Romeo und Julie - Teil 3

Autor: Natalie Körner
veröffentlicht am: 06.06.2013


Okay, erst mal eines: Tut mir schrecklich Leid, dass es so extrem lange gedauert hat, bis ich diesen Teil geschrieben und eingeschickt habe. Aber jetzt geht es doch weiter:

Den Rest des Tages lässt sich Alissa immer wieder über "Romeo und Julia, äh, Julie" aus. Na, vielen Dank auch! Dennoch muss ich ja zugeben, dass er schon ziemlich ... wow! ... ist. Nur dass Alissa es gleich der - wie mir scheint - gesamten Schule erzählen muss (wohl gemerkt, noch bevor sie mich überhaupt vorgestellt hat!), finde ich dann doch etwas peinlich. Etwas sehr peinlich sogar! Aber immerhin muss ich mich dann nicht auf eine (vermutlich ebenso peinliche) Weise selbst vorstellen.
Am Ende des Schultages kenne ich das gesamte Dorf. (Keine Übertreibung diesmal!) Zudem habe ich drei Einladungen zum Eisessen bekommen - wenn auch nur von Jungs, die mindestens drei Klassen unter mir sind. Naja, der Versuch zählt!
Highlight des Tages bleibt aber der Nachhauseweg. Alissa und ich gehen wieder zusammen, aber diesmal fährt Romeo mit dem Fahrrad an uns vorbei und - ich schwöre! - lächelt mir zu. Ich versuche, einigermaßen normal zurückzulächeln, aber ich fürchte, es kommt eher ein merkwürdiges Grinsen dabei heraus. Alissa, die das natürlich auch bemerkt hat, quitscht dann auch gleich: "Incroyable! Unglaublich! Er hat dich angelächelt! Ich glaub's nicht! Glace-Romeo steht auf dich!" "Glas-Romeo?", hake ich nach. Sie lacht. "Nein, nicht 'Glas', wie im Deutschen, 'Glace', das französische Wort für 'Eis'." Ich nicke. "Das macht schon mehr Sinn.", gebe ich zu. "Aber warum nennt ihr ihn so?" Sie rückt näher zu mir und flüstert verschwörerisch: "Weil er noch nie eine Freundin hatte." Das schockt mich dann doch noch einmal. So ein Wahnsinnstyp soll noch nie eine Freundin gehabt haben? "Sérieusement!", meint Alissa. Dummerweise habe ich keine Ahnung, was das bedeutet, also sehe ich sie einfach mal verwirrt an. Sie deutet meine Miene richtig. "Das heißt sowas wie 'ernsthaft'!", erklärt sie. "Er ist aber nicht... schwul oder so?", frage ich (sicherheitshalber) mal nach. Sie zieht eine Augenbraue hoch. "So wie er dich eben angelächelt hat... garantiert nicht schwul!", lacht sie dann. Womit wir wieder beim Thema wären!
Als Alissa und ich am nächsten Morgen in die Klasse kommen (diesmal sogar vor der Lehrerin!), sehen uns alle (zumindest alle Mädchen) erwartungsvoll an. Kurz darauf verstehe ich auch warum: auf meinem Platz liegt ein Brief. Während ich noch darüber nachdenke, wer heutzutage überhaupt noch Briefe schreibt (Ich meine, hallo? E-mail, SMS, Facebook, WhatsApp - aber Briefe?), betritt Madame Milane, die Klassenlehrerin, die auch Französisch und Mathe unterrichtet. Was für eine Kombi! Schnell stecke ich den Brief in die Tasche und meine fast, ein enttäuschtes Seufzen durchs Klassenzimmer gehen zu hören. Auch Kara neben mir sieht leicht enttäuscht aus. "Ich mache ihn in der Pause auf, in Ordnung?", flüstere ich ihr zu. Sie lächelt und nickt begeistert. Und dann geht der Unterricht los.
Als ich den Brief in der Pause dann endlich öffnen kann, verstehe ich auch, warum alle unbedingt wissen wollten, was darin steht. "Der ist von Romeo!", stoße ich überrascht aus. Alissas Augen werden tellergroß, Kara und Zoé wirken allerdings nicht besonders überrascht. "Er hat ihr hingelegt, kurz bevor ihr reingekommen seid. Die ganze Klasse hat es gesehen!", erklärt Zoé. "Und? Was steht drin?", fragt Alissa neugierig. Ich hole tief Luft und beginne, vorzulesen.





Teil 1 Teil 2 Teil 3


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz