Haben Sie sonst noch Wünsche? - Teil 7

Autor: Valenzia
veröffentlicht am: 11.03.2013


Sou, weiter gehts :) ich entschuldige mich für die mäßige Länge dieses Teils, aber in der Kürze liegt bekanntlich die Würze :o) ............

Es waren nur noch wenige Gäste da und die entspannten sich alle im Swimmingpool. Deswegen merkte auch keiner, wie die junge Frau wie vom Blitz getroffen aufsprang und sich, einer Eingebung folgend, hinter dem Rezeptionstisch versteckte. Da der Tisch nicht besonders groß war, musste sie sich ganz schön zusammenkauern, um ungesehen zu bleiben.
Was macht er denn hier?, dachte sie perplex und erinnerte sich fast gleichzeitig an die Szene im Gang, als Louis ihr Namensschild mit dem Arbeitsplatz gesehen hatte.
Na toll, ging es ihr durch den Kopf. Jetzt muss ich hinter die Regale kriechen und- „Hey, Eva, was machst du denn da unten?“, erklang die allzu bekannte, samtweiche Stimme über ihr. Sie schaute automatisch auf. Louis hatte sich lässig auf den Rezeptionstisch gelehnt und schaute mit hochgezogener Augenbraue zu ihr herab.
Eva kam sich auf einmal unheimlich dumm vor. „Ich, äh, ich hab was fallen gelassen, aber ich finde es nicht mehr.“ Sogleich schoss sie kerzengerade in die Höhe und wollte fragen, was er wollte, aber sein Anblick verschlug ihr die Sprache.
Hatte er am Vortag in lockeren Touristenklamotten schon wahnsinnig gut ausgesehen, war der schwarze Anzug, in dem sein athletischer Körper nun steckte, schier umwerfend. Er hatte die blonden Haare zurückgekämmt und bedachte Eva mit einem spöttischen Lächeln.
„Du guckst wie ein Frosch“, durchbrach er charmant Evas Starre, die sich dann auch gleich wieder fing.
„W-was, wie?“
Ein guter Konter sieht wirklich anders aus, rügte eine Stimme in ihrem Kopf. Eva fragte sich, warum ihr Hirn bei Louis Anblick immer auf Hochtouren arbeitete, ihr Mund aber nichts Gescheites produzierte.
„Na, dein Blick“, antwortete Louis, der dieses Problem wohl nicht hatte.
„Ich weiß, dass ich gut aussehe, aber so offensichtlich musst du mich nicht anstarren.“ Ein ironisches Grinsen folgte. „Als du mir gestern eine gescheuert hast, war dein Gesicht nicht so ausdruckslos.“ Da machte etwas in Evas Kopf Klick, sie rief sich innerlich zu Ordnung. Die junge Frau konnte sich wahrlich eine Scheibe von dem übersteigerten Selbstbewusstsein ihres Gegenübers abschneiden.
„Du hast wirklich ein übersteigertes Selbstbewusstsein“, kam es auch prompt aus ihrem Mund.
Super, Eva, das war ein Schuss nach hinten!
„Übersteigert?“, lachte Louis modelreif. „Ich würde eher sagen berechtigt.“ Er zeigte ihr seine ebenmäßigen, weißen Zähne.
Eva gab sich eine geistige Backpfeife. Was ist los mit mir?, fragte sie sich. Sonst bin ich doch auch nicht auf den Mund gefallen.
„Du hältst eindeutig zu viel von dir“, sagte sie. „Die Ohrfeige hast du verdient, weil du ein überhebliches, arrogantes Arschloch bist“, so wie Sascha, dachte sie, „genau wie früher in der Schule. Du hast dich kein bisschen geändert und ich würde dir jederzeit wieder eine scheuern!“ Das war doch mal eine Ansage, freute sich die Stimme in ihrem Kopf.
Louis Gesichtsausdruck veränderte sich leicht. Sein Lächeln verschwand gänzlich, aber den überlegenen Ausdruck hatte er immer noch.
„Was meinst du, was dein Chef davon halten würde, wenn ich ihm das, was du gerade zu mir gesagt hast, erzähle?“ Evas Höhenflug endete jäh. „Das würdest du nicht tun!“, entfuhr es ihr unkontrolliert. Von einem Pokerface hatte sie noch nie etwas gehört. Tara hätte seine Drohung bestimmt kalt gelassen, aber die junge Masseurin war eher vom direkten, ehrlichen Schlag.
„Würde ich nicht?“, grinste Louis und sah sie erwartungsvoll mit hochgezogener Augenbraue an. In diesem Moment hätte ihm Eva nichts lieber als einen Tritt in den Hintern gegeben.
„Das kannst du nicht tun!“, sagte sie mit bereits weniger Elan und merkte erst dann, dass sie sich widerholte.
Das fiel auch Louis auf, denn seine Augenbraue senkte sich wieder und er seufzte tief. „Du musst echt lernen, richtig zu kontern“, belehrte er sie wie ein Lehrer seine Schülerin. „Aber das konntest du früher auch nicht, was?“ Da war es wieder, das Grinsen, das auf so unnachahmliche Weise Arroganz und Überlegenheit in sich vereinte.
Eva war von Louis letztem Satz ehrlich getroffen. Sie hatte zwölf Jahre gebraucht, um ihr schüchternes-Mauerblümchen-Image loszuwerden, und jetzt tauchte dieses Großmaul auf und war gerade dabei, genau diesen verhassten Ruf wieder zum Leben zu erwecken.
Eva drehte sich kommentarlos um und ging zu den Regalen, wo sie anfing, die Fläschchen und Tuben zu ordnen, was überhaupt nicht nötig war, ihr aber eine peinliche Situation ersparte.
Aber Louis ließ sich von diesem eindeutig abwehrenden Signal nicht beeindrucken.
„Bist du etwa beleidigt?“, fragte er und kam um den Rezeptionstisch herum.
„Nein“, log Eva. „Ich muss arbeiten.“
Louis betrachtete das Regal mit den Flaschen. „Du hast doch gar nichts zu tun.“ Eva sah ein, dass er sich durch nonverbale Zeichen nicht abwimmeln ließ, also ging sie in die Offensive.
„Was willst du hier, Louis?“ Sie ließ die Öle Öle sein und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ich bin Gast, was will ich wohl?“, entgegnete der junge Mann und fuhr sich durch die blonde Mähne. In dem Moment schien die Sonne durch eines der Bullaugen und verwandelte sein Haar in Gold. Eva fand, dass immer Leute, die es nicht verdienten, wahnsinnig gut aussahen. Aber sie ließ sich durch seine äußerliche Schönheit nicht verwirren. Wie hieß es so schön? Außen Hui, innen Pfui.
„Du bist nicht wegen einer Massage hier“ sagte Eva.
„Stimmt, ich bin wegen dir hier.“
So etwas Ähnliches hatte die junge Frau erwartet, aber nachvollziehen konnte sie es trotzdem nicht. „Warum?“, fragte sie verständnislos.
Louis hob die Schultern, ließ ein charmantes Lächeln sehen. „Na ja, ich dachte mir, wenn sich zwei alte Freunde nach so langer Zeit wiedersehen-“ „Freunde?“, unterbrach sie ihn fassungslos. „Ich wüsste nicht, wann wir mal Freunde gewesen sind. Du hast mich vier Jahre lang blamiert und fertig gemacht! ‚Schielauge‘ ist wohl einer deiner harmloseren Spitznamen für mich.“ Man sah Louis an, dass er nur mühsam ein Lachen unterdrückte.
„Aber dieser Name war doch genial, das musst selbst du zugeben.“ Eva kapitulierte händeringend und ging in eine der Kabinen, wo es in Form von zu faltenden Handtüchern tatsächlich etwas zu tun gab.
Louis folgte ihr jedoch wieder.
„Okay, ich geb’s zu, früher war ich ein kleiner Kotzbrocken…“ „Früher?“, raunte Eva mehr zu sich selbst, während sie die weichen Frotteehandtücher zusammenlegte.
„…aber ich habe mich total geändert, wie du kaum übersehen haben kannst.“ Als Eva wieder sein überhebliches Grinsen sah, sagte sie- wobei ihr tatsächlich ein ironischer Tonfall gelang-:“Louis, nur weil du äußerlich attraktiv geworden bist, heißt das nicht, dass dein Charakter auch-“ „Du findest mich attraktiv?“ Typisch Mann, ging es Eva durch den Kopf. Louis hörte nur das, was er wollte.
„Warum interessiert dich überhaupt, was ich von dir denke?“, ließ sie sich auf ein Gespräch ein. Anders ging es auch gar nicht, denn die Handtücher waren gefaltet, Louis blockierte den Ausgang und somit einen möglichen Fluchtweg.
Er lehnte sich lässig an den Türrahmen und ließ auf eine Antwort warten. Also gut, dachte Eva und redete weiter: „Ich meine, du verkehrst doch in ganz anderen Kreisen, wie ich gehört habe. Dein Vater ist Besitzer der wahrscheinlich luxuriösesten Hotelkette, du hast bestimmt jeden Tag mit Promis zu tun, du hast Geld ohne Ende, also was willst du gerade von mir?“ Zum ersten Mal seit ihrer Begegnung verschwand der überhebliche Blick aus Louis Augen und wich einem ernsten Gesichtsausdruck.
„Vielleicht habe ich ein schlechtes Gewissen und möchte etwas wiedergutmachen“, sagte er und schaute Eva dabei so grundehrlich in die Augen, dass die junge Frau seinen Worten fast Glauben geschenkt hätte. Aber dann verwandelte er sich wieder in den unausstehlichen kleinen Jungen von damals, und Eva seufzte: „Es ist zwölf Jahre her, da gibt es nichts wiedergutzumachen. Und dein Mitleid brauch ich nicht.“ Sie klammerte sich innerlich krampfhaft an das Sprichwort, Zeit heile alle Wunden, fest, aber sie wusste, dass dies in ihrem Fall nicht stimmte.
Eva schob sich an ihm vorbei aus der Tür, und für einen kurzen Moment waren sich ihre Gesichter so nahe, dass sie seinen Atem spüren und den feinen Duft eines Männerparfüms riechen konnte.
Sie riss sich zusammen, ihr Blick fiel auf Louis teuren Anzug.
„Ich schätze mal, du gehst heute auch ins Theater. Viel Spaß.“ „Eva, sei doch nicht so verbissen. Können wir nicht-“ „Ich wünsche dir einen schönen Abend, Louis“, unterbrach sie ihn ruhig, wandte sich um und ging um die Ecke zur Toilette.
Sobald die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, stieß sie geräuschvoll die Luft aus ihren Lungen und klatschte sich eine belebende Ladung Wasser ins Gesicht. Ob nun Kunden kamen oder nicht, das war ihr jetzt egal.
Zum zweiten Mal flüchtete sie vor einer Konversation mit Louis ins Angestelltenklo, das glücklicherweise immer leer war; ein Vorteil, wenn man nur zu dritt arbeitete.
So kann das nicht weitergehen!, meldete sich ihr Stimmchen wieder.
Das sah Eva allerdings auch so, denn nach jeder Begegnung mit ihrem alten Erzfeind fühlte sie sich total fertig und erschöpft.
„Kann es sein, dass er sich geändert hat?“, fragte sie laut ihr Spiegelbild.
Aber einen Moment danach verneinte sie die Frage selbst. Louis war immer schon etwas arrogant gewesen und bekanntlich waren Reichtum und Schönheit der perfekte Nährboden für diese Charaktereigenschaft. Er hatte wahrscheinlich nie einen Grund gehabt, sich zu ändern, warum sollte er dies dann tun? Er war einundzwanzig Jahre jung, sah aus wie ein Model und hatte einen reichen Vater- wieso sich also bescheiden geben?
„Nein, er hat sich nicht geändert“, sagte sie mit zusammengekniffenen Augen, und ihr Spiegelbild nickte bestätigend.
Die Tür ging auf und Joe kam rein. „Hey Kleine, nichts zu tun?“ Er ging schnurstracks zu einem der Pissoirs und erleichterte sich ungeniert.
„Nee“, antwortete Eva gedehnt, als hätte sie die letzten Stunden wirklich nichts als Langeweile erlebt.
„Da stand grad so ein blonder Kerl draußen, kennst du den?“, fragte Joe, während er sich die Hände wusch.
„Ne-ein…wieso?“
Ihr Kollege sah sie mitleidig an. „Du kannst nicht lügen, Kleine, tut mir leid. Er hat nach dir gefragt, aber ich habe ihm gesagt, dass du noch arbeitest. Ich dachte, er wär ein Freund, also raus mit der Sprache.“ Bei aller Liebe zu Joe hatte Eva keine Lust, ihr kleines Geheimnis auf mehr Eingeweihte als ihre drei Zimmergenossen auszuweiten. Also antwortete sie, ohne dabei die Unwahrheit zu sagen: „Ach so, den meinst du. Das war ein alter Klassenkamerad von der Realschule.“ Dabei spürte sie, wie ihr die Röte in die Wangen schoss, hastig wandte sie sich ab. Es war wie ein Fluch. Jedes Mal, wenn die junge Frau auch nur ein bisschen schwindelte, lief sie an wie eine überreife Tomate.
Joe brummte kurz und zuckte mit den Schultern. „Na dann behalt dein Geheimnis für dich.“










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