Deep Obscurity - Teil 11

Autor: Noa
veröffentlicht am: 15.07.2013


Kapitel 11

Ich lag vielleicht drei oder vier Stunden im Gras, schaute zum Himmel und fragte mich, ob ich träumte oder dies eine Einbildung war. Doch desto länger ich lag, desto näher kam die Realität zu mir zurück. Ich hörte den unrhythmischen Wind, spürte wie mich die Grashalme an nackten Hautstellen stachen und die Sterne nie ihre Position veränderten.
Am liebsten wäre ich für immer hiergeblieben. In mir nahm das Bröckeln ein Ende, denn alles war bereits zu Staub zerfallen. Mein Herz wurde selbst für mich zu kalt, meine Tränen trockneten zu Eis und das Glühen in mir, begann zu erlöschen.
Meine dunklen Haare wirbelten mir durch einen Luftzug in meine Augen. Ich blinzelte, ignorierte sie jedoch. Die Sterne schienen den Schmerz für einen Moment verschwinden zu lassen, aber jedes Mal wurde ich durch einen bloßen Gedanken an ihn, zum Augenblick des Abschiedes, zurückerinnert.
Ich hatte das Gefühl innerlich in Stücke gerissen worden zu sein. Ein Teil löste sich schmerzlich und immer schneller von mir. Diesen wichtigen Part brauchte ich um zu überleben. Aus mir würde nur eine leere Hülle werden. Der Vorteil war die Schmerzlosigkeit, das große Nichts. Gefühle kannte ich nicht. Allerdings müsste ich damit für immer leben, wenn mir niemand vorher den Kopf abriss. Könnte ich das? Ein Leben lang, wie die restlichen vier Jahre, nur so dasitzen und aus dem Fenster starren? Ja, denn Snows letzte Worte gaben mir die Kraft ein ewiger Grabstein zu werden. Die Inschrift würden meine Erinnerungen an ihn sein, der Tote, wäre ich selbst. Es wäre nicht mein Körper, sondern meine Seele, die langsam aus mir entschwindet.
„Ice!“, rief jemand, aber ich ignorierte den lauten Ruf in den Ohren und starrte weiterhin zum Himmel hinauf. „Ice...“
Schließlich beugte sich Blue zu mir herunter. Er setzte mich auf und versuchte mit mir Kontakt aufzunehmen, aber ich warf ihm nur einen finsteren Blick zu. Ich erhob mich, stieß ihn grob von mir und versuchte Kraft zu schöpfen. Körperlich mochte ich ganze Wälder niedermetzeln können, aber innerlich wurde alles langsam zur Asche, die mich zu ersticken drohte. „Die Mission ist vorüber, Blue. Geh nach Hause! Meinen Vater werden wir nicht finden. Er ist weg!“
„Mir geht es doch verdammt nochmal nicht um dieses blöde Sonnenmittel, Ice!“, schrie er plötzlich wütend. „Ich habe Snows Worte bis hinauf zum Hang mitverfolgen können. Er hat dich verlassen, aber denkst du nicht, das es etwas plötzlich kam? Hier stimmt etwas nicht! Wie kannst du das nur so kalt lassen? Ist dir deine Familie nicht mehr wichtig?“
Ich drehte mich blitzartig zu ihm um, wusste nicht wieso ich eine enorme Wut empfand, stürzte mich jedoch auf ihn und griff nach seinem Kopf. Ich legte die eine Hand an sein Kinn, die andere in seinen Nacken.
„Willst du mich jetzt wirklich töten, Ice? Es wird dir Snow nicht zurückbringen.“ Ich begann seinen Kopf zu drehen und seine Knochen knacksten. Er empfand Schmerz, unterdrückte diesen jedoch. „Töte mich ruhig, Ice und du wirst dir im Laufe der Zeit wünschen, du wärst an meiner Stelle gestorben.“
Er hatte recht. Sein Tod würde mir nichts bringen. Snow wäre noch immer verloren, auch wenn ich im Moment auf seine Vermutungen nicht eingehen wollte, hatte er recht. Allein die Lügen, die wir jahrelang erhielten, dann meine Vermutung über einen Verräter und Snows plötzliche Entscheidung. Etwas war hier mehr als faul und wenn ich Blue am Leben ließe, könnte sich aus der Situation ein Lichtblick öffnen. „Vertraust du mir, Ice?“ Ich schaute ihm ernst in die Augen. Konnte ich? „Vertraust du mir?“
Ich stieg von ihm hinunter und ließ seinen Kopf los. Er wischte sich den Schmutz von den Klamotten und stellte sich aufrecht neben mich hin. Ich verschränkte die Arme und versuchte Snow aus meinem Kopf zu bekommen. „Was machen wir nun?“
„Deinen Vater suchen. Er lebt.“
Ich zuckte mit den Schultern und lief den Hang hinauf. „Erst möchte ich alle zusammen rufen.“

Es dauerte keine zehn Minuten, bis Stone, Crystal, Rain und Hero vor mir standen. Mit einem verdutzten Blick schauten sie mich an. Jetzt begann ich mit meinen Lügen. Wie entlockte ich das schwarze Schaf?
„Ich und Blue haben nichts gefunden.“
Hero meldete sich sofort. „Was? Bist du dir sicher?“
Seine plötzliche Reaktion verwunderte mich etwas. Ich stemmte einen Arm in meine Hüfte und trat auf ihn zu. „Sollte ich etwas gefunden haben?“
Hero wich mir aus und schüttelte den Kopf. „Ich finde es bloß enttäuschend, das wir den weiten Weg hierher gefunden haben und den Ort mit leeren Händen verlassen.“
Ich zog eine Augenbraue nach oben. Es wäre schön, wenn ich seine Gedanken lesen könnte. „Enttäuschend oder nicht. Wir suchen weiter!“ Ich blickte ihm genau in die Augen. „Wir suchen in Richtung ...“ Heros Pupillen fixierten mich intensiv und ich wartete auf einen bestimmten Moment. Momentan traute ich ihm am wenigsten. Für einen ganz kurzen Augenblick wanderte sie nach links. Weiter Richtung Süden. „Wir werden Richtung Aachen reisen.“
„Nein!“, sagte er und packte mich am Handgelenk.
Ich riss mich sofort los. „Was ist dein Problem, Hero?“ Crystal legte die Hand vor ihren Mund und machte eine besorgte Mimik. Durch meine Wut war ich stärker wie Hero. Er würde bloß gebrochene Knochen einkassieren bei dem Versuch mich in seine Gewalt zu bringen. „Du verbirgst etwas!“
„Sag es ihr ...“, murmelte Crystal so leise, das sie dachte, ich könnte es überhört haben. Jedoch reichten meine Sinne meilenweit.
Blue stellte sich neben mich. „Hero war die ganze Zeit über der Verräter!“ Alle Augen waren auf ihn gerichtet.
„Und wenn schon“, gab er sich endlich zu erkennen und grinste höhnisch. „Ihr habt nichts in der Hand und werdet mir nicht folgen können.“
Im selben Moment stieg die Sonne am Horizont auf. Stone und Rain verschwanden sofort, Blue griff ruckartig nach meinem Arm und Crystal blieb zitternd neben Hero stehen. Er hielt seinen Arm in die Höhe und ein Lichtstrahl fiel auf seine Haut. Sein Grinsen wurde breiter. Das ... war unmöglich! Wie konnte er im Sonnenlicht überleben? War er doch ein Mensch? Aber die Sonne rückte schließlich zu meiner Stirn und sie brannte schmerzhaft.
„Weg hier!“, rief Blue und riss mich aus meinen Wurzeln. Ich folgte ihm benommen und hinter einer Hauswand drückte er mich gegen sie. „Bist du wahnsinnig? Hey!“ Er schlug mir auf die Wange. „Ice!“ Ich kam wieder zu mir und glitt an der Wand hinunter, bis ich auf meinem Hintern landete.
„W-Wie?“, stammelte ich.
Blue hockte sich zu mir. „Ich kann mir dafür auch keine Erklärung geben, aber anscheinend hat er ein Mittel gegen die Sonne entwickelt.“
Wie ein Gedankenblitz ergriff ich Blues Arm und schaute ihn entgeistert an. „Jetzt ... ergibt alles einen Sinn.“ Beinahe hätte ich gelächelt. „Hero hat meinen Vater. Er ... Sonnenmittel. Die Familie ... Bund ... hat vertraut und ich war so dumm!“ Blue schüttelte nur unverständlich den Kopf. „Die Familie Cavalenia! Sie waren die ganze Zeit scharf auf das Experiment meines Vaters. Sie! Oh nein!“
„Ice, rede Klartext!“
„Ich verstehe es nun auch“, wandte Stone ein, als sich meine Brüder zu uns gesellten. Er senkte enttäuscht den Kopf. „Die Familie Cavalenia war damals sehr begeistert von den Experimenten meines Vaters. So wie es scheint, waren sie äußerst darauf versessen immun gegen das Sonnenlicht zu werden. Sie kamen häufiger zu Besuch und als der Krieg begann, zog sich die Familie endgültig zurück.“
„Die Cavalenias wollten nicht, das ihr etwas bemerkt, deswegen trennten sie mich und meinen Vater. Doch dabei entführten sie ihn in Wirklichkeit und ließen euch in dem Glauben, er würde an meiner Seite kämpfen. Deshalb die falschen Briefe. Hero wurde es auch sehr mulmig, als ihr auf dem Schlachtfeld aufgetaucht seid“, setzte Rain die Geschichte fort.
Ich beendete die Erklärung und klang dabei noch bedrückter, als meine Brüder. „Er beschuldigte dich, Blue, damit ich verwirrt werden würde und keinen Verdacht schöpfte. Crystal sagte jedoch die Wahrheit, was mich daraus schließen lässt, das sie in diese Sache mithineingezogen wurde und ihren Bruder beschützen musste. Als wir nach Heerlen aufbrachen, was mich zum endgültigen Fall brachte.“
„Snow...“, folgerte Blue zum Schluss und schließlich schien alles einen Sinn zu ergeben. Seine Lider schlossen sich und er seufzte. „Ja, natürlich! Wir hätten es wissen müssen.“
Ich erhob mich schlagartig, schaute in den sehr hellen Himmel, den ich nicht hellblau erblickte, sondern grell weiß. „Wir werden nach Aachen reisen und Hero finden. Dann suchen wir meinen Vater und fechten die Sachen unter Vampiren aus.“ Ich warf jedem einen ernsten Blick zu. „Seid ihr dabei?“
Jeder nickte und ich wusste, das ich mich auf Blue und meine Brüder zu hundert Prozent verlassen konnte.


Soooo das wars erstmal :D mehr hab ich leider noch nicht XD hab nicht weiter geschrieben :/ Hoffe das es überhaupt jemand gelesen hat bei so vielen Geschichten ...





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