit süssem Parfümduft in meinem Zimmer zum frühstücken ab. Er war ein unglaublicher Gentleman.

Es folgten weitere hinreissende Tage in seiner Gesellschaft. Eine weitere Nacht, mit meinem ersten Kuss. Es war zu romantisch! Zuvor schlenderten wir zusammen durch Rom und kamen am Trevibrunnen vorbei, in den wir, wie mans halt mach, rücklings eine Müntze ins Wasser warf und sich dabei einen Wunsch wünschen durfte. Später im Hotelzimmer beim küssen auf dem Bett hauchte er mir ins Ohr: 'Dieser Brunnen bewirkt Wunder.' Ich war hin und weg.

Die 4 Tage in Rom wurden zu den schönsten in meinem Leben. Doch als wir wieder in unserer Wohnstadt ankamen, trennten wir uns mit einem schlichten Küsschen auf die Wange und da ich dazumals noch kein Handy besass, da ich noch keins wollte, hatte ich auch seine Nummer nicht. Dafür aber immerhin die MSN Adresse.

WIr trafen uns danach noch 2-3 Mal, es war jedesmal schön und ich voll verliebt. Ich hoffte so sehr mit ihm zusammen zu kommen. Doch schon bald sah ich ihn nie mehr, hörte nichts von ihm und im MSN schrieb er nicht zurück. Es folgten Tage der Qual, da ich nicht wusste was plötzlich los war. Ich rief sogar bei ihm zu Hause an, sprach mit ihm, doch klang er eher abweisend.

Da ich nicht aufdringlich wirken wollte, meldete ich mich nicht ständig und bald kamen Ferien, man sah sich nie...und so ging das weiter.

Heute, 9 Monate später geistert er immer noch in meinem Kopf herum und ich kann ihn nicht vergessen. Zwar bin ich nicht mehr verliebt in ihn, doch manchmal denke ich an die Zeit mit ihm zurück und frage mich was ich falsch gemacht hatte. Es ist schrecklich, nicht zu wissen was los ist und habe noch immer keine Ahnung. Das Schlimmste ist, dass ich mir insgeheim immer noch manchmal Hoffnungen mache, dass ich ihm eines Tages begengen würde und wir zusammen kämen oder so - logisch, eigentlich weiss ich, er kann mich nicht wollen wenn er so was macht, doch da ich nie ein klares 'nein' hörte oder er mir nie deutlich sagte, dass er nichts wolle, lässt mich ganz im Innern immer noch hoffen und ich sehne ihm nach.

Es wäre so viel einfach für mich, eine klare Abfuhr gekriegt zu haben, anstatt einfach nichts mehr zu hören. Die Liebe kann so schrecklich sein und ich weiss nicht, wie lange ich ihn noch in meinem Kopf haben werde.









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