Kurzgeschichten

Autor: BobbySmitty
veröffentlicht am: 23.06.2014


Tagträume, Fantasien und Realität

ES sieht uns aus steinharten Augen an. Man kann förmlich sehen wie das Monster uns verschlingen, töten oder quälen will. Das unbekannte Monster hat wirre, strohähnliche Stacheldrahthaare. Die Zähne messerscharf und gemacht fürs Töten. Ich weiß, dass ES uns hasst. Uns Jugendliche. Schon von da aus, wo ich mich befinde, rieche ich den verwesten Müffelgeruch. ES sieht mich direkt an.
„Ich gehe nicht davon aus, Pracilla, dass du die Antwort kennst? Oder doch?“, fragt das Monster, das eigentlich nur meine Englischlehrerin ist. Mit Korkenzieher vergleichbaren Haaren und stinkendem Geruch. Sie hasst uns Schüler. Ms Forb, insgeheim nenne ich sie Ms Furz, sieht mich aus ihren kalten, erbarmungslosen Augen wartend, eher ungeduldig wartend, an.
„Es heißt noch immer Pracile. Ich kann ihnen auch buchstabieren, wie man es ausspricht. Oder sind wir hier nicht alt genug fürs Alphabet?“, provoziere ich sie und halte ihr mutig mein silbernes Schwert hin. Bereit sie nieder zu stechen, wenn ES mir nahe kommt. Eigentlich ist es nur ein Bleistift, den ich mit der Miene in ihre Richtung halte. Doch Joshua, er möchte Joch von mir genannt werden, aber weil er mich auch nicht mit meinem Spitznamen nennt, kann er es sich in seinen schönen, muskulösen Arsch schieben. Ich habe es mal aus Versehen gesehen, als ich auf der Suche nach dem Wegweiser meiner Prinzessin war. Sie brauchte es, oder sie wäre für immer, bis sie zu Hause ankäme, verloren. Joshua war schuld, wenn er es nicht für nötig gehalten hatte, die Jungenumkleide zu schließen. Natürlich ist ihm nicht bewusst, dass ich seinen Po gesehen habe, aber ich glaube, es hätte dem Sexgott des Reichs Aller (also in allen Reichen) , nichts ausgemacht.
„Und nein, nein ich weiß es nicht. Nnnn eeee iiiiii nnn.“, buchstabiere ich und ziehe die Buchstaben in die Länge, aber nicht wie man sie im Alphabet ausspricht. Eher wie man es in der Grundschule den Kindern beibringt. Meine Prinzessin, meine eigentlich beste Freundin Emily mit ihrer Brille, der Wegweiser, lacht. Joshua, der Sexgott, alle Göttinnen im Reich Aller lieben nicht ihn, sondern sein Aussehen, sein Gesicht das schöner als alle Götter ist, seinen Körper der Adonis weit überlegen ist und sein Talent, schüttelt resigniert seinen Kopf. Könnt ihr mir folgen? Nein? Alle Mädchen auf der High School lieben sein Aussehen, sein Gesicht das schöner als alle Jungen ist, seinen Körper der vielen weit überlegen ist und sein Talent. Blond-braun, also so honigbraun mit blonden Tönen, alles natürlich. Das sehen meine allwissenden Augen. Smaragdgrüne Augen. Piraten hatten einmal versucht seine Augen zu stehlen weil sie es für Smaragde hielten. Anscheinend, nachdem ich aus meinem alltäglichen Tagtraum aufgewacht war, wusste ich, dass es nicht stimmte.
„Ms Albert, wir sprechen uns nach der Stunde.“, ermahnt sie, weil das Monster nur eine gute Seite hat. ES blamiert sein Opfer nicht vor Zuschauern. Aber sie wird mir einen Verweis geben. Das heißt ich werde von der Schule suspendiert. Was meinen Eltern, oh Nein, oh Gott, bitte nicht...egal sein wird. Die wollen sowieso, dass ich auf die Schule pfeife und bei ihrer Umwelt-Organisation arbeite. Leider darf ich die Hölle, in die ich jeden Wochentag gehe, nur für immer verlassen, wenn ich mit ihnen arbeite. Darauf verzichte ich.
„Ms Fur- äh Forb, bitte lassen sie es ein einziges Mal durchgehen. Nächste Woche sind sowieso Ferien.“, versucht Joshua sein Glück und stupst mich warnend unter dem Tisch an. Haja bin ich kurz davor gewesen los zu prusten, als Joshua fast Ms Furz gesagt hätte.
Eindeutig Nein. Während des Unterrichts landet ein Zettel auf meinem Pult von Emma und Joshua.
Joshua: Sei nicht frech zu “Hades“ (er meint unseren Direktor), sonst versohle ich dir den Hintern
Emma: Hihi, Joshua. Pracile, vergiss nicht, nach den Hausaufgaben zu fragen. Ich tue es ständig, also dir Bescheid zu geben.
Ich: Ihr nervt. Beide. Fehlt nur noch einer in eurer Gruppe und ich könnte euch auch Namen verpassen.
Joshua: Was denn?
Emma: Darf ich dann Domina heißen? (Gott, wusste dieses Mädchen überhaupt was eine Domina ist?)
Ich: Nein. Dann wärt ihr die Furien.
Joshua: Du wärst Medusa.
Emma: Ehrlich, ihr beide kommt aus eurer Griechischen-Mythologien-Phase überhaupt nicht mehr raus.

Natürlich werde ich suspendiert.
Nachdem ich dank Hades, mit dem ich ein Gespräch in seinem Zimmer gehabt hatte, weil ich die Unterwelt verlassen muss für drei Tage, die Hölle verlasse, wartet Joshua mit seinem Skateboard. Nö, wir sind nicht zusammen. Er ist mir zu unkreativ und öde normal. Sollte ein Sexgott nicht besonders sein. Ihr habt es vielleicht nicht erfasst. Aber ich habe ab dem Moment an gelogen, wo ich gesagt habe, er wäre unkreativ. Schade für mich.
Als ich bei ihm ankomme zieht er sanft an meinen dicken, dunkelroten natürlichen Haaren. Die Künstlerin mit den Scherenhänden, beneidet meine Haarpracht. Meine Friseurin.
„Na, Legende des Schwertes, musstest du im Büro jemanden deine Waffe hinhalten?“, neckt er mich und nennt mich bei meinem Geheimnamen. Ich beuge mich zu meinem Kutscher, Fahrrad, damit Joshua nicht sieht wie ich rot werde.
„Zum Glück nicht. Sie hätten nicht überlebt.“, sage ich und sehe ihn an. Joshua grinst sein kindisches Lächeln. Ich schmelze dahin und schaue sicherheitshalber nach, dass meine Füße noch stehen und nicht zu einer Pfütze geworden sind.
„Wie viel?“, fragt er und schnallt das Seil an mein Fahrrad, damit ich ihn auf meinem während er skatet mit fahren kann. Keine Ahnung wann das angefangen hat.
„Drei Tage, blödes Arschloch. Nur noch morgen den Freitag und dann Anfang der Woche drei Tage suspendiert. Kein Wunder das er ausgestoßen wurde, von den restlichen Göttern.“, motze ich und gebe ihm den Helm. Beim Aufsetzen grinst er mich an.
„Er trägt noch immer den Namen Hades?“, lacht er und steigt auf sein Skateboard und ich fahre nach seinem Zeichen los. Zusammen fahren wir die Straßen von Mississippi runter.
Heute Abend kann ich nicht schlafen. Ganz dunkel ist es in meinem Reich, das sich eigenes Zimmer nennt. Der König und die Königin schlafen in ihrem Gemach, mit ihren wertvollen Pflanzen, mit denen ich spreche. Im Geiste spreche sie auch. Tiddle Taddle, mein Wächter, mein Beschützer, mein Ein und Alles, mein Hund, sitzt an meinem Bettende und sieht mich an. Seine süßen Augen, die beide eine andere Farbe haben, kann ich so noch sehen. Bis er einen goldenen, leuchtenden Punkt betrachtet, das sich im Kreis auf meinem Teppich bewegt. Völlig fasziniert sehe ich es an. Nein, kein Tagtraum oder Traum oder Fantasie sondern Realität. Doch es verschwindet unter dem Schlitz meiner Tür, die mich in die Flure des Palasts führt. TT, Spitzname für Tiddle Taddle, springt auf und tappt auf die Tür zu, doch ich bin schon aufgesprungen. Meine engen Shorts, die ein bisschen weiter unter meinem Arsch endet, hat tausende Cartoons drauf. Spiderman, Superman, Batman, Joker, Hulk, Mystique und andere Cartoon Helden und Figuren. Und in einem weiten grünen Hulk T-Shirt. Stibitzt aus Joshuas Schrank. Ich reiße die Tür auf und danke meinen Erzeugern, dass sie keine Geräusche macht, daher das Haus irgendwie neu ist. Der leuchtend goldene Punkt befindet sich hüpfend auf der Treppe, als wartete es nur auf mich und TT. Ich renne los. Doch Goldie ist mir voraus und befindet sich im Esszimmer unter dem Tisch. Etwas aus der Puste, weil ich die Treppen zum Geheimnis hinterher gerannt bin, knie ich mich runter. Sanft schiebe ich die Stühle beiseite. TT hechelt und wedelt aufgeregt mit dem Schwanz. Es droht keine Gefahr, sagt mein Beschützer. Goldie ist jetzt nur als Sichel zu sehen und befindet sich gleichzeitig auf der Wand und auf dem Boden. Es fasziniert mich, wie das Licht, das meinem Palast einen tröstlichen Strahl spendet. Dass es aussieht wie die winzigste Sonne des Universums. Langsam und bedächtig strecke ich die Hand danach aus. Goldie sieht so lebendig aus und fröhlich. Als wäre es ein Lebewesen. Doch gerade dann, als meine Finger die Wand berühren, auf der Stelle wo Sichel-Goldie ist und mein Körper ganz aufgeregt wird. Als stehe es unter Strom, ist es weg. Nur um kurz darauf zu wachsen. Nicht zu einem Kreis. Es sieht aus, als rekelten sich Sonnenstrahlen in jede Richtung. Sie bewegen sich wie Schlangen, werden größer und mehr. Es sehen auch aus wie Blumen. Blüten deren Blätter sich weiter winden. Mein Mund klappt auf und TTs auch. Es nimmt den ganzen Raum ein, aber anstatt, dass die Schränke leuchten, sieht man sie nicht mehr. Als befänden TT und ich uns in der Sonne. Der hellste Punkt im Strahl der Blumen, Sonnenstrahlen oder Schlangen, was auch immer sie sind, ist da wo ich die Wand berührt habe. Angst, dass alles vorbei sein könnte, taste ich mich an diese Stelle und als meine Fingerspitzen ganz Sachte die Wand berühren, fühle ich Leben, Wärme und Tanz auf meiner Haut. Schließlich ist es um mich geschehen. Bevor ich protestieren kann. Als hätte ich das getan. Ich falle. Doch ich habe keine Angst. Um mich sieht es zwar aus wie eine durchsichtige Röhre, doch es ist so hell. Als sähe ich nach draußen und in meinem ganzen Leben, soll kein Bild, Ereignis oder Kunst, an das heran kommen, was ich sehe. Wasser und Feuer, sie tanzen, passen perfekt miteinander, obwohl sie das perfekte Beispiel für einen Gegensatz sind. Ich falle kopfüber und TT mit den Pfoten voran, und Feuer und Wasser schießen umarmend mit uns herunter. Dann ist alles weg. Aber das Fall ist nicht vorbei. Meine Haare fliegen nach oben, meine Augen tränen und ich fühle mich wie ein Mensch dER frei fällt, nachdem es mit Fesseln geknebelt war. Es ist berauschend. Mir rast eine grünliche Wiese entgegen, in der Ferne ein herrlicher Wald, aber ich habe nicht genügend Zeit. Ich wappne mich vor dem Sturz.
Ich werde aufgefangen...
Ich werde aufgefangen.
Ich werde aufgefangen!
ICH WERDE AUFGEFANGEN!
Kurz vor dem Boden bleibe ich stehen. Schwebe einen halben Meter über den Boden, flach auf dem Bauch. Kein TT weit und breit. Mein Verstand spielt mir keine Streiche, ich weiß einfach, dass alles real ist. Echt und nah. Das Gras kitzelt mich an den Knien, so hoch ist es. Ich sehe keinen Himmel und keine Sonne. Was ich mit in den Nacken gelegtem Kopf sehen kann, sind fröhliche, bunte helle Farben in einem Strudel. Die gelb und gold Töne verleihen der Gegend ein wunderschönes Leuchten. Plötzlich legt sich ein Schatten auf mich und als ich verwundert hoch sehe, befindet sich TTs Nase vor meinem Gesicht. Größer und feuchter. Überrascht gehe ich auf die Seite und sehe meinen überdimensionierten Hund an. Diesmal bin ich kleinere von uns beiden. Meine Größer reicht bis zu seinen Schenkel. Mein sibirischer Husky ist größer als ich. Zwar ging er mir immer bis über die Knie, aber es war einfach nur fantastisch. Mehr Fell und Fett zum Anfassen.
„Tiddle Taddle!“, rufe ich und umarme sein Bein. Der ist noch knuffiger geworden. Bellend rollt er sich auf den Rücken und zieht die Pfoten an um mir seinen Bauch zu gewähren. Ich klettere vorsichtig drauf und kraule ihn. Er hechelt und fast glaube ich TT lächeln zu sehen.
Doch dann setzt TT sich auf, den Buckel hoch gezogen die Zähne gefletscht und knurrt.
„Hey! Sitz!“, schreie ich und sehe ihn böse an. TTs Nasenlöcher beben. Er sieht über mich hinweg und zieht mich mit seiner Vorderpforte unter sich. Ich ducke mich bisschen, obwohl sein Bauch hoch genug über mich ist. Etwas ängstlich davor was ihn so wütend und angriffsbereit macht, spähe ich zwischen seinen Vorderbeinen. Der Boden fängt leicht an unter mir zu zittern und dann erscheint ein Monster in der Ferne auf sechs Beinen. Es sieht monströs aus und rennt mit voller Geschwindigkeit auf uns zu. TT fängt an zu bellen und zieht die Pfoten enger zusammen.
„Du bist so süüüß, Tiddle Taddle! Mein Beschützer.“, schwärme ich und will gerade seinen Bauch kraulen, als TT mich mit den Zähnen am T-Shirt packt und mich auf sein Rücken setzt. Schnell halte ich sein weiches weiß-graues Fell. TT bockt auf und kehrt dem grauenvoll rennendem Monster den Rücken und jagt über die Wiese. Fast fühlt es sich genauso atemberaubend und unglaublich an, wie das Fallen in den bunten Farben. Der Wind peitscht mir sanft ins Gesicht, obwohl Tiddle Taddle rast. Plötzlich blitzt etwas silbernes neben mir auf. Landet direkt im riesigen Baum vor uns. Ein Pfeil! Wütend, aber auch ängstlich drehe ich mein Kopf. Ein Junge, dessen Gesicht ich nicht sehen kann, rennt mit unmenschlicher Geschwindigkeit hinter uns her. Auf den Fersen immer noch das Monster, das immer wieder brüllt und schnauft. Seine Augen sind gelb-grün. „Sag mal, spinnst du! Mein Hund wird dich in Stücke reißen!“, brülle ich über den Wind hinweg. Der Typ, in silberner und goldener Rüstung, winkt ab und zielt wieder aber nicht auf uns sondern wieder auf den Baum. Es zischt an mir vorbei. Fast brülle ich ihn wieder an, und bin sogar kurz davor, mit der Faust zu schwingen. Als der Baum in der Erde verschwindet. Nach und nach, werden alle Bäume vor uns, wie als würden Hasen Karotten ziehen, in die Erde gezogen. Ups, der Junge will uns bloß helfen. Ich winke und er winkt zurück, dann springt er, hoch so hoch, dass er einen Augenblick die Sonne verdeckt und landet hinter mir. Als er wirren goldenen Harre aus dem Gesicht streicht. Schreie ich volle Glück und Freude.
„JOSH!“, brülle ich strahlend und drücke seine Schulter. Er lächelt aber ganz und gar nicht.
„Was zum Teufel machst du hier, Pracile?“, schreit er und steckt sein Schwert in die Scheide.
„Halt die Fresse!“, brülle ich beleidigt, als ich merke, dass er sich über mein Auftauchen gar nicht freut. Pff, soll er doch, ich bin für mich selbst froh genug, wenn ich hier bin. JoshuA, seinen Namen in die Länge gezogen, weil ich ihn aus Versehen mit seinem altbekanntem Spitznamen angesprochen habe, kann mich mal kreuzweise. Verdattert sieht er mich an, während TT immer weiter rast, über Stämme springt, die nicht verschwinden. Obwohl mein Kopf immer auf und ab springt, weil ich mich zu ihm gedreht habe, wende ich mich nicht ab, ich will nicht klein bei geben.
„Ja, richtig ge...“, ich komme nicht zum Ende, als dieses Monster vor uns springt auf allen Sechsen landet und uns angrinst.
„Hallo, meine Lieben, eine Leckerbissen.“, seine Stimme ist sehr tief und rau, ein kratziger kaum erkennbarer Unterton und unmenschlich. Das er sprechen kann wundert mich, dass wir sein Leckerbissen sind, eher weniger. „Ich bin geschaffen für das Rennen, mein alter schrumpliger Freund. Wieso läufst du weg? Hast du noch nie gehört oder gesehen, dass die Jäger die Beute immer in die Fänge kriegen, egal wie gerissen sie sind?“. Zu meiner großen Überraschung antwortet Tiddle Taddle. Mit einer sexy Stimme, auf die ich so stolz bin.
„Hat man dir nie gesagt, dass die Bösen, die sind die am Ende verlieren. Du kriegst sie nicht.“, sagt er mit der Stimme auf die ich stolz bin. Er klingt so männlich. Wenn Joshua doch nur diese Stimme hätte.
„Die Kleine da? Aber sie ist doch das Besondere am Ganzen. Mein Nachtisch.“, zischt Monster (einen höchst unorigineller Name) und leckt sich über die scharfen Zähne. Tiddle Taddle bellt.
„Verzieh dich, Krims Krims, oder willst du wieder fünftausend Jahrzehnte warten, bis dir ein Fell wächst.“, faucht Joshua und zieht sein Schwert heraus. Krims Krims, ein äußerst collerer Name, verzieht sein Gesicht und macht vier Schritte nach hinten.
„Wir haben noch ein Hühnchen zu rupfen.“, mahnt Krims Krims.
„Ich rupfe dir gleich das Fell raus.“, brüllt Joshua und Krims Krims rennt jaulend davon. Aha. Ich hätte ihm nur drohen müssen, sein Fell zu “rupfen“ und das alles wäre gerupft? Was für\'n Kack.
„Krims Krims. Krims Krims. Krims Krims. Kkkrrriiimmmsss Kkkrrriiimmmsss.“, sage ich und fühle mich irgendwie mutig, seinen Namen auszusprechen. Tiddle Taddle dreht sein Kopf zu mir und ich schwöre, plötzlich hat er richtige Hundegesichtszüge. Er sieht aus wie ein sexy Hund.
„Pracile, alles in Ordnung?“, fragt TT und ich fühle mich nur zu seiner erotischen Stimme angezogen. (Kein Mensch, der einen gesunden Menschenverstand hat, denkt so etwas über ein Hund, geschweige denn über ein Tier).
„Alles okay, wollte nur mal sehen, wie es sich anfühlt seinen Namen zu sagen. Sag noch mal Pracile. Mehrmals und dann wirst du immer tiefer und rauchiger.“, bitte ich ihn und weiß, er wird mir gehorchen. „Pracile, Pracile, Pracile.“,sagt er und ich fange an zu grinsen.
„Ihr beide seid doch krank, wirklich wieso müsst ihr euch so kindisch verhalten?“, fragt Joshua und sieht uns böse an.
„Halt die Klappe. Außerdem was suchst du überhaupt hier. Verschwinde. Husch husch.“, sage ich und wedel mit der Hand. Joshua rollt die Augen.
„Pracilla, ich komme hier her seit ich zehn bin. Also, selber husch husch.“, sagt er, lässt aber das kindische Handwedeln weg.
Joshua fängt an mir zu erzählen was bei ihm geschah.
„Ich habe geschlafen und andauernd Pling gehört. Da stand es. Ein golden leuchtender Punkt an meiner Tür, das durch das Schlüsselloch verschwand und sich im Wohnzimmer in einem der Regale befand. Es hat mich einfach mit hinein gezogen. Und bei dir?“, fragt er, während er mit seinem Schwert die Äste und Blätter abschneidet. Tiddle Taddle stampft einfach auf alles.
„Ich habe ihn vor ihr gesehen und darauf gewartet, dass sie es bemerkt.“, sagt TT. Ich grinse bei seiner Stimme.
„Dann sind wir es zur Küche gefolgt und es hat sich im ganzen Raum verbreitet. Bis uns unter den Füßen der Boden weggezogen wurde und wir fielen.“, erkläre ich zu Ende und stelle Joshua ein Bein. Er fällt fast drüber, wirft mir einen warnenden Blick zu.
„Es reicht schon, wenn du das in den Schulgängen immer machst.“, keift er und rauft sich die Haare. Ich verstehe nicht, weshalb er so gereizt ist. Schon seitdem wir uns begegnet sind.
„Es tut mir leid, wenn du es so schlimm findest, mich zu sehen. DU bist auch nicht ein Hauptgewinn.“, geig ich zurück und laufe ihm voraus, doch er hält mich an der Schulter fest und dreht mich ruckartig zurück.
„Ganz ruhig, Joshua.“, mahnt TT. Herausfordernd sehe ich Joshua an. Er sieht mich jetzt sanft und liebevoll an.
„Es ist hier gefährlich. Mehr als gefährlich. Schlimmer als im Krieg in Vietnam. Dann du, so klein und empfindlich. Da gehen nun mal die Beschützerinstinkte mit mir durch.“, sagt er.
„Klein, empfindlich und sanft! Das ich da mal nicht lache.“, spotte ich und ignoriere die anderen Worte die er gesagt hat.
„Aber es stimmt.“, beharrt er und zieht die Brauen in einer \'Es ist nun mal so\' Geste hoch.
„Nein, tut es nicht. Ich bin eins neunundsechzig groß. Mit Schuhen eins siebzig.“.
„Ich fass es nicht, dass ich in ein Mädchen verliebt bin, die nicht einsehen will, wie groß und klein sie ist. Mädchen.“, seufzt er und läuft einfach so weiter. Ich jedoch bleibe bei dem edlen Ritter seinen Worten stehen.
„Verliebt?“, frage ich verdattert und sehe verblüfft TT an. Er grinst.
„Ich wusste es schon, als er dich mit mir in den Armen angesehen hat.“, antwortet TT.
„Wie bitte?“, frage ich noch verwirrt und sehe Joshua an, der jetzt stehen geblieben ist und mich abwartend ansieht.
„Na, als ich noch ein Welpe war und du ihn gerufen hast, um mich Josh zu zeigen. Der Junge hat nicht mich angesehen, sondern er war mit seinen zwölf Jahren von deiner Glückseligkeit gerührt.“. Jetzt sehe ich nicht mehr blöd drein sondern verdrehe die Augen in Joshuas Richtung und erwarte in seiner Mimik eine Andeutung darauf, dass es nicht stimmt. Aber rein gar nichts. Sondern ein Nicken als Zustimmung. Okay, lassen wir mal außer Acht, dass er meine Gefühle erwidert.
„In Mississippi würdest du es nicht zugeben. Träume ich?“, frage ich sicherheitshalber nach und merke wie meine Lippen zu einem Schmollmund werden. Ich will doch, dass alles real bleibt.
„Wieso sollte ich auch? Nachdem ich dich raus bringe, wirst du alles vergessen. Ist besser so für mich und dich.“, erklärt er und bahnt sich einen weiteren Weg durch die Bäume und wir folgen.
„Wieso vergessen? Ich will nichts vergessen, man! Dir ist hoffentlich klar, dass ich wieder kommen werde!“, sage ich und drängle mich vor, weil ich irgendwie weiß, in welche Richtung ich gehen muss. Joshua folgt mir mit schnellen Schritten, während man TT wirklich nicht hört.
„Weil du sie nicht erwiderst, deswegen besser für mich. Besser für dich, weil ich weiß, dass du dich unwohl fühlen würdest, daher unsere Freundschaft den Bach runter gehen würde.“, erklärt Joshua und wir laufen jetzt über große dicke Steine, durch deren Schlitze Wasser fließt. In der Ferne kann ich Blumen sehen. Nur Blumen, die ich niemals gesehen habe.
„Aber du weißt dass das nicht wahr ist. Gott, erinnerst du dich nicht an unsere erstes Kennenlernen?“, frage ich und sehe skeptisch zu TT, ob er nun den ersten Satz verstanden hat. Ja, so wie seine tollen zweifarbigen Augen mich ansehen, keine Frage.
„Natürlich, mein Bruder Calvin hat dich genervt, aber hinter deinem Rücken dich immer angestarrt. Das lag auch an deinen Haaren. Jeder sprach über deine Haare. Irgendwann hat er dir eine Locke abgeschnitten und du hast ihn angebrüllt, aber mit den Tränen gekämpft. Wir beide waren acht oder neun. Heimlich habe ich meinem Bruder die Locke weggenommen, eine Spange in dem Laden am Ende unserer Straße gekauft und dir an den Kopf gesteckt. Du hast mich angelächelt wie kein anderer Mensch zuvor. Und ich wusste, du hast mich von nun an in der Hand.“, sagt Joshua sanft und springt über den großen Spalt. Er reicht mir die Hand doch ich laufe einfach durch das Wasser.
Joshua schüttelt schmunzelnd den Kopf.
„Na ja, ich war auch verdammt froh, als ich die Locke wieder hatte.“, sage ich, weil ich das Gefühl habe, es sagen zu müssen.
„Ich glaube einen anderen besten Freund als dich hätte ich nicht bekommen. Immer hast du es geschafft mich aus der Reserve zu locken.“, beichtet Joshua grinsend.
„Jetzt brauchst du mich ja nicht mehr dafür.“.
„Pracilla, du weißt hoffentlich, dass nur du alles vergessen wirst, ich nicht.“, redet er weiter und schenkt mir meinen Lieblingsblick. Der ist unglaublich schön, natürlich und atemberaubend. Daher seine Haare immer schön verwuschelt und durcheinander sind, sieht Joshua gleich besser aus.
Er zieht sein rechten Mundwinkel immer hoch, dabei werden seine Lippen schön geschwungen und jung. Seine Augenbrauen zieht er etwas höher und ich weiß zwar nicht wie er es macht, aber dann treten seine tollen hohen Wangenknochen hervor und geben seinem Adonisgesicht den letzten Schliff. Niemals, aber auch niemals bin ich eingebildet, arrogant, selbstverliebt oder eitel, trotzdem darf ich sagen, ein schönes Gesicht zu haben. Aber nur wegen meinen Eltern.
„Das ist so blöd. Denn sonst würde ich auch dir sagen, was ich über dich denke.“, versuche ich. Es funktioniert. Joshua zieht skeptisch die Augenbrauen zusammen und fährt sich mit den Fingern über das Kinn.
„Was denkst du denn?“, fragt er mit einem Seitenblick auf mich.
„Das würdest du gerne wis...“, da werde ich unterbrochen. Von mir. Ich quieke. Vor meinen Augen spielt sich das Wunderhübscheste aller Dinge ab. Wir sind umgeben von Blumen vieler Arten, umgeben von Wassertropfen, dicken Tropfen die in der Luft schweben. Ein Bach verläuft über den ganzen Platz. Ein Platz überseht mit Gras, Tieren die hoppeln oder fliegen, Pilzen, großen Pflanzen in jeglichen Farben. Und Feen, Elfen, Trolle, Zwerge, Frösche die reden und sich beschweren, Babybären die sich in Honig wälzen. Ich bin im Paradies. Die Bäume mit Gesichtern und Stimmen, Zwei oder drei Sonnen, vielleicht sogar Dutzende. Prinzessinnen die mir freundliche Blicke zu werfen und winken. Wunderschöne Jungs die mir zuzwinkern und winken. Zwerge die mich anstarren und winken. Joshua schiebt sich an meine Seite und als TT auftaucht geraten alle in Freude. Sie wollen ihn anfassen, streicheln, knuddeln, küssen, sogar umarmen. Kleine Wesen mit Zöpfen fliegen mit ihren glitzernden Flügeln um TT und ziehen seine Haare sachte über die winzigen Finger. Diese elfengleichen Wesen, sind ungefähr so groß, wie ein Baby im Mutterleib.
Sie kichern und fangen an TTs Fell zu flechten. Er hechelt und bellt vergnügt. Ich lache mir die Seele aus dem Leib.
„Ihr seid fantastisch.“, staune ich und sehe mich hypnotisiert um. Joshua nimmt meine Hand und grinst. Alle sehen mich mit solch einer Freude, Liebe und Zuneigung an, dass ich alle küssen und umarmen will.
„Wie hübsch sie ist!“.
„Seht euch diese Haare und diese Nase an! So entzückend!“.
„Oh, oh, und ihre Klamotten! So inspirierend!“.
Dutzende sprechen durcheinander und gewähren mir und Joshua Vortritt.
„Sie lieben dich!“, lacht Joshua und führt mich zu einem Fluss. Ab da, ist es als wäre ich in einem Traum. Wir kitzeln uns bis uns die Puste ausgeht. Sehen uns an und reden dabei, bis keine Worte mehr übrig sind. Kichern, essen Früchte, die köstlich sind und springen immer wieder von Stein zu Stein auf die andere Seite. Feen und andere Fabelwesen fliegen auf uns zu und sprechen mit mir. Fünf wunderschöne Feen flechten mir einen kreativen äußerst komplizierten Zopf. Joshua zaubert zwei Spiegel herbei, damit ich die hinteren Haare vorne betrachten kann. Sie haben in meine hellen feuerroten Locken knallige Blumen eingesteckt und natürliches Glitzer drauf gesprüht. Mir Kristallohrringe angesteckt. Meine Fußnägel türkis, silbern und gold lackiert. Sie haben mich mit einem Glanz bedeckt, bis ich über den Boden schwebe und abhebe und fliege. Über die Bäume, über Flüsse und Wälder. Joshua und ich liegen lachend auf der Wiese, bis er mich mit hoch zieht.
„Ich zeige dir jetzt etwas.“, schwärmt er und hebt die Hände wie ein Komponist, doch dabei gleiten Wassertropfen aus dem Fluss und sammeln sich in der Luft. Staunend betrachte ich, was Joshua herbei zaubert. Es bilden sich Augen, Nase, Mund und Haare. Ich bin wie eine Nixe. Aus reinem Wasser. Er sinkt seine Hände und das Wasser fällt zurück in den Fluss. Joshua macht eine Bewegung mit dem Finger als würde er einen Strudel nachahmen. Und dabei zieht er Sonne und Licht ein. Ein großer Kreis, ovalförmig bildet sich vor meinen Augen. Um uns herum ist es schon dunkler geworden. In ein orange und gelb und rosa getauft.
„Zeit zu gehen.“, sagt Joshua und zeigt auf Pforte. Traurig sehe ich ihn an.
„Ich will nicht vergessen.“, flüstere ich und sehe mich sehnsüchtig um. Alles ist so schön und greifbar. Und hier offenbart Joshua sich mir. Sein Blick ist unendlich sanft, liebevoll und traurig.
„Ich weiß. Es ist wunderschön und atemberaubend hier. Man will nicht weg.“, sagt er und macht ein paar Schritte auf mich zu. Ich sehe ihm direkt ins Gesicht. Joshua, einem lebendigem Jungen. Keinem Sexgott oder so.
„Nein, nicht nur deswegen. Josh, ich will uns nicht vergessen.“, sage ich schüchtern und senke den Blick. Sachte hebt Joshua mein Kinn hoch. Seine Augen sehen mir direkt in die Seele.
„Sag mir endlich was du denkst.“, bittet er.
„Du zuerst.“, sage ich und verschränke die Arme. Er lacht.
„Okay.“, er räuspert sich. „Ich liebe dich. Ich denke immerzu an dich. Für mich gibt es keine andere. Ich will dich. In jeglicher Weise. Am besten wäre es für mich, mit dir für immer hier zu leben und kein Vergessen.“.
„Du weißt schon, dass solche Worte sehr groß sind für einen siebzehn Jährigen.“, murmle ich mit heißen Blitzen auf meinem Körper.
„Nur wenn sie unbedacht sind. Aber wenn es einem ernst ist und obendrein auch etwas fantasievoll und überschwänglich, dann sind es richtige Worte.“, sagt er und umarmt mich.
„Jap, das sind sie. Das Gleiche gilt auch für mich. Aber mit meinen eigenen Worten muss ich noch üben. Für das erste, ich liebe dich, reichen.“, sage ich und lehne meine Stirn an Joshuas. Er reißt den Kopf zurück und strahlt mich an.
„Ich auch. Ehm, ich meine dich auch. Nein, warte. Ich liebe dich auch.“, lacht er und küsst mich. Küsst mich sanft und wild. Liebevoll und leidenschaftlich. Geduldig und hungrig. Langsam und schnell. Seine Zunge, die meine Lippen steift, schmeckt wie Sonne und Honig. Besonders wenn unsere Zungen sich aneinander schmiegen.
„Wow.“, sagen wir, doch da kommt TT angerannt und schnappt mich und zerrt mich in die Pforte.

Am nächsten Tag, Freitag, weiß ich das alles ein Traum war. Ein wunderschöner. Unglaublich und unmöglich. Ich bin aufgewacht, zu spät und habe mich bloß in Sekundenschnelle umgezogen und gleich los gefahren. Joshua wartet ungeduldig im Eingang auf mich.
„Na, los. Schnell!“, hetzt er mich und zerrt mich am Ellbogen mit.
Wir lassen uns auf die Stühle fallen und warten auf Mrs Hugh. Ich bin am Boden zerstört. Denn TT war am Schlafen gewesen, also hat er keine Ahnung. Ich hatte am Morgen ganz normal im Bett gelegen. Als der Unterricht beginnt bin ich in Gedanken im Paradies, das ich geträumt hatte. Da landet von Joshua ein Zettel auf meinem Tisch.
Joshua: Nenn mich nie wieder Josh.
Ich: Wann war das denn?
Als es mir dämmert. Ich glaube in meinem Traum hatte ich das erste Mal Josh zu ihm gesagt, oder war es mir ausgerutscht? Joshua ist schneller.
Joshua: Ich liebe dich. Und deine Haare sehen ausgezeichnet aus.
Völlig überrumpelt sehe ich ihn an. Doch er zeigt bloß auf den Spiegel an der gegenüber liegenden Wand. Hinter mir befindet sich ein anderer Spiegel. Ich habe einen Zopf geflochten in einem kreativen komplizierten Zopf mit Blumen und Glitzer. Dann erblüht neben mir, auf dem Sims am Fenster eine Blume. Alles, alles war echt.







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