love is what we live for - Teil 10

Autor: Jenny&Mary
veröffentlicht am: 28.05.2013


Mary

„Ooooooh, guck dir mal ihre kleinen Füßchen an!“, war alles, was ich bei dem Anblick dieser kleinen Treter sagen konnte. Unglaublich, wie süß ein paar Füßchen sein konnten, wenn sie noch so klein und knubbelig waren!
„Starr sie doch nicht so an Mary. Du machst Lia noch Angst!“, lachte Jenny, hob die Kleine vom Bett und wog sie im Arm hin und her. Lia hatte dabei die Augen geschlossen und schlief so friedlich, dass es mich einmal mehr rührte.
„Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du die perfekte Mutter bist?“, sagte ich gerührt, als ich sie und ihre Kleine so betrachtete. Die kleine Lia war seit ihrer Geburt ein richtiger Schreihals gewesen, aber sobald sie in den Armen ihrer Mutter lag, wurde sie ganz ruhig und sah Mami mit ihren eisblauen Kulleraugen an. Ich glaubte fast einen Hauch von Bewunderung in ihren Babyaugen zu sehen.
„Danke Mary“, antwortete Jenny schließlich. „Jensen ist immer noch der Meinung, dass keiner so gut für Lia sorgen kann wie er.“
Jensen, typisch.
„Naja, immerhin hat er sich damit abgefunden, dass er mit seinem Kind demnächst nicht Fußball spielen kann, sondern shoppen gehen muss“, erwiderte ich.
„Wer könnte so unschuldigen Augen auch widerstehen?“
Und da hatte sie wirklich Recht. Wäre das nicht das Baby meiner besten Freundin, hätte ich es am liebsten einfach mitgenommen und behalten.
Ich packte noch Jennys restliche Sachen in ihre Tasche, während sie Lia wieder in den Schlaf wog. Für die paar Tage Krankenhaus-Aufenthalt hatte sie wirklich großzügig gepackt. Fünf Leggins, zehn verschiedene Oberteile, Strumpfhosen, Stretch Röcke, Schminksachen… „Mit den Klamotten hättest du ja in den Urlaub fahren können!“, sagte ich und warf ihr dabei einen ironischen Blick zu. Aber so war sie nun mal. Nicht, dass sie alle Klamotten tatsächlich getragen hätte, das wäre beinahe unmöglich gewesen bei vier Tagen im Krankenhaus. Aber sie hatte nun mal gerne die Wahl- und wer konnte ihr das verübeln? Immerhin waren seit der Geburt viele Leute hier gewesen: Jensen natürlich, jeder Arzt des Krankenhauses, um zu gratulieren, Ian und ich… und jede Menge Paparazzi, die es irgendwie geschafft hatten, sich an den Wachleuten vorbei zu schleichen. Sie hatten auch ein paar tolle Bilder bekommen. Von Jenny, wie sie sich umzog oder wie sie schlief. Damit die Fotos nicht bald in allen Zeitungen landen würden, hatte Jensen ein kleines Vermögen bezahlen müssen.
„So. Ich glaube, wir haben alles.“ Ich warf noch mal einen prüfenden Blick in den Schrank und ihr Badezimmer, aber es sah tatsächlich so aus, als hätten wir alles in ihren Koffer bekommen.
„Heißt das, wir können endlich nach Hause?“, fragte Jenny und sah mich dabei fast mit genauso großen Kulleraugen an, wie die kleine Lia sie besaß. Oh ja, die zwei hatten eindeutig genug Tage im Krankenhaus verbracht.
„Wir können sofort los. Ich hab euch beide auch schon an der Rezeption abgemeldet. Also verabschiede dich vom Krankenhausbett und ab geht’s, nach Hause.“
Das ließ Jenny sich nicht zweimal sagen.
Innerhalb von zehn Minuten standen wir auch schon mit gefühlt tausend Koffern bepackt im Foyer des Krankenhauses. Und mussten feststellen, dass es vor der Eingangstür nur so von Fotografen wimmelte.
„Fuck!“, fluchten Jenny und ich gleichzeitig und warfen dann einen besorgten Blick auf Lia.
„Wir müssen uns das echt abgewöhnen wenn die Kleine dabei ist.“
Ich stellte die Taschen neben der Rezeption ab und ging an die verglaste Tür, um Ausschau nach unserem Auto zu halten. Mittlerweile hatten Ian und ich einen schönen Wagen und- ich konnte es immer noch nicht glauben- einen eigenen Chauffeur. Nicht, weil wir zu protzig waren, um U-Bahn oder Taxi zu fahren, sondern einfach weil wir gewusst hatten, dass es Situationen wie diese geben würde.
„Da draußen sind bestimmt an die hundert Leute…“, seufzte ich genervt. Ich war es ja gewohnt, ab und zu fotografiert zu werden, aber so heftig war es bisher noch nie gewesen!
Ihre Kameras waren schon auf den Eingang gerichtet und keiner von ihnen sagte ein Wort. Wie Raubtiere, die auf ihre Beute warteten.
„Ich hab mal gefragt, ob wir den Hinterausgang nehmen können. Aber da sind wohl gerade Bauarbeiten, da kann keiner raus oder rein“, sagte Jenny als sie sich neben mich stellte und das Ausmaß der Paparazzi zum ersten Mal sehen konnte. „Du lieber Himmel! Sind heute keine anderen Promis in New York unterwegs?!“
„Sieht nicht so aus. Die versperren echt die Sicht bis zur Straße. Du kannst nicht zufällig den Wagen sehen, oder?“
„Vergiss es“, antwortete sie und sah noch einmal alles von links nach rechts ab. Zu allem Überfluss fing Lia auch noch an, zu weinen.
„Hey Süße, ganz ruhig. Mama regelt das schon.“ Aber weder Jennys Zureden, noch das Hin und Herschaukeln konnte die Kleine beruhigen. Dicke Tränchen kullerten ihr über das porzellanweiße Gesicht, der Anblick konnte einem wirklich das Herz brechen.
„Da kommt der Wagen!“, rief ich als ich ihn entdeckte. Schnell holte ich die Taschen und drückte Jenny ihre Sonnenbrille in die Hand. Jetzt hieß es schnell verschwinden, bevor noch mehr von diesen Idioten kamen.
José, unser cooler Fahrer, fuhr mit dem Auto auf den Bürgersteig und direkt bis zum Eingang. Dabei scheuchte er ein paar fluchende Fotografen durch die Gegend, bis er schließlich zum Stillstand kam und aufgebracht aus dem Auto ausstieg.
„Señores! There’s nothing to see here! Stay away from the car!“
Blitzschnell nutzten wir den Moment, rissen die Tür auf und rannten in Richtung Auto. Dabei schubste ich ganz einfach jeden zur Seite, der mir in den Weg kam und machte so den Weg für Jenny und das Kind frei. Tatsächlich waren wir innerhalb von ein paar Sekunden am Auto und ich beförderte Jenny schnell auf die Rückbank, die zum Glück getönte Scheiben besaß.
Tür zu und geschafft.
Ich atmete einmal tief durch und wollte dann nur noch auf den Beifahrersitz. Erst jetzt viel mir auf, wie die wütenden Paparazzi immer näher auf mich zukamen. Blitzlichter flackerten auf, sodass ich nichts mehr sehen konnte, und alle redeten auf einmal auf mich ein.
„Where is Jensen? Why isn’t he here today? Is there a crisis between him and Jenny?”
“Why did Jenny get so fat? And is she gonna loose weight?”
“Are you pregnant, too?”
Ich versuchte so cool wie möglich zu bleiben, nicht allzu verpeilt in die Kameras zu gucken und setzte mich dann ohne weiteres ins Auto.
„Are you okay, Señorita?“, erkundigte sich José.
„Yes.Just start the car and let’s get away from here.“
Das ließ er sich nicht zweimal sagen.
Ohne Scheu lenkte er das Auto mitten durch die Menge und schaffte es dabei tatsächlich, niemanden umzubringen. Schon hatten wir es bis zur Straße geschafft und reihten und in den New Yorker Verkehr ein. Erst da konnte Jenny sich zurücksetzen, die Sonnenbrille abnehmen und Lia von den Tüchern befreien, in die wir sie eingewickelt hatten.
„Gerade mal fünf Tage alt und schon der größte Star von Manhattan“, murmelte sie. Lia wimmerte immer noch, aber sie wurde allmählich wieder ruhiger.
„Man sollte diese Idioten verklagen“, sagte ich wütend und starrte dabei auf die Straße. Wie konnten die ein Baby und seine Mutter nur so dermaßen belästigen? Und das auch noch legal. Aber so lief das eben in Amerika, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
„Am liebsten hätte ich jedem einzelnen in den Arsch getreten!“ Ich warf einen Blick in den Rückspiegel, als Jenny nichts erwiderte. Sie sah nachdenklich und irgendwie traurig aus dem Fenster, während Lia in ihrem Arm eingeschlafen war.
„Mary… die haben gesagt, ich bin fett.“





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