love is what we live for - Teil 6

Autor: Jenny&Mary
veröffentlicht am: 10.05.2013


sooo, erst mal vielen Dank für die ganzen Kommentare! Die Kritik nehmen wir uns natürlich zu Herzen und hoffen, uns dadurch zu verbessern :)
Viel Spaß mit dem Teil!
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Mary

„Mary, kannst du nicht wenigstens ETWAS schneller fahren?!“
Genervt stöhnte ich auf und warf Jensen einen bösen Blick zu. Ich fuhr bereits zehn km/h schneller als ich durfte.
„Jensen, ich sag das jetzt nur noch einmal. Solange du auf dem Beifahrersitz bist, lässt du mich fahren. UND ZWAR SO SCHNELL WIE ICH WILL!“ Meine Stimme klang schon richtig gereizt, aber ich war ja auch schon seit einer Stunde mit dem quengelnden Jensen unterwegs. Und außerdem hörte er dann auf mich.
Schmollend wie ein kleines Kind verschränkte er die Arme vor der Brust und starrte ganze fünf Minuten lang schweigend auf die Straße. Und dieser Mann sollte bald Vater werden, na wunderbar.
Er murmelte irgendwas von „Women and cars…“, aber ich ignorierte ihn einfach und drehte das Radio lauter. Hier in den USA gab es ein paar richtig tolle Radio Sender, die sogar meine Musik spielten. Ein bisschen Indie, ein bisschen New Wave, ein bisschen Alternative.
Ich trällerte fröhlich einen Libertines Song mit und warf Jensen dabei einen Blick zu. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen. Entweder war er extrem genervt oder einfach nur todmüde.
„Alles in Ordnung? Du siehst ganz schön fertig aus“, sagte ich daher und hoffte, die Situation wieder etwas aufzulockern. Aber das war mehr als eine Untertreibung. Er sah aus, als hätte er wochenlang nicht geschlafen.
„Du hast ja keine Ahnung wie viel Arbeit so ein Kind macht…“, erwiderte er nur müde.
„Was für ein Kind? Ich dachte, das mit Jenny wäre dein erstes…“
„Nicht witzig Mary.“ Und das sagte er mit genervter Stimme und ohne auch nur die geringste Emotion zu zeigen. Oha. Der Mann war wirklich am Ende.
Und dabei war das Kind noch nicht mal geboren.
Wenig später waren wir auch schon in Brookhaven, wo ich Jensen raus lassen sollte. Das Set lag ein bisschen außerhalb und ich konnte schon von weitem die Menschenmenge sehen. Oh Mann. Hier waren nicht nur das Kamerateam und ein paar Paparazzi, sondern auch Unmengen an hysterischen Teenagern, die das Schauspiel beobachteten.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie uns entdecken würden, also sah ich zu, dass ich Jensen los wurde und weg fuhr, solange ich noch konnte.
„Mach’s gut Jensen!“, rief ich ihm noch versöhnlich hinterher. Irgendwie tat mir der Gute Leid und ich hatte wirklich keine Lust, mit so einer miesen Stimmung auseinander zu gehen.
Aber ich hatte Glück. Er drehte sich noch einmal zu mir um, setzte ein schelmisches, aber müdes Grinsen auf und rief mir ein ironisches „Fahr vorsichtig!“ zu.
Was für ein Idiot.

Ein paar Minuten später erreichte ich auch schon Southampton. Und war wie immer vollkommen überwältigt.
Weiße Gartenzäune umrahmten die schönen kleinen Landhäuser und eine salzige Meerbrise wehte von Süden her über die Landschaft. Der strahlend blaue Himmel gehörte genauso zu Southampton wie die perfekt angelegten Gärten, der weiche Sandstrand und die gemütlichen Einkaufsstraßen. Hier wohnte der Geldadel von New York City, wenn er gerade nicht mit Aktienkursen und Geldanleihen beschäftigt war. Und mittendrin wohnte die Familie Somerhalder.
Ich fuhr bis an den Rand der Ortschaft, durch eine wunderschöne Allee und erreichte dann die Einfahrt zum Landhaus. Es war ein wunderschönes Haus aus weißem Holz, das zwischen den saftigen Laubbäumen und Lavendelsträuchern richtig romantisch aussah.
Ich parkte direkt neben dem Cabrio von Ians Mutter und klingelte dann voller Vorfreude an der verglasten Haustür. Kaffee und Kuchen auf der Terrasse, Blick aufs Meer, ein kleiner Spaziergang am Strand und stundenlange Gespräche mit dieser tollen Familie… ja, es gab wirklich schlechtere Arten, seinen Montagnachmittag zu verbringen.
Ich musste nicht lange warten, da öffnete sich auch schon die Tür und eine strahlend schöne Amanda Somerhalder stand vor mir.
„Mary!“, begrüßte sie mich und umarmte mich herzlich. „You look so sweat! Is that a new dress?”
“Yes, trank you. I just bought it yesterday”, antwortete ich und drehte mich einmal, sodass sie mein taubenblaues Sommerkleid bestaunen konnte. „Oh, and you Look great, too!“, betonte ich noch schnell und meinte es auch genauso. Amanda, Amy, Somerhalder sah einfach immer und überall umwerfend aus. Sie war schlank und klein und hatte natürlich gewellte, blonde Haare, die sie entweder offen oder zu einem ordentlich Dutt trug. Die ersten Falten zeichneten sich in ihrem schmalen Gesicht ab und umrahmten die Grübchen und die aufgeweckten blauen Augen. Beides waren Eigenschaften, die sie Ian vererbt hatte und die ich so sehr an ihm liebte.
Ich drückte Amy den Lavendelstrauß in die Hand, den ich ihr mitgebracht hatte, weil ich genau wusste, dass das ihre Lieblingsblumen waren, und ging dann mit ihr auf die Terrasse. Von dort aus strahlten mir schon die Sonne, das himmelblaue Meer und Ians Vater entgegen, der es sich am Tisch gemütlich gemacht hatte.
„Hey John!“, begrüßte ich auch ihn glücklich. Ganz Gentleman stand er auf um mich zu begrüßen, schüttete mir Kaffee ein und machte es sich dann wieder neben mir auf einem der Designer-Stühle bequem.
„Und, alles klar in New York City? Ich hoffe, die Stadt hat dir noch nicht alle Nerven geraubt!“, sagte er lachend und zeigte dabei seine strahlend weißen Zähne. John war die Kurzform für Jonathan und der Gute war hier so was wie mein Seelenverwandter. Er stammte ursprünglich aus einem kleinen Kaff in Deutschland, war vor vielen Jahren idealistisch, aber ohne Plan nach New York gekommen und hatte sich bald in eine wunderschöne und stinkreiche Amerikanerin verliebt. Also ja, wir hatten so Einiges gemeinsam.
Mittlerweile lebte er seit knapp 30 Jahren mit Amy in Southampton, hatte eine Familie gegründet und eine kleine Versicherungsfirma, hatte Surfen lieben gelernt und dieses wunderschöne Haus gebaut. Seinen Idealismus hatte er in den vielen Jahren genauso wenig verloren wie seinen jugendlichen Humor und seine Vorliebe für die deutsche Küche, sodass seine geliebte Amy ihre Kochkünste in letzter Zeit perfektioniert hatte.
Wir tranken gemeinsam eine Tasse Kaffee und dann noch eine und redeten dabei ausgiebig über die Hochzeitsvorbereitungen und das hektische Leben in New York.
„Und, benimmt sich mein Sohn auch? Ich hoffe, er hilft dir wenigstens bei der Planung!“
„Ja, da kann ich echt nicht klagen.“
„Das will ich hoffen. Sonst komm ich euch mal besuchen und mache ihm die Hölle heiß!“
„John!“, ermahnte Amy ihn lachend und setzte sich zu uns. „I’m sorry…“, begann sie und warf ihrem Mann einen genervten Blick zu, „manche Männer werden nie erwachsen.“
Auch sie versuchte ab und zu Deutsch mit mir zu reden und ich war ihr dafür wirklich dankbar. Denn obwohl sie schon so lange mit John zusammen lebte, fiel ihr die Sprache immer noch ziemlich schwer.
„I heard that Joyce is here, too?“, fragte ich sie absichtlich auf Englisch und erntete dafür einen dankbaren Blick.
„Yes, I think she’s in the kittchen…” Sie drehte sich einmal in Richtung Haus und rief den Namen ihrer Tochter, erhielt aber keine Antwort. „I just go in and tell her you’re here!“, sagte Amy und war schon im Begriff aufzustehen, als ich ihr zuvor kam.
„Oh, I can do that myself. But trank you!” Ich wusste ihre Mühe wirklich zu schätzen, aber sie sollte sich auch mal einen Moment hinsetzen und Kaffee trinken können.
Durch die große Glastür kam ich direkt in die Wohnküche und schaute mich nach Joyce um. Hier war keine Spur von Ians Schwester, aber ich konnte hören, dass jemand in der Vorratskammer war. Vorsichtig öffnete ich die Tür und freute mich schon darauf, Joyce zu begrüßen, als meine Freude ein jähes Ende nahm.
„Oh Mary… Oh. Ich wusste gar nicht, dass du kommst. Really nice to see ya!“ Es war Ians Bruder, Luke, der in der Vorratskammer stand, über eine Packung Chips herfiel und nichts weiter trug als seine Boxershorts, ein paar Bartstoppeln und sein umwerfendes Sixpack. Trotz Widerwillen umarmte ich ihn zur Begrüßung und machte dann auf dem Absatz kehrt, bevor die Situation noch seltsamer werden konnte. Natürlich nicht ohne seinen Protest.
„Hey wait! Renn doch nicht gleich vor mir weg!“
„Zieh dir erst mal was an, Luke.“
„Oh my… bist du heute so schlecht drauf? Dabei siehst du echt scharf aus in dem Kleid.“
Ich ignorierte ihn einfach und ging weiter. Er sagte das in so einem scheinheiligen Ton, aber mittlerweile kannte ich Luke Somerhalder ziemlich gut. Mit seinen hellen, verwuschelten Haaren, den strahlend blauen Augen, den Bartstoppeln und dem Sixpack war er genauso umwerfend attraktiv wie der Rest seiner Familie. Nur im Gegensatz zu seinen Verwandten war er sich dessen auch sehr gut bewusst. Er wechselte Frauen mindestens so oft wie seine Socken und nannte sich selber den „Barney Stinson von Southampton“.
„Ist Ian auch da?“, fragte er beiläufig, während er mir immer noch hinterher lief. Der Kerl ließ aber auch nie locker.
„Nein, im Gegensatz zu dir muss er arbeiten.“
„Heißt das, du übernachtest allein hier?“, fragte er, als hätte er mein Kommentar einfach überhört. Seine Stimme klang dabei richtig begeistert.
„Ja, sieht ganz danach aus“, seufzte ich und hoffte, er würde endlich verschwinden.
„Oh, nice… also wenn du dich einsam fühlst im Gästezimmer... Du weißt ja, wo du mich findest.“
Mittlerweile hatten wir die Terrasse wieder erreicht und ich versuchte nicht zu genervt von ihrem Sohn zu wirken, als ich mich zu Amy und John setzte. Die sahen ihrem Sohn nur mit hochgezogener Augenbraue entgegen.
„Mein Gott. Zieh dir doch wenigstens eine neue Boxershorts an!“, sagte John lachend und klopfte seinem Sohn auf den Rücken. Der hatte immer noch die Chips Tüte in der Hand und ließ sich auf den Sitz neben mir fallen.
„Mary just said she wants to sleep in my room“, verkündete er und zwinkerte mir einmal anzüglich zu. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass dieser Kerl wirklich Ians Bruder war.
„I’m sorry…“, sagte Amy, warf mir einen entschuldigenden Blick zu und ihrem Sohn einen ermahnenden. „Manche Männer werden einfach nie erwachsen.“
Genau in dem Moment klingelte auf einmal mein Handy. Ich verfluchte mich selber, weil ich es nicht auf lautlos gestellt hatte und warf einen verärgerten Blick auf das Display.
Eigentlich wollte ich den Anruf unterdrücken, aber es war Ian. Und augenblicklich überkam mich ein sorgenvolles Gefühl. Sollte er nicht arbeiten?
„Ian? Hi. Was ist denn los?“
„Oh mein Gott, Sweetheart! Du musst sofort nach Hause kommen! Also, ich meine ins Krankenhaus! Ach Scheiße! Warte kurz… Ich telefoniere ja schon mit ihr, Jenny! Hör auf, mich in den Arm zu kneifen!“
Ich konnte förmlich spüren, wie die Farbe aus meinem Gesicht wich und ich die Hand vor den Mund schlug. Sollte das etwa bedeuten…?
„Ian, bist du bei Jenny?“
„Ja, mach dir keine Sorgen! Du musst sofort losfahren und Jensen abholen! Wir haben keine Zeit mehr, es geht los!“





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