In my Life - Teil 8

Autor: MarieCurie
veröffentlicht am: 11.04.2014


Es wird immer später und je später es auch wird, desto betrunkener werde ich. Ich schnappe mir eine Flasche Jack Daniels und setze mich wie ein kleiner verdummter Teenager irgendwohin und genehmige mir einen Schluck.
Ich liege in der Wiese und bin einfach nur, wenn man es so sagen darf, am Arsch. Ich denke über meinen Vater nach und um seine Zukunft. Er wird erst gar keine mehr haben wenn er aus der Klapse raus ist.
Ich bemerke gar nicht wie sich Jemand neben mich ins Gras setzt. Ich setze mich auf und sehe Darius an. „Du schon wieder.“, ich lalle was das zeug hält.
„Du bist betrunken.“, stellt er fast sachlich fest.
„Super erkannt, Sherlock.“ Ich lache, obwohl ich gar nicht lachen will. Betrunken zu sein ist mir aber dennoch nicht peinlich.
Er nimmt mir die Flasche aus der Hand und stellt sie irgendwohin. „Wieso betrinkst du dich so?“
Was geht ihn das bitte an? „Mein Dad sitzt in der Klapse.“ Erschrocken halte ich mir den Mund zu.
Er schaut mich weder geschockt, sonst irgendwie anders an.
„Wieso?“, fragt er. Dann schüttelt er den Kopf und sagt im gleichen Moment: „Nein Stopp. Musst du mir nicht erzählen. Tschuldigung.“
„Er wollte sich umbringen, gestern Nacht.“ Ok ich bin eindeutig viel zu betrunken. Am besten du gehst jetzt einfach, Luce.
Ich wollte gerade aufstehen, da hält er mir die Flasche wieder hin und steht selbst auf.
„Wohin gehst du?“
„Ich denke du willst allein sein.“ Ja eigentlich will ich das. „Bleib hier und trinke mit mir!“ Ich halte die Flasche in die Luft gestreckt. Er lacht kurz.
Wenn ich trinke, bin ich nicht ich selbst. Ich bin geschwätzig und einfach nicht ich.
Er setzt sich wieder zu mir, nimmt die Flasche wieder an sich und trinkt selbst einen Schluck. „So, Mr. Moralapostel, wieso betrinkst DU dich?“ Ich grinse leicht. Ich bin total durchgedreht.
„Sich alleine zu betrinken macht keinen Spaß.“ Er lacht.

Etwa eine Stunde später philosophieren wir über den Sinn des Lebens.
„Leben macht doch Spaß.“ Er sagte das so voller Elan, dass ich ihm fast glaube. Er stellt die vernünftigsten Aussagen und Tatsachen in frage, so dass man über das man unbewusst darüber nachdenkt. Wie zum Beispiel, dass mein Vater sich alleine fühlt.
Wir sitzen Rücken an Rücken und stützen uns gegenseitig. Allein wären wir gar nicht fähig zu sitzen, so betrunken sind wir.
„Nope, wir werden geboren, werden 9-12 Jahre vormittags in die Hölle geschickt, gehen dann 50 Jahre arbeiten und kommen 20 Jahre später wieder in die Hölle. Leben macht gar keinen Sinn, das heißt aber nicht, dass ich wie mein Vater denke und mich umbringen will.“ Ich lache. Ich weiß nicht wieso, aber es kommt einfach raus.
„Ach was, da gibt’s noch andere Sachen, die du nebenbei machen kannst.“ Mittlerweile ist unser Gespräch kaum verständlich. Ich glaube wir sind jetzt auf einem gemeinsamen Level, sodass nur wir uns gegenseitig verstehen und andere nur schulterzuckend, den Vogel zeigend an uns vorbei gehen würden.

Ich wache am nächsten Morgen auf. Ich reibe mir die Augen und merke jetzt schon den Kotzreiz, der immer nach so einer Nacht da ist. Ich rolle mich auf den Rücken. Neben mir höre ich ein gleichmäßiges atmen. Oh Lou ist in meinem Bett. Instinktiv greife ich zur anderen Betthälfte und will meine Katze kraulen. Doch statt Katzenhaaren greife ich Haut. Ich reiße die Augen auf. Natürlich liegt da Schwarzköpfchen. Wer sonst. Toll.
Ich versuche mich an gestern zu erinnern, aber nach unseren psychologisch wertvollen Gesprächen ist einfach nur noch ein Filmriss.
Ich seufze und stupse Darius am Arm an. „Wach auf Karl-Otto der Schnarchende.“
„Mhhh..“, knurrt er. Ich werde energischer und stupse ihn immer fester an.
„Was?“, knurrt er lauter. „Mein Gott Gänseblümchen. Normalerweise verschwindet man nach einem One night Stand.“ , sage ich genervt.

Augenblicklich setzt er sich auf. „Ach fuck, man.“
„Jetzt erzähl mir nicht, dass du ne Freundin hast. Das wäre ja erbärmlich.“, ich lege mich wieder zurück und lege meinen Arm auf die Augen.
„Nein habe ich nicht, aber One night Stands sind nicht so mein Fall.“, er steht auf und zieht sich an.
„Ist doch egal.“, ich gähne leicht.
„Weißt du noch was davon?“, frage ich ihn. „Ja jetzt wieder.“, antwortet er.
„War's denn wenigstens gut, damit ich mir nicht ganz so schäbig vorkomme?“ Ich muss einfach über meine Blödheit lachen.
„Ja es war ganz nett.“, antwortet er grinsend. „Aber ich muss jetzt gehen. Ich denke wir sehen uns nie wieder?“ Er zwinkert mir zu.
„Keine Chance Sherlock. Das gestern war nur weil ich betrunken war und meine Laune sich im Keller eingesperrt hat.“
„Klar. Und übrigens nettes Zimmer.“ Er zwinkert mir zu und geht. Irgendwie kann ich ihn nicht leiden. Mein Zimmer ist doch voll normal. Schwarze und Grüne Wände. Schwarze Einrichtung. Ist doch eigentlich ganz geil.





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