Licht und Schatten

Autor: e93
veröffentlicht am: 26.04.2013


Und es geht weiter mit der Luca und Mira Geschichte.
Band zwei zu: Gegensätze ziehen sich an.

Niemals hätte ich auch nur ansatzweise geglaubt, dass so etwas wirklich wahr werden würde. In keinen meiner Träume hatte ich es gewagt, ihn und mich als ein Ehepaar zu erträumen. Schließlich war er ein Deutsche und dazu ein Ex Nazi. Er war der Anführer seiner rassistischen Clique... nun würde er der Mann sein, mit dem ich mein Leben verbringen würde. Während ich im Schlafzimmer das Hochzeitskleid angezogen bekam und eine Familienbekannte mich schminkte, dachte ich an all die letzten Jahre, bis plötzlich meine Cousine Yasemin strahlend in mein Ohr hauchte: "Ich freue mich so sehr für dich. Du hast es verdient und wirst die rote Schleife mit Ehre und Stolz tragen. Ich beneide dich so sehr, Mira." Vorsichtig legte ich meine Hand an ihre Wange und küsste sie auf die andere Seite. "Danke, meine Süße. Ich kann es selbst nicht glauben, dass ich seine Ehefrau werde. Er... Der Mann meines Lebens." Allein bei Lucas Gedanken klopfte mein Herz wahnsinnig schnell. So viel war in den letzten Jahren passiert und wenn ich heute daran dachte, flossen mir die Tränen die Wangen entlang und trotzdem lächelte ich. Es war ein Wahnsinns Gefühl zu wissen, dass sich das Kämpfen gelohnt hatte.

Für was die rote Schleife steht? Es zeigt die Reinheit der Braut. Eine jungfräuliche Braut hat die rote Schleife über dem Hochzeitskleid zu tragen. Der Familienoberhaupt, in meinem Fall mein Vater würde mir die Schleife umbinden und mich auf die Stirn küssen, um mir zu zeigen wie stolz er auf mich war.

Folglich klopfte es an der Tür. Meine Cousine öffnete diese und meine Mutter wollte neugierig wissen: "Seid ihr endlich fertig?" Ich nickte kurz und somit liefen wir ins Wohnzimmer, wo noch einige andere Familienmitglieder waren. Unter anderem mein Cousin und mein Bruder, sowie Emir. "Du bist dir wirklich sicher, dass du diesen Trottel heiraten willst?", fragte mich mein Bruder prüfend und ich warf ihm einen gespielten entsetzten Blick zu. "Schon gut, war ja nur ne Frage.", erwiderte er lachend. Anschließend stellte ich mich vor meinen Vater, der mich einen Moment lang besorgt anstarrte. "Meine liebste und einzige Tochter Mira, natürlich hätte ich mir einen besseren Schwiegersohn für dich gewünscht, aber diesen gibt es wohl nicht. Du weißt selbst, wie viel die Familie wegen ihm... euch durchmachen musste, aber das sich alles plötzlich so verändert hat, überrascht selbst deinen alten Vater." Meine Mutter die rechts neben meinem Vater stand, schüttelte nur grinsend den Kopf. Mein Vater neigte schnell dazu, sich in der letzten Zeit als "alt" zu bezeichnen, was er um Gottes Willen nicht war. "Aber an erster Stelle steht dein Glück und du hast uns mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass er wohl DER ist, den Gott für dich erschaffen hat. Es ist wirklich... naja. Wie dem auch sei, ich bin unheimlich stolz auf dich." Somit band er mir die rote Schleife um und jeder klatschte in die Hände. Tränen flossen und ich weinte ebenfalls. Manche Außenstehende würden dies gar nicht verstehen, es zu kitschig finden, aber es war nun mal die türkische Kultur und für das Elternhaus des Mädchens war es nie einfach, die Tochter "herzugeben". "Ich danke dir.", hauchte ich und küsste seine Hand, ehe ich es an meine Stirn führte. Ein Symbol für Respekt. Daraufhin umarmte er mich und küsste meine Stirn. "Wir sollten langsam gehen.", teilte meine Tante, Yasemins Mutter schluchzend mit und wir begaben uns Richtung Haustür. Draußen schlugen schon einige Männer auf die Trommel und spielten Trompete. Richtiges Tumult wurde veranstaltet, während die Tochter das Elternhaus verließ und ins neue Leben einschritt. "Du siehst wirklich hübsch aus.", hauchte nun auch Emir und schaute mich mit begeisterten Augen an. "Danke.", erwiderte ich freundlich und plötzlich klingelte und klopfte es an der Haustür. Meine Mutter öffnete diese und mein zukünftiger Ehemann stand mir gegenüber.

Meine Augen leuchteten, als sie auf seine blauen trafen. Er war wirklich ein Geschenk von Gott an mich persönlich. Seine dunkelblonden Haare waren nicht mehr so kurz, wie damals. Ich liebte es ihm die Haare zu wuscheln. Auch spürte ich wie mein Herz, wie wild klopfte. Ob man es hören konnte? "Luca.", wisperte ich wie in Trance und er lächelte liebevoll, ehe er mir den Blumenstrauß fürs Hochzeitskleid reichte und ich diese dankbar entgegen nahm. Anschließend reichte er mir seine Hand und gerade als ich seine ergreifen wollte, hörte ich einen Schuss. Wenige Augenblicke später, spürte ich etwas warmes meinen Körper hinab laufen. Es fühlte sich so an, als wäre ein Loch in meinem Bauch. Mir war urplötzlich eisig kalt und ich sackte zu Boden. Nur unscharf hörte ich, wie jeder nach mir rief. Luca kniete zu mir runter, hob mein Kinn an und wisperte. "Es tut mir Leid." Dann ließ er die Pistole fallen und in diesem Moment, bevor ich überhaupt richtig verstehen konnte, was sich abspielte...



"Mira? Mira? Wach endlich auf! Es ist schon Mittag.", schrie Frau Öztürk und schweißgebadet erwachte Mira. Als ihre Mutter die Schweißperlen wahrnahm, legte sie die Hand behutsam auf Miras Stirn und murmelte nachdenklich: "Du hast Fieber. Du solltest lieber im Bett liegen bleiben." Mira schaute hoch in ihre braunen Augen und legte sich zurück ins Bett. Was war das denn bitte für ein Traum? Es nahm sie immer noch stark mit und sie sie biss sich auf die glühendheißen Lippen. Jetzt wo sie darüber nachdachte, begriff sie, dass Luca sie erschossen haben musste, aber wie? Er stand doch ganz dicht neben ihr und die noch wichtigere Frage: Warum? "Ich geh dir mal einen Pfefferminztee, zubereiten.", gab ihre Mutter ihr zu verstehen und verließ das Zimmer ihrer Tochter. Diese griff schnell nach ihrem Handy und wollte Luca eine SMS schreiben. Aber dieses Wochenende wollte er mit seiner Mutter verbringen und in diesem Fall fand sie es als unnötig, ihn mit einem sinnlosen Traum zu belästigen.

Seit ungefähr drei Wochen waren nun beide nun zusammen. Zumindest inoffiziell. In der Schule gingen beide miteinander um, wie normale Klassenkameraden, das hieß, sie akzeptierte es, wie ihre Freundinnen über ihn schwärmten und er musste zusehen, wie sie mit anderen Jungs aus der Klasse quatschte. Aber es schien Luca egal zu sein. Vielleicht auch weil sie ja nichts mit den Typen hatte, sondern einfach nur eine normale Konversation führte. Natürlich, war er auch was die anderen Mädchen betraf distanziert, aber Mira war nun mal ab und zu die Eifersucht in Person. Vor allem weil sie wusste, dass Luca immer hübscher wurde. Früher war ihr nie aufgefallen, das er ein wenig südländisch aussah. Vielleicht auch, weil er darauf bestand hellhäutig zu sein. Aber seitdem sich das Wetter verbessert hatte, war er um einige Nuance dunkler geworden. Von seiner Clique hatte sie nichts mehr gehört. Aber sie wusste, das nach jedem Sturm, die Sonne schien und das irgendwann wieder der Sturm aufbrechen würde. Ruhe weilte nun mal nicht sehr lang.





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