NIA - Golden Eye - Teil 3

Autor: Bellyflop
veröffentlicht am: 21.09.2013


Soo, diesen Teil habe ich versucht etwas länger zu gestalten. Tut mir Leid fürs lange Warten, ich bin im Moment im Ausland mit einer neuen Schule und so weiter, das ganze Programm halt.
Wie dem auch sei, viel Spaß beim Lesen :)

Sie drehte sich um und was sie sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Noch ein Dämon, größer, mächtiger, gefährlicher. Nia öffnete den Mund zu einem Schrei, doch aus ihrer Kehle drang kein Laut. Der Dämon hob eine riesenhaften Klaue, da drückte das Mädchen ab. Er kreischte nicht, sondern zischte nur. Hatte das etwas zu bedeuten? Nia wusste es nicht. Sie wusste nur eins, dass sie sich beeilen musste den Dolch zu finden.
Rasch glitt sie von Nishs Rücken und hastete zum Gebüsch. Ihre Hände zitterten stark, ihr Atem ging schnell. Doch das Einzige, was sie fand, war der Griff. Die Klinge war weg.
»Scheiße!«, murmelte sie. »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«
Die Dornen des Busches zerkratzten ihre Arme und sie gab auf. Die Klinge war dunkel, ebenso wie die Blätter und Äste, sie würde sie nie finden. Wie lange würde das Eis halten? Würde es irgendwann brechen, oder würde der Dämon so bleiben?
»Weg hier.«, sie schwang sich auf Nishs Rücken und schoss noch einmal auf den Dämon, woraufhin sich die Dicke der Eiskruste verdoppelte, während Nish los preschte. Ihr Herz hämmerte hart gegen ihren Brustkorb, als sie das dunkle Grün und die Bäume hinter sich ließen und auf die Felder hinaus galoppierten. Nia krallte ihre Finger in Nishs Nackenfell, sodass die Knöchel weiß hervortraten. Er wird uns finden, er wird uns finden! Ich habe versagt, fuhr es ihr angsterfüllt durch den Kopf.
Mit einem riesigen Satz sprang Nish die letzten Meter ins Haus. Sein Fell war klitschnass vor Schweiß. Nia knallte die Tür zu und verriegelte sie. Aber verschlossene Türen halten keine Dämonen auf.
»Nia! Was ist passiert?«, Momó erschien im Flur, die Stirn besorgt in Falten gelegt.
»Dämonen.«, keuchte sie. »Da waren Dämonen im Wald!«
Die Falten vertieften sich. »Wo? Wie viele?«
»Zwei. Einen habe ich zerstört, aber dabei ist der Dolch entzwei gebrochen. Den Zweiten konnte ich dann nur vereisen. Ich weiß nicht mehr, wo, es ging alles so schnell! Oh Gott, Momó!«
Momó schloss Nia kurz in seine Arme, dann kniete er sich hin und untersuchte Nish.
»Ihm ist nichts passiert.«, sagte Nia und fühlte leichte Verärgerung aufkommen. Glaubte Momó etwa, dass sie nicht auf Nish aufpassen konnte? Nish war ihr Seelengefährte! Wenn ihm etwas zustieß, würde sie ebenfalls darunter leiden!
Ihr Ersatzvater richtete sich auf und tätschelte ein paar Mal Nishs Kopf. Dann blickte er Nia sehr ernst an.
»Du wirst bis zum Camp nicht mehr mit ihm raus gehen. Ihr bleibt hier auf dem Hof, verstanden?«
Er gab Nish einen kleinen Klaps auf die Flanke, sodass der zum Kamin trottete, sich dort hinlegte und anfing seine Pfoten ab zu lecken.
»Ja.«, erwiderte Nia leise. Sie wandte sich ab und blickte zu Boden. Dies war ihre allererste Begegnung mit Dämonen gewesen und sie hatte versagt. Wie sollte sie ihre Aufgabe erfüllen, wenn sie solche Fehler wie den von vorhin beging?
»Ich habe Angst, Momó.«, murmelte sie schließlich mit zitternder Stimme.
»Das ist normal, Nia. Angst zu haben ist völlig normal.«, erwiderte ihr Ersatzvater nun sanft und nahm sie erneut in die Arme. Das Mädchen vergrub schniefend das Gesicht an seiner Brust. Die Verzweiflung hatte wieder Besitz von ihr ergriffen.
»Ich weiß nicht, wie ich das alles bewerkstelligen soll, ich meine, es sind so viele und sie sind alle mächtig. Was ist, wenn ich immer wieder Fehler mache?«
»Aus Fehlern lernt man, Kleines. Keiner ist perfekt.«, sagte er und wiegte sie leicht hin und her, wie ein kleines Kind. »Es muss schon einen bestimmten Grund geben, warum du ausgewählt wurdest. Das Schicksal wählt nicht einfach irgendjemanden.«
»Das einzig Besondere an mir, sind die Augen. Mehr nicht.«, nuschelte sie traurig.
»Nein. Du hast die Gabe Dämonen in Menschen zu erkennen und du hast mehr Mut, als alle Personen zusammen, die ich je in meinem Leben getroffen habe. Nia, wenn du versagst, ist es nicht schlimm, du hast es wenigstens versucht. Und das ist das Einzige, was zählt. Jetzt geh nach oben und ruhe dich aus. Wir reden morgen weiter, in Ordnung?«
»In Ordnung.«, murmelte sie leise, legte ihr Tasche und die Pistole auf den Tisch und schlich nach oben. Seufzend setzte Momó sich in den Sessel. Nish, der zu seinen Füßen lag und mittlerweile zur Hälfte am Dösen war, öffnete sein eines Auge und blickte zu dem alten Mann hoch. Im Feuerschein wirkte er alt und müde, nur die Ausdruckskraft seiner Augen verriet, dass er noch strotzte vor Kraft.
»Geh nach oben, Nish.«, sagte Momó leise. »Sie braucht dich.«
Mit einem leisen Knurren erhob der Nitish sich und sprang leichtfüßig die Treppe hinauf. Momó seufzte wieder. Er stand auf, schlurfte langsam zum Waffenschrank und nahm einige Gewehre heraus, die er achtlos auf den Boden legte. Die Wand im Schrank war hohl und der alte Mann ächzte ein wenig, als er die eine Planke heraus riss. Zum Vorschein kam ein riesiges Schwert, dessen schlanke, scharfe Klinge leicht orangerot im Licht des Feuers blitzte.

Nia schlief unruhig und hatte wirre Träume, in denen immer wieder die Dämonen vorkamen. Nishs Anwesenheit nützte kein bisschen, dennoch blieb er bei ihr, wie Momó es ihm befohlen hatte und kuschelte sich fest an seine Seelengefährtin.
Als Seelengefährte konnte Nish spüren, was Nia fühlte, und Nia spürte, was Nish fühlte. Sie waren immer, zu jeder Zeit verbunden und verstanden sich oft komplett ohne Worte. Keiner konnte ohne den Anderen leben und man wusste, was der andere dachte; es gab keine Geheimnisse zwischen ihnen. Dennoch ist eine solche Seelenverwandtschaft nicht ganz ungefährlich. Denn wenn Nish etwas zustieß und er sein Leben lassen müsste, würde Nia nichts mehr als eine leere Hülle sein. Zu einer sogenannten monotonen Maschine ohne Lebenswillen. Sie würde dann nicht mehr die Kraft haben, ihre Aufgabe zu erfüllen. Andersherum genauso. Die beiden waren so stark und tief miteinander verbunden.

Die Wolken am Himmel waren noch in ein leichtes Rosa getaucht, als Nia die Augen aufschlug. Besser und ausgeruht fühlte sie sich nicht, doch ihr gelang es ein klein wenig zu lächeln, als sie den schlafenden Nish neben sich bemerkte. Sanft kraulte sie ihn hinter den Ohren, bevor sie die Decke zurückschlug und aufstand. Vielleicht war Momó schon auf, oder mal wieder mit dem Kopf auf dem Tisch eingeschlafen. Vor ihrer Tür, an der Wand gelehnt, entdeckte sie ein großes Langschwert. Daneben einen kleinen Zettel, wo sie Momó etwas krakelige Handschrift erkannte.

MEINE LIEBE NIA,
DIESES SCHWERT IST FÜR DICH UND DAZU BESTIMMT DÄMONEN ZU ELIMINIEREN. ES VERLEIHT DEM, DER ES TRÄGT, EINE GROßE MACHT, ALSO GEHE BITTE DEMENTSPRECHEND VORSICHTIG DAMIT UM!
MOMÓ

Wow, dachte Nia sich, als sie das Schwert genauer in Betracht nahm. Es war fast genauso groß wie sie und die Scheide, in der es steckte war aus kunstvoll verziertem Leder, mit vielen Riemen, damit man es sich um den Rücken schnallen konnte. Das Mädchen war hin und weg von der Waffe. Behutsam zog sie die Waffe aus ihrer Hülle und war erstaunt wie leicht es war. Dieses Schwert war mit Abstand das Schönste, was sie je gesehen hatte. Sie musste sich unbedingt dafür bedanken. Nia tat das Schwert zurück in die Scheide und weil sie es nicht lassen konnte, schnallte sie es sich auch gleich um den Rücken.
Leise tapste sie die Treppe hinunter und gelang ins Wohnzimmer. Sie hatte Recht behalten, Momós Kopf war wie immer auf die Tischplatte gesunken, unter sich ein paar alte Schriftrollen, die er andauernd versuchte zu entziffern.
»Wenn du jede Nacht so verbringst, wundere dich nicht, dass du Rückenschmerzen hast.«, sagte Nia laut, um ihn aufzuwecken. Doch der alte Mann rührte sich nicht. »Hey. Momó!«, Nia ging auf ihn zu, ein ungutes Gefühl beschlich sie. »Momó, alles in Ordnung? He, wach auf!«, sie wollte ihre Hand auf seine Schulter legen und ihn wach rütteln, doch als sie ihn berührte, durchfuhr ein beißender Schmerz ihren Arm und sie zuckte erschrocken zurück.
Und genau in diesem Augenblick hob Momó den Kopf. Er grinste sie irre an, die Augen nach innen verdrehend, sodass nur noch das Weiße zu sehen war. Eine unsichtbare, eiskalte Hand griff in Nia hinein und schloss sich fest um ihr Herz.
»Nein.«, flüsterte sie tonlos und wich zurück. Momó – oder besser: der Dämon – richtete sich auf, immer noch hässlich grinsend und machte einige taumelnde Schritte auf Nia zu.
Das konnte nicht wahr sein, es durfte einfach nicht wahr sein!
Momó war besessen.





Teil 1 Teil 2 Teil 3


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz