Sour and Sweet - Teil 2

Autor: little Lion
veröffentlicht am: 13.05.2013


Es war sieben Uhr abends und während Sherry sich fertig machte für den Besuch im Pub mit ihrem Bruder, hatte sie sich eine Pizza in den Ofen geschoben, dessen Teig sie selbst gemacht und belegt hatte. Sie wollte noch eine Kleinigkeit essen bevor sie aus dem Haus ging, denn auf nüchternen Magen sollte man nie Alkohol trinken. Das konnte sie aus eigenen Erfahrungen heraus sicher sagen. Es war nicht so, dass sie kein Fast-Food aß, aber nachdem ihre Mutter krank wurde, haben sie und ihr Bruder die erste Zeit ausschließlich davon gelebt, bis sie sich selbst das Kochen und das Backen beigebracht hatte. Sie lernte sogar es zu lieben und machte es zu einer ihrer Leidenschaften, die sie von Problemen und Sorgen ablenkten. In diesem Fall waren es die Sorgen um ihren Bruder, die sie plagten. Sie wollte ihn um jeden Preis wieder unter Menschen bringen und seine Lebensfreude zurückholen. Das würde für die nächste Zeit erstmal zu ihrer Aufgabe werden, davon war sie fest entschlossen. Denn ihr Bruder gehörte zu einem der wichtigsten Menschen in ihrem Leben und wenn er auch so krank werden würde wie ihre Mutter..., daran wollte sie nicht einmal denken. Ein hilfloses und unwohles Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus. Sherry kam aus der Dusche nachdem das lauwarme Wasser ihren Körper widerbelebt hatte. Es hatte ihre besorgten Gedanken erstmal davon gespült. Ihre brustlangen Haare hingen ihr nass über die Schultern und sie hatte sich eines der weichen beigefarbenen Handtücher ihrer Großmutter um den Körper gewickelt. Während sie vor dem Spiegel stand und sich durch das Haare bürstete, machte sie sich Gedanken darüber was sie heute Abend anziehen sollte. Immerhin wusste sie nicht wie die restlichen Leute hier so ausgingen. Sie beschloss sich erst einmal etwas zu schminken und trug schwach etwas Puder zum abdecken auf. Ihre langen Wimpern und die grasgrünen Augen kamen durch das schwarze Mascara besonders gut zur Geltung. Sie war keine Frau die viel Make-up auftrug, damit fühlte sie sich unnatürlich. So als würden andere Menschen denken sie würde ihnen Jemanden vorspielen. Das war einfach nicht sie. Ihrer Ansicht nach versteckten sich die Frauen die sich Tonnen weiße auftrugen, vor sich selbst oder vor anderen. Und das wollte sie auf keinen Fall. Sie wollte stark sein. Sie selbst sein. Aber um Auszugehen war ein wenig Kosmetik nicht schlecht. Immerhin wollte sie trotzdem wie eine junge Frau wirken die was aus sich machte. Sie betrat in ihr neues Zimmer, im ersten Stockwert des dreistöckigen Hauses. Der Boden war aus dunklem Laminat und die Wände waren zum Teil weiß kombiniert mit ein paar Beige- und Brauntönen. Ein kleiner Kamin , mit ein paar Familienfotos darauf, dekorierte den Raum. Es waren Fotos von ihr und ihrem Bruder. Ihrer Mutter und ihrem Vater. Ihr stiegen Tränen in die Augen als sie nur kurz in die Richtung dieser Bilder blickte. Sie vermisste ihren Vater sehr und auch ihre Mutter, die liebevolle und glückliche Frau, die nichts kaputt machen konnte, die sie früher ein Mal gewesen war. Die Familie die sie damals waren, und die Familie die sie hätten werden können wenn ihr Vater wieder zurückgekommen wäre und mit ihnen zusammen hier gelebt hätte. Sie wollte nicht weinen, dann müsste sie alles noch einmal auftragen, obwohl die Trauer begann sich in ihr zu stauen und drohte wie ein Wasserfall aus ihr heraus zu donnern. Mit einem Schlucken versuchte sie die Tränen zu unterdrücken und wandte sich ihrem Kleiderschrank zu um sich abzulenken. Über all die Jahre war sie Meisterin darin geworden ihre Empfindungen zu unterdrücken und sich abzulenken. Ohne lang nachzudenken entschied sie sich dann für ein schwarzes Top, eine Hotpants, einer sexy Jeansjacke und dazu passenden schwarzen Pumps, dessen Absätze hoch genug waren um damit nicht hinzufallen. Sherry war zwar eine hübsche Frau, sie hatte ein schmales Gesicht, volle Lippen, langes Haar und einen tollen Körper, aber Pumps trug sie nur zu besonderen Anlässen. In ihrer Freizeit würde sie sowas niemals anziehen. Sie trug meistens Turnschuhe in denen man bequem laufen konnte. Doch heute war für sie ein besonderer Anlass, da sie das erste Mal seit langer Zeit mit ihrem Bruder ausging und sie hatte ja auch einen Auftrag, den sie nur erfüllen konnte, wenn sie ihm zeigte das sie selber super Laune hatte und Spaß am Leben. Grade als sie fertig geworden war und nur noch ins Badezimmer gehen wollte um ihre Haare zu föhnen, klingelte ihr Handy. Eine SMS.

Hey Sherry.
Mir ist noch was dazwischen gekommen. Wird Später.
Kannst du schon Mal vorgehen?

Old Dragon
3 Ocean Plaza, Merseyside

Danke, komme ne Stunde später.
Clay.


Na toll, dachte sie. Sherry hatte sich darauf gefreut mit ihrem Bruder endlich mal in Ruhe auszugehen. Ihn jetzt anzumeckern nützte nichts, das wusste sie. Sie konnte also nur hoffen, das er etwas sinnvolles vorhatte und beschloss sich langsam fertig zu machen, gemütlich zu essen, und sich dabei viel Zeit zu lassen.

Okay. Also dann bis 9.
Stell nichts an.
Sherry.



Was Clay, unerwarteter weise, dazwischengekommen war, war ein Mädchen. Eine junge Frau ungefähr so alt wie seine Schwester mit kastanienbraunem Haar und bernsteinfarbenen Augen. Ihre Augen hatten ihn am meisten fasziniert und er konnte seinen Blick kaum von ihnen abwenden. Auch wenn das für einen Mann, besonders für ihn, der es als ehemaliger Gitarrist und Sänger einer Band gerade zu genossen hatte die weiblichen Vorteile seiner Groupies zu inspizieren und zu prüfen, unnormal war, konnte er diesmal nichts dagegen tun. Als er auf dem Weg nachhause gewesen war, war er ausversehen mit ihr zusammengestoßen und ihre Reaktion darauf hatte ihn mehr als nur überrascht. Er war es gewohnt dass das weibliche Geschlecht dann zickig wurde, und wie es immer so ist, dem Mann die Schuld dafür gab. Die meisten kreischten dann energisch : "Können sie nicht besser aufpassen!" oder "Haben sie keine Augen im Kopf?" oder einfach nur "Sie verdammter Idiot!" Aber diese junge Frau hier war anders. Ihre Hautfarbe hatte einen hellen bräunlichen Teint und sie war total gelassen, nach dem Zusammenstoß. Im ersten Augenblick war sie entgeistert >>Oh. << doch dann begann sie herzhaft zu lachen und auf Clay Gesicht verwandelte sich der genervte Ausdruck zu einem warmen Lächeln, das er schon lange nicht mehr aufgesetzt hatte. >> Sorry. Ich war irgendwie in Gedanken. << Ihr Lachen wurde leiser und sie streckte ihm ungezwungen die Hand entgegen. >> Ich bin Emma Walden. Sie müssen neu hier sein, eigentlich kennt sich hier jeder. << Im ersten Moment perplex über diese vertraute Geste, griff er nach ihrer Hand und gab ihr für diesen Augenblick einen zu festen Händedruck, der unpassend wirkte. >> Ja, stimmt. Ich bin Clay. Clay Porter. Wohne aber schon ein halbes Jahr hier. << Der Zusammenprall war von der Bildfläche verschwunden und Emma lies seine Hand vorsichtig los. Verwunderung spiegelte sich in ihren Augen. >> Warum habe ich sie dann noch nie in der Stadt gesehen Mr. Porter? << Ein neckisches, schiefes Grinsen huschte über ihre Lippen. Auch sein Mund wurde zu einer schiefen und leicht beschämenden Mimik. >> Ich gehe nicht oft weg.<< Er wusste keine plausible Erklärung die er ihr jetzt, so schnell hätte geben können. Auch machte er sich Sorgen, das er sich vor ihr blamieren könnte und da stand wie ein Idiot. Was er aus irgendeinem Grund nicht wollte. Es war ihm die letzte Zeit recht egal gewesen, was andere von ihm dachten. Eigentlich war ihm das schon immer egal gewesen. Außer natürlich die Meinung seiner Schwester. Das war immer das einzige gewesen, was ihn in irgendeiner Weise beeinflusst hatte. Immerhin hatten sie nur sich, die letzten sechs Jahre. Die junge Frau schien zu merken das Clay sich in dieser Situation nicht wohl fühlte. Sie konnte das Unbehagen sich in seinem Gesicht widerspiegeln sehen. Um die Situation aufzulockern sagte sie herzlich. >> Also wenn sie nichts dagegen haben würde ich sie gerne auf einen Drink einladen? Ich weiß, schon klar, sie sind hier der Mann. Aber ich glaube sie haben die besten Ecken dieser Gegend hier noch gar nicht in Augenschein genommen. << Zwinkernd drehte sie sich in die andere Richtung und drehte den Kopf kess zu ihm um. >> Was ist? Kommen sie schon, ich beiße nicht. Und ein nein kann ich nicht akzeptieren, sie sind ja noch ein Southport Frischling. << Unübersehbar versuchte sie ihn zu necken und gleichzeitig aufzumuntern. Ihr Interesse an ihm war nicht mehr zu verstecken, so offensichtlich war es mit diesem Satz geworden. Ein triumphierendes Grinsen konnte er sich nun nicht mehr verkneifen. Seine Entscheidung war gefallen. Er holte sein Handy aus der Hosentasche und tippte schnell ein paar Zeilen ein.
>> Na schön, weil sie es sind Miss Walden. Aber lassen sich mich kurz eine Nachricht schreiben. << Seine Schwester würde eine Stunde länger warten können, dachte er. Sie war ein großes Mädchen und brauchte ihn nicht für alles. Das wusste er. Er bat sie schon Mal vorzugehen und dort auf ihn zu warten. Er hatte ihr die Adresse geschickt. Dann ging er mit der bezaubernden und charmanten Frau mit. Aber wer war eigentlich Emma Walden? Er hatte ja keine Ahnung auf wen oder gar was er sich da einließ.






Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz