Tochter der Finsternis

Autor: Sundown
veröffentlicht am: 21.08.2013


Prolog

Es war eine Zeit, weit entfernt von den Jahren, in denen nur wir die Welt besiedelt haben. Die Gegenwart wurde zu einer weit entfernten Vergangenheit, aus der man nur noch alte Relikte, Geschichten und verblasste Erinnerungen der Vorfahren erhalten hatte. Diese Vergangenheit war für die Einwohner des Planeten Erde nun das, was die Jahrhunderte vor uns, für uns gewesen waren: eine unvorstellbare Zeit, voller schöner Dinge, aber auch grausamer Taten, die wir uns so gar nicht vorstellen konnten. Eine Zeit, in der Teile unserer Familie lebten, zu denen wir keine Verbindung hatten, deren Namen wir nicht wussten, noch uns bewusst war, wie sie ihr Jahrzehnt, Jahrhundert mitgeprägt hatten.
Es war eine Zeit, weit entfernt von dem einundzwanzigsten Jahrhundert. Die Welt, die wir kannten, gab es seit langem nicht mehr. Fortschritte in der Technologie, Wissenschaft und Wirtschaft waren verloren gegangen, wurden nicht mehr gebraucht oder konnte nicht mehr genutzt werden. Die Menschen dort waren nicht mehr alleine, nicht mehr die Herrscher auf Land und Wasser, nicht mehr diejenigen, die allein das Sagen über alle anderen, wehrlose Lebewesen hatten - ob über Pflanzen oder Tiere, sie waren nicht mehr alleine. Die Zeit bringt immer einen Fortschritt, immer einen Wandel. Doch es ist nicht definiert, in welcher Weiße. Ein Wandel oder gar ein Fortschritt kann eine Weiterentwicklung im Denken des Menschen sein - so wie wir sie im Laufe der Jahrhunderte hatten, in denen wir Vorstellungen der Sklaverei nach und nach abgelegt haben - und doch kann es gleichzeitig einen Rückschritt in allen anderen Bereichen, in der Technologie, Politik, Wissenschaft bedeuten. Genau dies geschah auf dem Planet Erde. Als die Menschen nicht mehr alleine waren, als sich die Schattenwesen, Lykantrophen, Vampire, Metamorphe, Maeandris und viele weitere, bisher sich noch in der Dunkelheit versteckt haltende Wesen, auf dem blauen Planeten nieder ließen, war die Zeit des Friedens vorbei. Nicht nur, dass diese Spezies in der menschlichen Gestalt unauffällig unter ihnen leben konnten, sondern auch dass die Rohstoffe, die die neuen Erfindungen und Meisterleistungen der Genies ermöglicht hatten, bei weiten schneller aufgebraucht waren, als man gedacht hatte war ein Problem, das die Bevölkerung dazu zwang, zum einen auf altbewehrte Mittel in der Wirtschaft und Behausung zurückzugreifen und zum anderen jedem Fremden, jedem Unbekannten mit gewaltigen Zweifeln gegenüber zutreten. Das Wort „Vertrauen“ war etwas, das in einem Lexikon nicht mehr aufzufinden war. Es existierte weder als Gefühl, noch als Wort.
Das und die Tatsache der Existenz mehrerer neuen Spezies auf dem blauen Planeten trieb die Menschen in den Wahnsinn. Mit Hass und Argwohn schauten sie herab auf die Neulinge, die unter ihnen hausten. Dass die meisten Neulinge nahezu friedliche Gesellen waren, die sogar darauf verzichteten, sich vom menschlichen Blut und Gewalt, Angst und Hass zu ernähren, wollten die meisten Menschen erst gar nicht wahr haben.
Nur wenige von ihnen gaben daher den Neuen eine Chance, bildeten zusammen mit ihnen Dörfern, lebten zusammen mit ihnen unter einem Dach, arbeiteten mit ihnen oder gingen zusammen mit ihnen in die Schule. Viel mehr gab es Städte, in denen die neuen Spezies ausgeschlossen waren, in denen sich Menschen zusammengefunden hatten, um alleine untereinander und - wie sie selbst sagten - „in Sicherheit zu leben“. Jeder, der solche Gegenden besuchte, wurde einer gründlichen Prüfung der Bewohner unterzogen, wurde nicht aus den Augen gelassen und von oben bis unten beäugt. Die Blicke wurden erst dann abgewandt, wenn sicher gestellt war, dass es sich um ein menschliches Wesen handelte.

Doch das Motto blieb stets dasselbe: Alles Neue war schlecht.






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