Wir sollten das nicht tun!? Teil 8

Autor: Hanna
veröffentlicht am: 22.02.2008




Die Erlebnisse überschlagen sich in meinem Kopf. Es ist meine dritte Woche Chile. Es ist toll hier, aber ich komme mir etwas feige vor, weil die letzten Tage in Deutschland so turbulent waren und ich mich einfach aus dem Staub gemacht habe. Seit Lukas in 'unserer' Nacht die Tür aufmachte und zu Mia ging, habe ich nichts mehr von ihm gehört. Es war schrecklich für mich und das einzige was mich davon abhielt nicht völlig zusammen zu brechen war die Tatsache, dass ich eine völlig neue Umgebung um mich hatte. Sune ist mein Mentor. Er kommt aus Finnland, ist etwa zehn Jahre älter als ich, verheiratet mit einer Chilenin und auch Lehrer, so wie ich es einmal werden will. Ich hatte immer gedacht, Nordeuropäer sind sehr kühl und man müsse sich sehr langsam an sie ran tasten. Sune scheint da anders zu sein. Bei ihm ist das Eis sehr schnell gebrochen und wir kommen sehr gut mir miteinander aus, obwohl mein spanisch noch lang nicht so gut ist wie seins. Vielleicht ist das ganz sinnvoll, denn wir sind die einzigen Europäer (und dazu noch blond) im Umkreis von 300 Kilometern.Maik habe ich vor meiner Abreise nichts von den Geschehnissen erzählt. Ich habe mich wirklich mies gefühlt dabei und konnte ihn kaum in die Augen sehen. Doch gerade mal zwei Tage in Chile bekam ich einen Anruf von ihm. Er erzählte mir, dass er über mich und Lukas bescheid wüsste. Er ist sehr traurig und enttäuscht, würde uns aber noch eine Chance geben, weil er mich einfach so sehr lieben würde und das alles nicht aufgeben könne. Maiks plötzliche rationale Art verwirrte mich. Völlig überrumpelt und kaum fähig mich zu äußern, versprach ich ihm, mich bei ihm zu melden.

Ich kann das einfach nicht. Ich würde Maik nur noch weiter etwas vormachen, so will ich einfach nicht weitermachen. Außerdem muss ich auch ehrlich zu mir selbst sein. Ich entschließe mich, Maik einen Brief zu schreiben:
Lieber Maik,
ganz egal was passiert ist und wie unglaublich sich das jetzt für dich anhören mag, du musst wissen, dass du ein sehr wichtiger Mensch für mich bist. Du musst wissen, dass ich dir nie etwas vorgemacht oder dich belogen habe. Es war nie meine Absicht dich zu verletzten und es tut mir weh, wenn ich höre, dass du wegen mir traurig und enttäuscht bist. Das was passiert ist, tut mir unendlich leid. Doch was mir am meisten leid tut ist, dass ich mich nur einzig und allein damit entschuldigen kann, dass ich mich in deinen besten Freund verliebt habe. Er kam und ging einfach nicht wieder. Glaub mir, ich wollte das nicht und ich habe nie damit gerechnet, dass mir so etwas passieren kann. Ich habe versucht dagegen anzukämpfen, doch so sehr ich mich auch anstrengte, es war einfach unmöglich. Weil es sich so gehört, sage ich dir, mich trifft alle Schuld. Doch im tiefsten Inneren schäme ich mich dafür, mich nicht schuldig zu fühlen. Es geht einfach nicht, denn gegen die Liebe bin ich machtlos.Es fällt mir schwer dir das sagen zu müssen, aber ich will ehrlich zu dir sein. Du verdienst eine Frau, die deine Liebe genauso tief und innig erwidert, wie du es tust. Und diese Frau bin ich nicht.
Ich will nicht von dir verlangen, ein Freund für mich zu sein. Ich kann verstehen, wenn du mich nie wieder sehen willst. Du hast die besten Gründe.

Alles Gute
In Liebe deine Johanna

Ich erzähle Sune davon. Er ist sehr erfahren und redet wie ein großer Bruder zu mir. Es ist unglaublich, aber wenn ich mit ihm darüber rede, gibt er mir immer das Gefühl, trotzdem kein schlechter Mensch zu sein. 'Weißt du Johanna, ich weiß genau wovon du da sprichst. Und genau wie du, hab auch ich nie daran geglaubt. Jedenfalls nicht an sowas. Und genau das war mein Fehler. Dadurch hab ich alles verloren. Was ich dir sagen will ist, dieser Moment, …diese Gelegenheit, liebe oder Magie, wie auch immer du es nennen magst, kommt nicht nochmal. Das gibt es nur einmal im Leben und dann musst du zupacken.'
Sune hat Recht. Was habe ich schon zu verlieren. Schlimmer als jetzt, kann es nicht mehr werden. Ich werde Lukas anrufen. Genau das werde ich tun.
Zuhause angekommen, gibt mir Mariá, die nette Frau von der Rezeption, einen Brief, der für mich angekommen ist. Er ist von Maik. Es waren nur ein paar kurze Zeilen, die mir zwar verziehen, die mir aber auch einen Stich ins Herz versetzten: 'Vor zwei Tagen haben Lukas und Mia geheiratet…'







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