Das Leben ist kein Wunschkonzert - Teil 2

Autor: Regentanz<3
veröffentlicht am: 09.03.2013


Aufgrund von Drohungen habe ich mal weitergeschrieben :D


2 Kapitel
Ein neuer Job und ein komischer Typ im Park

Stille. Die ungreifbare Ruhe weckte mich. Es war einfach zu leise. Ich vermisste den Straßenlärm, den Autolärm, der leise durch mein Fenster drang. Ob ich mich jemals daran gewöhnen könnte? „Denk mal nicht gleich so schlecht! Du bist gerade mal zum ersten Mal hier, da kannst du dich noch gar nicht dran gewöhnt haben! Reiß dich am Riemen!“, wies mich meine bessere Hälfte zurecht. Wo war sie denn gestern gewesen? Ich hätte sie wirklich gut gebrauchen können! Ich rappelte mich aus meinem Bett und tapste, die knarrenden Dielen verfluchend, in die Küche, die viel zu hell für einen Morgen wie heute war. Ich holte mir ein Glas Orangensaft aus dem Kühlschrank. Den Saft und ein paar wenige Lebens-mittel hatte Mom gestern Nachmittag noch aus einem Supermarkt geholt. Ich war lediglich erstaunt gewesen, dass hier so etwas war, hatte es aber kommentar-los gelassen.
Ich trank mein Glas schnell aus und machte mich auf den Weg zum Klo. Nach-dem ich meine Zähne geputzt hatte, beschloss ich, den Park, von dem Mama geschwärmt hatte zu erkunden. Ich zog mir schnell schwarze Leggins an, dazu ein enges, weißes Top. Dann kramte ich meine pinken Turnschuhe aus dem Schuhschrank und zog meine Trainingsjacke vom Hacken.

Mom,
Hoffe, dass du gut geschlafen hast. Bin im Park joggen. Bis nachher,
Liebe dich,
Sophie
Kritzelte ich in meiner unordentlichen Handschrift auf einen kleinen Zettel und schon war ich aus der Haustür verschwunden.
Der Park war nicht weit entfernt und hatte sogar einen kleinen See. Niedlich, aber ziemlich klein, um lange zu joggen. Ich würde die Stadt einbeziehen müs-sen, doch das wollte ich erst einmal nicht wagen. Ich verlief mich ziemlich schnell, zumindest an unbekannten Orten. Berlin kannte ich, wie meine Westen-tasche, aber diese Stadt hier, kam mir plötzlich viel größer, als Berlin vor. Der Pferdeschwanz, den ich mir provisorisch gebunden hatte, wippte im Takt meiner Schritte leicht. Ich zog meinen I – Pod aus der Jackentasche und spielte irgend-ein Lied von Rihanna ab. Ich beschleunigte ein wenig. Ich sah den Boden unter meinen Füßen und versuchte die Hitze zu ignorieren. Mit der Trainingsjacke war es eindeutig zu warm. Aber was sollte ich machen? Nach Hause wollte ich nicht. Also beschloss ich, sie über eine Bank zu hängen und ein Auge auf sie zu werfen. Es war eine Einfache, ebenso pinke Jacke, wie meine Schuhe. Die würde ich schon nicht übersehen. Schon rannte ich weiter.
Eine Runde… Zwei Runden… Drei… Vier… Fünf… Sechs… Sieben Runden. Bei der achten Runde machte ich an der Bank halt, um mich kurz auszuruhen. Da saß ein Typ! Den Arm lässig über die Banklehne gelegt und er war eindeutig so ein Macho, der viel zu viel von sich selbst hielt. Er hatte schwarze Haare und stechend grüne Augen. Ein paar Haare vielen ihm ins Gesicht. Und er grinste mich mit einem breiten Lächeln auf den Lippen an. Na super.
>> Hallo. << Sagte eine tiefe, melodische Stimme, die einem Schauer über den Rücken gleiten ließ. Aber eher vor Angst, als alles andere.
>> Hallo. << Gab ich spitz zurück. Von Männern hatte ich echt genug in der letzten Zeit. Und das war einer, der alles, was bei 3 nicht auf den Bäumen war, ficken wollte, um ihnen anschließend das Herz zu brechen.
>> Scheinst nicht gerade gute Laune zu haben, Sonnenschein. << Meinte er und sah mich abschätzend an. Ich sah ihn überrascht an.
>> Habe ich. Aber Männer, wie du, verderben mir die gute Laune, weißt du? << Antwortete ich spitz und machte mich aus den Staub.
Ich hörte noch, wie er: Ist wahrscheinlich lesbisch, der kleine Sonnenschein. , murmelte, aber ich ignorierte es und lief nach Hause, wo schon ein leckeres Frühstück mit Spiegeleiern auf mich wartete.
>> Und? Wie war das Joggen, Schätzchen? << Fragte Mom mich, wäh-rend ich die frischen Rosen auf dem Küchentisch misstrauisch beäugte.
>> Ganz gut. Warum stehen Rosen auf unserem Küchentisch? << Fragte ich sie zurück. Merkwürdig…
>> Naja… Um es etwas gemütlicher zu haben. << Murmelte sie und wurde rot. Gemütlicher? In einer fast ganz roten Küche mit roten Rosen? Ich biss mir auf die Lippe, damit ich meinen bissigen Kommentar, der nur darauf wartete ausgesprochen zu werden, verkniff. Mit Erfolg. Ich trank noch einen Schluck Orangensaft und gab Mom einen Kuss auf die Wange, bevor ich mich nach einem Bücherladen in der Stadt umsah. Ich wurde tatsächlich fündig. Es war ein kleiner, einer, der sehr schnell zu übersehen war, aber einer von denen man wusste, dass er das wahres Gold in sich verbarg. Ich ging ehrfürchtig hinein und staunte. Es war sehr alt hier, aber es befanden sich Bücher aller Art hier. Ein alter, dicklicher Mann mit wenigen weißen Haaren und einer Lesebrille, die älter als ich zu sein schien, stand hinter einem alten Holztresen.
>> Guten Tag. << Sagte ich und sah mich staunend um.
>> Hallo, junges Fräulein. Kann ich dir helfen? << Räusperte er sich und schob seine Brille hoch.
>> Ich sehe mich hier nur etwas um, wenn es Ihnen Recht wäre. << Sagte ich und wurde rot.
Die Regale türmten sich bis an die Decke und ich ging zielsicher zu der Abtei-lung, in der alte Werke von Dichtern und anderen berühmten Persönlichkeiten, wie Shakespeare und Goethe standen. Doch dann fiel mir ein Bild ins Auge. Eine Bleistiftzeichnung. Ich schrak zurück. Sie war von mir! Von heute Morgen! Als ich Joggen war! Das waren meine Schuhe, unverkennbar meine Haare, meine Figur, sogar meine Jacke! Sogar ein paar Sommersprossen, die sich jeden Sommer in mein Gesicht verirrten waren zu sehen! Ich suchte nach dem Namen des Künstlers. Doch ich suchte vergebens.
>> Das sind Sie, richtig? Nun ja, mein Enkel war heute hier und hat mir diese Zeichnung geschenkt. Er hat unvergleichliches Talent zum Malen. Aber er steht nicht darüber. Es ist sehr schade um sein Talent… Man sieht es ihm nicht an, wissen Sie? Er hat seit dem Tod seiner Mutter nicht mehr gezeichnet. Sie müssen ihn fasziniert haben. Ich hatte schon Angst, dass er gar nicht mehr zeichnen würde. << Er lachte ein warmes Lachen.
>> Ihr Enkel? Ich habe niemanden gesehen. Wann hat er das gemalt? << Fragte ich ihn und starrte mich auf dem Bild verblüfft an. Es sah aus, wie ein Schwarz weiß Foto. Nur besser.
>> Oh, er malt immer an Ort und Stelle, Sie müssen ihm wohl des Öfte-ren ins Auge gefallen sein. <<
>>Mh…<< Machte ich nur und bewunderte den detaillierten See in Hin-tergrund.
>> Es ist fantastisch. Nicht wahr? Kommen Sie doch öfters vorbei, er hilft mir oft im Laden aus, weil ich gerade eine Aushilfe suche << Er sah mich an.
>> Oh, ich könnte gerne bei Ihnen arbeiten. Auch während der Schule. Das ist gar kein Problem. << Sagte ich, mit dem Blick immer noch am Bild haftend. Wer ist er?!
Den Rest des Gespräches konnte ich nicht mehr nachvollziehen. Jedenfalls hatte ich den Job und konnte am Montag, also gleich morgen nach der Schule zu ihm kommen. Er würde auch da sein, damit ich ihn auf das Bild ansprechen konnte, hatte mir Hr. Fink, der alte Mann versichert. Ich mochte ihn und seine ganzen Lachfältchen im Gesicht.

Mom freute sich riesig, als ich ihr beim Eis essen in einer Eisdiele, die wir durch Zufall entdeckt hatten, von meinem neuen Job erzählte.
>> Siehst du Sophie? Wir leben uns hier ganz schnell ein! << freute sie sich.
Ich war da etwas weniger euphorisch. Nur, weil ich jetzt schon einen Job hatte, der mir gefiel, hieß das noch lange nicht, dass ich mich sofort in dieses Kaff hier verliebte. Aber das sagte ich ihr nicht.
Ich stocherte stattdessen in der Pasta von dem Italiener von nebenan herum. Kein Chinese, aber besser als nichts… Morgen würde die Schule anfangen. Und ich war froh, dass ich etwas Ablenkung bekam.






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