Erinnerungen am Wasserfall

Autor: dreamy
veröffentlicht am: 24.03.2014


Hallo, ich habe hier schon ein paar tolle Geschichten gelesen und möchte jetzt selber anfangen zu schreiben. Über Kommentare würde ich mich freuen. :) Ich hoffe ihr werdet Spaß am Lesen haben.




Als Kind erlebt man oft Sachen, an die man später gerne zurückdenkt. Ich hatte eine wundervolle Kindheit. Meine Eltern haben mich in allem unterstützt und das tun sie auch heute noch. Wir hatten nicht viel Technikzeugs oder Computerspiele, sondern waren draußen in der Natur. Wir, das waren die Nachbarskinder und ich. Unser liebster Platz war am Wasserfall am Ende eines Feldweges, den man gut erreichen konnte, wenn man vorsichtig den Abhang neben einer Brücke hinabstieg. Der Wasserfall war nicht so groß aber für uns war er toll. Er lag inmitten von Felsen an den Seiten und auf der Brücke stand man ihm direkt gegenüber. Es war wie eine kleine Grotte. Wir waren nie wirklich ganz unten, sondern meist auf einem großen Vorsprung. Dort machten wir Picknicke und geniesten im Sommer das schöne Wetter. Ältere Kinder sprangen oft von der Brücke ins tiefe Wasser, aber wir trauten uns das nicht, was auch gut war.


An diese Zeit denke ich gerne zurück. Mittlerweile bin ich fast 18. Ich vermisse die Zeit, in der alles so unbeschwert und leicht war. Wenn man älter wird hat man das Gefühl, die Probleme machen Jagd auf einen. Aber man muss sich ihnen stellen.

Ich machte gerade mein Abi und am nächsten Tag fand die letzte Prüfung statt. Meine Mutter hatte extra einen Kuchen gebacken und war wahrscheinlich noch nervöser als ich. Aber so war sie schon immer. Schon als ich eingeschult wurde machte sie sich total verrückt, ob wir auch ja an alles gedacht haben. Mein Vater ist, seitdem er befördert wurde, im Ausland und kommt uns alle 2 Wochen am Wochenende besuchen. Dieses Wochenende war es dann wieder soweit und er hat mir eine große Überraschung zum Abi versprochen. Er machte mir oft kleine Geschenke und bemühte sich, so oft es geht uns zu besuchen.
Gerade war ich dabei mein Schulbuch zu schließen und mich zurückzulehnen, als jemand an meine Zimmertür klopfte.
"Herein!"
Meine Mutter machte die Tür einen Spalt weit auf und spähte hinein.
"Oh, bist du am lernen? Ich wollte dich nicht stören..."
Kopfschüttelnd packte ich das Buch weg.
"Nein, bin gerade fertig geworden. Was gibst denn?" Sie machte die Tür vollends auf und machte ein paar Schritte auf mich zu.
"Meine gute alte Freundin Tine möchte uns besuchen kommen. Sie ist gerade mit ihrer Familie dabei in eine Ortschaft in der Nähe von uns umzuziehen. Du kennst sie doch noch, oder?"
Ich fing an zu überlegen und dann machte es `Klick` in meinem Kopf. Tine war eine alte Nachbarin von uns gewesen. Sie und Ma waren die dicksten Freundinnen. Seit ihrem ersten Umzug vor ein paar Jahren hatten sie kaum noch Kontakt.
"Ja, ich kann mich erinnern. Freut mich, wann kommt sie denn?"
Meine Mutter grinste.
"Schon morgen. Ich habe vor ein paar Tagen mit ihr telefoniert und erzählt, dass du dein Abi machst und da wollte sie dir unbedingt dazu gratulieren. Vorhin hat sie mir dann die Zusage gegeben, dass sie uns morgen einen Besuch abstatten werden."
Ich schaute sie mit großen Augen an. Damit hatte ich echt nicht gerechnet.
"Und du erzählst mir das erst jetzt?"
Meine Mutter setzte ihre Unschuldsmiene auf und ich merkte, dass mein Umgangston ein wenig schroff war. Schließlich sind das ja tolle Neuigkeiten.
"Es sollte eine Überraschung sein."
Ich schenkte ihr ein Lächeln.
"Schon gut, tut mir ja leid. Ich freu mich wirklich."
Jetzt musste auch sie lächeln. Sichtlich entspannter setzte sie sich auf mein Bett und winkte mich zu ihr. Ich stand von meinem Schreibtischstuhl auf und setzte mich direkt neben sie. Liebevoll legte sie einen Arm um mich.
"Du wirst das morgen auch noch packen und dann stehen dir alle Türen offen."
Da war ich mir allerdings nicht so sicher. Ich hatte noch nicht mal einen Plan was ich nach dem Abi machen sollte. Aufjedenfall viel reisen, aber dann? Ma hatte mir vorgeschlagen ein Praktikum im Krankenhaus zu machen, aber das ist nicht so mein Ding. Etwas mit Menschen oder Tieren wäre schon toll, aber gleich so medizinisch mit Studium und so? Ich sah nicht ein, dass man Abi nur macht um dann studieren zu können. Ich wollte mir, wie Ma schon sagte, alle Türen offen halten. Was ich dann mache ist ja meine Sache.
„He, träumst du wieder? Komm lieber mit runter in die Küche und hilf mir beim Kochen. Bis morgen muss noch so vieles vorbereitet werde.“
Sie schüttelte mich leicht am Arm. Ich gab ein Stöhnen von mir und meine Mutter grinste nur fröhlich vor sich hin und stand auf. Dann rappelte ich mich ebenfalls auf und folgte ihr. Ich war es ja schon gewohnt, dass sie super organisiert war und dazu gehört nun mal das Essen einen Tag vorher zuzubereiten. Salat und so kann man ja schnell davor zubereiten. Auf der Treppe ruft sie mir noch was zu.
„Ach übrigens, dass Timo kommt, weißt doch auch, oder? Ihr habt ja früher immer so süß miteinander gespielt.“
Ich blieb abrupt stehen. Dieser Name ist mir schon lange nicht mehr in den Sinn gekommen. Timo ist der Sohn von Tine und Klaus, ihrem Mann. Er ist ca. 1 Jahr älter als ich und wir haben tatsächlich früher oft miteinander gespielt, sei es im Sandkasten oder am Wasserfall. Ich war damals ein wenig verknallt in ihn, aber von irgendwelcher Zuneigung seinerseits habe ich nichts zu spüren bekommen. Wir waren eng miteinander befreundet, aber er war sehr oft fies zu mir gewesen. So wie Jungs es in dem Alter eben oft tun hat er an meinen Haaren gezogen oder meine Sandburg zerstört. Dann gab es kindliche Raufereien zwischen uns. Einmal, als er seine Cousins, zwei ältere und einen jüngeren, zu Besuch hatte, haben sich die älteren Burschen und Timo besonders fiese Streiche für mich ausgedacht und meine Puppen, die ich nach draußen mitnahm, ramponiert. Als ich zu heulen anfing, war ich so laut, dass auch der jüngere zu heulen anfing. Reumütig haben sich alle drei dann bei mir entschuldigt. Dennoch gab es auch schöne Tage. Im Wald bauten Timo, die anderen Nachbarskinder und ich eine Hütte, in der wir oft Spiele spielten.

Das alles hatte ich schon fast vergessen. Und jetzt soll er hierher kommen? Ich wusste nicht wie ich das finden sollte und hatte nur ein komisches Gefühl. Dann endlich aus meiner Starre erlöst, bewegte ich mich nach unten in die Küche, wo meine Mutter schon auf mich wartete.
„Da bist du ja, könntest du bitte Wasser in den Topf füllen?“
Ich tat, was sie sagte und drehte den Wasserhahn auf.
„Und freust du dich denn, dass dein Sandkastenfreund uns besuchen kommt?“
Ich ignorierte ihre Bemerkung und antwortete nur „Ja, passt schon.“ Verwirrt schaute mich meine Mutter kurz an, machte dann aber weiter mit ihrer Arbeit.

Am Abend, nachdem alles soweit erledigt war, ging ich in mein Zimmer und schloss ab. Ich wollte allein sein und ein wenig entspannen. In dem Moment brauchte ich meine Ruhe, für die Prüfung und für den Besuch. Ich dachte darüber nach, wie sich Timo verändert haben könnte. Früher hatte er aschblondes welliges Haar und goldbraune Augen. Er war ein wenig größer als ich und hatte meist leicht gebräunte Haut. Er spielte Fußball. Wenn er es immer noch tat, könnte er sportlicher aussehen. Ich ließ mich in mein Bett zurückfallen und wollte schlafen. Weg mit den Sorgen und einfach nur entspannen.








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