Witch Birth - Teil 6

Autor: yuna151
veröffentlicht am: 24.04.2013


Meredith zuckte leicht zusammen, als ihre Finger den Drachen auf dem Buch berührten, der sich wie die Schrift, vom Rest abhob.
Er war eisig kalt und schien sich zu bewegen.
"Nein, unmöglich", murmelte die Schwarzhaarige leise und ließ erneut die Finger darüber streifen. Abermals glaubte sie, dass er sich bewegen würde
Beinahe hätte sie das Buch einfach weggeschleudert, wäre wieder in ihr Zimmer gegangen und hätte darauf gewartet endlich auf zu wachen, doch etwas hielt sie davon ab.
Der Name hörte sich nicht wirklich spannend oder gar interessant an, jedoch fühlte sie, konnte es fast greifen, dass dieses Buch ihr Antworten geben könnte.
Auf die vielen Fragen, die sie seit jeher hatte.
Fragen zu ihren Träumen, zu den Dingen in ihrem Leben, die keinesfalls normal waren, und die sie so beängstigend fand.
Blitzartig zuckte das Bild des Wolfes vor ihrem inneren Auge vorbei und sie hielt den Atem an.
Schnell drehte sie sich herum und sah einen jungen Mann im Türrahmen stehen. Sein Gesicht war zur Hälfte im Schatten verborgen. Die andere Hälfte wies einen leichten Lichtstrahl von der Luke auf. Über seinem linken Auge zog sich eine feine Linie, eine kleine Narbe, die ihn unglaublich verwegen aussehen ließ.
Er hatte ein markantes und ziemlich gut aussehendes Gesicht.
Sein schwarzes Haar war etwas länger und verdeckte das offensichtlich verletzte Augen zum Teil. In deren Farbe verlor sie sich ganz. Es war dasselbe gelb wie bei dem gefährlichen Tier im Wald. Genau das gleiche gelb, wie der Wolf es hatte. Und die Narbe...ebenfalls wie beim Wolf!
Doch darüber würde sie später nachdenken. Immerhin glaubte sie ihn sich nur ein zu bilden.
Jemand hatte Licht im Haus angemacht, was sie nicht einmal bemerkt hatte.
"Mer!", hörte sie plötzlich Ann rufen, die Stimme vor Besorgnis fast kreischend.
"Oh nein, Ann..." Hastig legte Meredith das Buch in die Nische zurück und rannte zur Luke. Der junge Mann wich nicht zurück und sie...prallte gegen ihn!
Er war keine Einbildung, er war real.
Noch bevor sie einen Schrei ausstoßen konnte, drehte er sie mit den Rücken zu sich und hielt ihr eine Hand vor den Mund. Sie wehrte sich, wurde aber schlagartig ruhig.
Sein warmer Atem streifte über ihre bloße Haut beim Ohr und am Hals.
"Ich werde dir nichts tun, versprochen", flüsterte er mit seiner rauen, unglaublich heißen Stimme.
Seine kräftigen Arme lagen um ihren Körper und sie spürte die Muskeln an seinem Bauch, durch den leichten Stoff ihres Shirts. Er wiederum hatte nichts außer einer Hose an, was ihren Herzschlag noch zusätzliche erhöhte. Ihr wurde immer wärmer und ihr Atem geriet ins Stocken. Hitze strömte durch ihren ganzen Körper, ließ ihre Knie weich werden.
"Wirst du still bleiben, wenn ich die Hand wegnehme?" Wieder spürte sie seinen Atem und erschauderte heftig. Sie nickte leicht.
Und schon nahm er die Hand weg und drehte sie mit dem Gesicht zu sich. Ihr erster Impuls war es doch los zu schreien. Nur ein Blick aus seinen faszinierenden Augen, ließ sie es nicht tun, ihn einfach nur anstarren.
"Wo ist das Buch?", fragte er dann unvermittelt. Welches Buch meinte er? Das was sie grade gefunden hatte?
Als hätte er ihre Gedanken gelesen oder sich einfach nur vorstellen können was sie dachte, nickte er.
Mit zittrigen Fingern, wies sie auf die kleine dunkle Ecke und sah im nächsten Moment, wie er dorthin ging.
Renn weg, schrie eine leise Stimme in ihrem Kopf.
Meredith blieb jedoch einfach stehen und verscheuchte diesen Gedanken vehement. Sie wusste einfach, dass er ihr wirklich nichts tun würde, so wie er gesagt hatte.
Ihre Augen folgten jede seiner geschmeidigen Bewegungen, blieben einfach an ihm hängen.
"MEEEERRR!" Ann! Die hatte sie ganz vergessen.
Sie blickte kurz zur Luke und wieder zu dem Fremden. Ann würde sicher auch bald hoch kommen. Das musste Meredith verhindern.
"Ich muss kurz runter, meine Freundin macht sich Sorgen und sucht mich. Aber ich komme wieder hoch. Bleib solange hier!", rief sie dem Fremden zu und verschwand auch schon vom Dachboden.

"Warte!", rief Zephyre ihr noch nach, doch sie hatte die Luke bereits geschlossen. Fassungslos sah er zu der kleinen Ritze, wo noch immer Licht hindurch drang.
Das hatte sie doch jetzt nicht tatsächlich getan? Wie konnte sie so unvernünftig sein?
Er war ein Fremder, sie musste Angst haben! Er könnte ja sonst was sein...
Zephyre schüttelte den Kopf und seufzte schwer. Dieses Mädchen konnte keine so mächtige Hexe sein, doch sie hatte den Namen des Buches laut ausgesprochen und das Siegel damit halb gelöst.
Wieder schüttelte er den Kopf. Es würde ihm jetzt auch nichts bringen über sie nach zu denken, erst musste das Buch weg geschafft werden.
Er näherte sich der Ecke, die sie ihm gezeigt hatte und wo er sich sicher war, das sie nicht log. Obwohl er mindestens noch einen Meter davon entfernt war, spürte er diese zerstörerische Macht und zuckte leicht zusammen.
Noch einen Schritt ging er näher, sehr langsam, sehr vorsichtig. Er hing nämlich sehr an seinem Leben, auch wenn es meist sehr anstrengend oder einsam war.
Das Buch begann zu leuchten, es erkannte ihn.
Oh ja, sie kannten sich nur zu gut...Damals wie heute. Nur das er in den letzten fünfhundert Jahren um einiges stärker geworden war. Aber auch dies, konnte das Buch fühlen.
Zephyre hörte wie sich sein eigener Atem mit dem des Werkes vermischte.
Es atmete wieder!
Lange, sehr lange, hatte es dies nicht mehr getan, hatte tief geschlafen unter dem Bann, den sein eigener Vater darauf gelegt hatte und der ihm das Leben gekostet hatte. Aber es war zum Wohle aller gewesen was Zephyre dennoch nicht milder stimmte.
Nun stand er direkt dafür, das Herz ganz ruhig, die Atmung normal. Zu genau wusste er was ihn erwarten könnte, erwarten würde! Er hatte keine Angst, keine Zweifel.
Seine rechte Hand streckte sich danach aus, geschmeidig, wie alles was er tat, vorsichtig, wie er es gelernt hatte. Die schlanken Finger stießen auf den harten Deckel des Buches, strichen achtsam über die Inschrift. In der nächsten Sekunde durchzuckte ein Blitz seinen hoch gewachsenen Körper und er nahm die Hand zurück.
So ein Mist!
Das Buch hatte sich bereits mit diesem Mädchen verbunden...Das war äußerst schlecht, mehr als schlecht. Es könnte große Gefahr bedeuten.
Das einzige was er nun noch tun konnte, um schlimmeres zu verhindern, war sie das Buch niemals aufschlagen, geschweige denn lesen zu lassen. Dafür würde er alles tun!
Ein leises Knarren, ließ ihn herum fahren.
Sie stand tatsächlich wieder da...Wie leichtsinnig.

Meredith hatte Ann schließlich nur beruhigen können, indem sie ihr erklärte, nicht hatte schlafen zu können. Ihre Freundin hatte es ihr sofort geglaubt, auch wenn Meredith nicht ganz wohl dabei gewesen war, die Blondine anlügen zu müssen.
Doch noch wusste sie nichts über diesen Kerl da oben und ihr war es lieber, wenn sich das schnell ändern würde. Von ihm ging etwas aus, was ihre Knie weich werden ließ. Sei es durch Angst oder, was um einiges schlimmer wäre, durch heißes Verlangen!
Nun war sie wieder oben, sah ihm tief in die Augen und konnte sich nicht erklären, warum sie wieder hier war oder warum sie nicht Ann und Finn gepackt hatte um zu fliehen.
"Wer sind Sie?" Ihre Stimme zittrig, belegt. Dabei war sie alles im Kopf durch gegangen, während sie mit Ann diskutiert hatte. Nun war jedoch ihr Kopf wie leer gefegt...
"Das brauchst du nicht zu wissen!" Wieder diese raue, verführerische Stimme.
"Im Moment gehört das Haus sozusagen uns! Also werde ich ja wohl wissen wollen, wer hier einfach einbricht!", erwiderte sie nun schon etwas gefasster.
Nur nicht über ihn nachdenken, schwor sie sich im Kopf, was reichlich wenig brachte.
"Wäre ich eingebrochen, hättest du es wohl gehört."
Da hatte er ja schon irgendwie Recht, doch sie ließ sich davon weder beirren noch einschüchtern.
"Ach, dann hat einer von uns dreien Sie also eingeladen?", fragte sie argwöhnisch und stemmte eine Hand in die Hüfte.
"Wenn dem nicht so ist, SIND Sie eingebrochen."
Es war merkwürdig mit ihm zu reden, als wäre es normal, das Nachts ganz plötzlich, ein umwerfend gut aussehender Kerl auf dem Dachboden auftaucht.
"Wie kann man in eine offene Tür einbrechen?", stellte er die Gegenfrage, was sie verwirrt die Stirn runzeln ließ.
"Ich habe sie doch geschlossen..."
"Falsch! Sie stand einen Spalt offen."
Das verschlug ihr nun doch die Sprache, aber nur für einen kleinen Moment.
"Dann hätten Sie sie einfach schließen können!"
Meredith zuckte leicht zusammen, als er zu lachen begann. Es war ein heißeres Lachen. Eines,, was viel Vergnügen versprach und vor dem eine junge Frau wie sie, sich fern halten sollte, wollte sie nicht noch in dieser Nacht verführt werden.
Sie stellte sich vor, wie seine Finger über ihren Körper glitten und alle Stellen erkunden würden. Wie seine Lippen, den sanften Spuren folgen und sie in eine andere Welt entführen würden.
Bei diesen verwegenen Gedanken, brannten ihre Wangen und färbten sich leicht rötlich.

Dachte sie ernsthaft ein Kerl, der nachts durch diese Gegend zieht und eine offene Tür sieht, würde diese ganz brav schließen?
Das war echt zu komisch. Und es tat wahnsinnig gut, seit so langer Zeit einmal wieder zu lachen. Viel gab es nicht, über das er sich hätte amüsieren können, doch dieses Mädchen schaffte es in nur wenigen Augenblicken.
"Werde ich beim nächsten Mal", meinte er leichthin und deutete auf die Ecke.
Aus dem Augenwinkel sah er, wie sie näher kam, sehr aufmerksam.
"Fass dieses Buch nie wieder an!" Nun sah sie ihn verständnislos an.
"Wieso nicht?"
"Es ist ein gefährliches Buch einer bösen Hexe!" Er zuckte leicht zusammen, als sie nun ihrerseits lachte.
"Als wenn es echte Hexen wirklich geben würde."
Zephyre knurrte wütend und packte sie grob an den Oberarmen.
"Wie kann eine Hexe behaupten, es gäbe sie nicht?"
"Du tust mir weh!" Endlich hatte sie mit dem dummen Sie aufgehört, was ihm missfallen hatte.
Schlagartig ließ er ihre Arme zwar los, zog sie aber stattdessen fest an seinen muskulösen Körper, die Arme an ihren Rücken gelegt.
"Wie kannst du nur so unvernünftig sein?", flüsterte er fragend in ihr Ohr und streifte mit seinen Lippen, ihre zarte Wange. Tief zog er ihren Duft in sich ein.

Meredith wehrte sich nicht, zog es nicht einmal in Erwägung. Stattdessen schlang sie ihre Arme einfach um ihn. Sie konnte diesem merkwürdigen Drang nichts entgegen setzen.
"Hexen?", fragte sie noch einmal nach und fand es plötzlich nicht mehr so abwegig. Es würde so vieles in ihrem Leben erklären, so vieles aufdecken.
Sie spürte, wie er nickte und schaute auf, genau in seine funkelnden Augen.
"Bin ich eine?" Sie flüsterte nun noch, da ihre Stimme ihr nicht so recht gehorchen wollte. Meredith konnte den Blick nicht abwenden. Auch nicht, als er ihr so nah war.
Ihr Verstand sagte ihr, sie solle rennen, sich in Sicherheit bringen, da sie ihn ja gar nicht kannte. Ihr Herz allerdings, sagte ihr, das er einer der guten war, das er sie beschützen würde.
"So sehr, wie ich ein Dämon bin!"
Erschrocken schnappte sie nach Luft.
Hexe hin oder her, das war etwas, was real war. Ständig hörte man davon in der Realität. Doch Dämonen?
Das klang so...absurd...!
Grade wollte sie zu einer Antwort ansetzen, als ein Leuchten hinter ihm, ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Genau wie seine.
Hastig drehten sie sich um, ohne den anderen ganz los zu lassen.






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