Just for the love and for the game - Teil 2

Autor: Lizzy
veröffentlicht am: 13.09.2013


So Teil 2...

2.

~Olivia~

Heute war unser letztes Spiel, bisher waren wir in dieser Saison ungeschlagen und das sollte auch so bleiben. Die ersten vier Mannschaften unserer Liga mussten dann noch die Final-Four, sprich das Turnier um die Meisterschaft, spielen und das in der Halle des Erstplatzierten. Deswegen wollten wir heute unbedingt gewinnen, denn wenn wir Gastgeber der Final-Fours wären, dürften wir zum Abschluss der Saison in unserer Halle übernachten.
Voller Vorfreude saß ich im Auto und ließ mich von meinen Eltern zur Halle bringen. Dort stand schon der Kleinbus, mit dem wir immer auf unsere Auswärtsspiele fuhren. Ich stieg aus und lud meine Sporttasche in den Bus und begrüßte die wenigen aus meinem Team, die schon da waren.
Wenig später saß ich mit Bella vorne neben Jeremy, der den Bus fuhr. Bella erzählte mir während der dreiviertelstündigen Fahrt in der ganzen epischen Breite, was zwischen ihr und Sean noch „vorgefallen“ war. Ich musste die ganze Zeit grinsen. Vielleicht wusste sie es selber noch nicht, aber ich war ziemlich sicher, dass sie diesen Sean schon ziemlich bald lieber mögen würde, als ihr momentan lieb war. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als ob Jeremy uns zuhören würde, aber ich versuchte das so gut es ging zu ignorieren.
In der gegnerischen Halle angekommen, liefen wir in die Umkleide und zogen uns alle unsere Trikots um. Dann machten wir uns eine gute halbe Stunde warm und gingen für eine letzte Besprechung vor dem Spiel noch einmal in die Umkleide. Jeremy verkündete die Startaufstellung und ich war, wie hätte ich es anders erwarten können, nicht dabei, aber das war mir egal. Hauptsache ich durfte überhaupt irgendwann spielen.
Ich setzte mich mit Jasmin und Jessica auf die Auswechslungsbank und schaute in den ersten paar Minuten dem Spielverlauf zu. Jeremy lief die ganze Zeit an der Spielfeldseite auf und ab, schimpfte manchmal leise vor sich hin, wenn etwas nicht so gut lief und lobte mit lautem Klatschen und Zurufen bei guten Aktionen. Insgesamt waren beide Mannschaften ungefähr gleich gut, das letzte Mal hatten wir auch nur mit zwei Punkten gewonnen und das war ein Heimspiel. Gerade stand es 14:13 für die Bösen, also für die Gegner.
„Olivia“, rief Jeremy mich zu sich her. Ich stand auf und ging die zwei Schritte zu ihm. „Du kommst rein für Lisa. Ich möchte, dass du deine Gegenspielerin die Nummer 7 von den Anderen komplett aus dem Spiel nimmst, sie soll keinen Zug mehr machen können, die ist einfach zu gut. Du richtest dich komplett auf sie ein und wenn eine von den anderen frei ist, darfst du trotzdem auf keinen Fall von deiner Gegnerin weg, okay?“ Ich nickte. Eine halbe Minute später stand ich dann auf dem Spielfeld.
Ich lief mich ständig frei, bekam immer wieder Pässe zugespielt und machte einen Korb nach dem anderen. Nur in der Verteidigung hatte ich echt meine Probleme. Ständig schlug mir meine Gegnerin auf den Arm, natürlich immer nur dann, wenn der Schiedsrichter gerade mal nicht herschaute. Außerdem spielte sie generell total unfair, den einzigen Vorteil den ich hatte war der, dass ich stärker war als sie. Aber das wurde mir auch gleichzeitig zum Problem. Je öfter ich sie daran hinderte an mir vorbeizukommen, umso unfairer wurde sie. Irgendwann fing sie an mir ständig auf die Füße zu treten und mich zu kratzen, wenn es niemand sah. Ich wurde echt wütend und meine Leistung ließ dementsprechend auch ein bisschen nach.
In der Pause nach dem ersten Viertel kam Jeremy zu mir. „Was machst du da? Am Anfang warst du echt gut, aber jetzt lässt du so nach. Was soll das?“ Er machte mir echt Vorwürfe, was sollte das jetzt? Er bekam wahrscheinlich auch nicht mit, wie unfair die sieben der Gegner spielte. „Falls du es nicht gemerkt hast, meine Gegenspielerin ist ziemlich nett zu mir und schlägt und kratzt mich und sie tritt mir die ganze Zeit auf die Füße. Und der Schiedsrichter bemerkt nichts. Da kann man schon mal ein bisschen wütend werden, findest du nicht?“, erwiderte ich ironisch. „Bleib cool, so schlimm wird’s schon nicht sein. Die ist doch nur neidisch, weil du besser bist“, meinte er, um mich aufzumuntern. Schlechter Versuch. In jedem Training machte er mir klar, dass ich überhaupt nicht spielen kann und jetzt plötzlich war es das Gegenteil. Ganz klar.
Das zweite Viertel begann und es ging so weiter, wie das erste. Aber wenigstens waren wir jetzt mit 5 Punkten vorne. Ich spielte nur noch zwei Minuten, dann wechselte mich Jeremy aus. Ich hatte kein Problem damit, sollte sich doch jemand anderes mit der Sieben rumschlagen. Ich war echt gefrustet von so einem unfairen Spiel. Schon nach wenigen Minuten holten die Gegner den Rückstand auf. Jeremy lief auf und ab. Er wollte dieses Spiel unbedingt gewinnen. Ich starrte aufs Spielfeld und musste zusehen, wie uns langsam die Kraft ausging. Das war einfach nicht fair. Ich war total in Gedanken, sodass ich total erschrak, als Jeremy mich noch mal zu sich herrief. „Olivia, in zwei Minuten ist die Halbzeit um, ich möchte, dass du nochmal richtig Gas gibst. Spiel so hart wie nie zuvor und lass dich von einer blöden Gegnerin nicht abbringen, okay?“ Ich nickte. Ich wollte, nein, ich musste einfach das tun, was er von mir verlangte und ich schaffte es. Ich kämpfte um jeden Ball und ließ mich von meiner Gegnerin nicht mehr abbringen.
Gerade hatte sie den Ball, langsam trippelte sie auf mich zu, dann passte sie den Ball ab und lief Richtung Korb. Schnellstens war ich an ihr dran und als sie den Ball wieder bekam, um zu werfen, sprang ich hoch und schlug ihr den Ball aus der Flugbahn. Kurz gesagt, ich blockte sie aufs Übelste. Es war immer bitter, wenn man geblockt wurde und die sieben konnte damit nicht umgehen. Als sie ihr Gesicht in meine Richtung dreht, war sie dunkelrot angelaufen. Sie lief auf mich zu und mit einer unvorstellbaren Kraft schuckte sie mich rückwärts gegen die Bande. Ich prallte mit voller Wucht dagegen und fiel auf den Boden. Dort blieb ich liegen. Mir tat alles so fürchterlich weh und alles um mich herum wurde verschwommen. Ich versuchte aufzustehen, aber es klappte nicht. Ich spürte, wie ich von zwei starken Armen hochgehoben wurde und eine Stimme, die immer und immer wieder meinen Namen sagte: „Olivia, bitte, schau mich an, Olivia, … Olivia“. Dann wurde um mich herum alles schwarz.
Ich erwachte in einem weißen Zimmer. Ein Krankenhauszimmer, wie ich erschrocken feststellte. Ich rappelte mich auf. Links von mir auf einem Stuhl saß Jeremy. Sein Kopf hing nach unten, seine Augen waren geschlossen. Er schien zu schlafen. Was tat er bloß hier? Seine eine Hand lag auf meinem Bett. Ich lächelte leicht. Wenn er immer so lieb wäre, wie er gerade aussah, würde ich ihn vermutlich sehr gerne mögen, aber es war immerhin Jeremy, der Junge, der mir Albträume bereitete. Ich seufzte. Dann erinnerte ich mich wieder an das Spiel. Ob wir wohl gewonnen hatten? Ich hoffte es sehr.
Eine Schwester kam ins Zimmer. „Ah, du bist wach, wie schön“, meinte sie nur. „Kann ich nach Hause?“, fragte ich sie. „Ja, natürlich. Es war nur ein kleiner Zusammenprall und eine mittelschwere Gehirnerschütterung. Drei bis vier Tage Bettruhe und es wird dir im Nu besser gehen. Jetzt müssen wir nur noch warten bis der nette Mann neben dir auch mal aufwacht. Deine Eltern müssten jeden Augenblick hier sein, um dich abzuholen.“ „Wie lange bin ich schon hier?“ „Ungefähr zwei Stunden“, die Krankenschwester lächelte. Dann verschwand sie aus dem Zimmer. Ich richtete mich vollends auf. Mein Kopf brummte leicht, aber ansonsten ging es mir eigentlich ganz gut. Sanft packte ich Jeremy an den Schultern und schüttelte ihn leicht. Er brummte etwas vor sich hin und drehte seinen Kopf auf die andere Seite. Ich schüttelte ihn nochmal etwas kräftiger und länger bis er endlich wach war und mich mit seinen grünen, verschlafenen Augen ansah. „Oh, hey, wie geht‘s dir?“, fragte er mich, während er sich einmal ausgiebig streckte. „Mein Kopf brummt, aber ansonsten, alles wieder okay. Wie ging das Spiel aus?“ „Die sieben hat ein disqualifizierendes Foul bekommen und durfte darum nicht mehr spielen und wir haben mit 6 Punkten gewonnen deshalb“, meinte er. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Wir hatten es tatsächlich geschafft. Die Final Four würden in unserer Halle stattfinden. „Das ist gut. Was war sonst noch so?“, wollte ich wissen. „Na ja, nach deinem Unfall gab’s erst mal eine riesige Hektik. Ich hab dich aus dem Spielfeld rausgetragen und dann kam der Krankenwagen. Alle waren voll besorgt, aber wir mussten ja weiterspielen. Und natürlich wollten sich dann die Mädels bei unseren Gegnerinnen rächen und ihr Ehrgeiz ist erwacht. Auf jeden Fall hab ich bei deinen Eltern angerufen, aber da ist niemand hin und dann hab ich organisiert, dass Jessicas und Bellas Eltern die Mädels nach dem Spiel abgeholt haben und bin gleich ins Krankenhaus gefahren. Dann hab ich deine Eltern doch noch erreicht, bin hier in dein Zimmer gegangen und eingeschlafen, wie du bemerkt hast“ Verschmitzt grinste er mich an. Ich wusste ja gar nicht, dass er so nett sein konnte.
Plötzlich klopfte es an der Tür. „Ja?“, rief ich bloß und Sekunden später ging die Tür auf und meine Eltern traten rein. Sofort kamen sie auf mich zugestürmt und nahmen mich in den Arm. „Olivia, Schatz, alles okay? Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht! Was machst du nur für Sachen?“ Meine Mutter war den Tränen nah. Ich lief rot an. Meine Güte, war das peinlich. Was machten die nur für einen Aufstand, mir ging es doch soweit wieder gut!?
„Alles klar, Mama, ich möchte jetzt nur ganz schnell nach Hause“, sagte ich und mein Wunsch ging innerhalb von fünfzehn Minuten in Erfüllung. Während meine Mutter noch mit dem Arzt sprach, brachte mich mein Vater zu unserem Auto, Jeremy verabschiedete sich schnell und fuhr Heim und als meine Mutter zu uns stieß, taten wir es ihm nach.
Zu Hause angekommen wurde ich noch, wie hätte es anders sein können, total bemuttert, legte mich schließlich aufs Sofa und telefonierte noch mit Bella und erzählte ihr, was passiert war. Dann schlief ich ein.


~Annabell~

Ich war echt erleichtert, dass es Olivia soweit ganz gut ging und ihr nichts Schlimmeres passiert war. Aber grad hatte ich echt ein größeres Problem, als mich noch groß um Olivia zu sorgen. Das Problem hieß Sean. In zehn Minuten sollte ich mich mit ihm treffen, doch ich konnte mich einfach nicht richtig dazu überwinden. Unschlüssig stand ich im „Park am Entensee“, der nur wenige Meter von der Stadtbibliothek entfernt war. Meine Umhängetasche mit den Lernsachen stand auf einer Bank und ich schaute nur dumm in der Gegend herum. Plötzlich stupste mich jemand von hinten an, ich drehte mich schnell um und vor mir stand Marie. „Hey Bella, was machst du denn hier?“, fragte sie mit voller Begeisterung. Marie hatte mir gerade noch gefehlt zu meinem Glück. Das Einzige, was ich jetzt wollte, war weg von ihr. „Ich muss in die Stadtbibliothek. Und was machst du?“, erwiderte ich ohne jegliches Interesse. „Ich hab gehört, dass Sean hier immer nachmittags anzutreffen ist und da dachte ich, ich schau mal, ob er da ist, aber es sieht ja nicht so aus. Ich kann dich zur Bibliothek begleiten, wenn du willst“ „Oh, nein danke, Marie, das brauchst du wirklich nicht. Nachher kommt Sean hier vorbei und du verpasst ihn, das wäre ja blöd, ich schaff das schon alleine“ Ich lächelte leicht und hängte mir meine Tasche um. „Na ja, ich muss jetzt wirklich dringend los. Bis Morgen in der Schule“, meinte ich noch, dann ergriff ich die Flucht.
Fünf Minuten später bog ich die letzte Straße zur Bibliothek ein. Ich merkte, wie ich immer langsamer wurde. Als ich an dem weißen Gebäude ankam, erwartete mich Sean bereits. Lässig lehnte er an der Wand neben der Eingangstür. Als er mich erblickte, kam er auf mich zugeschlendert und breitete seine Arme zu einer Begrüßungsumarmung aus. Ich zog nur beide Augenbrauen hoch und schlüpfte unter seinen Armen hinweg und lief in die Bibliothek hinein. Schnell eilte Sean mir hinterher. Ich setzte mich an einen kleinen Tisch nahe am Fenster und Sean nahm gegenüber von mir Platz. „Schon krass, dass die Bibliothek hier sonntags geöffnet hat. In Berlin war das nicht so“, meinte er und sah mich dabei mit seinen karamellfarbenen Augen an. Ich ignorierte ihn und packte meine Französischsachen aus. „Also, bei was genau brauchst du Hilfe?“, fragte ich ihn. „Theoretisch gesehen bei allem, aber erst mal würde ich gerne die Grammatik verstehen, die wir gerade machen“, antwortete er mir. „Na, dann mal los“, meinte ich nur und wir begannen zu lernen. Er kapierte eigentlich immer ziemlich schnell, was ich ihm erklärte, hakte aber trotzdem manchmal nach, wenn er sich nicht ganz sicher war. Nach ungefähr zwei Stunden, die Zeit war wie im Flug vergangen, beendete ich den Nachhilfsunterricht. „Kann ich mich vielleicht irgendwie revanchieren?“, fragte er mich, als ich gerade dabei war, mein Zeug in meine Tasche zu packen. „Nein, eigentlich nicht“, antwortete ich knapp, fügte dann aber noch hinzu, „aber vielleicht schaust du mal im Park nach, ob du deine Verehrerinnen antriffst, die alle dort auf dich warten.“ „Wie meinst du das? Wer wartet auf mich?“, fragte er mich ahnungslos. „Vorher, als ich hierher gelaufen bin, habe ich im Park Marie getroffen und die wollte dich dort antreffen, weil sie erfahren hat, dass du da immer bist“, erklärte ich ihm grinsend. „Okay, also das geht jetzt zu weit. Ich wohne erst seit einer Woche hier und ich bin manchmal im Park, weil der nur 100 Meter von unserer Wohnung entfernt ist und ich sonst noch nicht so viel gesehen habe. Aber, wenn Marie jetzt schon dahingeht, nur weil ich manchmal da bin, dann ist mir das echt zu viel“, sagte Sean und wirkte mit der Situation ein wenig überfordert. „Tja, du hast es ihr halt echt angetan und ich glaube sie ist nicht die Einzige“, meinte ich bloß. „Was würdest du denn an meiner Stelle tun?“, fragte er mich. „Ich glaube, ich würde mir einfach einen anderen schönen Platz aussuchen, zu dem ich gehen würde, wenn mir danach ist“ „Klingt logisch, das Problem ist nur, dass ich nicht weiß, wo es hier schöne Plätze gibt“, meinte er. Mittlerweile standen wir schon draußen vor der Bibliothek. „Hast du dir unsre schöne Kleinstadt etwa noch nicht angeguckt? Ich meine, du hast dich, wie ich gehört habe, schon zweimal mit Marie und auch mit Melanie und Klara getroffen und die haben dich nicht ein bisschen rumgeführt?“, fragte ich ihn erstaunt. „Nein, gar nicht, wir saßen im Park am Entensee und sie haben mir Tratsch und Klatsch erzählt und das war’s. Und meine Eltern arbeiten beide von morgens bis spätabends, also hatte ich noch keine Möglichkeit mir die Stadt zeigen zu lassen“, klärte er mich auf, „hast du noch Zeit? Dann kannst du mich ja ein bisschen rumführen?“ Ich schaute ihn an. Ich hatte tatsächlich noch Zeit und ich fand ihn auch gar nicht so schlimm, wie ich gedacht hatte. Eigentlich fand ich ihn sogar ziemlich nett, aber er war und blieb für mich einfach dieser Womanizer, der nichts Besseres zu tun hatte, als den Mädels den Kopf zu verdrehen und ihnen danach ihre Herzen zu brechen. Aber es war ja nur eine kurze Rundführung. Ein kleiner Freundschaftsdienst, so wie die Nachhilfe. Es würde mir ja nicht schaden. Kurz sah ich ihn an. „Na gut, dann zeig ich dir eben, was es hier zu sehen gibt. Komm mit!“






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