Deep Obscurity - Teil 3

Autor: Noa
veröffentlicht am: 11.05.2013


„Oh! Ja! Snow!“, rief er plötzlich auf und ein Glückgefühl schoss in mir hoch.
„S-Snow C-Calis?“, stotterte ich und fragte ein zweites Mal nach, ob er sich seiner Gedanken bewusst war. Er nickte jedoch anschließend.
„Hellbraune Haare, grüne Augen und er trug eine silberne Kette mit einem seltsamen Anhänger um seinen Hals“, beschrieb er die Person und alles passte haargenau auf Snow. Ich hielt wegen der erschrockenen Erkenntnis meine Hand vor den Mund und eine Träne entlarvte sich. Blue warf mir einen verblüfften Blick zu, als meine Knie, da sie zu weich wurden, auf den Boden sanken. Meine Gedanken sprangen alle zickzack und meine Gefühle drehten sich im Kreis. Erinnerungen kamen in mir hoch. Snow lebte, es bestünde noch Hoffnung.
Stone legte eine Hand auf meine Schulter.
„Alles ok mit ihr?“, fragte Blue und kniete sich zu mir hinunter. Durch die nassen Klamotten und die tropfenden Haare wirkte ich eher völlig verstört, als erschüttert.
„Sie...“, begann Stone und überlegte wie er es ihm erklären könnte. „...es ist jemand, von dem sie seine Rückkehr erwartet hatte. Aber er schrieb weder einen Brief oder tauchte jemals wieder auf.“
Blue musterte mich erneut und sah in meine hellblauen glasigen Augen. Er wusste was Snow für mich war und konnte meine Erschütterung und gleichzeitige Erleichterung erhaschen.
„Dieser Typ hat auch gar keine Zeit zum Schreiben.“, bemerkte Blue und kniete sich wieder auf. Meine Augen verfolgten ihn erwartungsvoll. „Er ist ein verdammt guter Kämpfer. Er führt eine kleine Gruppe von Vampiren an. Zum ersten Mal sah ich ihn, da half er mir aufzustehen, als mir jemand eine Silberkugel ins Bein schoss. Danach zog er sie heraus und ich war wieder geheilt. Ich kämpfte mit seiner Gruppe gegen die Abtrünnigen über eine Woche lang, aber wir wurden getrennt und flüchtend schleppte ich mich dreizehn Tage hierher. Meine Haut ist völlig verbrannt und ausgetrocknet gewesen. Es gab kein Blut und nur durch die Hoffnung auf das Mittel des Doktors konnte ich mich immer weiter hierher treiben“, erzählte er seine Geschichte.
„Das ist also erst fast drei Wochen her, dass du Snow zuletzt gesehen hattest?“, fragte ich und ließ mir beim Aufstehen von Stone helfen, indem ich nach seiner Hand griff.
„Ja. Er könnte jedoch schon längst weitergezogenen sein. Die Vampire verwenden seltsames Gas, das in Verbindung mit Silber steht und einen nach den anderen damit erstickt. Dieser Krieg versinkt ins reine Chaos. Sogar die Menschen beginnen sich dort einzumischen. Immer mehr Tote landen in den Nachrichten.“
Blue seufzte und sank auf das Sofa zurück. Er stützte mit seinem Arm den Kopf und ließ seine Lider fallen.
„Wenn ihr kein Mittel gegen das Sonnenlicht habt, dann waren meine Bemühungen alle umsonst gewesen. Ich werde nicht erneut in den Krieg gehen. Dort kreucht und fleucht nur eine ausgehungerte und blutrünstige Meute von Vampiren. Täglich zuzusehen, wie sie sterben und man nachts ihre Schreie hört, ist noch grauenhafter als die Hölle selbst.“, murmelte er unverständlich zum Schluss, als er tatsächlich auf dem Sofa einschlief. Wie lange hatte dieser Vampir kein Auge mehr zu getan, das sogar sein unsterblicher Körper ungewollt zur Ruhe kam? Snow musste es genauso ergehen und das er noch lebte, war die erfreulichste Nachricht seit den ganzen vier Jahren.
„Was werde wir mit ihm jetzt tun?“, fragte Stone und tippte auf meine Schulter. Ich drehte mich zum ihm um. In meinen Augen stand mein Ziel schon geschrieben. Seine hingegen weiteten sich und ich wollte aus dem Zimmer flüchten.
„Moment!“, stoppte er und packte meinen Arm. „Was hast du vor?“
„Ich werde keine Ruhe geben, bis ich in Snows Armen liege.“
„Du willst jetzt losgehen? Du weißt doch gar nicht wo er ist.“
Stone hatte Recht. Nur Blue war meine letzte Hoffnung Snow zu finden. Er wusste, wo er sich befand und ich musste ihn einfach finden, koste es was es wolle.
„Blue!“, rief ich und er öffnete schlagartig seine Augen ohne dabei seinen restlichen Körper zu bewegen. „Kannst du mir den Weg zeigen, wo du das letzte Mal Snow gesehen hast?“
Er lachte auf. „Hast mir gerade nicht zugehört, Püppi? Da draußen ist das reinste Chaos und ich werde nicht noch einmal in den Krieg ziehen.“
„Okay!“, rief ich ihm entgegen. „Was willst du dafür?“
Ich musste alles versuchen. Mir war Snow jeder Euro wert, nur damit ich ihn finden konnte. Aber Blues Blick verriet mir, was er als Gegenleistung haben wollte. Wahrscheinlich genau das, weswegen er gekommen war. Aber dafür bräuchte ich meinen Vater, denn er wäre der Einzige der dieses Mittel herstellen könnte.
„Geht es um das Sonnenlichtmittel?“, fragte ich nach und verschränkte die Arme vor der Brust. Mit meinen kalten Blicken wollte ich ihn ein wenig einschüchtern. Aber wegen ein paar miesen Frauenblicke ließ er sich bestimmt nicht beeinflussen. Denn seine Augen sahen tausend Mal schlimmere Sache, von denen ich nicht einmal zu träumen wagte.
Er nickte und erhob sich erschöpft vom Sofa. Mit wenigen Schritten stand er vor mir.
„Ich weiß dein Vater entwickelte solch Mittel und dass er auch in den Krieg zog, wusste ich nicht. Was ich aber weiß, ist, das Snow ahnt wo dein Vater sich momentan aufhält und mit einem langem Schlaf, der bis zur morgigen Stunde andauern wird, überlege ich mir die ganze Sache eventuell.“
Er lief an mir vorbei und ging die drei Stufen hoch, um in den Flur des ersten Stockwerkes zu gelangen.
„Du würdest wirklich von hier fort gehen?“, fragte Stone beängstigend und mein ernster Blick beschaffte ihm die Antwort.
„Gute Nacht, Stone.“, sagte ich und ging gemütlich in mein Zimmer, beziehungsweise in das von Snow. Bat schlich sich erneut in den Raum und sah mich im Bett liegen. Mein Blick war dieses Mal nicht auf das Fenster gerichtet, sondern mein Körper wog sich unter der Decke ein.
„Du schläfst? Ich habe mit Stone geredet und er faselte von einem Verschwinden und Snow. Wirst du weggehen?“, fragte er traurig und setzte sich auf meine Hüfte. Sein kleiner Körper plumpste auf den Rücken. Ich musste leicht kichern, als er mich dabei kitzelte.
„Ja. Aber ich käme wieder. Und an meiner Seite wäre Snow.“
Bat wälzte sich und breitete seine Flügel auf meiner Hüfte aus, damit er gemütlich liegen konnte.
„Dann nimm mich bitte mit“, sagte er aus einem mir unerklärlichem Grund.
„Nein. Du musst hier bleiben und das Schloss bewachen.“
„Verspotte mich nicht, Ice. Du weißt genau, das ich nur das Schoßhündchen bin.“
Ich warf ihm ein sanftes, kaum erkennbares Lächeln zu.
„Du willst also wirklich mitkommen?“, fragte ich ernst und er krallte sich an meinem Rock fest. Seine kullernden schwarzen Augen funkelten mich an.
„Beste Freunde, oder?“, piepste er und kniff seine Augen zu.
„Also gut. Aber halte dich von den Menschen fern. Morgen muss ich schauen, dass ich Tarnkleidung bekomme. Wenn ein Mensch von mir erfährt, dann habe ich keine andere Wahl als ihn zu töten.“
„Tu das, Ice. Und schlaf gut.“
Meine Augen richteten sich auf den Himmel, der am Rand begann heller zu werden.
Ich bettete meinen Kopf in mein Kissen und ein alter Geruch von Snow strömte dabei in meine Nase. Es durchfuhr mich ein Kribbeln und ein verliebtes Lächeln erstürmte mein Gesicht.





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