Sie und Er - kann doch nicht klappen?! - Teil 5

Autor: runette
veröffentlicht am: 03.06.2014


Wir liefen eine Treppe hinunter durch das eine in ein anderes Gebäude, an vielen verblüfften und verärgerten Schüler die anfingen zu maulen, wenn sie aus dem Weg geschubst wurden und schließlich hielt Jay erst an der Tür zum Fahrradkeller an, die sich im 1. UG befand. Dort knallte er mich mit dem Rücken gegen die Tür und schlug mit seiner Faust gegen die Tür neben meinem Kopf, ich hörte das Holz ächzen, doch es gab nicht nach.

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„Was war dass denn?“ fragte er mit drohender Stimme, seine Augen sprühten vor unterdrückten Wut.
„Ich … ich … ich weiß es nicht ...“ stotterte ich, überfordert von allem.
„Du“ er musste tief durchatmen, vermutlich um nicht ungewollt zu brüllen. „weißt nicht?“
„Nein, ich wollte nur auf die Toilette gehen, ich sehe anscheinend so scheiße aus, dass mich die Lehrer schon drauf ansprechen müssen,“ ich holte Luft und schloss für einen Moment die Augen, um jetzt nicht in Tränen aus zu brechen. „Ich habe Alex schreien gehört, sie solle keinen Scheiß erzählen, dass die beiden nicht mit einander geschlafen hätten und sie sich vor meiner ganzen Klasse entschuldigen soll und ihren bescheuerten Kommentar danach, für den ich sie jetzt noch lynchen könnte!“ ich fuhr mir mit den Händen durch\'s Gesicht, ich war ohne es zu wollen laut geworden und spielte im Geist Fußball mit dem Kopf dieser Schlampe. „Ich wollte noch nicht mit Al reden, ich wollte erst meine Gedanken ordnen um mit mir im reinen zu sein und nicht etwas zu sagen was ich später bereuen würde, ich ging rückwärts und knallte gegen diesen Typen. Als ich an ihm vorbei lief, packte er mich an der Hand, verschränkte seine Finger mit meinen und zog mich mit sich mit. Glaubst du wirklich ich würde dich um Hilfe bitten, wenn ich sie nicht gebraucht hätte? Wer ist der Typ überhaupt und was sollte dass? Ich habe den noch nie gesehen, sowas macht man doch nicht mit jemandem den man nicht kennt! Was fällt dem ein? - ich habe einen Freund, verdammt! So ein blöder Arsch! Wenn es jetzt wieder schlimmer zwischen uns ist...“ ich sprach nicht zu Ende sondern schrie frustriert auf.
Dieser Wortschwall hatte meinen geschundenen Geist so gefordert, dass meine Sicht unscharf wurde und ich leicht schwankte, bis ich mich einfach gegen die Tür sinken ließ und meine Tränen laufen ließ, keine Kraft mehr hatte sie zurück zu halten. Ich hasste es wenn ich weinte, ich fing immer an zu schluchzen und ich hatte selten etwas jämmerlicheres gehört als dieses Geräusch. Es schüttelte meinen Körper bei jedem Mal kräftig durch.
Jay, der überfordert vor mir stand wurde zurück gerissen und jemand drückte mich kräftig gegen einen männlichen Körper. Ich hatte keine Kraft um mich zu wehren und als ich erkannte, dass es Alexander war brachen bei mir alle Dämme. Ich weinte noch heftiger und schlag die Arme um ihn, wie eine Ertrinkende. Er strich mir über den Rücken, versuchte aber nicht mir gut zu zureden, da ich es sowieso nicht verstanden hätte, ich weinte und schluchzte zu laut. Er wiegte und langsam hin und her.
Ich weiß nicht wie lange wir so blieben, aber irgendwann hatte ich mich beruhigt, ich hatte keine Tränen mehr und meinen Schultern schmerzten vom Zucken, wegen des Schluchzens. Alex hielt mich noch immer fest und strich mir über den Rücken. Ich wollte nie mehr aus diesem Moment gehen, wollte dass er für immer anhielt. Nur er und ich und nicht und niemand sonst, der stören oder etwas zischen uns kaputt machen könnte.
An meinem Bein fing es an zu vibrieren und ich musste lachen als Alex missbilligend knurrte. Ich war auf eine gewisse Art und Weise eifersüchtig, Jungs schienen ein Gen fürs knurren zu haben und wenn ich es versuchte, klang es wie ein stotternder Automotor.
„Deins oder meins?“ frage ich schmunzelnd.
„Deins,“ sagte er. „meins ist auf der anderen Seite.“
Ich musste ihn fast gewaltsam ein Stück von mir weg schieben, da er nicht im Traum daran dachte mich los zu lassen. Als ich mein Handy endlich aus meiner Hosentasche befreit hatte, sah ich auf dem Display, dass Sofia mich anrief.
„Ja?“ meldete ich mich, meine Stimme klang von weinen noch rau.
„Alles klar bei dir?“ fragte sie nach kurzem zögern besorgt.
„Geht schon“ sagte ich und fragte dann irritiert: „Welcher Lehrer lässt dich im Unterricht telefonieren?“
„Frau König“ sagte sie und ich könnte sie förmlich durchs Telefon lächeln sehen. Ah ja, Frau König, bei ihr konnte ich mir dass tatsächlich vorstellen. Sie ist eine von den jungen Lehrerinnen, etwa Anfang bis Mitte 30, und Beratungslehrerin bei uns an der Schule.
„Ich“ meine Stimme versagte, ich räusperte mich kurz und setzte dann neu an: „Wir machen uns auf den Weg, sind gleich da.“
„Also ist Alex wirklich bei dir? Ist wirklich alles ok? Sollen wir dich abholen? Soll ich ihm die Meinung geigen und dafür sorgen dass er dich in ruhe lässt?“
Ich musste lachen, Al gab einen Laut zwischen Belustigung und Bestürzung von sich.
„Nein, nein brauchst du nicht, ich erklärs euch später. Wir machen uns jetzt auf den Weg“ ich stockte kurz. „Ich gehe aber noch eben an der Toilette vorbei, ich sehe bestimmt aus wie ein Zombie und so sollte ich nicht unbedingt in die Klasse kommen. Wir sind in spätestens 10 Minuten da“ ich beendete das Telefonat, ohne auf ihre Antwort zu warten und sah zu Alex hoch.
Er hatte eine Hand von meinem Rücken gelöst und strich mir über die linke Wange. „Du siehst nicht aus wie ein Zombie“ sagte er sanft.
„Hättest du etwas anderes gesagt, wäre das auch ein Problem gewesen“ scherzte ich und sagte dann: „Komm lass uns hoch gehen, ein bisschen Wasser tut meinem Gesicht bestimmt gut und dann können wir uns mit Deutsch und möglicherweise einer Standpauke befassen.“
Er nahm meine Hand und wir gingen zusammen hoch, an der Mädchentoilette angekommen, ließ er meine Hand los, küsste mich auf die Wange und stellte sich an der gegenüberliegenden Wand ans Fenster.
Ich betrat den Wachraum und sah in den Spiegel. Ich sah scheiße aus, rote, aufgequollene Augen und das bisschen Eyeliner, dass ich aufgelegt hatte, befand sich jetzt auf meinen Wangen. Ich wusch mir dass Gesicht und lehnte mich kurz gegen die Wand. Mir war schwindelig und meine Sicht war erneut unscharf geworden. Ich überlegte was dies bedeuten konnte, tat es aber als nicht wichtig ab und verließ den über riechenden Raum.
Alex hatte auf mich gewartet und als er mich erblickte sah er erleichtert aus. Was hatte er erwartet? Dass ich nie mehr heraus kam? Ihn anschrie? Noch Zombiemäßiger aussah? - keine Ahnung aber es war mir momentan auch egal. Ich lächelte ihn kurz an, nahm die Hand die er mir hin hielt und schlenderte mit ihm den Gang hinunter zu unserem Klassenzimmer. Dort angekommen klopfte ich an und öffnete die Tür.
„Können sie kurz raus kommen, Frau König?“ fragte ich, nicht besonders laut. Als ich die Tür geöffnet hatte, war es muxmäuschenstill geworden, wie immer wenn im Unterricht die Tür auf ging. Ich war mir nicht sicher warum, aber sobald sich die Tür eines Klassenzimmers während des Unterrichts öffnete sagten die Schüler nichts mehr – ich hatte noch nie gesehen, dass meine Klasse etwas synchroner beherrschte, als das klappe halten, wenn die Tür sich öffnete.
Sie stand auf kam zur Tür und ich trat zurück in den Flur. Sie schloss die Tür hinter sich und sah mich besorgt an. „Alles ok bei dir?“ fragte sie und warf Alex einen kritischen Blick zu, dieser wurde aber sofort wärmer als sie auf seine Brust sah.
Ich nickte und sah Alex an, da ich mir nicht vorstellen konnte was an seiner Brust Frau Königs misstrauen eliminieren konnte und da sah ich es: schwarze Streifen auf seinem WEIßEN Hemd! - verdammt!
Ich stöhnte auf und schlug mir die Hände vors Gesicht. „Sorry“ murmelte ich beschämt in meine Hände.
Er strich mir kurz übers Haar und signalisierte mir so, dass es ihm egal war oder zumindest okay. „Wir hatten ein … Missverständnis“ sagte er zögernd und betonte dabei das letzte Wort.
„Eigentlich ja zwei, so wie dein Gesicht aussah“ sagte ich schnaubend.
„Besser wärs für ihn wenn es ein Missverständnis war“ sagte er drohend. Ich ergriff instinktiv seine Hand und drückte sie.
„War es“ beteuerte ich noch einmal.
„Ist alles geklärt?“ schaltete sich die Lehrperson und gegenüber wieder ins Gespräch ein, ich hatte sie fast vergessen.
„So ziemlich“ murmelte Alex und sah mich komisch an.
„Soweit, dass wir wieder am Unterricht teilnehmen können – ja“ bekräftigte ich die Aussage meines Freundes.
„Okay, dann mal rein mit euch“ sagte sie und wir setzten uns in Bewegung. „Und Zoey“ setzte sie an, ich schob Alex in den Raum und lehnte die Tür an.
„Ja?“ fragte ich.
„Wenn etwas passieren sollte“ sie machte kurz eine Pause, als wollte sie dies noch weiter ausführen, ließ es aber dann doch bleiben. „Du kannst immer mit mir reden, okay?“
„Danke“ sagte ich, sie war auch so ziemlich die einzige Lehrerin, der ich irgendetwas anvertrauen würde, aber ich würde mich zuerst an meine Freunde halten oder versuchen meine Probleme selbst zu lösen. Aber etwas passieren? - was hatte sie denn gedacht, was passiert war? Sie hatte doch nicht … sie hatte doch nicht etwa gedacht er hätte mich geschlagen oder etwas ähnliches? Alex? Mein lieber, süßer Alex? - verrückt und völlig aus der Luft gegriffen! Aber darauf wollte ich jetzt nicht genauer eingehen, also öffnete ich die Tür ganz und sah dort etwas, dass nicht gut aussah.
Mist! - ich glaubs ja nicht! Dass kann doch nicht wahr sein! Verdammt!





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