Wie es manchmal so kommt - Teil 2

Autor: dreamy
veröffentlicht am: 05.09.2014


Am nächsten Tag klingelte mein Handy und ich ging noch etwas müde ran.
„Ja?“
Ich stellte noch mein Glas Wasser auf den Tisch damit ich nicht beide Hände voll hatte.
„Hey Süße, ich wollte fragen, ob du schon was vor hast, die anderen und ich wollten heute feiern gehen. Willst du mitkommen?“
Ich schaute auf die Uhr und malte mir aus, was ich ansonsten für Möglichkeiten hatte, meinen Tag zu gestalten. Aber da ich nicht nur Zuhause rumhocken wollte, sprach nichts dagegen ein wenig feiern zu gehen.
„Ja ich hab Zeit, sag mir nur wo wir uns treffen sollen.“
Wir machten Uhrzeit und Treffpunkt aus und ich legte mein Handy wieder auf den Tisch. Am Nachmittag machte ich mich dann langsam fertig und checkte meine Outfits. Ich hatte keine Lust mich aufwendig zu stylen, es sollte gemütlicher werden. Bis ich mich auf den Weg machte, vertrödelte ich die Zeit mit aufräumen. Dann ging ich los. Unterwegs kamen mir einige Bekannte entgegen und ich hatte schon die Ahnung, dass wir nicht die einzigen waren, die dasselbe Ziel hatten. Am Treffpunkt packte ich kurz mein Handy heraus und wartete auf die anderen. Dann erschien auch endlich Ani.
„Hey, wir waren ja schon lange nicht mehr feiern, ich hoffe das wird was.“
Ich nickte und tippte von einem Fuß zum anderen. Ani hatte sich echt Mühe mit ihrem Make-up gegeben. Ihre Augen stachen gut heraus und ihre Lippen waren dezent geschminkt. Sie hatte echt ein gutes Händchen dafür. Auch ihre Haare waren gekonnt gestylt. Dann erschienen auch die anderen. Lisa, Marla und Fiona kannten wir schon lange und auch wenn ich einen nicht zu kleinen Bekanntenkreis hatte, waren die drei eigentlich immer unsere Partygesellschaft. Zusammen waren wir eine bunt gemischte Gruppe. Ani mit ihren langen blonden Haare, Lisa mit ihren rötlichen und Marla mit braunen Locken und Fiona hatte die dunkelsten Haare und den südländlichsten Teint. Ich fühlte mich eher nicht so auffällig, auch wenn manche sagten, ich hätte nicht das Gesicht der Masse.
„Wir sollten schon mal los, bevor wir nicht mehr reinkommen.“
Ani beruhigte mich, während wir die Hauptstraße losschlenderten. Doch was ich dann sah, versetze meine Laune wieder auf den Tiefpunkt. Genau das wollte ich eben nicht, dass die auftauchten. Noch ehe ich das zu Ende gedacht hatte, fiel der Blick meines Streithahns direkt auf mich. Er lief mit seiner Gruppe vor uns und blieb stehen. Schon vorhin hatte ich sie an uns vorbeilaufen sehen, mir aber nichts böses ausgemalt. Jetzt versuchte ich dieses Grinsen zu ignorieren und an ihn vorbeizulaufen, aber natürlich ging das nicht.
„Hast dich aber echt rausgeputzt, für das, dass du Massenveranstaltungen meidest.“
Lisa rollte schon mit den Augen und ich konnte einfach nicht verstehen, wie er solche Behauptungen aus dem Nichts ziehen konnte. Hatte er nichts besseres zu tun? Ich wollte nicht wissen, welch Langeweile er haben musste. Seine Kumpane lachten sich schon ins Fäustchen.
„Lass die doch, die fühlt sich eh wie die Prinzessin vom Platze.“
Ich war das schon gewohnt und wollte weitergehen, aber Mister dachte nicht daran, mir den Weg freizumachen.
„Kannst du dich nicht woanders hin verziehen?“
Mein Puls schoss schon in die Höhe. Sein Gesicht wirkte gespielt überrascht und er warf die Hände nach oben.
„Schon gut, ich wollte mich ja nur unterhalten.“
Ani packte mich am Arm und mir fiel wieder ein, wohin ich eigentlich wollte. Jetzt war der Weg wieder frei. Nach einigen Minuten kamen wir dann am Haus an. Es war eine Privatveranstaltung, was aber nur heißt, es gab einen Veranstalter, der das alles bezahlte. Aber sowas kam öfters in unserer Stadt vor. Die öffentliche Masse konnte Party machen, solange sich kein Beamter oder Einwohner gestört fühlte. Gastgeber war dann schnell ausfindig zumachen und wir suchten uns ein Plätzchen. Zuerst gingen wir aber in den Garten. Es war groß und hübsch gestaltet. Ich folgte dann der Musik und hatte das Bedürfnis nach einem Drink. Ohne darauf zu achten, ob die anderen mit mir liefen, machte ich mich auf die Suche nach der Bar. In einer Ecke entdeckte ich eine Menschenversammlung und ging schnurstracks auf sie zu. Es war jedoch schwer da hindurch zu kommen, also wartete ich einige Minuten ab. Dann schlüpfte ich in die mir am nächsten angebotene Lücke. Endlich stand ich an der Theke. Der Barmann schien ziemlich beschäftigt zu sein, doch als sein Blick kurz auf mich fiel, schrie ich ihm meine Bestellung entgegen. Ein kurzes Nicken ließ mich entspannen. Ich hatte Zeit mit meinen Blicken nach den anderen zu suchen. Doch das stellte sich als schwierig heraus. Ich beobachtete also das bunte Treiben und ließ mich nicht aus der Ruhe bringen. Das Haus hatte, wie erwartet, auch eine 2. Etage, die ich noch unbedingt inspizieren wollte. Dann schrie mir eine Stimme hinter mir etwas entgegen. Ich drehte mich verdutzt um und blickte auf meinen bestellten Drink.
„Danke.“
Am Glas nippend machte ich mich auf die Suche. Der Weg durch den Garten wurde mir versperrt, also versuchte ich mein Glück im nächsten Raum. Ich hatte Gedacht hinter der Tür wieder ein paar Gleichaltrige anzutreffen. Doch als ich näher kam , war mir nicht mehr so wohl. Eine Ecke war total verdunkelt und ich konnte schon ahnen, wer sich da herumtrieb. Ich wollte schnell wieder abhauen, doch als ich mich umdrehte fiel ich direkt in die Arme von Ani.
„Da bist du ja, wir wollen nach oben.“
Ich schlüpfte an ihr vorbei und nahm noch einen Schluck.
„Ok, gehen wir.“
Die Treppe war erstaunlich leer, doch als wir oben ankamen, merkten wir schnell, dass sich auch hier eine üppige Menge aufhielt. Dennoch gab es mehr Sitzplätze. Wir ließen uns nieder und ich ließ meinen Füße Ruhe.
„Ich hätte nicht gedacht, dass das so läuft, ich sollte öfters hier her kommen.“
So viel Energie hatte ich nicht. Ich brauchte wahrscheinlich erst ein heißes Bad. Man konnte zwar kaum etwas erkennen, aber die anderen tanzten um uns herum und ein Schwall von Müdigkeit überfiel mich. Ich wollte nicht einschlafen, deshalb stand ich auf und überredete Ani mitzumachen. Die schnellen Bewegungen machten mich wieder munter. Irgendwann entdeckte ich eine weitere Bekannte. Sie näherte sich und gab uns eine Umarmung. Ani fing gleich ein Gespräch mit ihr an, das war ja zu erwarten. Ich wollte nicht nur so dastehen, also ging ich etwas abseits. Vielleicht ergab sich eine nette Unterhaltung. Zuerst lehnte ich mich an die Wand und beobachtete das Ganze. Dabei blieb ich in Sichtweite von Ani. Irgendwann drängte sich eine Gruppe zu mir vor. Ich schaute erst an ihnen vorbei doch dann fiel auch mein Blick auf sie und mein ungutes Gefühl bestätigte sich. Ich erkannte jeden einzelnen. Ich hatte nicht mal mehr die Zeit abzuhauen, da sagte einer etwas unverständliches. Ein anderer packte mich am Arm und ich wollte mich losreißen.
„Ich will doch nur tanzen.“
Jochen war der gröbste. Das bekam ich zu spüren.Nicht, dass er das ganze auch noch lustig fand, er bemerkte nicht mal, dass ich ihn finster anschaute. Dann hörte ich wieder diese Stimme und diesmal erkannte ich sie. Ich machte einen Satz zur Seite und riss mich los.
„Lass sie doch, bei ihr kannst du das eh nicht bringen.“
Er wirkte düster in diesem Raum, was auch an seiner Kleidung liegt. Ich vermied es ihn direkt anzuschauen. Ich bemerkte noch, wie er mich anschaute und dann ging. Eine Weile blieb ich noch stehen, ich wollte mich noch beruhigen. Dann wollte ich wieder zu Ani. Sie hatte mittlerweile ihr Gespräch beendet. Sie schaute mich etwas besorgt .
„Warum schaust du so, was ist denn passiert?“
Ich wollte ihr nicht alles erzählen, aber nach ein paar Sätzen verstand sie sofort.
„Haben die nicht anderes im Kopf?“
Ich wollte wieder nach unten, bevor Ani auf die Idee kam, sie rausschmeißen zu lassen.
„Willst du was trinken?“
Ich schüttelte den Kopf. Unten gingen wir in einen größeren Raum und ich war froh, dass dort nicht ganz so viele Menschen waren. Ich hielt mich in der Nähe der Tür auf und konnte mich so unterhalten.
„Denkst du, das hört irgendwann auf?“
Ich schaute auf den Boden.
„Was meinst du?“
„Das weißt du ganz genau. Der Streit mit denen.“
Jetzt schaute ich wieder auf.
„Das ist doch kein Streit. Es ist genau geklärt wie wir zueinander stehen. Sie verhalten sich nur manchmal daneben.“
Ani überlegte kurz und ich wollte das Thema wechseln.
„Vielleicht werden die auch noch erwachsen.“
Darauf wollte ich nicht warten.
„Du, ich hol mir kurz was zum trinken. Wartest du hier?“
Ich ließ sie ziehen und ging etwas weiter in den Raum. Alle schienen beschäftigt zu sein und es versiegte mir immer mehr die gute Laune. Erst als ich meine drei Begleiterinnen bemerkte, hellte sich meine Stimmung wieder auf. Ani erschien dann auch darauf. Wir standen im Kreis und während sich die anderen unterhielten, verlor ich mehr und mehr die Aufmerksamkeit. Ich schien nicht zu bemerken, wie ich mich immer weiter von ihnen entfernte. Irgendwann stütze ich mich auf eine Lehne. Alles schien sich zu drehen und ich verlor die Kraft. Mein Körper fiel in Richtung Boden, doch bevor ich aufkam hielten mich zwei kräftige Hände fest. Ich konnte mich nicht selber aufrichten, aber das übernahm schon jemand für mich. Langsam sah ich wieder klarer und war geschockt darüber, was passiert ist. Beinahe hätte ich mich verletzt und das in Gesellschaft von einer Menge von Leuten. Was absurderweise eigentlich medizinisch die bessere Alternative war. Ich spürte dann, dass ich mich an jemanden anlehnte. Schnell drehte ich mich um und da war er. Ausgerechnet er. Ich musste eine Weile so gestanden haben, denn mittlerweile lösten sich seine Hände von meinen Armen. So langsam dämmerte mir, wie seltsam diese Situation war. Er räusperte sich kurz und ich ging einen Schritt zurück.
„Ist alles in Ordnung?“
Meine Stimme hatte ich für einen kurzen Moment verloren, doch dann war mein Verstand wieder voll für mich da.
„Ja, es geht wieder.“
Ich schaute mich um. Irgendwie wusste ich nicht, was ich tun sollte.
„Hab ich gern gemacht. Weißt du, in so einer Situation, vergesse ich schon mal bestehende Beziehungen. Ich denke, es ist alles klar.“
Mir war das in dem Moment peinlich. Das hatte ich ihm nicht zugetraut.
„Danke.“
Er lächelte, was ich nicht oft zu sehen bekam.
„Bitte, du kannst Addy zu mir sagen.“
Damit verabschiedete er sich. Das jemals eine Friedensvereinbarung stattfindet, war eigentlich das beste, was passieren konnte. Ich stand noch etwas verdutzt da. Ani ging mittlerweile auf mich zu.
„Oh, was ist denn passiert? Gehts dir gut?“
Ich nickte.
„Ja, ist alles gut.“
„Hab ich richtig gesehen, wer da bei dir war?“
Sie musste mir alles aus der Nase ziehen.
„Ja, aber keine Sorge. Zwischen uns ist alles ok.“
Sie schaute mich überrascht an.
„Achso? Das kam aber plötzlich.“
Wir gingen wieder aus dem Raum.
„Komm, suchen wir die anderen.“
Wir wollten gehen und Ani musste den anderen Mädels alles nochmal erkläre, ich hatte kein Nerv mehr dazu.
„Bist du sicher, das du nicht zum Arzt willst?“
„Ja, mein Zustand ist wieder normal.“
Sicherheitshalber legte sie ihren Arm um meinen. Zuhause legte ich mich sofort ins Bett. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Uhr es war. Die ganze Zeit beschäftigte mich nur diese Situation. Ich hätte echt nicht gedacht, dass er mir zu Hilfe kommt. Er tauchte auf und verschwand wieder. Aber was zählt, ist, dass endlich die ganze Stichelei aufhört. Die Mädels schickten mir noch ein paar Gute Besserung Nachrichten. Sie sind so lieb. Dann konnte ich schlafen.





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