Braune Augen - Teil 4

Autor: e93
veröffentlicht am: 11.11.2013


Als erstes möchte ich gerne sagen: Ich finde es sehr traurig das diese Seite inzwischen kaum noch belebt ist. Das ist wirklich sehr schade, vor allem, weil die Seite wirklich auch so tolle Leser/Kommentatoren und aktive Schreiblinge hatte.


...

VIER

Ungläubig starrte ich ihn an und schnaufte, ehe ich meinen Zeigefinger in seine trainierte Brust bohrte, weswegen ich mich kurz über die Theke beugen musste und teilte ihm mit den Worten: „Ich wette mit dir, du bist nicht mal halb so cool, wie du tust!“, den Krieg.
Was bildete sich dieser Trottel eigentlich ein? Was sollte das? Er war so unhöflich und so ein arrogantes Arschloch, dass selbst sein gutes Aussehen ihm nichts brachte.
Wie sagt man so schön? Der Charakter entscheidet, wen wir hübsch finden!
„Denkst du ernsthaft, dass du mit dieser Solibräune bei allen Mädels landen kannst?“
Das hinter mir noch andere Kunden standen und uns beobachteten war mir egal. Er warf mir einen zornigen Blick zu, legte seine Hand um meinen Zeigefinger und dirigierte mich zur Seite, er selbst trat ebenfalls von der Theke zurück und stand nun mir gegenüber. Ich musste schlucken, als er so dastand. Er war sicher um die 1,77 m und ich gerade mal 1,62 m groß. Dazu hatte er breite Schulter und man konnte seinen definierten Körperbau genau erkennen. Trotz dieser Muskelmasse sah er nicht aus wie ein Klotz, im Gegenteil, er sah einfach perfekt aus. Er hielt meinen Zeigefinger immer noch fest, knickte es leicht um, dass ich kurz vor Schmerz zusammenzuckte und wiederholte mit fester Stimme seine Worte: „Ich sagte dir, du sollst dich verpissen! Bist du schwerhörig oder was? und überhaupt was für Solibräune? Bist du jetzt auf meine schön gebräunte Haut eifersüchtig oder was? Weißt du was ich von solchen Weibern wie dich halte? Kaputtes Spielzeug mit dem keiner spielen will! Schau dich mal an, was das? Ungepflegt und dazu dieser Kleidungsstil. Alter, wenn ich du wäre, würde ich mich nicht mal aus dem Haus raus trauen!“ Seine Worte verletzten mich wirklich, ich schluckte und merkte nur, wie ich langsam vor Wut und Trauer zitterte. Er hatte genau meine Schachstelle entdeckt! So ein mieses Schwein.
„Du hast eine Schwester die Friseurin ist, geh mal zu ihr anstatt mich hier voll zu quatschen! Falls du es noch nicht gemerkt hast, du fuckst mein Kopf ab!“, schlug er vor und ließ schließlich mein Finger los.
Seine Worte hatten wirklich noch das übrige Selbstvertrauen, das ich besessen hatten angekratzt und mit gebrochener Stimme fragte ich: „Findest du mich wirklich so hässlich?“
Für einen Moment blickte er mich mit einem diabolischen Lächeln an und ich konnte nicht anders, als an meinen Lippen rumzukauen und meine Hände zu Fäusten zu ballen. Dann fing er auch noch an mich auszulachen und fragte: „Du bist echt gestört, weißt du das? Und jetzt zieh Leine!“
Voller Wut boxte ich ihm mitten ins Gesicht und schrie, trotz das unsere Konversation bis dahin eher sehr leise verlaufen war: „Du bist echt das Allerletzte! Fahr doch zu Hölle!“
Seine Hand lag auf seinem Gesicht und er starrte mich ungläubig und geschockt zugleich an. Auch die Kunden im Lokal blickten nun zu uns und einer der Kellner die hinter der Theke stand, trat hervor, legte seine Hände auf meine Schulter und drückte mich mit den Worten: „Wenn du schlau bist, dann lässt du Emir in Ruhe! Du hast das Fass zum überlaufen gebracht, es wird für dich nicht gut laufen, wenn du ihn noch weiter provozierst!“, raus.
„Was soll das denn bitte heißen? Was bildet sich dieser Arsch überhaupt ein? Nur weil er gut aussieht, mit jedem befreundet ist und alle Mädchen ihm nachrennen, heißt es doch noch lange nicht, das er sich leisten darf, so ein Penner zu sein, oder etwa doch?“ Die Wörter sprudelten nur so aus mir heraus und ich formte erneut meine Hände zu Fäusten!
„Keine Ahnung, von was du da sprichst... lass ihn einfach in Ruhe, kapiert?“, fragte der Typ gereizt und lief wieder rein. Man, was war das denn? Schleimte er jetzt bei ihm ein, weil er der Sohn seines Chefs war? Ich meine, jeder Blinde würde doch erkennen, dass dieser Eser nicht mehr ganz dicht im Kopf war! Wieso konnten aber nur Fulya und ich das sehen? Was sollte das? Wo waren alle klugen Menschen abgeblieben? Wütend lief ich mit den Händen in den Hosentaschen einfach nach Hause, nahm ne Dusche und legte mich ins Bett. Meine Eltern waren immer noch nicht da und Fulya war ebenfalls nicht Daheim. Anders als ich, war sie sehr beliebt und war oft mit Arbeitskollegen oder anderen Freunden nach der Arbeit mal weg. Wieso verlief mein Leben so eintönig? Warum fühlte ich mich so einsam? Und warum machte Eser mir das Leben zu Hölle? All diese Fragen und mehr, machten mich einfach nur rasend. Plötzlich konnte ich die Welt nicht mehr verstehen und merkte erst jetzt, dass man ganz alleine auf der Welt war... bis auf den lieben Allah.

Mit diesen Gedanken schaffte ich es schließlich einzuschlafen und träumte sehr unruhig. Ich träumte von Eser und davon, dass er mich mitten auf der Straße, gegen die Wand drückte und sich unsere Lippen näherten. Es ließ mein Herz höher schlagen und die Wut über sein dummes Verhalten vergessen. Seine braunen Augen hypnotisierten mich und ich musste vor Freude strahlen. Erst blickte er mich etwas skeptisch an, doch dann legte er seine Hand an meine Wange und lächelte mich mit einem so sympathischen Lächeln an, dass mir fast die Spucke weg blieb.
„Eser...“, hauchte ich und schmiegte meine Wange an seiner zärtlichen Hand. Gott, er wirkte wie ein edler Prinz. Wie mein Prinz...Ganz langsam presste er seine Lippen auf meine und mein Herz machte den Anschein dahinzuschmelzen.
Seine Lippen auf meinen zu spüren, war ein unbeschreibliches Gefühl und ich klammerte mich an seinem Oberteil fest. Warum? Aus dem einfachen Grund, dass ich panische Angst davor hatte, dass er gehen könnte, dass er einfach verschwinden und mich alleine lassen würde. Diese braunen Augen. Gott, sie hatten es mir angetan. Allah war mein Zeuge, dass ich, wenn er nicht so ein Arschloch wäre, mich vielleicht sogar in ihn verliebt hätte. Gerade als ich diesen Gedanken zu Ende brachte, fing es an zu regnen und plötzlich biss er sehr fest auf meine Lippen und schlug meinen Kopf grob gegen die Wand, sodass ich nur noch heiße Flüssigkeit an meinem Schädel spürte und langsam auf den Boden sank.
„Wieso hast du das getan?“, hauchte ich und spürte, wie mir langsam schwindlig wurde.
„Weil du einfach ein kaputtes Spielzeug bist, mit dem niemand spielen will! Schau dich doch an, wie hässlich! Denkst du ernsthaft, dass ich es ernst mit dir meinen könnte?“ Dabei lachte er diabolisch und lief einfach davon. Mein Schädel schmerzte und plötzlich hatte ich das Gefühl zu fallen...

„Autsch!“, rief ich wütend aus und als ich wieder zu mir kam, bemerkte ich, dass ich auf dem Boden lag! Verdammt, ich war wegen diesem Idioten aus dem Bett gefallen! Hasserfüllt stand ich auf, lief mit groben Schritten ins Badezimmer und wusch mein Gesicht mit kaltem Wasser. „Niemals! Nie im Leben werde ich mich auf dich einlassen! Es heißt Krieg! Du verdammtes Arschloch, nur weil du gut aussiehst, heißt es nicht, dass du alles bekommst!“ Ich starrte meinen Spiegelbild an und grinste breit. „Du wirst schon sehen, wie hässlich ich bin!“ Natürlich war das ironisch gemeint.
Mit diesen Worten lief ich in die Küche, trank ein Glas kaltes Wasser und lief wieder hoch in mein Zimmer, wo ich auf meinen Balkon lief und dort die frische Luft tief ein und aus atmete. Aber ich hatte mich selbst verraten! Wenn er mich wirklich mit Respekt und Liebe behandeln würde, hätte ich mich sicher in ihn verliebt! Gott sei Dank tat er es nicht! Ich wollte nicht einer seiner Spielzeuge sein! Lieber ein kaputtes, mit dem keiner spielen wollte, als eine von vielen.
Ich schaute kurz hoch zum Himmel und blickte geradewegs zum Vollmond. Es sah wunderschön aus und es schien so, als wenn sich Eser da drin abgebildet hätte.
„Scheiße!“, knurrte ich, lief wieder in mein Zimmer rein und schmiss die Balkontür zu. „Auf ihn werde ich nicht reinfallen.“, garantierte ich mir selbst und legte mich schlafen.

Am nächsten Tag, gleich nach der Schule lief ich mit Cagla, eine gute Klassenkameradin von mir in die Stadt, da sie sich eine Jacke kaufen wollte und mich gebeten hatte, sie zu begleiten. Sie war eine der wenigen, die für mich noch da waren.
„Süße, wie findest du das hier?“
„Es ist schön.“, sprach ich ernst aus und begutachtete das Kleidungsstück an ihr. Sie hatte lange goldblonde Haare und wunderschöne grüne Augen. Dazu hatte sie einen tollen Körper und einen ausgesprochen guten Kleidungsstil und diese Jacke betonte ihre schmalen Schultern ausgezeichnet.
„Gut, den hole ich mir.“
„Wieso brauchst du eigentlich so dringend eine Jacke?“
„Hab ich es dir noch nicht gesagt?“, fragte sie etwas verwundert und lachte kurz auf, ehe sie ihre Hand auf meine Schulter legte und sprach: „Wir beide haben morgen ein Date. Ein Doppeldate!“
„WAS?“
„Ja, deswegen will ich auch gut aussehen. Vielleicht sollten wir dir auch etwas schickes kaufen oder warte, ich kann dir auch etwas von mir ausleihen.“, überlegte sie und wanderte an die Kasse.
Ich dagegen starrte ihr nur ungläubig hinterher. Wie konnte sie das nur ohne mich entscheiden?
Nachdem sie bezahlt hatte, gingen wir gemeinsam aus dem Laden und mit einem Wangenkuss verabschiedete sie sich von mir, ehe sie noch mitteilte: „Ich werde dir später eine SMS schreiben und dir mitteilen, wann du zu mir kommen sollst.“
„Alles klar.“, erwiderte ich und lief nach Hause. Dort angekommen schmiss ich mich auf die bequeme Couch im Wohnzimmer und schloss die Augen. „Allahim ne olursun bana biraz daha sabir ver.“ (Allah, bitte gib mir noch etwas mehr Geduld.)

Ich legte meinen Arm auf meine Augen und versuchte einfach zu entspannen. Meine Eltern waren immer noch nicht da.
Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein, denn als ich mein Handy piepsen hörte, öffnete ich geschockt die Augen, nahm es ungestüm aus meiner Hosentasche und las die SMS:
„Irem, komm morgen einfach um 17 Uhr zu mir.“ Ich seufzte und schrieb ein einfaches: „Okay.“
Hoffentlich würde mein Samstag ruhig verlaufen.

Keine Ahnung, wie ich den gestrigen Tag noch gemeistert hatte, doch heute war ich einfach nicht in der Stimmung dazu, irgendetwas zu tun. Gleich nachdem ich aufgewacht war, schlenderte ich in die Küche, wo ich frühstückte und anschließend duschte ich und zog mir eine hellblaue Jeans und ein schwarzes T-Shirt an. Band meine Haare und lief in den Flur, wo ich mir meine schwarzen Chucks und eine schwarze Lederjacke anzog und raus lief.

Um Punkt 17 Uhr war ich bei Cagla. Diese öffnete mir die Tür, zog mich sofort rein und schüttelte ihren Kopf. „Das geht mal gar nicht. Der Typ mit dem du ein Date hast, steht auf hübsche und gepflegte Frauen. Er sieht auch echt gut aus. Sogar besser als meiner, aber meiner hat dafür einen unbezahlbaren Charakter und deswegen ist er unersetzbar!“
„Weiß der Typ schon, dass ich auch da erscheinen werde?“
„Nein, er weiß nur das eine gute Freundin von mir mitkommen wird.“
Ich nickte, sie lief mit mir in ihr Zimmer, öffnete ihren Schrank und nahm zahlreiche Kleider raus, die ich alle anprobieren musste und jedes Mal kamen Kommentare wie:
„Ne, das gefällt mir nicht.“ oder „Nicht ganz.“ und nahm schließlich, nach ein und halb Stunden ein kurzes schwarzes Kleid raus. „Zieh das an, das wird dir super stehen.“, teilte sie mit und warf mir einen auffordernden Blick zu.
„Was ziehst du an?“, fragte ich neugierig und sie antwortete: „Wirst du dann noch sehen.“
Mit einem mulmigen Gefühl zog ich also nun dieses schwarze Kleid an, sie reichte mir noch meine Lederjacke und nickte bestätigend: „Ja, das ist es. Das passt so gut zu dir.“ http://data.whicdn.com/images/70293643/large.jpg
Ich schüttelte den Kopf und sprach: „Das hier kann ich doch nicht anziehen! Ich fühle mich total nackt! Das geht nicht, Cagla! Gib mir etwas anderes.“ Doch sie verneinte, schubste mich auf einen Stuhl und fing an meine Haare zu frisieren und mich zu schminken. „Vergiss es, Baby. Du wirst heute Nacht eine Queen.“
Als sie fertig war, musterte ich mich und mein Mund blieb offen. „Was ist das denn?“
„Nichts, nur etwas Lidschatten, Mascara und Rouge. Du bist eigentlich voll das hübsche Mädchen, du ziehst dich nur langweilig an und schminkst dich nie!“ Dann zog sie sich selbst eine helle Jeans, ein weißes Top und drüber die Nietenjacke an, band ihre Haare zu einem Pferdeschwanz und schminkte sich selbst.
„Diese Jacken sind eigentlich inzwischen out, aber ich finde sie trotzdem cool und außerdem steht er auf so etwas.“
http://data.whicdn.com/images/70256868/large.jpg

Um ehrlich zu sein, fand ich es echt unfair, dass sie sich so anzog, aber ich mich so anziehen musste.
„Kannst du mir nicht eine Leggins geben?“
„Nein! Du hast so tolle Beine und jetzt komm, wir suchen uns Schuhe aus.“
Mir gab sie schwarze High Heels und sie selbst zog sich weiße Ballerinas an.
„Ich kann in diesen Dingern nicht laufen!“
„Aber andere Schuhe passen nicht zum Kleid!“, quittierte sie entschuldigend und plötzlich klingelte es an der Tür.
„Oh warte, ich hab Schmuck vergessen.“, rief sie, so als hätte sie den Herd an vergessen, rannte hoch und kam drei Minuten später runter, zog sich ihre Armbanduhr an und mir gab sie eine silberne Kette. „Perfekt!“
Dann nahm sie noch ihren Schlüsselbund, eine Clutch Tasche und öffnete die Haustür.
Ein schwarzes BMW stand vor der Tür und ein blonder Kerl, wohl ein Europäer grinste Cagla breit an, ehe sie die Arme um ihn schlang und ihn auf die Lippen küsste. Er erwiderte den Kuss und ich staunte nicht schlecht.
Nie hätte ich gedacht, dass sie auf so einen Kerl stehen würde. Nach wenigen Augenblicken löste sie sich von ihm, drehte sich zu mir um und machte uns bekannt: „Darf ich vorstellen, das ist Irem und Irem, das ist mein Liebling, Edgar.“
„Hi.“, begrüßte ich ihn etwas schlicht, er lächelte, begrüßte mich ebenfalls und bot uns dann an einzusteigen.

Cagla nahm vorne auf dem Beifahrersitz Platz und ich sah, wie beide immer wieder Händchen hielten. Sie waren echt ein tolles Paar und Caglas Mutter war ja auch selbst eine Deutsche. Wir fuhren vielleicht zwanzig Minuten lang, ehe wir in einem schicken Restaurant ankamen, ausstiegen und es betraten. Wir liefen an einen runden, reservierten Tisch und meine Freundin fragte ihre Begleitung: „Wo steckt der Kerl?“
„Auf den treffen wir später.“, antwortete er und somit setzten wir uns hin und bestellten chinesisch.
Nach einer Stunde und nachdem wir mit dem leckeren Nachtisch fertig waren, standen wir auf, er bezahlte und wir fuhren weiter zu einer orientalischen Shishabar. Als wir eintraten, begrüßte Edgar einen der Türsteher mit einem Handschlag und fragte: „Ist er schon da?“
„Ja, ist er. Geht rein.“
Edgar nickte, nahm Cagla bei der Hand und wir betraten die Bar. Oh Gott, dieser Geruch gefiel mir gar nicht! Ich hasste Shishabars! Das war nicht meine Welt! HILFEEE!

Wir liefen an den Leuten vorbei und ich musste sagen, sie waren alle gut gekleidet. Zudem war es hier nicht so voll, wie ich dachte. Auf einer Eckcouch saß ein Typ, der auf seinen weißen Smartphone blickte und an einem 0,5 l Glas trank. Wir steuerten geradewegs auf ihn zu. „Oh, der gnädige Herr, hat schon seinen ersten Drink fertig.“, stellte Edgar amüsiert fest und erst daraufhin, hob der Typ seinen Kopf und blickte uns prüfend an. Mein Herz schien stehen zu bleiben. Das war Eser höchstpersönlich! Scheiße, wie würde er jetzt reagieren? Was würde passieren? Ich hatte solche Panik! Gott, bitte hilf mir diese Nacht heil zu überstehen!





Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz