love is what we live for - Teil 8

Autor: Jenny&Mary
veröffentlicht am: 16.05.2013


Mary

„NICHT SO SCHNELL MARY!“
Wie konnte Jensen nur so ein Idiot sein. Heute Morgen war ich ihm zu langsam gefahren und jetzt auf einmal zu schnell.
„Du kannst dich auch nicht entscheiden, oder?!“, sagte ich daher genervt und rauschte mit guten 170 km/h an einem LKW vorbei.
„DU WIRST UNS NOCH UMBRINGEN!“ Völlig verstört krallte er sich an seinem Sitz fest und atmete jedes Mal krampfhaft ein und aus wenn ich aufs Gas trat.
„Du willst doch rechtzeitig im Krankenhaus sein!“, erwiderte ich und warf einen Blick auf die Uhr. Ian hatte vor einer Stunde angerufen und wir waren sofort losgefahren. Wenn wir Glück hatten würden wir noch rechtzeitig da sein. Aber dafür zählte jetzt auch jede Minute!
„Ich hatte aber auch vor, lebendig anzukommen!“
„Jensen, jetzt bleib doch mal bitte ruhig, ich fahre seit fünf Jahren und mir ist noch nie was passiert! Außerdem wollen wir doch pünktlich kommen!“, versucht ich ihn und mich zu überzeugen. Aber ich konnte es nicht leugnen. Meine Hände zitterten selber total, während ich uns beide im Eiltempo nach New York fuhr. Es war soweit.
„WAS, WENN IHR WAS PASSIERT IST?“
„Was soll denn schon passieren? Ian ist doch bei ihr.“
Oh Gott der Arme. Ich konnte mir in etwa vorstellen, wie Jenny im hysterischen Zustand war. Ian würde völlig verstört sein, wenn wir ankamen.
Ich kümmerte mich nicht mehr um die Geschwindigkeitsbegrenzung, raste über die 495ste und erreichte bald den Hyde Park und Queens. Ian hatte vor einer Stunde angerufen und die Entbindung konnte jede Minute beginnen, verdammt!
„Das ist alles meine Schuld…“, schimpfte Jensen immer und immer wieder.
„Was ist deine Schuld?“
„DAS BABY!“
„Ja, ich will hoffen, dass es deine Schuld ist.“
Das war als Scherz gemeint, aber ich erntete lediglich einen bösen Blick von Jensen.
„Nein, ich meine, dass es zu früh gekommen ist. Ich hätte nicht arbeiten sollen, ich… ich hätte bei ihr sein sollen, verdammt!“ Und während er das sagte, sah er mich auf einmal so besorgt wie nie zuvor an. Er machte sich wirklich Sorgen um Jenny und um das Baby.
„Du wirst bestimmt ein guter Vater…“, dachte ich und schreckte selber zusammen, als mir auffiel, dass ich es laut gesagt hatte. Zum Glück hatte er es nicht gehört.
„Oh mein Gott. What the fuck. What the… oh shit. Oooooh shit”, war alles, was Jensen noch herausbringen konnte, als wir im Eiltempo New York erreichten und durch die Innenstadt bretterten. Das verdammte Krankenhaus lag ausgerechnet in Manhattan und wir konnten nur beten, dass uns der Feierabendverkehr nicht aufhalten würde. Denn wenn man um diese Zeit durch Manhattan fahren wollte, musste man schon mindestens ein oder zwei Stunden einplanen. Und die hatten wir heute wirklich nicht!
„Warum lässt du mich nicht einfach fahren?!“, rief Jensen als ich an drei Autos vorbeidonnerte.
„Du kannst nicht fahren, du bist viel zu aufgedreht wegen der Geburt!“
„Und du nicht oder was?! Du wirst uns noch umbringen!“
„Ach Quatsch, ich fahr total ausgeglichen. Und außerdem…“
„ACHTUNG LKW!!!“
Geschockt warf ich einen Blick auf die Straße und mein Herz blieb für einen Moment stehen. Wie in Trance riss mein Körper das Lenkrad nach rechts, sodass wir dem Laster in letzter Sekunde ausweichen konnten. Völlig in Panik rasten wir auf den Bürgersteig zu und blieben schließlich am Straßenrand stehen. Mit großen Augen sah ich rüber zu Jensen. Er war bleich wie ein Blatt Papier, aber bis auf den Herzstillstand schien es ihm gut zu gehen.
„Sie haben Ihr Ziel erreicht“, sagte die überfreundliche Navi-Stimme. Immer noch zu geschockt um ein Wort zu sagen, sah ich auf die andere Straßenseite und stellte fest, dass wir wirklich schon beim Krankenhaus waren.
„Wehe, wir sind zu spät!“, fluchte ich, als ich meine Sinne so langsam wieder beisammen hatte. Aber Jensen hörte mir schon längst nicht mehr zu. In Windeseile hatte er sich abgeschnallt und rannte schon über die Straße, auf der es uns eben fast erwischt hätte.
Dank meinen Jahren als Couch Potato konnte ich Jensen so schnell natürlich nicht folgen, aber als ich völlig außer Atem in der Krankenhausrezeption ankam, war er zum Glück auch noch da.
„Und… wo… Jenny?“, fragte ich und versuchte gleichzeitig Luft zu holen, was wohl ziemlich seltsam aussah.
„Du solltest echt mehr Sport machen.“
„Das war nicht die Antwort auf meine Frage… Idiot.“
Hektisch klopfte er mit den Händen auf die Theke und rief verzweifelt nach einer Krankenschwester. Der Arme war so am Ende mit den Nerven, wie zum Teufel sollte er gleich noch eine Nabelschnur durchtrennen, ohne sein Kind umzubringen oder sich selber den Finger abzuschneiden?
„Can I help you?“, fragte endlich eine Krankenschwester.
„My wife is getting a baby…“, versuchte Jensen ihr so ruhig wie möglich beizubringen. Und bevor er auch schon fragen konnte, wo Jenny stationiert war, musterte die Frau mich mit großen Augen.
„No, Sir. I mean… she doesn’t even seem to be pregnant!“
Ich wusste nicht, ob ich angesichts dieser Verwechslung lachen oder weinen sollte.
„No, no! I’m not his wife!“, sagte ich daher schnell. Ich und Jensen? Also bitte. Er war heiß, ja. Aber er war ein Idiot.
„His wife’s name is Jennifer Ackles. She came here about two hours ago“, erklärte ich und ließ mir die Zimmernummer geben.
Sobald Jensen die gehört hatte, sprintete er auf der Stelle wieder davon, obwohl er wahrscheinlich noch nicht mal wusste, ob er in die richtige Richtung lief. Ob er den Aufzug direkt neben der Rezeption übersehen hatte? Jedenfalls lief er wie besessen in Richtung Treppenhaus.
Ich versuchte dagegen so gefasst wie möglich zu bleiben und lief nicht direkt blind los, betrat den Aufzug und fand heraus, dass die Geburtsstation im siebten Stock lag. Der arme Jensen. Er würde niemals rechtzeitig zur Geburt oben sein. Zumindest nicht lebendig.
Ich dagegen fuhr ganz gemütlich in den siebten Stock, fand sofort die Station und eine nette Schwester, die mich über den Verlauf der Dinge aufklärte.
„It’s happening right now!“, verkündete sie glücklich. „The baby will be there in a few minutes!”
Genau in dem Moment wurde die Tür neben mir aufgerissen und Jensen stand außer Atem und mit hochrotem Kopf neben mir. Er war wirklich sieben Stockwerke hoch gerannt, nur um jetzt hier zu sein. Und ich war noch nie im Leben so glücklich gewesen, ihn zu sehen.
„Where… my wife?“, keuchte Jensen und stützte die Arme in seine Knie.
„Du solltest wirklich mehr Sport machen.“
Den konnte ich mir einfach nicht verkneifen!
Doch Jensen hörte mir schon gar nicht mehr zu und ließ sich von der Krankenschwester in den Geburtsraum führen. Aus welchem Ian mit hochrotem Kopf gestürmt kam.
„Hey, du hast es geschafft!“, sagte ich und umarmte ihn einmal lange. Schock war nicht annähernd das, was seinen Gesichtsausdruck beschreiben konnte. Er sah aus als wäre er durch die Hölle gegangen, sein Gesicht war bleich und seine Augen starrten ins Leere.
Also setzten wir uns also auf eine kleine Couch gegenüber und ich holte ihm erst mal einen Kaffee.
„Sie hat geschrien und wild um sich geschlagen“, sagte er, als ich mich zu ihm setzte. Oh Mann, das hatte ihn wohl wirklich verstört.
„Ich glaube, das gehört zu einer Geburt dazu. Immerhin hat sie die heftigsten neun Monate hinter sich.“
Ian nahm erst mal einen großen Schluck, ich lehnte mich an ihn und wir schwiegen für einen Moment. Außer uns war fast niemand auf dem Flur, also konnten wir nach den stressigen Stunden ein wenig entspannen. Als ich so meine Gedanken schweifen ließ, konnte ich gar nicht wirklich fassen, was gerade passierte. Jenny und Jensen waren direkt hinter dieser Tür und bald würde aus den beiden eine kleine Familie werden. Sie würden Windeln wechseln, nächtelang nicht schlafen können, dicke Augenringe und mehr Stress als jemals zuvor bekommen. Sie würden sich ein paar Mal streiten, wegen diesen blöden Kleinigkeiten. Weil sie sich nicht einigen konnten, ob das Baby Englisch oder Deutsch lernen sollte. Oder ob es diese oder jene Sachen anziehen sollte. Außerdem würden jeden Tag diesen nervigen Verwandten und Freunde kommen, um zu gratulieren. Sie würden allen dafür danken und sich über die Geschenke freuen, obwohl sie eigentlich nichts weiter wollten als ein bisschen Zweisamkeit und Ruhe.
Aber das war es wert. Das alles war es verdammt nochmal wert, denn sie würden auch die schönste und stolzeste Zeit durchleben, die man sich nur wünschen konnte. Und zum ersten Mal merkte ich, dass ich sie sogar ein wenig darum beneidete.
„Mary? Hey Mary…“, hörte ich auf einmal Ians Stimme. „Du bist eingeschlafen!“, lachte er und zog mich noch ein Stück näher an sich heran.
„Wie spät ist es denn?“
„Fünf Uhr. Du hast aber noch nichts verpasst.“
„Du musst dir keine Sorgen machen. Wenn ich so weit bin und unser erstes Baby geboren wird, dann werde ich dich nicht anschreien oder schlagen.“
Verwirrt über den plötzlichen Themenwechsel sah Ian mich an. Ich musste ihn nicht lange beobachten um zu sehen, wie er an meiner Aussage zweifelte.
„Was denn?“, fragte ich daher und wurde zunehmend unsicher. Ich löste mich aus seinem Arm und setzte mich aufrecht hin. „Haben dich die Worte unser Baby jetzt so sehr schockiert?“
„Nein Sweetheart, natürlich nicht…“
„Aber?“
„Aber wir haben noch nie darüber geredet. Ich meine, wir haben noch nicht mal geheiratet. Und auf einmal willst du ein Baby?“
„Das hab ich so nicht gesagt“, korrigierte ich ihn und biss mir auf die Lippe, bevor ich die Stimmung noch mehr vermiesen konnte. Auch Ian schien zu überlegen, sagte aber nichts mehr.
„Hey, ich will mich nicht streiten, ok?“, sagte ich also und küsste ihn einmal vorsichtig. Sofort nahm er mein Gesicht in die Hand und erwiderte den Kuss, der mich immer noch zum Brennen brachte. „Lass uns später darüber reden.“
Genau in dem Moment öffnete sich die Tür und ein freudestrahlender Arzt kam uns entgegen. „We got it. Lia Sophie Ackles is born.“





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